Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Egoismus'

Ein Hilfeschrei

Eine Frage, die ich erhielt: Wie kommt man zum inneren Schrei? Gibt es ein Vorankommen ohne den Schrei?

Meine Antwort: Natürlich gibt es kein Vorankommen ohne den Schrei. Und zum Schrei kann man nur mit Hilfe der Umgebung gelangen. Der Mensch ist nicht in der Lage, ein solches Verlangen allein zu erreichen.

Denn der Schrei soll auf das Geben gerichtet sein, ich muss mich über meinen Egoismus erheben, und dieses Sich-Erheben ist nur möglich, wenn ich meine Freunde beneide.

Worüber soll ich mich sonst erheben? Wie und wohin soll ich aus meinem Ego herausspringen? Es ist unmöglich, sich selbst aus dem Sumpf an den Haaren herauszuziehen, oder wie die Kabbalisten sagten: „Ein Gefangener kann sich nicht selbst aus dem Gefängnis befreien“.

Nur wenn ich an der Vereinigung arbeite, führe ich meinen Punkt im Herzen aus dem Egoismus heraus, indem ich mich mit den anderen verbinden will. Ich verstärke ständig die Anstrengungen, lasse mich immer mehr von der Gruppe begeistern und bekomme durch sie das Licht, das zur Quelle zurückführt.

Das Licht dringt durch das spirituelle System von Arich Anpin (A“A) über Aba we Ima (Aw“I) und Seir Anpin (S“A) zu Malchut (M) durch. Malchut bedeutet die Shechina, die Gesamtheit aller Seelen.

Da die Seelen sich unter Parssa in einem zerbrochenen Zustand befinden, gibt es dort keine Möglichkeit, das Licht zu empfangen. Aus diesem Grund steigen wir zu Shechina auf, zur Versammlung der Seelen, die nach der Einheit und dem Geben streben, und bekommen dort die Einwirkung des höheren Lichts. Dort ist unser Treffpunkt.

Eine Frage, die ich erhielt: Ist der Schrei ebenfalls eine Gruppenhandlung?

Meine Antwort: Der Schrei ist ein Ergebnis der Ansammlung von gemeinsamen Anstrengungen der Gruppe. Der Mensch bedarf einer äußeren Einwirkung, um zum persönlichen Schrei zu kommen. Es ist eine Kombination von beidem nötig.

Dabei spürt der Mensch, dass er aus der Gemeinschaft heraus schreit. Denn er verlangt nicht nach irgendetwas, sondern nach der Vereinigung, er betet nicht um die Errettung vor dem Unglück, sondern um die Eigenschaft des Gebens.

Sein Schrei ist individuell, jedoch auf die Einheit, auf die Verbindung mit den anderen und dem Schöpfer gerichtet. So sind die Gesetze der spirituellen Welt, des Ortes der Verbindung über dem Egoismus.

Aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel vom 01.10.2010

Kabbala Akademie

Das Hauptprinzip des Vorankommens

Eine Frage, die ich erhielt: Was ist das Hauptprinzip des Vorankommens?

Meine Antwort: Um die spirituelle Arbeit besser zu verstehen, muss man am Schluss beginnen. Der letzte Punkt, das Ziel – die „Verschmelzung“ – wird durch die Einwirkung des Höheren Lichtes auf den Menschen erreicht.

Im Laufe des gesamten spirituellen Aufstieges, der Korrektur des Egoismus von seinem Ausgangspunkt bis zur Endkorrektur, ja noch ganz am Anfang des Weges, am Anfang der Korrektur des Egoismus, muss es zur Erkenntnis dessen kommen, dass nur das Höhere Licht mich korrigieren kann.

Das heißt, die Erkenntnis des Bösen ist der Ausgangspunkt, wie geschrieben steht: „Ich erschuf den Egoismus und gab die Tora zu dessen Korrektur“.

Und dieser Punkt ist der wichtigste, weil darin der Unterschied zwischen den Gläubigen und den Kabbalisten besteht. Die Gläubigen sehen kein Übel in sich, deshalb korrigieren sie sich nicht, sondern führen Handlungen aus, um nach dem Tod ins Paradies zu kommen.

Und ein Kabbalist weiß, dass die Möglichkeit, die höhere Welt zu enthüllen, ihm nur jetzt gegeben wird und der Tod seines Körpers ihm nichts bringt. Es gibt weder ein Paradies noch eine Hölle nach dem Tod.

Wenn der Mensch vollkommen auf alle Möglichkeiten verzichtet, das Ziel mit Hilfe von irgendwelchen Ausflüchten, Wegen und Mitteln zu erreichen, und sich nur dem Höheren Licht hingibt und nur darauf vertraut, dann bedeutet das, dass er am Anfang der Leiter zum Schöpfer angelangt ist.

Später muss er noch viele Anstrengungen unternehmen, um durch alle Tore zu gehen und sich zu vergewissern, dass sie nicht zur höheren Welt führen, um dann das letzte ewig offene Tor – das Tor der Tränen – zu erreichen und durch dieses zu gehen.

Bis dahin gibt es viele egoistische Ausflüchte vor der Erkenntnis des Bösen: das Studium, die egoistischen Weisheiten, die Verbreitung – alles Mögliche, nur um sich nicht vor dem Licht beugen und zugeben zu müssen, dass man selbst nicht in der Lage ist und dass nur das Höhere Licht korrigieren und zur Eigenschaft des Gebens erheben kann.

Diese Erkenntnis des Bösen kann nur mit Hilfe der Gruppe beschleunigt werden. Und zwar nicht einfach die Erkenntnis des Bösen des Egoismus als Verlangen „für sich selbst“, sondern die Erkenntnis dessen, dass dieser gegen den Schöpfer ist und das Ziel nicht erreichen lässt.

Man muss die „Gruppe“, das „Studium“ und die „Verbreitung“ miteinander verbinden, nur um schnell zu erkennen, dass allein die Einwirkung des Höheren Lichts uns retten kann.

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Über die Liebe und den Hass

Eine Frage, die ich erhielt: Was bedeutet, „seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben“?  Was muss man dafür tatsächlich tun?

Meine Antwort: Die Liebe zum Nächsten wie zu sich selbst bedeutet, dass unsere gesamte Welt (die unbelebte, pflanzliche, tierische Natur, die Menschheit), die gesamte Schöpfung, sich in mich wie ein integraler Teil, „wie ein Mensch mit einem Herzen“, einfügen muss!

Ich schließe alles in mich ein und spüre es wie mein eigenes Ich – sonst gibt es mich nicht! Über dem uns trennenden Egoismus müssen wir die Kraft von oben, das Verlangen, die Fähigkeit erlangen, jeden wie sich selbst und sogar noch mehr zu spüren, d.h. zu spüren, dass das alles Ich bin.

Doch dieses Ich ist kein egoistisches Gefühl, weil der Hass zwischen uns bleibt und sogar wächst! Und genau über diesem Hass werde ich mich mit den anderen verbinden – nur dann werden sie für mich „die Nächsten“ heißen.

„Der Nächste“ ist derjenige, den ich hasse und dabei liebe „wie mich selbst“… „Alle Verbrechen werden von der Liebe bedeckt“ – der frühere Hass bleibt, doch über ihm kommt die Liebe hinzu.

In unserer Welt wird alles nur von einem egoistischen Verlangen bewegt – entweder im Empfangen oder im Geben. In der spirituellen Welt befinden wir uns zwischen zwei entgegengesetzten Kräften – dem Empfangen und dem Geben.

Der Egoismus wächst, und parallel dazu entsteht die Eigenschaft des Gebens – diese zwei Eigenschaften erlauben mir, zur Erkenntnis zu gelangen, dass ich vor dem Berg des Hasses (Sinai, von „Sina“ – Hass) stehe.

Doch davor muss ich „Ägypten“ durchlaufen – unter der Knechtschaft des Egoismus, des Pharaos, Hass gegen ihn fassen und vor ihm fliehen, auf der Suche nach der Kraft zu dessen Korrektur.

Am Berg des Hasses gegenüber dem Nächsten muss ich darauf antworten, ob ich wirklich bereit bin, mich mit den anderen durch die Liebe über meinem Hass zu verbinden, wie ein Mensch mit einem Herzen zu werden.

Wenn ich alle Schläge und Plagen des Egoismus/des Pharaos durchlaufen und gespürt habe, dass ich bereits genug gelitten habe, stimme ich zu! Denn ich hasse sehr meinen Egoismus – mehr als ich den Nächsten hasse.

Ich stimme zu, weil ich glaube, dass es mir die Möglichkeit gibt, den Schöpfer zu enthüllen. Letztendlich begreife ich, dass die Liebe und das Geben an den Nächsten selbst meine Erfüllung ist.

Ich verlange nichts mehr außer diesem – diese Handlung an sich erfüllt mich. Und dadurch werde ich dem Schöpfer ähnlich.

Aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Liebe zum Schöpfer und die Liebe zu den Geschöpfen“ vom 03.10.2010

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Der Schatten für die Verhüllung des Egoismus

Eine Frage, die ich erhielt: In der Nacht von Hoschana Rabba ist es üblich, seinen „Schatten“, d.h. den Schirm, durch den man später das Licht empfangen kann, zu überprüfen. Wie entsteht er?

Meine Antwort: Jeder von uns ist ein egoistisches Verlangen. Wenn wir Spiritualität erreichen wollen, vereinen wir uns zu einer Gruppe.

Natürlich möchte niemand das „Geben“ üben, doch jeder von uns hat über seinen egoistischen Verlangen einen „Funken“, der ihn ins Unbekannte zieht.

Die Kabbalisten erklären, dass wir uns in einem „Lichtfeld“ befinden. Dieses Feld umfasst die gesamte Realität und wirkt so auf uns ein, dass die „Funken“ in jedem erwachen.

In dem Ausmaß ihrer Erweckung interagieren sie mit dem Lichtfeld, welches sie ausrichtet – und die Menschen kommen an einem physischen und/oder virtuellen Ort zusammen und wollen sich letztendlich verbinden.

Das nennt sich Gruppe, die Verbindung von Menschen durch ihre spirituellen Verlangen: der Egoismus bleibt hinter jedem von ihnen zurück, und sie verbinden sich mit Hilfe ihrer Bestrebungen nach Spiritualität.

Wenn wir anfangen, nach dem gegenseitigen Geben zu streben, rufen wir durch gemeinsame Anstrengungen die Einwirkung des Lichts hervor und fangen an, uns zu verändern.

Nach und nach spüren wir immer größere egoistische Verlangen, doch zugleich fällt ihr Wert in unseren Augen. Und das spirituelle Verlangen steigt in der Werteskala.

Die Errichtung einer Sukka (Laubhütte) bedeutet die Erhebung der Eigenschaft des Gebens (das Dach) über das Verlangen zu empfangen. Wir wollen das Geben vom Empfangen trennen, damit das Licht durch die Abdeckung der Sukka nicht in das egoistische Verlangen gelangt.

Das Licht korrigiert uns so, dass unsere ganzen spirituellen Verlangen sich über dem Dach der Sukka und das egoistische in ihrem Inneren befindet. Das heißt, wir haben es im Schatten versteckt.

Wir haben eine Abdeckung für jedes Verlangen gebaut – wir wollen diese Verlangen nicht egoistisch nutzen.

Durch die Erschaffung eines „Schattens“ erlangen wir die spirituelle Empfindung, in der wir die spirituelle Realität – die Welt, die sich in der Eigenschaft des Gebens wahrnehmen lässt – erkennen.

Aus dem Unterricht nach dem Shamati-Artikel 8 vom 06.09.2010

Eine einfache Formel der Realität

Wir existieren in einer Realität, in der es keine Zeit gibt. Alle Änderungen von Zeit, Raum und Handlungen, alles, was mit uns geschieht, und unsere eigenen Veränderungen, gehen von unserer unbeständigen Wahrnehmung aus, und außen, außerhalb von uns, verändert sich nichts. Wenn es keine Veränderungen in unserem Verlangen und unserer Absicht gäbe, würden wir keine Veränderungen wahrnehmen.

In der Realität gibt es nichts, außer dem Verlangen und der Absicht sowie dem höheren Licht, das sich dem gegenüber in einem absoluten Ruhestand befindet. Während sich dieses Verlangen verändert, nimmt es sich in allen möglichen Formen und Arten wahr. Im Moment nehmen wir uns selbst wahr – auch das ist ein Verlangen, welches sich selbst auf diese Weise wahrnimmt.

Dieses Verlangen durchläuft schrittweise verschiedene Zustände nach einer kausalen Reihenfolge, vom Anfang ihrer Entwicklung bis zum Ende. Diese ganze Entwicklung wird nur bezüglich dieses Verlangens realisiert, und außerhalb des Verlangens gibt es keine Veränderungen.

Deshalb handelt die gesamte Wissenschaft der Kabbala davon, wie dieses Verlangen seine Realität wahrnimmt: wo es sich befindet und warum, in einer Beziehung mit wem. Das ist sein ganzes Leben.

Indem die Wissenschaft der Kabbala uns die ganzen Ereignisse, die das Verlangen erlebt, enthüllt, erklärt sie uns den ganzen Prozess, insbesondere den letzten Entwicklungsabschnitt des Verlangens.

Dieser letzte Abschnitt verläuft bewusst, wenn das Verlangen und seine Absicht sich entwickeln und einen Zustand erreichen, in dem sie anfangen, ihre eigene Realität wahrzunehmen. Es entsteht in ihnen eine gewisse Kraft, eine besondere Wahrnehmungseigenschaft, die es dem Verlangen erlaubt, sich über sich selbst zu erheben und sich von einem äußeren, objektiven Punkt zu beobachten.

Dann stellt das Verlangen fest, dass es wirklich existiert, sich verändert, sich auf etwas zubewegt, sich in Kontakt mit jemandem vorerst Unbekannten befindet und dass es in seiner Entwicklung ein Ziel gibt. Es beginnt, über einen zukünftigen Zustand nachzudenken, den es noch nicht erkennt.

All das geschieht, weil im letzten Entwicklungsabschnitt des Verlangens in ihm der sogenannte „Punkt im Herzen“ entsteht. Von da an fängt es bereits an, sich immer mehr mit diesem Punkt zu identifizieren und sich mit ihm zu verbinden, ihn mehr zu schätzen, sich außerhalb von sich selbst aufzuhalten.

Das heißt, das Verlangen beginnt, nicht darauf zu achten, was es in ihm gibt oder nicht, inwiefern es erfüllt oder leer ist, sondern die Erfüllung und ihr Fehlen als ein Mittel zu sehen, sich immer mehr mit dem Punkt über dem Verlangen, genannt Schirm und Absicht, der Schöpfer bzw. der Einzige, zu identifizieren. Auf diese Weise entwickelt sich das Verlangen.

Aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash vom 29.09.2010

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Die Korrektur beginnt in Babylon

Die Schöpfung als Ganzes nennt sich „Babylon“. Sie wurde aus einem Verlangen erschaffen, das die Entwicklung in vier Phasen des Lichts, das Herabsteigen in den Welten, die Geburt und das Zerbrechen der Struktur von Adam durchlaufen hat. Im Endeffekt haben sich Verlangen zu empfangen und Verlangen zu geben dermaßen miteinander vermischt, dass es in jedem, Teile von allen anderen gibt.Dann ergießt sich das Licht auf diesen zerbrochenen Zustand, und die zerbrochenen Teile beginnen, vom unbelebten zum pflanzlichen, tierischen, und menschlichen Verlangen zu erwachen.

Doch gleichzeitig mit der Weiterentwicklung des Egoismus in den Menschen ist vor 5770 Jahren in einem der Menschen, Adam, das Verlangen zu geben entstanden. Damit hat der Korrekturprozess begonnen. Deshalb beginnt damit die Zeitrechnung.

Auf diese Weise lösen sich 20 Generationen bei der Vorbereitung auf die allgemeine Korrektur ab. Das erste Auftreten des völligen Zerbrechens nennt sich „Babylon“. Angefangen damit, sind bereits mehrere tausend Menschen den Weg von Adam bei der Enthüllung des Schöpfers gegangen, darum hießen sie „Mensch“, anders gesagt „Adams Sohn“ (Ben Adam).

Das Licht ergießt sich weiterhin auf die zerbrochenen Verlangen, und seine Einwirkung ruft in ihnen ebenfalls das Auftreten von zerbrochenen Verlangen zu geben hervor – löst Unruhe aus.

Der Mensch beginnt instinktiv die Suche, weil er sein Verlangen erfüllen will, er will den wahren Zustand enthüllen, den Grund für den Bruch zwischen den Eigenschaften des Empfangens und des Gebens finden. Genau das führt ihn zur Enthüllung des Schöpfers.

Aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash vom 28.09.2010

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Wie hilft man einem Freund

Rabasch, 1984, „Der Mensch helfe seinem Freund „, der Text des Artikels ist in Fettdruck geschrieben.

Ich kann ohne Hilfe des Freundes nicht vorankommen, weil man nur in der Verbindung den Ort erreichen kann, in dem mir die spirituelle Welt eröffnet wird.

Hier brauche ich keine Hilfe, die in unserer Welt üblich ist, d.h. keine Hilfe des stärkeren, reicheren, besseren oder klügeren Menschen. Ich brauche die Hilfe des gleichgesinnten Menschen, der das gleiche Lebensziel verfolgt.

Wir müssen verstehen, wie ein Mensch seinem Freund helfen kann? Gilt das nur dort, wo es Reiche und Arme, Weise und Dumme, Starke und Schwache und dergleichen gibt?

In unserer Welt wird die Hilfe dort gebraucht, wo es einen Bruch zwischen den Menschen gibt, nur dort findet man die Möglichkeit, einander zu helfen. Wenn beide aber in der gleichen Lage sind, dann gibt es für die Hilfe keinen Platz. Die Hilfe in unserer Welt kommt also von einem Begünstigten zu einem minder begünstigten.

Aber wenn es nur Reiche, Starke und Kluge gibt, wie kann man dann noch einander helfen?

Ehrlich gesagt sind wir davon nicht begeistert, wenn wir jemanden um Hilfe bitten müssen. In unserem Inneren kommen Scham, Stolz und Neid hoch. Denn wir wollen uns nicht als Bedürftige zeigen, wir möchten nicht abhängig sein und streben nach der Getrenntsein.

Doch es gibt eine Sache, die allen eigen ist – das ist die Gemütslage. So wie die Weisen sagten: „Die Sorge im Herzen eines Menschen soll man anderen erzählen.“ Denn wenn die Stimmung schlecht ist, dann werden weder Reichtum noch Weisheit helfen.

Die erhobene Stimmung ist eine Folgerung der sicheren Empfindung einer guten Zukunft. Und wenn man weiß, dass man alleine nicht zurechtkommen oder sich retten kann, dann wird man depressiv.

Nur ein anderer Mensch kann einem helfen, indem er sieht, dass er sich in einem niederen Zustand befindet. So wie geschrieben steht: „Kein Mensch kann sich selbst aus dem Gefängnis befreien““.

Wenn unsere Welt das Gefängnis ist, dann erreicht man die Freiheit, die Empfindung der höheren Welt, nur mithilfe eines zielgerichteten Freundes.

Ein Freund kann ihn aufmuntern, d.h., die Überzeugung in der Erreichung des Ziels geben.

Das heißt, sein Freund erhebt ihn aus dem Zustand der Melancholie, in dem er sich befindet, in einen Zustand des Lebens. Dann beginnt der Mensch wieder Lebenskraft, Sicherheit und Glück zu spüren.

Meine Verzweiflung kam von der Unmöglichkeit, das geistige Ziel ohne Hilfe zu erreichen. Ich kann niemanden verpflichten, aber ich habe einen Freund gefunden, der sich wünscht, mir zu helfen. Somit hilft er mir nicht mit seinem Wissen oder mit seinem Reichtum, sondern nur mit dem Wunsch, das gemeinsame Ziel zu erreichen.

Folglich muss also jedes der Mitglieder der Gruppe auf die Gemütslage seines Freundes achten, und darüber nachdenken, worin er seinem Freund helfen könne, um ihm eine gehobene Stimmung zu bereiten.

Denn gerade die Stimmungslage ist jenes Tätigkeitsfeld, wo jeder in seinem Freund einen Mangel finden kann, den er füllen kann.

Es bedeutet nicht, dass man den Freund erheitern muss. Wir sind verpflichtet, in jedem Freund das Gefühl der Überzeugung in der Zielerreichung hervorrufen, damit er den Geist des Lebens, die gehobene Gemütsverfassung erlangt – welche über dieses Leben, über diese Welt hinaufsteigt. Mit einem Freund kann der Mensch sicher aus diesem Gefängnis hinauskommen.

Aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabasch, 26.09.2010

Segen und Fluch

Eine Frage, die ich erhielt: Was bedeuten „Segen und Fluch“, von denen im Buch Sohar geschrieben steht?
Meine Antwort: Segen ist die Kraft, die es mir ermöglicht, mich über den Egoismus zu erheben, mich mit den anderen zu verbinden. Segnen bedeutet, die Kraft des Gebens und der Liebe zu schenken.
Und Flüche sind umgekehrte Handlungen, wenn dem Menschen die Möglichkeit zu geben und zu lieben genommen wird.

Aus dem Sohar-Unterricht vom 24.09 2010

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Die Hauptschwierigkeit der spirituellen Arbeit

Sukkot (das Laubhüttenfest) symbolisiert, wie auch alle anderen Feste, die spirituellen Zustände, die jeder Mensch weltweit durchlaufen muss, während er in seinen Eigenschaften von unserer Welt zur Welt der Unendlichkeit aufsteigt.

Als Aufstieg wird die Stärkung der Verbindung zwischen uns und dadurch auch unserer größeren Ähnlichkeit mit dem Schöpfer bezeichnet. Man kann sagen, dass wir nicht aufsteigen, sondern uns einander immer mehr annähern.

Es ist kein mechanischer, sondern ein qualitativer, gefühlsmäßiger, gegen die egoistische Natur gerichteter Aufstieg. Und diese können wir nur durch die Kraft des Lichts bekämpfen.

Darin besteht die ganze Schwierigkeit. Das Problem liegt nicht in der Überwindung des Egoismus, nicht im Kampf gegen die natürliche Faulheit – damit beschäftigen wir uns im normalen Leben. Die Schwierigkeit des spirituellen Weges besteht darin, dass diese Handlung nicht durch unsere eigenen Kräfte vollbracht wird.

Meine Natur kann nicht durch meine Anstrengung geändert werden, sondern durch eine gewisse verborgene Kraft, die ich darum bitten muss, diese Handlung zu vollbringen. Und darin besteht das ganze Problem!

Denn wenn ich selbst gegen meinen Egoismus arbeiten würde, würde ich mich für einen Helden halten. So handeln viele, und der gleiche Egoismus zwingt uns, gegen ihn vorzugehen, wenn das Ziel es wert ist.

Wir sind bereit, auf diese Weise gegen unseren Egoismus und sein Bestreben nach Ruhe zu handeln, weil wir darin einen Gewinn für unseren Neid, unsere Genusssucht und unseren Ehrgeiz sehen.

Doch auf dem spirituellen Weg muss man sich annullieren und „denjenigen“, den ich nicht kenne, um „das“ bitten, was mir entgegengesetzt ist, damit „Er“ kommt und meine Natur zum Gegenteil verändert.

Wenn wir uns vereinigen müssen, um jemanden zu besiegen, vereinigen wir uns, besiegen ihn und kehren als Helden zurück. Doch uns zu vereinigen, um den Schöpfer zu überzeugen, uns zu korrigieren, uns zu vereinen, ist ein großes Problem! Das Problem besteht darin, dass der Schöpfer verborgen ist und wir nicht verstehen, gegen was und für was wir arbeiten.
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Aus diesem Grund beginnen viele Menschen mit der spirituellen Arbeit und werfen sie dann hin. Sie können diese Verhüllung nicht überwinden, sich nicht mit dem Teil unserer Arbeit abfinden, der nicht von uns abhängt.

Der Mensch tut sich schwer damit, zu akzeptieren, dass er sich für die Korrektur seiner selbst an die unsichtbare Kraft wenden muss. Darum liegt das ganze Problem nicht in unserer Faulheit, sondern darin, dass der Schöpfer verborgen ist.

Aus dem Unterricht nach den Auszügen zum Sukkot-Fest vom 24.10.2010

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Die ewige Abhängigkeit vom Licht

Eine Frage, die ich erhielt: Wodurch unterscheidet sich die Erkenntnis des Bösen von der Korrektur des Bösen?

Meine Antwort: Das Verlangen ist (vom Licht) erschaffen worden und kann sich selbst nicht verändern. Außerhalb des Lichts ist das Verlangen gleich Null – es existiert nicht! Es hängt völlig von der Einwirkung des Lichts, von dem es erschaffen wurde, ab.

In der Schöpfung gibt es nichts anderes, außer dem Licht und dem von ihm erschaffenen Verlangen. In Abhängigkeit von der Einwirkung des Lichts auf das von ihm erschaffene Verlangen kann das Verlangen von „völlig egoistisch“ bishin zu „völlig altruistisch“ sein.

Alles hängt davon ab, wie intensiv das Licht darauf einwirkt. Wenn wir vom Verlangen sprechen, müssen wir sagen wie es ist, und dass es völlig vom Licht bestimmt wird.

Das ist mit einem Stück Eisen zu vergleichen, das sich unter einem Magneten befindet. Das gesamte Verhalten des Eisenstücks hängt vom Verhalten des Magneten ab.

Und wir hängen immer und ewig vom Licht, von seiner Einwirkung auf uns ab. Und wenn es aufhört, verschwinden wir!

Die Erfüllung mit dem Licht des Verlangens ruft in uns den Genuss hervor.

Die Entleerung des Verlangens ruft in uns Leiden hervor.

Durch die fast völlige Entfernung des Lichts von uns (aus dem Verlangen) hören wir auf, das Licht als Quelle unserer Existenz wahrzunehmen (die Verhüllung des Schöpfers).

Die Annäherung des Lichts aus seiner Verhüllung lässt uns das Böse, unseren Egoismus in uns gegenüber seiner Eigenschaft des Gebens und der Liebe erkennen, selbst wenn wir das Licht an sich noch nicht wahrnehmen.

Eine noch größere Annäherung des Lichts wird bereits als die Erkenntnis des Egoismus als einer unannehmbaren Eigenschaft empfunden – in einem solchen Zustand ist der Schöpfer (das Licht) ein Garant dafür, dass der Mensch nicht mehr auf seinen Egoismus zurückgreifen wird. Wenn das Licht sich jedoch entfernt, fällt der Mensch zweifels ohne in seinen natürlichen Egoismus zurück.

Die Wissenschaft der Kabbala erklärt uns, wie wir die Einwirkung des Lichtes auf uns steuern und auf diese Weise schnell und unkompliziert zur Vollkommenheit gelangen können, anstatt uns in der Erkenntnis des Bösen an uns selbst in diese Richtung bewegen zu müssen.

In jedem Fall hängen wir für ewig vom Licht ab – und das ist wunderbar, weil Es uns mit Sicherheit zur Vollkommenheit bringt.

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