Über die Liebe und den Hass
Eine Frage, die ich erhielt: Was bedeutet, „seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben“? Was muss man dafür tatsächlich tun?
Meine Antwort: Die Liebe zum Nächsten wie zu sich selbst bedeutet, dass unsere gesamte Welt (die unbelebte, pflanzliche, tierische Natur, die Menschheit), die gesamte Schöpfung, sich in mich wie ein integraler Teil, „wie ein Mensch mit einem Herzen“, einfügen muss!
Ich schließe alles in mich ein und spüre es wie mein eigenes Ich – sonst gibt es mich nicht! Über dem uns trennenden Egoismus müssen wir die Kraft von oben, das Verlangen, die Fähigkeit erlangen, jeden wie sich selbst und sogar noch mehr zu spüren, d.h. zu spüren, dass das alles Ich bin.
Doch dieses Ich ist kein egoistisches Gefühl, weil der Hass zwischen uns bleibt und sogar wächst! Und genau über diesem Hass werde ich mich mit den anderen verbinden – nur dann werden sie für mich „die Nächsten“ heißen.
„Der Nächste“ ist derjenige, den ich hasse und dabei liebe „wie mich selbst“… „Alle Verbrechen werden von der Liebe bedeckt“ – der frühere Hass bleibt, doch über ihm kommt die Liebe hinzu.
In unserer Welt wird alles nur von einem egoistischen Verlangen bewegt – entweder im Empfangen oder im Geben. In der spirituellen Welt befinden wir uns zwischen zwei entgegengesetzten Kräften – dem Empfangen und dem Geben.
Der Egoismus wächst, und parallel dazu entsteht die Eigenschaft des Gebens – diese zwei Eigenschaften erlauben mir, zur Erkenntnis zu gelangen, dass ich vor dem Berg des Hasses (Sinai, von „Sina“ – Hass) stehe.
Doch davor muss ich „Ägypten“ durchlaufen – unter der Knechtschaft des Egoismus, des Pharaos, Hass gegen ihn fassen und vor ihm fliehen, auf der Suche nach der Kraft zu dessen Korrektur.
Am Berg des Hasses gegenüber dem Nächsten muss ich darauf antworten, ob ich wirklich bereit bin, mich mit den anderen durch die Liebe über meinem Hass zu verbinden, wie ein Mensch mit einem Herzen zu werden.
Wenn ich alle Schläge und Plagen des Egoismus/des Pharaos durchlaufen und gespürt habe, dass ich bereits genug gelitten habe, stimme ich zu! Denn ich hasse sehr meinen Egoismus – mehr als ich den Nächsten hasse.
Ich stimme zu, weil ich glaube, dass es mir die Möglichkeit gibt, den Schöpfer zu enthüllen. Letztendlich begreife ich, dass die Liebe und das Geben an den Nächsten selbst meine Erfüllung ist.
Ich verlange nichts mehr außer diesem – diese Handlung an sich erfüllt mich. Und dadurch werde ich dem Schöpfer ähnlich.
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