Zeit, unser Denken über unsere Kinder zu überdenken
Laut einem Aufsatz, der am 20. Juli 2021 im Journal of Adolescence veröffentlicht wurde, hat die Einsamkeit unter Jugendlichen in der Schule in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Der Aufsatz mit dem Titel „Worldwide increases in adolescent loneliness“ (Weltweite Zunahme der Einsamkeit bei Jugendlichen), der von der renommierten Psychologieprofessorin Jean M. Twenge und mehreren anderen Forschern verfasst wurde, kommt zu dem Schluss, dass zwischen 2012 und 2018 „die Einsamkeit bei Jugendlichen … in 36 von 37 Ländern zugenommen hat. Weltweit haben fast doppelt so viele Jugendliche im Jahr 2018 einen hohen Wert für Einsamkeit erreicht als im Jahr 2000, wobei ein Großteil des Anstiegs nach 2012 stattfand.“ Die Forscher fügen jedoch hinzu, dass „selbst bei den jüngsten Anstiegen … die Mehrheit der Schüler nicht über ein hohes Maß an Einsamkeit berichtete.“
Sind Jugendliche einsam oder sind sie es nicht? Ich denke, das Problem ist nicht, dass sie einsam sind, sondern dass wir nicht verstehen, wie sie denken und fühlen. Deshalb schreiben wir ihnen oft emotionale Zustände zu, die sie nicht erleben, weil wir denken, dass sie wie wir veranlagt sind, aber das ist nicht der Fall. Die Teenager von heute sind klüger, sensibler und verständnisvoller, als wir oft denken. Sie sehen uns an, was wir erreicht (oder nicht erreicht) haben, was die Folgen unseres Handelns sind, und ziehen ihre eigenen Schlüsse. Sie halten nicht so viel von akademischen Titeln, Reisen oder der Anhäufung von Reichtum und Besitztümern wie wir. Für sie ist alles mit einem Fingertipp auf dem Handy erreichbar, und sie verspüren nicht den gleichen Drang wie wir, etwas erreichen und „jemand“ sein zu wollen. Sie sehen, wie „glücklich“ uns das gemacht hat und was für eine Welt wir uns dadurch aufgebaut haben.
Wenn ich auf meine Enkelkinder schaue, habe ich nicht den Eindruck, dass sie leiden. Es ist eine neue Generation mit einem anderen Charakter. Sie stellen pragmatische Fragen; sie wollen wissen, was sie von dem, was sie tun, haben und wenn sie keine zufriedenstellenden Antworten bekommen, bestellen sie eine Pizza und bleiben zu Hause mit ihren Social-Media-Apps und Spielen. Im besten Fall laden sie ein oder zwei Freunde zu sich ein, aber oft kommunizieren sie mit ihnen nur über soziale Medien.
Die Tatsache, dass sie allein sind, bedeutet jedoch nicht, dass sie einsam sind. Manche fühlen sich einsam, andere wiederum nicht, so wie wir es einst waren. Das stundenlange Alleinsein bedeutet für sie nicht, dass sie Einsamkeit empfinden. Als wir Kontakte knüpfen wollten, gingen wir nach draußen. Wenn sie Kontakte knüpfen wollen, gehen sie ins Internet. Sie leben in einer anderen Welt, und je eher wir uns dessen bewusst werden, desto einfacher wird es für sie sein, in dieser Welt zu wachsen.
Es ist erforderlich, sie zu unterstützen und für sie zu sorgen, aber wir müssen ihnen auch die Möglichkeit geben, sich zu ihren eigenen Bedingungen und auf ihre eigene Weise zu entwickeln. Sie werden wie wir alle ihre Herausforderungen haben und unsere Hilfe brauchen, aber wir dürfen ihnen nicht unsere Weltanschauung aufzwingen, denn das wird sie nur daran hindern, eine eigene Weltsicht zu entwickeln, die für die gegenwärtige Realität notwendig ist. In dieser Wirklichkeit ist alles vermischt und miteinander verbunden – physisch und virtuell, lokal und global, allein und gemeinsam.
Ich will damit keineswegs sagen, dass wir sie nicht vor einem falschen Weg bewahren sollten. Aber wir sollten sie auch nicht zwingen, unseren Weg zu gehen, nur weil wir glauben, dass unser Weg der einzig wahre ist. Was für uns früher richtig war, gilt mit Sicherheit für sie nicht mehr, denn die Welt, in der wir aufgewachsen sind, gibt es nicht mehr; wir leben in einer anderen Welt. Deshalb müssen die Jugendlichen von heute ihren eigenen Weg finden, und wir müssen sie bei dieser Suche mit Zuversicht unterstützen, die Gewissheit vermitteln, im Bedarfsfall einen Rückhalt zu haben, auf den sie zurückgreifen können.
Darüber hinaus würde ich ihnen die Grundlagen der Weisheit der Kabbala vermitteln. Die Weisheit der Kabbala ist die Wissenschaft der Verbindungen zwischen den Menschen, so dass das Erlernen der Grundsätze positiver Verbindungen mit anderen in einer hypervernetzten Welt sehr hilfreich sein kann. Ich denke, wenn wir uns diesen Ansatz zu eigen machen, werden wir leichter und angenehmer durch die Jugendzeit unserer Kinder kommen.
#Jugend #Verbindung #Teenager
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