Wer sind wir? – Freie Menschen oder Rädchen im Getriebe der Schöpfung?
Der freie Wille ist das wichtigste Thema, weil es uns das Hauptproblem unseres Lebens vor Augen führt: sind wir wie jedes andere Teil der Natur vollkommen von oben steuerbar?
Denn wir sehen, dass alles sich nach der Lenkung von oben – nach der Lenkung der Natur, sprich des Schöpfers, bewegt.
Es gibt nichts, was über die Grenzen der Natur hinausgehen würde. Es gibt Handlungen, an denen wir sehen, wie sie geregelt werden, und es gibt Handlungen, wo die lenkende Kraft vor uns verborgen ist.
In unseren jungen Jahren denken wir, dass wir über unser Leben verfügen können, doch während unseres Erwachsen werden gewinnen wir an Lebenserfahrung und begreifen, dass das Leben uns beherrscht und nicht wir es.
In der Tat, wo ist der freie Wille möglich, wenn wir feststellen, wie auf allen Ebenen der Natur strenge und unabänderliche Gesetze gelten: physische, chemische, biologische?
Und wenn wir an irgendeiner Stelle kein Gesetz erkennen können, dann bedeutet das lediglich, dass wir es noch nicht entdeckt haben und nicht dass es dort nicht mit absoluter Bestimmtheit gilt.
Wie kann es einen Teil der Natur geben, der nicht steuerbar ist, der von keinem Gesetz kontrolliert wird? Das ist einfach unmöglich! Überall, wo wir die Natur enthüllen, entdecken wir eine klare Gesetzmäßigkeit.
Und was ist der freie Wille? Die Möglichkeit, so zu handeln, wie es mir passt, ohne mich einem determinierten Naturgesetz zu unterwerfen?!
Woher sollen wir den freien Willen hernehmen? Kann es etwa in der Natur einen weißen Fleck geben, der sich ihr nicht unterwirft?
Also stellt sich heraus, dass unsere ganze scheinbare Freiheit lediglich die Illusion eines kleinen Kindes ist, dass unter einer scharfen Beobachtung alleine beim Spielen in seinem Zimmer gelassen wurde, aber denkt, dass es frei ist. Das heißt, sie wird gänzlich durch unser Unwissen erklärt. Und das nennt sich Freiheit?!
Und was ist dann der Mensch? Ein weiterer Teil der Natur, der ganz und gar von oben gesteuert wird und es noch nicht einmal selbst weiß? Wenn wir jedoch einfache Marionetten sind, dann bedeutet das, dass wir weder Gutes noch Böses tun – wenn ich entsprechend einem Gesetz handle, was kann dann von mir verlangt werden?
Alles, wozu ich plötzlich Lust bekomme, ist ein natürlicher Instinkt, der mich von innen und von außen steuert.
Es kann weder eine Belohnung noch eine Bestrafung geben, wenn wir nur gewöhnliche Rädchen im Getriebe der Schöpfung sind. Doch worin besteht dann deren ganzer Sinn, wenn das alles ein abgekartetes Spiel ist?
Also müssen wir als erstes feststellen, ob wir dennoch über irgendeinen freien Willen verfügen und worin er besteht. Denn wenn es sich wirklich um einen freien Willen handelt, kann man hier entweder sehr viel gewinnen oder im Gegenteil alles verlieren…
Aus diesem Grund ist dies das wichtigste Thema in der Kabbala, denn damit beginnt der nächste Schritt: sind wir frei oder nicht, und wenn ja, wie kann ich diese Freiheit zum maximalem Vorteil nutzen?
Aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Freiheit des Willens“ vom 08.10.2010
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