Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Zwei Wege, um gut zu sein

In jedem Aspekt, den wir untersuchen können, ist das Leben heute besser als es jemals war: Wir haben mehr Nahrung als je zuvor, sogar zu viel; wir haben eine bessere Gesundheitsversorgung; wir leben länger; und wir haben Redefreiheit, zumindest im Vergleich zu vor hundert Jahren oder früher. Die Technologie hat uns Überfluss beschert; wir können bequem innerhalb von Stunden überall hinreisen, wo wir wollen, und das zu einem lächerlichen Preis; wir können mit jedem Mensch auf dem Globus innerhalb von Sekunden kommunizieren, als ob er direkt neben uns stünde, und die moderne Medizin vollbringt Wunder (selbst Covid-19 ist nichts im Vergleich zu Seuchen, die noch vor einem Jahrhundert zig Millionen Menschen getötet haben). Es scheint, als ob die Menschen glücklicher denn je sein sollten. Überraschenderweise sind wir heute deprimierter als je zuvor.

Wenn wir diesem Rätsel auf den Grund gehen, werden wir etwas faszinierendes finden: Nicht nur unser Leben hat sich verändert, sondern auch unsere Ziele. Früher wollten wir überleben; heute wollen wir Spaß haben und glücklich sein. Technologie ist dazu da, das Leben zu erleichtern, aber sie kann uns nicht glücklich machen. Um glücklich zu sein, brauchen wir um uns herum liebevolle Menschen, keine fortschrittliche Technologie.

In der Tat, je mehr die verbesserte Technologie unser Leben leichter macht, des Öfteren bringt sie uns dazu, nach dem Sinn des Lebens zu fragen. Wenn wir nicht mehr ums Überleben kämpfen müssen, warum müssen wir dann einen Finger rühren? Und wenn wir keinen Finger rühren müssen, sind wir dann wirklich am Leben? Obwohl diese Fragen noch größtenteils in unserem Unterbewusstsein angesiedelt sind, beunruhigen sie uns zunehmend und verderben uns die Party, die wir eigentlich hätten feiern sollen. Je eher wir diese Fragen klären, desto eher können wir sie auflösen und das wahre Glück finden.

Solange wir nur überleben wollten, wussten wir nicht, was Glück ist. Bestenfalls, wenn wir unser Überleben sicherten, waren wir zufrieden. Aber Zufriedenheit ist nicht Glück. Glück kommt aus der Herz-zu-Herz-Verbindung mit anderen Menschen, wenn wir sie spüren, als wären sie ein Teil von uns, und sie dasselbe für uns empfinden. Es ist nicht nur eine gegenseitige Verantwortung auf der physischen Ebene, sondern eine Verschmelzung des Geistes und des Herzens unter allen Menschen. Ein Zustand, den wir nur erreichen können, wenn wir uns wirklich umeinander kümmern, einander lieben wie uns selbst, oder wie unsere Weisen es ausdrücken: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, im wahrsten Sinne des Wortes.

Damit dies geschehen kann, müssen wir zunächst erkennen, dass unser derzeitiger Geisteszustand das komplette Gegenteil ist: Wir sind einander fremd, feindselig und misstrauisch. Wir sind vom Wunsch zu überleben zum Wunsch zu genießen übergegangen, aber wie können wir das Leben genießen, wenn wir nicht darauf vertrauen können, dass die Menschen um uns herum uns nichts Böses wollen? Das hält uns ständig auf Trab, wachsam und gestresst. Um das Leben zu genießen, müssen wir zuerst sicher sein, dass die Menschen um uns herum unser Bestes wollen. Mit anderen Worten: Wir müssen gut zueinander werden, fürsorglich. Und das schließt uns alle ein. Wenn ein Mensch in der Gesellschaft versucht, anderen zu schaden, werden alle anderen wachsam und feindselig sein.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir gut zueinander werden können: 1) indem wir erkennen, dass wir keine andere Wahl haben und uns gegen unseren Willen verändern, oder 2) indem wir erkennen, dass dies unsere beste Option ist, unsere bevorzugte Lebensweise, und diese Veränderung aktiv in unserem Leben verfolgen.

Gegenwärtig beschreiten wir den ersten Weg und versuchen verzweifelt, Genusswege zu finden, die es nicht erfordern, sich um andere zu kümmern. Das funktioniert aber nicht. Als Folge davon werden wir immer frustrierter und suchen jegliche Flucht vor dem Schmerz durch Drogen, Gewalt, Extremismus und Depression – das häufigste Leiden unserer Generation. Wir können diesen Weg so lange beschreiten, bis wir das Gefühl haben, dass wir alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, was Jahrzehnte unvorstellbaren Leidens erfordern kann. Alternativ können wir dem anderen Weg gleich jetzt eine Chance geben und sehen, wie er funktioniert.

Wenn wir den anderen Weg versuchen und uns verpflichten, positive Verbindungen zu pflegen, werden wir herausfinden, wonach wir wirklich suchen: Glück. Niemand kann sich traurig fühlen, wenn er von liebevollen Menschen umgeben ist. Wenn wir außerdem anfangen, positive Verbindungen zu pflegen, beginnt alles, was wir tun, einen Sinn zu ergeben, da wir es tun, um anderen zu helfen und uns mit ihnen zu verbinden. Wenn wir um anderer willen arbeiten, geben wir unseren Handlungen unweigerlich einen Sinn. Niemand, der jemals etwas für einen anderen Menschen getan hat, fragt nach dem Grund oder dem Zweck der Handlung. Der Zweck liegt auf der Hand und die Belohnung ist gewaltig.

Und wenn wir uns als Gesellschaft darauf einlassen, positive Verbindungen aufzubauen, wird das materielle Dasein nicht nur mühelos, sondern auch angenehm und sinnvoll. Wir werden wissen, warum wir tun, was wir tun, wie es uns hilft und wie es der Welt hilft. Wir werden es genießen, gut zueinander zu sein und feststellen, dass dies weitaus lohnender ist als kalter und ruinöser Wettbewerb. In diesem Prozess werden wir lernen, die Bedürfnisse des anderen zu spüren, uns in unseren Herzen zu verbinden und nicht nur mit unseren Körpern, und unsere Freude wird unvorstellbar kraftvoll und bedeutsam werden.

Am Ende werden wir lernen, gut zueinander zu sein, denn nur so können wir gedeihen. Aber die Art und Weise, wie wir es lernen, hängt von uns ab.

#Güte #Fürsorge #Bewusstsein


Diesen Beitrag drucken Diesen Beitrag drucken               

Kommentare geschlossen.