Was versteht die Kabbala unter „Sünde“?
Zwei Fragen, die ich über Sünde und Vergebung erhielt:
Frage: Lieber Dr. Laitman, wenn alle unsere Gedanken und Verlangen vom Schöpfer zu uns kommen, wie ist es dann möglich zu „sündigen“? Oder anders gesagt, würden Sie bitte erklären, was „Sünde“ in der Spiritualität ist (oder wie sie in der Kabbala verstanden wird). Baal HaSulam verweist sehr oft in Shamati auf Sünde und ich versuche das zu verstehen, was paradox zu sein scheint.
Meine Antwort: „Eine Sünde“ ist, wenn man die Verbindung seiner Gedanken zum Schöpfer abbricht.
Frage: Sind einem in der Kabbala die Sünden vergeben, wenn man sie wirklich bereut?
Meine Antwort: Wir beginnen alle als absolute Sünder, denn wir sind absolute Egoisten. Dann beginnen wir uns selbst zu korrigieren, bis wir die Stufe erreichen, die „vollständig gerecht“ genannt wird – die Stufe von Schenken und Liebe für den Nächsten und den Schöpfer.
Es steht geschrieben: „Es gibt keinen Gerechten in der Welt, der nicht zuvor gesündigt hätte.“ Das bedeutet, dass ein Mensch zuerst seinen Egoismus enthüllt (dies wird als eine Sünde betrachtet, obwohl uns der Egoismus von oben gegeben wurde) und ihn dann korrigiert. Wenn man seinen Egoismus durch die Kraft des Schöpfers zur Eigenschaft des Schenkens und der Liebe korrigiert, wird dies Vergebung genannt.
In der Tora (Kabbala) unterscheiden sich diese Begriffe völlig von der Art, in der wir sie gewöhnlich definieren. Wir denken, dass wir diejenigen waren, die unsere sündigen Eigenschaften erzeugten und dass wir sie dann – ohne die Hilfe des Schöpfers – selbst korrigieren können. Wir erkennen nicht, dass wir von Anfang an Sünder sind; wir denken, dass wir nur sündigen, wenn wir etwas Schlechtes tun. Tatsache jedoch ist, dass alles an uns sündig ist, egoistisch. Wenn ein Mensch den Egoismus in sich selbst enthüllt, dann spürt er, dass er ein Sünder ist. Doch er ist schon auf dem Weg gerecht zu werden, anders als diejenigen, die noch nicht realisieren, dass sie Sünder sind.
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