Was fehlt uns?
Frage: Der Mensch sitzt und beobachtet sich: ich will Wasser, dann noch etwas, und dann weiß ich nicht mehr, was ich will. Dieser einfache Versuch zeigt ihm, dass er von Natur aus Wünsche hat, die er genießen kann?
Meine Antwort: Der Mensch sieht, dass er immer irgendwelche Wünsche hat. Woher sie kommen, weiß er nicht: zuerst will er etwas, dann plötzlich etwas anderes, noch etwas usw..
Er kann sich auf der einen Seite programmieren, das heißt, er bestimmt irgendwelche Wünsche, und erinnert sich daran, was ihm Genuss breitete. Dabei bekommt er so große Lust, diesen Genuss zu empfangen, dass er beginnt, die Verwirklichung dieses Wunsches zu erlangen: „Was will ich? Ah, ich habe vergessen – ich habe Eis im Kühlschrank“ und er nimmt sich das Eis. Oder er erinnert sich, dass er zu irgendeinem interessanten Ort gehen wollte oder sich mit einem interessanten Menschen treffen wollte, ein Buch lesen oder einen Film sehen wollte usw..
Also regen wir uns auf, wenn wir keinen Genuss empfinden. Und wir empfinden keinen Genuss, wenn wir gesättigt sind. Ich bin satt und alles ist scheinbar gut, aber ich habe keinen Geschmack am Leben, das gleicht sich einer italienischen Prinzessin, die an einem heißen Tag auf dem Balkon sitzt, Eis isst und sagt: „ Ah, wäre es doch eine Sünde.“
Wenn wir alles haben, fehlt uns genau dieser Zusatz – das Gefühl dieser Schärfe. Und wir erforschen für uns verschiedene zusätzliche Genussquellen, Aufregungen, aber grundsätzlich ist das alles nur unser Egoismus.
Auszug aus dem TV-Programm „Gespräche mit Michael Laitmann“, 11.03.12
Diesen Beitrag drucken