Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Egoismus'

Die Mittel genauso hoch wertschätzen wie das Ziel

Der Mensch ist von Natur aus in der Lage, nur seinen eigenen egoistischen Willen zu berücksichtigen. Wo immer es ihn hinbringen wird, was immer es in seinen Augen an Wert bringt, er berücksichtigt nur, was für sein Ego wichtig ist. So entwickelt sich ein Mensch.

Weiterentwicklung durch die Forderungen des Willens zu empfangen wird auf der Skala von „bitter oder süss“ geführt. Ohne sich dessen bewusst zu sein, wendet sich ein Mensch immer in die Richtung der Entwicklung des Egoismus. Innere Befehle des Egoismus führt er unbewusst aus, nicht wissend, woher sie kommen. So leben wir unser Leben, ohne freien Willen, innerem Drängen unserer egoistischen Reshimot gehorchend (informelle Gene).

Wenn sich dem Menschen die Möglichkeit bietet mit dem Schöpfer in Verbindung zu treten und eine andere Art der Analyse zu unternehmen, auf der Skala von „wahr oder falsch“, dann muss er, um sie durchzuführen, unmittelbar Unterstützung für diese Selbstanalyse einrichten.

Unterstützung ist die Umgebung. Ohne sie wird ein Mensch für immer in „bitter oder süss“ Erfahrungen verbleiben und wird sicher darin fortfahren, bitter oder süss in verschiedenen Formen zu wählen, gemäss der Stufe der Entwicklung des Egoismus. Und er wird immer eine Einbildung der Weiterentwicklung haben, obwohl er in Wirklichkeit lediglich von Zeit zu Zeit eine verfeinerte Variante von süss wählt.

Wenn ein Mensch wirklich zur Unabhängigkeit gelangen will, kann er dies nur dann tun, wenn er den „bitter oder süss“ Empfindungen mit der „wahr oder falsch“ Analyse entgegentritt. Diese Analyse muss gemäss äusserer Kriterien getan werden, die sich ausserhalb seines Egoismus befinden, welche nur die Umgebung bereitstellen kann.
In diesem Fall befindet sich alles in den Händen des Glücks: Kann ein Mensch vernehmen, welche Unabhängigkeit sich entwickelt, in der er die Möglichkeit besitzt, sie zu formen und zu implementieren? Wenn er, wenigstens in geringem Masse dazu in der Lage ist, dann annulliert er sich vor dem Lehrer, den kabbalistischen Büchern und der Gruppe (der Umgebung).

Er stellt dies voran und begreift dann, dass diese Weiterentwicklung nur von der Erkenntnis der Wichtigkeit abhängt, wie hoch er seine Sicht der Wichtigkeit dieser Umgebung erhebt, verglichen mit der Süsse von egoistischem Verlangen.

Dies ist die Natur unserer Arbeit. Ist ein Mensch in der Lage die Kraft unserer Studien, Gebete und Analysen voll einzusetzen und die Sicht der richtigen Umgebung zu akzeptieren? Letzten Endes ist es nicht etwas Externes, nicht nur die Gesichter der Freunde. Er formt ein inneres Bild der Umgebung und ist bereit sein Haupt vor ihnen zu senken. Und dann empfängt ein Mensch kraft der Umgebung ein Bewusstsein der Grösse des Schöpfers.

Zu Beginn sind es nur zwei: ein Mensch und der Schöpfer. Und jetzt beginnt er diesen Grundsatz zu realisieren. Wenn die Umgebung (die Mittel) für ihn genauso wichtig ist wie das Ziel (der Schöpfer), beginnt er mit diesem Werkzeug korrekt zu arbeiten.

Die Aufgabe eines Menschen ist es, die Umgebung genauso hoch wie den Schöpfer zu bewerten. Und das verlangt beständige Arbeit. Wenn ein Mensch die Umgebung erhebt, weil es ihn zur Erreichung des Schöpfers bringt, dann steigt er zu dieser Stufe auf.

Folglich kann er sich selbst praxisnah testen: Was motiviert ihn in jedem Moment? Ist es ein inneres Drängen, so wie „bitter oder süss“ Empfindungen oder Werte von der Umgebung aufgenommen, so wie „wahr oder falsch“? Und „Wahrheit“ ist die „Grösse“ des Schöpfers. Hierum bemüht sich ein Mensch: Um die integrale Kraft der Liebe und des Schenkens, mit der er sich bis zum Punkt der totalen Anhänglichkeit verbinden will.

Folglich muss die Ansicht über die Umgebung solide und beständig sein, so dass sie jeden Freund verpflichtet, sich an das Ziel zu erinnern (die Grösse des Schöpfers zu erlangen) und an die Mittel (die Grösse der Gruppe zu erlangen). Wenn die Umgebung darüber nachdenkt und diese Analyse als für jeden Moment verpflichtend vor alle Freunde stellt, stellt sie damit einen grossen Beistand für jedermann zur Verfügung.

Hier beginnt die gegenseitige Garantie, und ein Mensch erhält die Möglichkeit, zur Enthüllung des Schöpfers zu gelangen.

Aus dem 1.Teil des Täglichen Kabbala Unterrichts vom 14/02/2011, Schriften von Rabash

Hütet euch davor, Lotto zu spielen

Frage: Was bedeutet der Weg des Lichts und der Weg der Leiden? Für wen sind es Leiden – für den Egoismus?

Meine Antwort: Selbstverständlich empfinden wir Leiden in unserem Verlangen zu genießen. Aber auch in dem Verlangen zu geben ist es möglich, Leiden zu empfinden. Alles hängt davon ab, was du unter Leiden verstehst.

Stell dir vor, ich hätte Kabbala gefunden, mich der Gruppe angeschlossen und lange Zeit studiert. Und plötzlich gewinne ich mehrere Millionen im Lotto!

Nun verändert sich mein Leben. Was meinst du, ist es der Weg des Lichts oder der Weg der Leiden?

Ich könnte es als den Weg der Leiden bezeichnen, weil ich nun mit diesem Geld durcheinander gebracht wurde und nicht weiß, was ich damit machen soll. Ich war ganz und gar mit Kabbala beschäftigt und muss jetzt an das Geld denken, denn es geht um eine riesige Summe: wo soll es angelegt werden, damit es nicht an Wert verliert, und wie soll es vernünftig verwendet werden?

Also ist es der Weg der Leiden. Denn anstatt ruhig auf einem einfachen und geraden Weg voranzuschreiten, wurde ich gezwungen, eine lange Umleitung zu machen, und ob ich es will oder nicht, muss ich mich nun mit materiellen Dingen beschäftigen, Zeit damit verbringen und mir Gedanken darüber zu machen.

Ich kann das nicht loswerden, und das ist ein sehr großes Problem – das ist wahrhaftiges Leiden hinsichtlich des Verlangens zu geben, des spirituellen Ziels.

Doch hinsichtlich des Verlangens zu genießen müsstest du sagen, dass es der Weg des Lichts sei und dass du eine Belohnung für deine gerechte Arbeit bekommen hättest! Du denkst, dass es ein Segen ist, der dir von oben gegeben wurde.

Deshalb hängt alles davon ab, auf welche Waage du das legst – was du zum Empfangen von Genuss ausgesucht hast.

Auszug aus dem Unterricht über den Artikel „Die Freiheit des Willens“, 18.02.2011

Erlösung vom „Todesengel“

Wenn wir „am Ärmel gezogen“ werden und zur Enthüllung des eigenen Egoismus eingeladen werden, müssen wir uns darüber freuen, denn dadurch erlangen wir die spirituellen Stufen.

Wenn der Mensch von dieser Welt enttäuscht ist, wenn er sich Fragen nach dem Sinn und Zweck seines Daseins stellt, dann kommen diese Fragen vom Punkt im Herzen. Dann wird ihm die Möglichkeit gegeben, die spirituellen Stufen, die Ebenen der Enthüllung des Schöpfers, aufzubauen, bis er das ganze Licht NaRaNCHaY enthüllt.

Dabei verleiht ihm jede auch noch so kleine Stufe ein Gefühl der Ewigkeit, des außerkörperlichen Lebens, das von dem Fleisch getrennt ist. Darüber steht geschrieben: „Deine Welt wirst du zu deinen Lebzeiten sehen“. Auf diesen Stufen spürt der Mensch, dass er sich nicht in seinem Verlangen zu empfangen befindet, sondern über ihm, deshalb nimmt er sein Leben in der Verbindung mit dem Schöpfer wahr, er spürt, dass er in die Ewigkeit eintritt.

Das ist der Grund, warum die Tora als ein Mittel für den Aufstieg zur Freiheit vom „Todesengel“ bezeichnet wird. Wir werden von dem Verlangen zu genießen um des Empfangens willen befreit, welches eben dieser „Todesengel“ ist, und dann erlangen wir das wahre, unvergängliche Leben.

Auszug aus dem Unterricht über einen Artikel von Rabash, 07.01.2011

Abhängigkeit von der Umgebung bedeutet Freiheit vom eigenen Ego!

Frage: Wie kann ich während der Vorbereitung, wenn ich die spirituelle Enthüllung noch nicht erlangt habe, prüfen, dass ich das Geben von Tag zu Tag immer mehr schätze?

Meine Antwort: Du kannst es an deiner inneren Empfindung, an deinen Gedanken, Zielen, an der Einschätzung der Umgebung bewerten, daran, wie sehr du die Freunde schätzt und ihnen Gehör schenkst, wie sehr du spürst, dass du sie ständig wie eine Infusion brauchst. Und wenn du keine Unterstützung von ihnen erhältst, fällst du.

Eine solche Empfindung ist sehr wichtig. Abhängigkeit von der Umgebung bedeutet Freiheit vom eigenen Ego! Ich muss danach streben, ständig von den Freunden abhängig zu sein und sie immer mehr zu spüren, damit sie mich so stark wie möglich beeinflussen und beschützen können – ich muss danach streben, ständig ein besonderes Anleuchten, eine Krafteinwirkung von ihnen zu bekommen.

Ich muss versuchen, zu spüren, dass mich nur das in die richtige Richtung gehen lässt. Wenn die Umgebung mich nicht von außen beeinflusst, verliere ich die Ausrichtung auf den Schöpfer.

Und anschließend muss ich versuchen, alles – mich, die Freunde und den Schöpfer – an einem Ort, in einem gemeinsamen Verlangen zu vereinen. Wir dürfen nicht jeder für sich allein existieren: ich, sie, der Schöpfer – wie Dreieckpunkte, sondern müssen in einem Verlangen, auf einem Platz vereint sein.

Wenn ich und sie uns um einander und füreinander sorgen und einander geben, dann machen wir Platz für die Enthüllung des Schöpfers zwischen uns frei. Er enthüllt sich zwischen uns!

Ich bin nicht in der Lage, mich von meinem Egoismus zu befreien und an etwas außerhalb von seinen Interessen zu denken, wenn die Umgebung mich nicht beeinflusst. Und deshalb bedeutet die Abhängigkeit von ihnen Freiheit vom eigenen Egoismus. Wenn die Gesellschaft auf mich einwirkt, spüre ich, wie sie mich auf das Ziel ausrichtet.

 1

Ich wende mich an die Umgebung (1), die Umgebung beeinflusst mich (2) und ich strebe dem Schöpfer entgegen (3). Anders geht es nicht! Denn anderenfalls wird mich mein Egoismus runterziehen. Ich spüre regelrecht, wie er mich ertränkt und mich an den Beinen runterzieht. Die Umgebung spendet mir jedoch sofort Kraft, mich von ihm loszureißen und aufzusteigen – und dann verbinde ich mich mit dem Schöpfer.

Und jedes Mal, wenn du spürst, dass dein Ego anfängt, dich runterzuziehen, mache eine weitere Runde (1-2-3).

Auszug aus dem Unterricht über den Artikel „Vorwort zu Panim Meirot“, 17.02.2011

Eine Motivation, um eher geboren zu werden

Frage: Baal HaSulam schreibt, dass es nötig ist, zu verstehen, was Kabbala ist, bevor man sie studiert. Wie kann jeder ihre Sprache lernen, wenn sie so kompliziert ist?
Meine Antwort: Zu verstehen, was die Weisheit der Kabbala ist, bedeutet den Schirm zu erwerben, um sich über seinen Egoismus zu erheben und spirituelle Handlungen zu erkennen. Dann wirst du fähig sein, einen kabbalistischen Lehrer zu verstehen und zu lernen, was als nächstes zu tun ist. Du wirst begreifen und du wirst sofort alles praktisch bestätigen können, was er dir sagt, wie es auch bei Studenten in der normalen Welt geschieht.

Wie kann ich dir aber irgendwas erklären, bevor du in der Spiritualität geboren wirst? Es ist, als ob ich einem ungeborenen Kind im Leib seiner Mutter etwas über diese Welt erzählen würde. So erzählen Kabbalisten uns etwas von einer anderen Welt. Wir wohnen in dieser Welt innerhalb ihrer Sphäre, wie in einer Blase, während uns etwas über einen Ort außerhalb davon erzählt wird.

Darum arbeiten kabbalistische Texte wie „Wundermedizin“ (Segula) für uns. Die Artikel sind für Anfänger geschrieben, aber „Das Studium der zehn Sefirot“ ist für jene geschrieben, die in die Spiritualität geboren wurden, die schon „spirituelle Babies“ sind, denen von der Höhren Welt erzählt werden kann. Deswegen werden sie fortschreiten und anfangen, die neue Welt zu erkunden, in die sie geboren wurden.

Was jene betrifft, die noch immer im Leib ihrer Mutter sind, ist es nur ein Ansporn, eine Motivation, um so bald wie möglich geboren zu werden.

Aus dem 4. Teil des Täglichen Kabbala Unterrichtes, 14.02.2011, „Das Wesen der Weisheit der Kabbala“

Wachse spielerisch

Frage: Wenn Sie von der Arbeit mit der Umgebung sprechen, greifen Sie sehr erhabene Dinge auf…

Meine Antwort: Ich spreche ganz und gar nicht über erhabene Dinge, sondern über sofortige Umsetzung, darüber, was zwischen uns geschehen muss. Nicht über uns, sondern auf Augenhöhe, auf der Ebene der Herzen.

Frage: Aber ich arbeite künstlich an mir?

Meine Antwort: Selbstverständlich künstlich. Wir sind uns unserer Scheinheiligkeit bewusst und geben es zu. Ja, wir spielen, „lügen von der Bühne“.

Mein Enkel beschäftigt sich zum Beispiel im Moment mit einem Spielzeug-Müllauto: er sucht im ganzen Haus nach Müll, um ihn ins Auto zu laden. Ist das ein Spiel oder ist das kein Spiel? Wenn er es dir erklären könnte, würdest du verstehen, dass gerade das das echte Leben ist! Und ihr, Erwachsenen, spielt mit euren Spielsachen.

Für ihn ist es so, und für uns ist es andersrum. Es sind zwei Ebenen, und da kann man nichts machen.

Ich weiß also, dass ich vom egoistischen Verlangen durchdrungen bin, dass ich den Nächsten hasse und nur an mich selbst denke. Darüber hinaus interessiert mich nichts. Und in die Gruppe bin ich gekommen, um noch mehr zu empfangen, weil das, was ich hatte, nicht mehr genug für mich ist.

Meine Nachbarn geben sich zufrieden mit ihrer Situation und schauen mich wie einen Verrückten an: „Was will er vom Leben?“ Doch mir ist das zu wenig, und deshalb bin ich hier.

Tag für Tag enthülle ich Hass und Verachtung allen gegenüber in mir, ich brauche niemanden, keiner ist mir wichtig außer mir selbst, der mir am Liebsten ist. All das weiß ich, doch ich weiß auch, dass zu einer höheren Stufe aufzusteigen, bedeutet, aus mir selbst, aus meinem Verlangen, aus meinen Gedanken zu etwas ganz Anderem hinauszugehen. Neu geboren zu werden.

Und nun spiele ich auf meiner Ebene, in meinem Egoismus, als würde ich mich bereits auf einer höheren Stufe befinden. Selbstverständlich ist das alles gespielt, alles Lüge. Jedoch eine nützliche Lüge. Ich habe keine andere Möglichkeit, mich zu entwickeln, wenn ich nicht das vorspiele, was ich erreichen will. Das Gleiche machen Kinder, Pflanzen, Tiere – das ist die Bedingung, die in der gesamten Natur gilt. Jedes Element, das sich durch Aufnahme und Ausscheidung von irgendwelchen Stoffen entwickeln will, erschafft aus sich eine Art Abbild, Schablone von dem, wonach es strebt. Es muss nach seiner zukünftigen Form streben.

Und dann kommt das höhere Licht. Wenn die Entwicklung durch die Natur ausgelöst wurde, dann kommt sie automatisch. Pflanzen und Tiere wissen nicht, wie sie sich entwickeln, nichtsdestotrotz wirkt auf der unbelebten, pflanzlichen und tierischen Stufe ebenfalls das Licht. Es gibt keine andere Kraft.

Wir müssen jedoch dieses Licht durch eigene Kräfte, durch eigene Erkenntnis, durch eigene Analyse, durch eigene Messungen, durch eigenes Verständnis, durch eigene Genauigkeit hervorrufen. Wir müssen in dieser Schöpfung nicht nur zugegen sein, sondern sie auch steuern.

Es ist in der Tat ein Spiel. Es steht geschrieben, dass der Schöpfer mit dem Leviathan spielt – eben spielt. Jegliche Änderungen beim Übergang von einer Stufe zur nächsten sind ein Spiel. Denn wir rufen sie hervor, indem wir das vorspielen, was wir noch nicht erreicht, noch nicht erlangt haben, worin wir uns noch nicht gekleidet haben. Das ist eine sehr ernsthafte Sache.

Auszug aus dem Unterricht über einen Artikel von Rabash, 15.02.2011

Die Umgebung erheben

Wenn der Mensch die richtige Umgebung gefunden hat, ist er bereit, sich dieser zu beugen und alles anzunehmen, was ihm gesagt wird. Anfangs sieht er in allem die Wichtigkeit: in dem Lehrer, in dem Studium, in den Freunden.

Doch eine Zeit später gewöhnt er sich daran. Ihm wird eine Möglichkeit gegeben, sich in die Umgebung einzuordnen, und dann geschieht der Abstieg: „Alles ist in Ordnung, ich bin hier unter meinesgleichen wie auch zuvor. Ich bin miteinbezogen“.

Somit macht der Mensch sich selbst zunichte und rutscht ab. In seiner Dummheit und in seinem Stolz begreift er nicht, dass man ihn nun näher kommen lässt, damit er die Umgebung in seinen Augen erheben kann. Sie muss für ihn noch höher als am Anfang werden.

Der Mensch aber betrachtet die Welt gemäß seiner Natur durch das materielle Prisma. Die Freunde sind ihm bereits vertraut und nicht mehr so groß wie früher, als er sich als ein bescheidener Gast unter ihnen gefühlt hat. Der Lehrstoff wird zusammenhängender, und auch der Lehrer verliert die einstige Höhe.

So wächst der Egoismus, um dem Menschen jedes Mal erneut die Möglichkeit zu bieten, seine Umgebung zu erheben. Doch diese „Unterstützung, die wie gerufen kommt“ benutzt der Mensch nicht bestimmungsmäßig für den Aufstieg, sondern bleibt selbst unten. Und anstatt aufzusteigen, steigt er letztendlich ab.

So beginnen Menschen, die des Aufstiegs und der Enthüllung des Schöpfers würdig sind, sofort abzusteigen und die Mittel, die ihnen gegeben wurden, zu verachten, weil sie es versäumt haben, sich in die Umgebung einzufügen. Bereits morgen betrachten sie die Umgebung anders, als sie es gestern getan haben. Der Lehrer, die Gruppe und die Bücher verlieren an Wert in ihren Augen, wenn auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit.

Darum besteht meine Arbeit darin, die Wichtigkeit der Umgebung – des Lehrers, der Bücher und der Gruppe – unaufhörlich zu erheben. Ständig aufzusteigen. Nicht weil jemand meine Anerkennung braucht, sondern weil ich sonst die Größe des Schöpfers nicht erkennen werde.

Die Umgebung gibt sich nicht als etwas Besonderes aus, deshalb ist es sehr schwer, die Freunde zu schätzen. Der Lehrer sieht ebenfalls nicht wie ein großer Mensch aus. In den kabbalistischen Gruppen war es immer schwer, die Umgebung zu erheben. Und dennoch haben wir heute keine andere Wahl, wir müssen damit anfangen, unseren Freunden zu helfen, die Wichtigkeit der Gruppe zu erkennen.

Das bedeutet nicht, dass wir uns wichtig machen oder mit der Wichtigkeit prahlen sollen. Hier kann man sich nicht verstellen, denn der Schöpfer ist verborgen. Je höher der Mensch aufsteigt, desto weniger kommt es zum Vorschein, – und der Schöpfer ist mehr als alle Anderen verborgen. So ist das spirituelle Gesetz.

Deshalb müssen wir die Wichtigkeit der Umgebung im Allgemeinen erheben, um über sie die Wichtigkeit des Schöpfers zu erkennen. Wenn dieses Ziel nicht von Anfang an in uns brennt, wenn wir dieses Schema nicht genau aufstellen: von der Wichtigkeit der Umgebung zur Wichtigkeit des Schöpfers – werden wir nichts erreichen. Im Gegenteil, die Verachtung wird nur noch steigen.

Heute existiert die Organisation Bnei Baruch, weil es mich gibt. Morgen wird es mich nicht mehr geben, und es wird das Gleiche geschehen, was mit der Gruppe von Rabash geschehen ist: Zerstreuung in alle Richtungen. Aus diesem Grund müssen wir den Kern unserer Gemeinschaft erheben, ihre Grundlage – ihre Größe, die aus dem Streben nach der Größe des Schöpfers hervorgeht.

Wenn das ständig an Wichtigkeit und Größe gewinnt, indem es die Gedanken und das Herz jedes Einzelnen einnimmt, wenn ich mich dem hingebe, dafür existiere, damit verschmelze, wenn ich der Größe der Gemeinschaft entgegenstrebe, weil sie mich zu der Größe des Schöpfers bringt, wenn ich das ständig spüre, wenn es mich bewegt, dann werden wir das Ziel zweifelsohne in kürzester Zeit erreichen.

Auszug aus dem Unterricht über einen Artikel von Rabash, 14.02.2011

Opfer des Egoismus

Spirituelle Wurzeln, die in unsere Welt herabsteigen, schlagen hier ins Gegenteil um, und der Egoismus unserer Welt führt das höchste Gebot der Liebe entsprechend seinem Verständnis aus – das bedeutet, er geht töten. Doch du musst dich entscheiden, was du tun willst: entweder in diesen materiellen Zweigen bleiben oder zur spirituellen Wurzel aufsteigen.

Wenn du aufsteigen willst, dann arbeite in der Gruppe und nimm an ihrem Spiel der Bruderliebe zwischen allen teil. Dann wirst du feststellen, dass du zu einer solchen Liebe nicht in der Lage bist und dass das alles eine Lüge ist, und du wirst nach der Korrektur verlangen. Es wird eine Kraft herabsteigen, die dir Verbindung mit allen Anderen und Liebe schenkt.

Diese Verbindung existiert nicht auf der Ebene unserer Welt, sondern nur auf einer höheren Stufe. Schaut euch die Seelen und nicht die Körper an!

Es ist so, als ob ich einen Computerbildschirm vor mir hätte, auf dem ich entweder materielle oder spirituelle Handlungen sehen könnte. Wenn ich alles durch meine spirituellen Augen betrachte, dann sehe ich Liebe, und durch meine materiellen Augen sehe ich Mord.

Doch, wenn mich jemand angreift und töten will, bedeutet es nicht, dass er das aus Liebe macht – er handelt aus seinem Egoismus heraus. Und darum steht es geschrieben, dass du demjenigen, der gekommen ist, um dich zu töten, zuvorkommen und ihn zuerst töten sollst.

Dadurch korrigierst du ihn, denn er ist derjenige, der gekommen ist, um dich zu töten – also ist sein Egoismus größer als deiner. Aus diesem Grund vollziehst du eine Korrektur, wenn du ihn tötest, indem du mit einem kleineren Egoismus als derjenige, der dich angegriffen hat, arbeitest.

Hier ist alles sehr logisch und basiert nicht auf einem blinden Glauben. Denn ich hatte nicht vor, ihn zu töten, er hat mich als erster angegriffen, um mich zu töten. Und wenn es mit aller Deutlichkeit klar wird, denn wird es eine Korrektur sein, einen größeren Egoismus durch einen kleineren zu töten. Das ist deine Pflicht, das oberste Gebot: „Töte den, der dich töten will“.

Es gibt nichts außer den Korrekturen. Entweder ereignen sie sich auf der unbelebten, pflanzlichen und tierischen Ebene, unbewusst und unverständlich für uns, oder es sind echte Korrekturen durch die Arbeit mit der Gruppe auf der menschlichen Stufe.

An allen Morden in unserer Welt ist unser Egoismus schuld, der nach solchen Opfern für dessen Korrektur verlangt. Wir können jedoch diese Korrekturen auf die spirituelle Ebene verlagern, wenn wir das wollen! Wir können alle diese Handlungen auf eine höhere Ebene heben, dann werden wir kein Übel in der Welt sehen und spüren.

Doch nur unter der Bedingung, dass wir unser gesamtes egoistisches Verlangen, welches diese ganzen Untaten vollbringt, auf eine höhere Stufe heben – und dort werden dann dessen gesamte Taten schön sein, entgegengesetzt denen, die wir heute sehen. Die Menschen um uns herum werden beginnen, sich zu verbinden, einander zu umarmen und sich einander nahe zu fühlen.

Auszug aus dem Unterricht über den Artikel „Das Wesen der Wissenschaft Kabbala“, 09.02.2011

Wo beginnt der Mensch?

Auszug aus der 4. Kongresslektion in Berlin

In jedem Menschen entstehen Verlangen, und er versucht, sie zu erfüllen. Andererseits gibt es Menschen, die diesen widersprechen bzw. widerstehen. Auch das wird vom Schöpfer gesteuert. Wir werden von Ihm wie Schachfiguren bewegt.

Wir verfügen über keinen freien Willen, deshalb hat es keinen Sinn, den Menschen als gut oder als schlecht zu beurteilen. Und er sollte auch keine Folgen oder keine Reaktionen auf seine Handlungen erwarten: weder Himmel noch Hölle, noch Sonstiges. Wie es in dem Buch Sohar geschrieben steht: „Wir alle sind den Tieren ähnlich“.

In der Tat, worin besteht dein freier Wille? Selbst wenn es in dir eine Illusion dessen entsteht, geschieht es nur, weil dir nicht klar ist, was genau du willst. Der Schöpfer gibt dir absichtlich solche Anweisungen, solche lenkenden Signale, die einen Anschein von freien Handlungen entstehen lassen, aber auch nicht mehr.

Deswegen bedeutet die Erkenntnis dessen, dass „es niemanden außer Ihm gibt“, in erster Linie die Erkenntnis dessen, dass wir alle Rädchen in einem gewaltigen Getriebe sind.

Wo beginnt nun der Mensch? Der Mensch beginnt mit dem freien Willen. Und um diesen zu erlangen, muss er sich bis dahin entwickeln. Deshalb entwickelt er sich zuerst im Laufe der Jahrtausende in seinem Egoismus, der von oben von dem Schöpfer gesteuert wird, später erwacht in ihm der „Punkt im Herzen“. Mit anderen Worten: es entsteht ein weiteres Verlangen, ein zusätzliches, eins, das allen anderen entgegengesetzt ist. Es zerbricht den Menschen in Einzelteile, es quält und lähmt ihn.

Natürlich kommt dieses Verlangen ebenfalls vom Schöpfer. Es kann von nirgendwo sonst herkommen, es entsteht nicht einfach aus der Luft. Denn der Mensch ist eine Schöpfung. Deshalb macht uns der Punkt im Herzen noch lange nicht frei – frei vom Schöpfer.

Wovon kann er sonst „frei“ sein? Wenn es nur eine einzige Kraft gibt, die alle von oben steuert, kann mein freier Wille nur darin bestehen, diese Kraft neutralisieren zu können.

Wie kann ich das erreichen? Mehr noch: angenommen, ich habe diese Kraft neutralisiert, was wird dann aus mir? Über welche Kräfte, über welchen Verstand werde ich dann verfügen? Wie werde ich dann wählen können? Wodurch werde ich vorangetrieben? Es ist vollkommen unklar. Wenn es zwei Kräfte gäbe, würde ich zwischen ihnen wählen können. Wenn es aber nur eine Kraft gibt, dann gibt es keinen freien Willen? Wozu ist dann alles erschaffen worden? Um diesen Ameisenhaufen zu steuern?

Nein, es gibt jedoch einen Sinn. Er besteht darin, die Schöpfung, also den Menschen zwei entgegengesetzte Kräfte beherrschen zu lassen, damit er, indem er zwischen ihnen wechselt, ein Beispiel am Schöpfer nimmt, sich Seine Eigenschaften aneignet, eine Kopie von Ihm für sich zieht. Schritt für Schritt, Eigenschaft für Eigenschaft überträgt er allmählich immer mehr Informationen vom Schöpfer auf sich selbst und kann letztendlich vollkommen dem Schöpfer ähnlich werden.

Dann beginnt der Mensch in dem Ausmaß seiner Ähnlichkeit mit dem Schöpfer sich selbst so zu steuern, wie der Schöpfer ihn steuern würde. Und sogar viel besser.

Denn es offenbart sich in ihm ein absichtlich erschaffenes Verlangen: er will dem Schöpfer entgegengesetzt sein. Doch stattdessen beginnt er, indem er das Programm, die Methode der Lenkung vom Schöpfer übernimmt, entgegen seinem Egoismus sich selbst richtig zu lenken.

Also hat der Schöpfer den Menschen böse erschaffen. So steht es auch geschrieben: „Ich habe das Böse erschaffen. Gleichzeitig habe Ich dir die Methode gegeben, dieses Böse zum Guten zu korrigieren. Dann wirst du Mir ähnlich und frei, indem du selbständig alle Handlungen an dir selbst vornimmst.

Du hast zwei Zügel in der Hand: deine verdorbene egoistische Natur und deine gute altruistische Natur. Nimm das an, ziehe eine Kopie von Mir und kleide dich in diese ein. Dann wirst du Adam heißen, was von „dome“ – dem Schöpfer ähnlich – kommt.

Wir haben also eine Möglichkeit, uns der Höheren Lenkung zu entziehen, keine Marionetten zu sein und nicht mehr zu sagen, dass „es niemanden außer Ihm gibt“. Es gibt noch eine Kraft außer Ihm – das ist die Kraft jenes Menschen, der eine Kopie vom Schöpfer zieht und alles an Seiner Stelle macht. Und darin besteht in Wirklichkeit die Freiheit des Willens, weil wir in diesem Fall mit zwei entgegengesetzten Eigenschaften der Schöpfung arbeiten: mit dem Egoismus und der Eigenschaft des Gebens.

Auszug aus der 4. Kongresslektion in Berlin, 29.01.2011

Ein anderer Ausweg

Wir begehen unterwegs oft Fehler. Wir glauben, dass es noch andere Kräfte außer dem Schöpfer gibt, die uns helfen können. Plötzlich tauchen wir wieder in unseren Beruf oder in unsere Hobbys ein. Wir verzweifeln an der spirituellen Entwicklung und setzen unsere Hoffnung in uns selbst, in die Umgebung.

Wir sind von vielen Hindernissen umgeben, die uns vom Weg abbringen: ein bisschen Religiosität, ein bisschen Mystik, irgendwelche andere Methoden, unser Dasein erträglicher zu machen.

Doch all das ist vergänglich. Am Ende dieser Irrungen, die lange andauern können, kommt der Mensch dennoch an der gleichen Stelle an. Er begreift, dass er hier vor einer Mauer steht und unbedingt, um jeden Preis den Schöpfer enthüllen muss. Das Problem besteht hier nicht darin, dass er das nicht will…

Der höhere Zustand, zu dem der Mensch gelangen muss, ist ein besonderer Zustand. Ich muss mich nicht über den Egoismus erheben, damit es mir besser geht. Denn in diesem Fall entscheide ich mich einfach für einen besseren Zustand aus zwei möglichen, ich verfahre also nach dem alten egoistischen Prinzip. Und von dem Menschen wird verlangt, dass er anfängt, etwas Anderes zu wollen.

Baal HaSulam schreibt darüber in dem Artikel „Es gibt nichts außer Ihm“:

Wenn der Mensch irgendeinen Verstoß begangen hat, dann muss er natürlich bereuen und bedauern, dass er das Gesetz gebrochen hat. Und hier muss man auch die Reihenfolge von Bedauern und Schmerz ermitteln – in welchem Punkt er den Grund sieht, der ihn zum Verbrechen führte, und diesen Punkt soll er bedauern.

Dann muss der Mensch erkennen, dass er gesündigt hatte, weil der Schöpfer ihn zur Seite zurückwarf. Es stellt sich heraus, dass der Schöpfer derjenige war, der ihn in den Schmutz eintauchen lies.

Genauso muss der Mensch auch im Zustand des Aufstiegs klar erkennen, dass es nur aus dem Grund geschieht, weil das Licht ihn aufsteigen lässt.

Es liegt daran, dass der spirituelle Aufstieg in zwei Etappen vollzogen wird. In der ersten Etappe spürt der Mensch die völlige Abhängigkeit von der Höheren lenkenden Kraft. In der zweiten Etappe begreift er, dass das ganze Lenkende um ihn herum und das Lenkende in ihm drin die gleiche Kraft ist. Sowohl das Böse als auch das Gute ist diese Kraft. Es gibt keine Belohnung und keine Bestrafung. Und natürlich gibt es auch nichts, was vor ihm liegt, weil alles vorprogrammiert ist und er lediglich ein ausführendes Instrument in den Händen des Lichts ist.

Und anschließend erwacht in dem Menschen der Punkt im Herzen, mit dessen Hilfe er zu der Umgebung geführt wird. Die richtige Umgebung beinhaltet den Lehrer, die Bücher und die Gruppe. Während der Mensch versucht, nach den alten Regeln mit ihnen zu arbeiten, kann er dem schließlich dennoch nichts Spirituelles abgewinnen, denn er verbindet sich, vereint sich mit ihnen mit Hilfe des eigenen Egoismus.

Wozu sind diese ganzen Etappen notwendig? Denn es gibt noch viel mehr Etappen, die tiefer gehen und feiner sind. Sie alle dienen dazu, dem Menschen zu zeigen, dass es hier eines anderen Ausweges bedarf. Gehandelt werden muss nicht, damit es dir in deinem Egoismus besser geht, sondern damit du dich mit der für dich äußeren Umgebung, mit der für dich äußeren Kraft – mit dem Schöpfer – verbindest.

Auszug aus der 4. Kongresslektion in Berlin, 29.01.2011