Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Zwischen Hass und Liebe

Frage: Sie sagten, unser Leben verläuft zwischen Liebe und Hass. Doch inwiefern ist Liebe mit Hass verbunden und andersrum genauso?

Meine Antwort: Wenn es keinen Hass gäbe, würde es auch keine Liebe geben. Wenn ich keine Verlangen und keine Erfüllung hätte, woher wüsste ich, dass ich es liebe? Das Maß der Liebe, ihr Charakter und ihre Kraft hängen von Maß, Charakter und der Kraft des Hasses ab. Wenn ich etwas hasse, möchte ich mich davon distanzieren, oder wenn ich leide, hasse ich das Leid, denn ich will es nicht. Hass und Liebe beschreiben das ganze Spektrum der Beziehungen. Und es gibt nichts anderes, als das, was ich hasse und was ich liebe.

Wir wurden aus dem Wunsch zu genießen erschaffen, und darum gibt es Dinge, die ich hasse und von denen ich mich entfernen möchte, weil sie mein Verlangen zu genießen negativ beeinflussen. Umgekehrt ist es genau so, es gibt Dinge, die ich liebe und denen ich mich hingeben möchte, weil sie auf mich positiv wirken. Und zwischen den beiden befindet sich mein ganzes Leben: Es zieht mich etwas an oder stößt mich ab; ich pendle zwischen dem Hass für das Schlechte und der Liebe für das Gute hin und her.

Womöglich sollten wir uns selbst erziehen, und die Vorstellungen von dem, was schlecht und was gut ist, wovon wir genießen und wovon nicht überdenken. Und darum brauchen wir eine spezielle Bildung und damit einhergehend eine Veränderung in der Beziehung des Menschen zu dem, was ihm als gut und angenehm scheint und was er als schlecht und unangenehm empfindet.

Wir können unsere Einstellung dazu ändern und Wahrheit und Lüge, süß und bitter in unsere Betrachtungsweise einbeziehen. Immerhin gibt es Dinge, die man liebt, obwohl man weiß, dass sie schädlich sind. Und es gibt Dinge, die man hasst und verachtet, aber nichtsdestotrotz richtig sind. Und mit deren Hilfe man tatsächlich zum Guten kommen kann.

Das heißt, man sollte sein Leben nicht nach dem instinktiven oder erworbenen gesellschaftlichen Vorstellungen und Gefühlen von Gut und Böse betrachten, sondern eine Klärung im Verstand durchführen: was wirklich gut oder schlecht ist, und nicht was mir angenehm oder unangenehm erscheint oder was ich selbst als richtig oder falsch empfinde.

Dies ist möglich, weil der Mensch ein soziales Wesen ist und deshalb bestimmen kann, was gut und schlecht in Bezug auf die Gesellschafft ist. Die Gesellschaft respektiert mich oder verachtet mich. Und da ich sehr unter dem Einfluss der Gesellschaft stehe, kann ich meine Werte  ändern und etwas hassen, was ich früher geliebt habe und umgekehrt.

Früher verhielt ich mich zum Beispiel, wie es mir in den Sinn kam, und plötzlich in der neuen Umgebung merke ich, dass es gar nicht gut ankommt, ich werde missachtet, nicht respektiert. Weil ich mich vielleicht falsch benehme oder ungepflegt bin..

Ich sehe, dass ich gar keine Wahl habe und mein Verhalten korrigieren muss; ich erkenne den Einfluss der Umgebung, in der man klar nach gut und schlecht beurteilt wird. Ich fange an, die Missachtung der Umgebung als etwas Schlechtes zu sehen, das mir schadet und ich strenge mich an, mein Verhalten und meine Einstellung zu korrigieren. Meine Werte ändern sich.

So sind wir in der Lage, die Dinge zu ändern, die wir lieben und die wir hassen.

„Neues Leben“. Folge Nr. 692

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