Zur Existenz auf zwei Ebenen
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Frage: Was ist der Unterschied in der Wahrnehmung des Lebens zwischen einem Kabbalisten und einem gewöhnlichen Menschen?
Antwort: Der Unterschied liegt in dem Punkt, der „Tod“ genannt wird. Für jeden Menschen auf dieser Erde wird alles unterhalb der Schwelle des Todes wahrgenommen: Er lebt – lebt und stirbt.
Wenn er sich jedoch vorstellen könnte, dass er sowohl in seinem Körper als auch außerhalb seines verstorbenen Körpers lebt, dann hätte er eine ungefähre Vorstellung davon, dass sich dem Kabbalisten gleichzeitig zwei Daseinsformen offenbaren: unsere Welt und die Höhere Welt – die nächste Dimension, die in unserer Welt auf einer anderen Frequenz existiert.
Dadurch verändert sich selbstverständlich die gesamte Lebensphilosophie, die Einstellung zu sich selbst, zu anderen, zum Ziel der Schöpfung, zu den menschlichen Idealen und zu seinen Plänen.
Grundsätzlich verstehen wir nicht, dass die tiefste, unbewusst in uns existierende und alles bestimmende Triebkraft die Angst vor dem Tod ist. Sie treibt uns ständig zu irgendetwas an. Wir erschaffen Kultur und Wissenschaft, um uns abzulenken, um irgendeinen Schutz vor dieser Angst zu finden.
Wir versuchen ständig, dieser Frage zu entkommen, denn wenn sie sich in uns erhebt, verliert das Leben seinen Sinn. Warum Kinder gebären, wenn am Ende alles vergeht, wenn alle sterben? Schließlich bedeutet jeder Geburtstag auch eine Annäherung an den Tod.
Die Kabbala löst diese für die Menschheit wichtigste Frage von Leben und Tod, indem sie dem Menschen ein ewiges, vollkommenes Dasein offenbart – noch während seines irdischen Lebens.
Wenn er auf die nächste Stufe aufsteigt und gleichzeitig auf beiden Stufen existiert, dann kann er wahrhaft Großartiges vollbringen! Er kann auf der irdischen Ebene richtig leben, rational und mit einem wahren Bezug zu anderen, denn ihn hält nichts mehr zurück. Das Empfinden der Ewigkeit überdeckt absolut alle Probleme – absolut alle!
Das bedeutet, dass du beginnst zu verstehen, wofür alles existiert – damit du immer tiefer in diese Ewigkeit eintauchst, in die Wahrnehmung des Schöpfers, in das Empfinden dieser allumfassenden, ewigen, vollkommenen und harmonischen Natur. Damit du dich immer mehr mit Ihm vereinigst, Ihn erkennst und Ihm ähnlich wirst. Dann begreifst du dein irdisches Dasein als die Verwirklichung einer höheren Möglichkeit, die dir gegeben wurde.
Es gibt keine jenseitige Welt. Wenn du während dieses Lebens die geistige Welt erreichst, dann hast du sie erreicht. Und wenn nicht, dann musst du erneut in denselben Zustand zurückkehren, in dem du dich jetzt befindest, und deinen Weg fortsetzen.
[340729]
(Aus dem Gespräch „Mein Telefon hat geklingelt. Leben oder Tod“)
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