Werft diese krumme Brille weg
Frage: Könnten Sie ein konkretes Beispiel für die korrigierten familiären Beziehungen vorführen? Bis jetzt war es für mich nicht ganz klar.
Meine Antwort: Zum Beispiel scheint es bei der Frau so zu sein, dass der Mann sie nicht unterstützt und sie sich deshalb einsam fühlt. Aber sie muss sich ihm gegenüber so verhalten, als ob sie seine hundertprozentige Unterstützung empfinden würde. Statt sich dadurch beleidigt zu fühlen, weil ihr Mann sie gar nicht unterstützt, bedankt sie sich dafür, dass seine Unterstützung ihr sehr hilft.
Was wird der Mann darauf antworten? Erstens wird er erstaunt sein, weil er doch auf die Auseinandersetzung, auf den Konflikt mit der Frau vorbereitet war. Er wird denken, dass sie ihn einfach verspottet. Aber diese Situation ist nicht nur verdreht, sondern sie ist das Gegenteil vom entgegengesetzten Gegenteil… Sie sieht deine Mängel, trägt sie auf sich über und spricht mit dir über deine Vorzüge, welche sie dann erkennen würde, wenn ihre Selbstsucht sie nicht daran hindern würde.
Frage: Es ist unverständlich, wie ich etwas sagen kann, wenn ich es doch nicht empfinde?!
Meine Antwort: Verstehen Sie, wir sehen nicht die Welt um uns herum, sondern nur uns selbst! Jeder Mensch besitzt einen „Filter“ vor den Augen, der ihn nur das erkennen lässt, was für ihn gut oder schlecht ist. Anhand dieses Filters kann ich mich entweder entfremden oder mich dem Nützlichen nähern. Auf diese Weise agiere ich eben in dieser Welt.
Ich erkenne die reale Welt nicht, die außerhalb von mir existiert, weil ich ständig die Augen zudrücke. Ich verstehe die Außenwelt nicht und kenne nichts darüber. Sie erscheint vor mir in Form des Bildes, welches mir mein egoistisches Verlangen zeichnet.
Wenn ich jedoch beginne, dieses egoistische Verlangen wie den Feind wahrzunehmen, weil ich die Welt als das Gute erkennen möchte, dann werde ich sofort diese egoistische, krumme Brille abnehmen wollen. Deshalb spreche ich positiv über alles, was mir als schlecht vorkommt. Dabei lüge ich nicht, weil ich mich dir gegenüber wie eine Mutter zu ihrem Kind verhalte und mir alle deine Eigenshaften gefallen.
Wenn ich also die egoistische Brille abnehmen werde, dann werde ich dich anders wahrnehmen, denn um mich herum existiert nur die vollkommene Welt .
Frage: Aber diese krumme, kritische Brille habe ich immer noch an?!
Meine Antwort: Du willst jedoch erkennen, was sich in Wirklichkeit dahinter verbirgt, dich über deinen Verstand erheben. In diesen Linsen ist doch deine natürliche Selbstsucht eingelötet. Und deshalb schaust du durch diese Linsen deine zweite Hälfte an und siehst in ihr nur die Mängel.
Wenn es die gewöhnliche Brille wäre, dann hättest du sie einfach abnehmen und wegwerfen können – aber diese Linsen sind in dir eingepflanzt Und deshalb sollst du alles Schlechte als das Gute erkennen, weil du dich daran erinnerst, dass du immer durch die krumme Brille schaust.
„Alle Verbrechen wird die Liebe überdecken“, was bedeutet, dass anstelle der Verbrechen nur die Liebe bleiben wird. Du magst alles, was in deinem Partner ist. Du bemerkst einfach keine Mängel, weil die Gewohnheit zur zweiten Natur wird. Bemühe dich ununterbrochen, bis deine neue Wahrnehmung zur Gewohnheit wird!
Lasst uns an der Stelle vereinbaren, dass wir uns von diesem Augenblick und weiter zu Hause so benehmen werden, als ob wir beide vollkommen wären und zwischen uns keinerlei Widersprüche entstehen würden. Als ob wir füreinander das Maximum an Gutem tun wollen, um folglich wie ein Körper zu sein. Nicht physisch, im Bett, sondern seelisch, innerlich. Nach einer Menge solcher Übungen werden Sie sehen, wie diese Beziehung sich plötzlich verwirklicht.
Aber natürlich ist hierfür der öffentliche Druck seitens der Umgebung nötig, als ob ihr dieses endlose Seminar niemals verlassen würdet. Ihr befindet euch ständig in der richtigen Absicht. Dann wirst du plötzlich erkennen, wie die Natur innerhalb und außerhalb von dir beginnt, sich zu verändern. Die Welt wird dir anders vorkommen, du selbst und alle Beziehungen werden sich verändern. Wie geschrieben steht: „Ich habe die andere Welt gesehen“.
Es scheint eine Art psychologischer Übung zu sein, aber darin gibt es eine sehr große Tiefe. Wir brauchen eine kollektive Kraft, die uns beeinflussen und helfen wird, solche Trainings zu beginnen. Aber hier gibt es eine sehr wichtige Bedingung: der Lehrer in solcher Gruppe soll aus „Bnei Baruch“ sein.
Auszug aus dem 33. Gespräch über das neue Leben, 12.07.2012
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