Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Egoismus'

Das Höchste Gericht stellt dir nur eine einzige Frage

Eine Frage, die ich erhielt: Was soll ich tun, wenn ich nur ein paar Sekunden lang über das Umgebende Licht, das mir die Korrektur bringt, nachdenken kann, nachdem ich für eine ganze Stunde den Sohar gelesen habe?

Meine Antwort: Das ist nicht gut. Es gibt eine Legende von einem Menschen, der stirbt und vor das Höchste Gericht kommt. Dort wird er gefragt: “ Hast du dich mit der Tora befasst und die Erlösung erwartet?“. Man wird dort nichts anderes als das gefragt. Die Tora spricht vom Licht, das reformiert. Also hast du danach verlangt oder nicht? Schließlich ist das der einzige Grund, aus dem du in diese Welt geschickt wurdest. Das ist das Einzige von deinem gesamten Leben, das zählt.

Du kannst die Kabbala studieren und ein brennendes Verlangen haben, doch das ist nicht deine einzige Errungenschaft. Dies wurde dir vom Schöpfer gegeben. Er hat dich zur kabbalistischen Gruppe gebracht und gab dir die Hilfsmittel. Doch was geschah danach? Was hast du selbst mit dem System gemacht, dass auf dich einwirkt? Hast du nach Erlösung, nach Korrektur verlangt? Das ist es, was du beantworten musst.

Nachdem wir für heute gerade mit dem Lesen des Sohars fertig geworden sind, kannst sagen, dass du in dem gewesen bist, was gelesen wurde? Es ist zu spät, darüber nachzudenken, während wir studieren, weil alles von der Vorbereitung abhängt. Du musst vorbereitet zum Unterricht kommen, mit einem brennenden Verlangen und einer brennenden Forderung, als ob du zu einem Arzt kommen würdest und ihn bittest „Herr Doktor, geben Sie mir eine Medizin! Sonst ist für mich alles aus – so schlecht fühle ich mich!“ Wenn du mit solch einer Einstellung zum Unterricht kommst, erwartest du während des Studiums die Erlösung. Doch wenn du anfangs ohne eine Forderung nach Medizin kommst, weil du das Böse in dir, deinen Egoismus und deine Unfähigkeit, dich mit den Freunden zu verbinden nicht spürst und wenn du nicht nach Liebe deinen Nächsten wie dich selbst suchst, dann wirst du das sowieso nicht während des Studiums beachten.

Du musst diese Mängel, deine böse Neigung, gerade vor dem Öffnen des Sohar enthüllen, denn nachdem du den Sohar geöffnet hast, wird es schon zu spät sein, irgendetwas zu ändern. Deine gesamte Arbeit findet während der Vorbereitung statt. Davon allein hängt alles ab. Du musst den Schmerz schon in deinem Innern spüren, damit du danach verlangst, ihn mit dem Sohar zu lindern, anstatt zu versuchen, dich gekünstelt daran zu erinnern, dass du zu dieser Zeit um die Verbindung mit deinem Nächsten bitten „solltest“. Du kannst den Schöpfer nicht hintergehen. Er liest das, was in deinem Herzen ist und sieht solch ein inneres tiefes Verlangen, wovon du nicht mal erwartest, dass es da ist. Währenddessen prüft Er, ob Er dir eine Antwort auf dieses Verlangen geben soll oder nicht. Wenn es deinem spirituellen Vorankommen hilft und die Mittlere Linie in dir erschafft, dann hilft dir das Licht. Doch wenn nicht, dann stößt dich das Licht mit der entgegengesetzten Seite durch Leiden vorwärts, bis du alles in der richtigen Weise miteinander verbindest und die richtige Antwort erhältst.

Zum Kabbalalernzentrum–>

Wir können heute unsere zukünftige Welt sehen

Der Sohar, Kapitel „BeHaalotcha (Wenn sie die Kerzen aufstellen)“, Punkt 142: „Ein Mensch wandelt in dieser Welt, und der Schöpfer gibt ihm Wohlstand, so dass er in der nächsten Welt durch ihn belohnt wird und mit einem Kapital seines Geldes zurückbleibt. Kapital ist Geld, welches für immer existiert, ein Ort wo die Seele gebündelt wird. Daher muss er sein Kapital zurückbehalten und er wird dieses Kapital, nachdem er diese Welt verlässt, erhalten.“ Punkt 143: „…denn das Kapital existiert für ihn in jener Welt, um damit im höheren Leben, oben, belohnt zu werden.“

Wenn man keinen anti-egoistischen Schirm hat, kann man das Licht nicht um des Gebens willen empfangen und deshalb man hat nichts, womit man sein Leben fortsetzen kann. Deshalb ist man entweder gezwungen, wie ein Tier zu leben und dann zu sterben und abermals in diese Welt zurückzukehren oder in die spirituelle Welt einzutreten, auf die nächste Stufe aufzusteigen.

Nach der Sohar Zusammenkunft haben wir zusätzliches Licht empfangen, das in uns zusätzlichen Egoismus erweckt hat. Dies ist das Verlangen zu genießen, das sich jetzt in jedem Menschen enthüllt. Jeder Mensch beginnt, Dunkelheit und Schwere zu fühlen, einen Verlust an Energie, Kraft und Verlangen. Wenn wir diesen Zustand mit Hilfe des Studiums, der Verbreitungsarbeit und unserer Umgebung überwinden, werden wir anfangen, dieses neue Verlangen mit dem Umgebenden Licht zu verbinden, das während der Zusammenkunft für uns leuchtete. Indem wir das tun, bilden wir unsere neue Stufe und schreiten voran.

Es gibt keine Vollkommenheit in der Welt

Wir denken, dass der Zerbruch in der Vergangenheit stattgefunden hat. Doch dort gab es keinen Zerbruch. Wir müssen enthüllen, dass wir uns genau jetzt in einem zerbrochenen Zustand befinden.

Unser Verlangen erscheint uns momentan wie ein Ganzes. Unser Leben sieht für uns nicht zerbrochen aus, sondern perfekt. Wir möchten voranschreiten, indem wir immer dem gleichen Pfad des Lebens folgen. Wir denken, dass wir immer auf die gleiche Weise fortschreiten können und dadurch Erfolg haben und zu neuen Offenbarungen gelangen.

In Wahrheit müssen wir, wenn wir weiterkommen wollen, Anstrengungen machen, um zu enthüllen, dass wir nicht in einem vollkommenen Zustand sind, sondern in einem zerbrochenen. Wir erkennen unseren momentanen Zustand nicht auf korrekte Weise, so wie der Pharao in Ägypten sich selbst als höchsten Herrn sieht und verkündet: „Wer ist der Schöpfer für mich, dass ich auf seine Stimme hören sollte?“ Aber dieser falsche Stolz hält nur so lange an, bis er entdeckt, dass er in Teile zerbrochen ist.

Er sieht, dass die „Nation Israel“, sein inneres „Israel“, ihn irgendwohin bringen möchte. Er erkennt, dass er keine Macht mehr über sie hat und verspürt die zehn Plagen, die auf ihn niederkommen.

Das Gleiche geschieht mit uns, bis wir unser Ego enthüllen. Wir erhalten anfangs nicht das Gefühl eines fehlerhaften Zustandes. Deshalb leben wir momentan darin, da es sich für uns nicht als zerbrochen darstellt.

Sobald wir beginnen, diesen Zerbruch festzustellen, erhalten wir sogar noch mehr Egoismus. Dies wird uns auf diese Weise enthüllt, um Spiritualität in ihrer wahren Form erkennen zu können, anstatt den fehlerhaften Zustand.

Unsere Aufgabe ist es, den Zerbruch zu offenbaren. Wir müssen feststellen, dass wir im Vergleich zur Vollkommenheit zerbrochen sind.

Eine Realität durch Egoismus gefiltert

Unsere egoistischen Verlangen filtern die Realität so, damit sie für ihn angenehm ist. Tatsächlich gibt es vor uns einen Filter, durch den wir die Welt sehen. Anders ausgedrückt sehen wir die Welt, die Natur, die Gesellschaft und die Menschen nicht so objektiv, wie sie wirklich sind, sondern wir sehen in allen Dingen lediglich, was unserem Ego von Nutzen ist, nämlich das was ihm nützlich ist oder ihm schadet. Dadurch empfinden wir von der unendlichen Wirklichkeit nur einen winzigen Teil, der „diese Welt“ genannt wird, denn unser Ego kann nicht mehr als das wahrnehmen.

Zeit komprimiert in einem Punkt

Eine Frage, die ich erhielt: Wenn die menschliche Geschichte nur ein Film ist, welcher nur in unserer Wahrnehmung existiert, warum dauert er dann so lange?

Meine Antwort: Er dauert nicht lange – denn in Wirklichkeit gibt es keine Zeit. Zeit ist ein Reshimo, welches den Film in dir erschafft.

Wenn du einmal mit allen anderen verbunden bist, wirst du die Zeit so stark komprimieren, dass alle Handlungen sehr schnell geschehen werden, eine sogleich nach der anderen. Du kannst die Zeit entweder wie ein Stern empfinden, der Milliarden von Jahren existiert, oder wie ein kleines Insekt, das gerade einmal für ein paar Stunden lebt und stirbt; alles hängt von deiner Empfindung der Zeit ab.

Wir spüren die Zeit nur, da sich unser Egoismus einschaltet und die Zeit zwischen den Handlungen ausdehnt, zwischen den Reshimot.Wenn es nicht für unseren Egoismus wäre, würden die Reshimot sofort hervortreten, ohne irgendwelche Abstände, und alles auf einen Punkt einschränken.

Ein Kongress ist eine Möglichkeit, ein spiritueller Embryo zu werden

Eine Frage, die ich erhielt: Wir haben vor einiger Zeit den virtuellen Weltkongress 2010 durchgeführt, an dem viele Länder teilgenommen haben, und im Februar gab es den großen Sohar Kongress in Israel, welcher vom ganzen Weltkli unterstützt wurde. Was ist die beste Methode für uns, das Studium des Buches Sohar mit unseren Versammlungen und Kongressen zu kombinieren?

Meine Antwort: Dies alles verbindet sich wunderbar zusammen. All unsere Versammlungen, unsere regionalen und weltweiten Kongresse sind darauf ausgerichtet, uns zu vereinen. Durch die Vereinigung untereinander, erlauben wir dem Licht, sich zu enthüllen gemäß dem Gesetz der Angleichung der Form. Das Licht ist ein einziges und es braucht nur ein einziges Verlangen, ein Gefäß. Wenn wir uns praktisch verbinden, unsere Einheit lebendig und wahr werden lassen, so nähert sich uns im Ausmaß unserer Anstrengungen und Verlangen nach Erneuerung das Licht an.

Momentan leuchtet das Licht von sehr weit her auf uns herab. Es ist das Umgebende Licht anstatt das Innere Licht, da wir nicht einmal auf der niedersten Stufe die Einheit erreicht haben, um es als Inneres Licht wahrnehmen zu können. Wenn ich mich selbst vollkommen aufhebe, dann verspüre ich auch keinen Widerstand gegenüber der Einheit, weil ich mich vor den anderen annulliere. Das bedeutet, den spirituellen Mutterleib zu betreten, der sich aus allen anderen Seelen zusammensetzt. In Bezug auf mich sind diese alle korrigiert; ich bin der einzige, der noch nicht korrigiert ist. Wenn ich mich und meinen Egoismus vor ihnen auslösche, mit dem Verlangen, mich mit ihnen zu vereinigen, dann werde ich wie ein Samentropfen in der Gebärmutter sein.

Wenn ein Mensch diesen minimalen Zustand erreicht, dann betritt er die Spiritualität als ein Embryo. Der Schöpfer wird in dieser Einheit zwischen uns enthüllt, so wie geschrieben steht: „Ich wohne unter meinem Volk“. Er wohnt in Seinem Volk – in der Einheit unter den Seelen. Wenn ich alleine bin, bin ich wie ein Fremdkörper in Bezug auf die anderen, während alle anderen Seelen miteinander verbunden sind.

Daher muss man sich zuallererst gegenüber den anderen Seelen einschränken, um sich mit ihnen verbinden zu können. Genau dies ist es, was jeder von uns während unserer Versammlungen und Kongresse zu erreichen versucht, so wie am vergangenen Kongress, dessen Schwerpunkt auf Israel gerichtet war.

Zum Kabbalalernzentrum–>

Schwierigkeiten werden nur den Starken gegeben

Eine Frage, die ich erhielt: Es scheint, dass die Korrektur eine aktive Handlung ist, jedoch lesen wir nur den Sohar und das ist alles. Was haben wir hier zu bewältigen?

Meine Antwort: Alle Korrekturen werden vom Licht gemacht, nicht von dir. Du überwindest nur die fremden Gedanken, die dich an der Forderung nach den Offenbarungen des Schöpfers hindern, was für dich erforderlich ist, um wie Er zu werden.

Solltest du noch nicht mit fremdartigen Gedanken geplagt werden, während wir das Kapitel über die Flut im Sohar lesen, dann bist du noch nicht bereit, diese Gedanken zu überwinden. Wenn du ein rechtschaffener Mensch wirst, wirst du spüren, wie „das Wasser der Flut“ sich gegen deine Rechtschaffenheit erhebt und versucht, dich aus der Bahn zu werfen und dich in deinen Egoismus einzuhüllen.

Es lohnt sich, anzuhalten und darüber nachzudenken, warum diese störenden Gedanken nicht in dir entstehen. Das bedeutet nicht, dass du sie jetzt absichtlich aufspüren musst, aber wenn du versuchst, rechtschaffen zu sein, wirst du verstehen, wie sehr du noch ein Sünder bist.

Zum Kabbalalernzentrum–>

In der Spiritualität ist jeder Augenblick einzigartig

In der Spiritualität werden Entscheidungen getroffen, als ob jeder Augenblick der einzige Augenblick ist, den es gibt. Wenn ich eine Entscheidung auf meinem spirituellen Weg treffe, um die Situation, mit der ich konfrontiert bin, zu klären, muss ich das tun, als ob es der letzte Augenblick meines Lebens wäre. Denn Probleme auf die schnelle und richtige Weise zu lösen, führt zum nächsten Schritt auf meinem spirituellen Weg.

Im Materiellen sind wir an diese Welt gebunden und unser Egoismus dehnt Ereignisse und Situationen aus, und erzeugt somit die Empfindung von Zeit. In der Spiritualität jedoch existiert jeder Augenblick für sich und ist einzigartig.

Dadurch schwächt der Schirm eines Parzuf, als Folge der Kollision der inneren und äußeren Lichter, das Licht und entscheidet, es zurückzustoßen. Wenn der Schirm das Licht zurückstößt, weiß der Parzuf nicht, was mit ihm geschehen wird und in welche neue Situation er gelangt. Das Einzige, was der Parzuf weiß, ist dass er nicht länger als einen Augenblick in dieser Situation bleiben kann, da er seine Verbindung mit dem Schöpfer verloren hat. Der Parzuf kann nicht in dieser neuen Situation verbleiben und hört auf, daran zu denken, was im nächsten Augenblick geschehen wird. Das macht seine Entscheidungen und seinen Zustand in der spirituellen Welt echt.

Von Zeit zu Zeit sehen wir ein Video vom 11. September und wir werden daran erinnert, wie Menschen aus dem hundertsten Stockwerk eines brennenden Wolkenkratzers sprangen. Wie kann ein Mensch so etwas tun, wenn er weiß, dass er unweigerlich in den Tod stürzt? In dem Augenblick, in dem er springt, denkt er nur daran, dem Feuer zu entkommen. Im nächsten Augenblick, in dem er in der Luft verbringen wird, wird besser sein, als im Feuer zu verbrennen, also springt er! Was mit ihm im nächsten Augenblick geschehen wird, ist nicht wichtig für ihn.

Genauso ist es mit einem Parzuf, der erkennt, dass er seine Verbindung mit dem Schöpfer verloren hat. Es kann nichts Schlimmeres als das geben! Er kann etwas ohne Licht tun, aber er kann nicht ohne eine Verbindung mit dem Schöpfer sein! Und deshalb stößt er das Licht zurück.

Zum Kabbalalernzentrum–>

Lasst uns nicht von den Toren der Höheren Welt verbannt sein

Der Sohar: Jeder Mensch, der zu dieser Welt geht, ohne die Geheimnisse der Tora erlangt zu haben, auch wenn man ihm viele guten Taten zurechnet, ist verbannt von den Toren der Höheren Welt.

„Diese Welt“ ist das, was wir gegenwärtig spüren und „die kommende Welt“ (Olam HaBa) ist unser nächster Zustand. Alles wird in dem Maße unseres Verlangens enthüllt. Unser Verlangen kann entweder auf natürliche Weise mit Hilfe der Reshimot verändert werden, was es noch egoistischer macht oder es kann durch unsere Arbeit mit der Gruppe und dem Umgebenden Licht korrigiert werden.

Wenn ich mich selbst nicht korrigiere, werden alle Tore zur spirituellen Welt für mich verschlossen bleiben. Ich kann die spirituelle Welt nicht spüren, wenn ich meine Verlangen und Kelim nicht dafür vorbereite, ohne den Egoismus zu Geben zu korrigieren. Denn so kann ich die Tore öffnen!

Jeder Mensch, der zu dieser Welt geht, ohne die Geheimnisse der Tora erlangt zu haben (was nur durch das Studium der Kabbala möglich ist, um Licht in seine korrigierten Verlangen zu empfangen), auch wenn man ihm viele guten Taten zurechnet (die Art, wie die Menschen in dieser Welt denken), ist verbannt von den Toren der Höheren Welt (d.h. dieser Mensch hat keine Möglichkeit, die ewige Welt zu spüren und zu betreten).

Auf dem spirituellen Pfad geschieht das bei jedem Schritt des Weges, wenn wir von einem Zustand zum nächsten gehen. Man kann nur durch die Enthüllung von Geheimnissen, dem was einem jetzt verborgen ist, voranschreiten. Alles geschieht innerhalb unseres Verlangens. Unser jetziges Verlangen und unsere jetzige Empfindung heißt „diese Welt“ und ein mehr korrigiertes Verlangen und die mehr korrigierte Empfindung heißt „die kommende Welt“.

Zum Kabbalalernzentrum–>

Wir müssen alles durchleben, worüber wir in Talmud Esser HaSefirot lesen

Eine Frage, die ich erhielt: Muss ich mir während der Unterrichte über Talmud Esser HaSefirot oder Pticha (der Artikel „Einführung in die Weisheit der Kabbala“) vorstellen, dass alles, worüber wir lesen, sich in mir befindet, so wie beim Lesen des Sohar?

Meine Antwort: Es ist gut, sich mit dem Text zu identifizieren und ihn in sich selbst fühlen zu wollen. Während wir allerdings das Buch Sohar lesen, lagern sich die Einstellung und das System, welche in dem Text eingebaut sind, in uns ab und zeigen uns die Formen, Bilder und Abfolgen, durch welche wir Spiritualität betreten. Hingegen arbeitet der Talmud Esser HaSefirot auf andere Weise. Dennoch ist man während des Lesens des Talmud Esser HaSefirot fähig, sich innere Handlungen vorzustellen, welche mit unseren Verlangen harmonieren oder ihnen entgegengesetzt sind. Wenn man beginnt zu spüren, dass die Dinge, die im Talmud Esser HaSefirot beschrieben werden, über einen selbst sprechen, dann wird man davon nicht weniger beeinflusst als durch den Sohar.

Wir müssen verstehen, wie dies alles funktioniert und uns vorstellen, dass der Wille nach Genuss erschaffen wurde, dann „empfangen um zu geben“ wollte und danach zerbrach. Was geschah mit diesem Verlangen, nachdem es seinen Schirm verloren hatte und wie verhalten sich nun alle fünf Komponenten dieses Verlangens? Wie hat es sich selbst vom Licht entleert? Es will nicht sein Licht verlieren, aber das Licht entfernt sich, weil die Kräfte der Verhüllung von Oben handeln. Die schlechten egoistischen Kräfte des Verlangens stoßen das Licht ab.

All dies spricht über mich. Zum Beispiel weise ich innerhalb meines korrigierten Galgalta we Ejnaim das Licht ab und errichte einen Schirm (Verhüllung) zwischen mir und dem Licht. So bleibe ich Angesicht zu Angesicht mit dem Schöpfer; ich verbinde mich nur mit Ihm, aber ich empfange nicht von Ihm, da ich das Licht abweise. Somit bleibe ich bei Ihm, da ich die Kraft besitze, meinem Willen nach Genuss zu widerstehen. Jedoch ist meine Verbindung mit dem Schöpfer (dem Licht von Chassadim) sehr schwach.

Während ich studiere, muss ich mir all diese Prozesse vorstellen: Wie mein Schirm verschwindet, wie das Licht sich von mir entfernt, wie ich meinem Egoismus widerstehen und die Kraft des Gebens bewahren möchte, denn immer noch verschwindet sie, weil mein egoistisches Verlangen größer als mein altruistisches Verlangen ist. Ich kann mein Verlangen nicht beherrschen, weil die Verbindung zwischen dem Verlangen und dem Genuss größer als meine Widerstandskraft ist. Ich muss meinen Widerstand zwischen zwei Polen (Plus und Minus) errichten, jedoch ist mein Widerstand so klein, dass er ausbrennt. Ein Kurzschluss geschieht und als Resultat davon brenne ich. Was kann ich folglich tun, wenn ich nicht länger in der Lage bin, das Licht zu empfangen?

Wenn sich ein Mensch spirituelle Zustände auf diese Weise vorstellt, wird er den Text wieder und wieder lesen wollen. Anstatt den Text als trockene technische Details über etwas wahrzunehmen, die irgendwo entfernt oben geschehen, wird er sie als Geschehnisse in sich selbst sehen, hier und jetzt.