Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Wie viele Stunden hast du für die Seele gearbeitet?

Frage: Was kann ich noch tun, wenn ich den Eindruck habe, dass ich zu nichts fähig bin, und weder um eine Korrektur bitten, noch die Freunde erwecken kann?

Meine Antwort: Aber du stehst jeden Tag auf und gehst zur Arbeit, um dir dein Brot zu verdienen. Du fragst dabei nicht, ob du gehen oder nicht gehen sollst – dir ist klar, dass du anders nicht existieren kannst. Warum stellst du dann bezüglich der Spiritualität diese Frage, und glaubst, dass man hier ohne Arbeit auskommen kann?

Dir wird absichtlich ein solches Empfinden gegeben, denn genau darin liegt unser freier Wille – als ob man auch einfach so leben könnte, und es überhaupt nicht nötig wäre, irgendwelche Anstrengungen zu unternehmen. Ich werde auch so weiterhin existieren können, wieder und wieder einen Tag länger, alles wird von selbst weitergehen. So wirst du zu faul, dich anzustrengen.

Im allgemeinen Leben kannst du es dir nicht leisten, so zu faulenzen, denn niemand wird dir umsonst Essen geben. Und du bist gezwungen, verdienen zu gehen, d.h. dich anzustrengen. Aber im spirituellen Leben glaubst du, dass das nicht notwendig ist.

Du arbeitest acht Stunden am Tag, um Nahrung für deinen tierischen Körper zu verdienen. Und wie viele Stunden hast du für deine Seele gearbeitet, um sie aufzufüllen, um ihr spirituelle Nahrung zu geben?

Wenn du das nicht tun möchtest, dann bleibst du auf der Stufe deines tierische Körpers stehen. Du weißt nicht, was genau du tun sollst? Es ist gesagt: „Tue alles, was in deiner Macht steht!“

Auszug aus dem Unterricht nach „Einführung zum TES“, 01.01.2012



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Die Wissenschaft über uns

Frage: An wen oder an was soll meine Absicht während des Lesens des Buches Sohar ausgerichtet sein: an die Gruppe, an den Schöpfer oder an Rabbi Schimon?

Meine Antwort: Es gibt weder Rabbi Schimon, noch den Schöpfer, weder die Gruppe, noch das Licht. Es gibt gar nichts. Es gibt nur den inneren Eindruck des Menschen, der in solche Begriffe unterteilt wird.

Ich weiß nicht, was sich außerhalb von mir befindet. Ich weiß nur, dass es etwas gibt, was „ich“ genannt wird. Wobei mir auch nicht bekannt ist, was dieses „ich“ in Wirklichkeit darstellt. Dieses „ich“ wird von etwas beeindruckt. Wovon es beeindruckt wird, weiß ich ebenfalls nicht.

Ich befinde mich also in einem Zustand, der als „meine Realität“ bezeichnet wird. Ich soll diese Realität jetzt erforschen: wer bin ich, und was empfinde ich? Eben darüber lehrt uns die Wissenschaft der Kabbala: wie wir diesen Zustand enthüllen. Von diesem Punkt aus beginnt unsere Arbeit. Mit anderen Worten ist unser Ziel „den Sinn des Lebens zu begreifen“. Es handelt sich nicht um unser Erdenleben im Laufe unserer physischen Existenz. Es handelt sich vielmehr um das Begreifen des Wesens der Realität, in der es sowohl mich, als auch meine Empfindungen gibt. Gerade in meinem ersten Begreifen ist das enthalten: „ich“ und „empfinde“.

Die ganze Wissenschaft der Kabbala hat die Bestimmung, den Menschen zu helfen, die echte Realität zu enthüllen – was in Wirklichkeit mit dir geschieht, wie du die Empfindung bekommst, woraus diese Empfindung besteht – was stellt diese Welt dar, die wir uns vorstellen, und überhaupt die ganze Realität, das Leben und der Tod, die schlechten, wie auch die guten Empfindungen. Welchen Sinn sollen unsere Empfindungen haben? Durch diese Empfindungen beginnst du, dich zu entwickeln: wer bist du, was empfindest du, warum und so weiter… Dadurch erreichst du einen stabilen Punkt, von dem aus du die ganze Realität beobachten und ordnen kannst. Das ist die Wissenschaft der Kabbala.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 02.01.2012



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Ein Viertel der Bürger Russlands sind für eine Wiederholung der Wahlen

Frage: Ich habe gelesen, dass nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts (FOM) sich 26% der russischen Bürger eine Wiederholung der Parlamentswahlen wünschen; dagegen sprechen sich 40% aus, obwohl lediglich 6% meinen, dass es keinen Betrug gegeben hat. 13% meinen dagegen, eine Wiederholung sei reine Geldverschwendung und würde dasselbe Resultat ergeben. 48% sind überzeugt, dass Proteste keine Folgen haben würden.

51% fühlen sich unzufrieden, aber in der Realität im Ernstfall sind es nur 38%. Wie ist so ein Gehorsam in der modernen Welt möglich?

Mein Kommentar: Die Russen sind für ihre Fähigkeiten in Innovation, Wissenschaften, Wettbewerb, Güte, Mitgefühl, Unordnung, Misswirtschaft, Einverständnis mit Sklaverei bekannt. Ein Ausschnitt von Edo Neuhus ging durch das Internet: Die Ausstellung des menschlichen Stammes, oder über die Lehre der menschlichen Fähigkeiten und die geheimen Qualitäten der Seele. 1. Amsterdam, 1663 Jahr, Seite 242.

An Schweden, in Finnischen Gebieten, grenzen Russen oder Moskoviten, deren Imperium sich von hier bis zum Kaspischen Meer erstreckt. Dieser Stamm ist in der Sklaverei geboren worden, ist an die Unterjochung gewohnt und kann die Freiheit nicht ausstehen. Ihr Staatsoberhaupt ehren sie wie eine Gottheit, die vom Himmel gesandt wurde, und geben ihr Leben und ihr Hab und Gut in seine Hand; wenn er den Befehl dazu geben wird, sind sie bereit, unverzüglich und freiwillig zu sterben“. – Das ist naturgegeben!



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Appetit nach Spiritualität

Das Wichtigste, was uns fehlt, ist das Verlangen. Es ist mit einem kranken Menschen vergleichbar, der keinen Appetit hat, ihn aber braucht, um zu essen und gesund zu werden. Oder wenn wir wollen, dass unser Kind lernt, es aber keine Lust dazu hat – und wir wissen nicht, wie wir unser Verlangen an das Kind weitergeben können, damit es gute Ergebnisse erzielen kann. Es gibt viele ähnliche Beispiele.

An einem kranken, verdorbenen Ort ist vor allem das Verlangen nach Korrektur notwendig. Und unser Problem besteht darin, dass wir nicht spüren, dass wir es brauchen. Von uns wird nichts verlangt, außer dem Verlangen – wir aber denken an die Erfüllung, an etwas vollkommen Entgegengesetztes.

Mein gesamtes Dichten und Trachten, meine gesamten Anstrengungen und meine Suche müssen nur darauf gerichtet sein, wie ich das richtige Verlangen finden kann. Und wenn ich an die Erfüllung denke, dann ist das Egoismus und der richtigen Absicht entgegengesetzt.

Das ganze Problem liegt in der Findung der richtigen Umgebung, die mir diese Idee einredet, damit ich immer daran denke, dass mir genau das Verlangen fehlt. Das heißt „um den Regen zu bitten“ – wenn der Mensch darum bittet, kommt der Regen, das höhere Licht ergießt sich. Es mangelt nur an unserer Bitte.

Und das ist ein Problem, denn uns fehlt das Verlangen, das Brennen, die Fragen, die Spannung, das Streben gerade nach dem spirituellen Ziel. Nichts anderes wird benötigt, außer dem richtigen Verlangen. Doch dafür muss sich der Mensch ständig unter dem Druck der Gesellschaft befinden, damit er spürt, wie sehr ihm selbst die richtigen Verlangen fehlen.

Jeder braucht ein „Arbeitsprogramm“: wonach strebe ich; was, welche Verlangen habe ich erreicht; wie könnte ich noch besser verstehen, was mir fehlt; bin ich dem näher gekommen? Bin ich bereit, zu ertragen, denn Verlangen bedeutet Leiden aufgrund des Fehlens des Gewünschten. Freue ich mich darauf, dass mir die Spiritualität fehlt, dass ich Sehnsucht und Bestreben danach – Leiden der Liebe – empfinde?

Dazu ist der gesellschaftliche Druck nötig – der Druck eines jeden auf einen anderen, damit wir unsere gemeinsamen Verlangen sammeln und die Enthüllung erreichen können. Das Streben muss persönlich, gegenseitig, gebündelt – gemeinsam sein, dann wird sich unsere Verbindung „Versammlung der Seelen, die nach dem Schöpfer streben“ (Knesset Israel) nennen.

Denn was macht man in einer solchen Versammlung (Bejt Knesset)? – Man bittet, betet. Dann heißt es Malchut, aus der sich die Bitte erhebt und zu der die Erfüllung kommt.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Rabash, 01.01.2011



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Das Scheitern des Kapitalismus

Meinung: (Paul Jorion, „La tribune“, Frankreich): Unsere Zukunft, sogar unsere Rettung, hängen nicht von den Ökonomen und Führern ab.

Der Kapitalismus war schon immer ein instabiles System, da er eine Konzentration des Eigentums hervorbrachte, welche letztendlich die Arbeit vom ganzen Mechanismus bremste. Bei jeder Krise wird der Kapitalismus mithilfe einer umfassenden Mobilisierung gerettet.

Aber die Welt hat sich geändert: Erschöpfung des Planeten, das Ende der kolonialen Herrschaft, Verschuldung der westlichen Wirtschaften, das Erscheinen von neuen Wettbewerbern schränken das Feld für Manöver ein. Aber das Wichtigste, das kapitalistische System wurde Opfer der eigenen Komplexität.

Das System ist aufgrund des „Verschleißes ihres Finanzherzens“ gescheitert. Und nicht desto trotz, fährt man sie fort, alte Rezepte anzuwenden. Jeden Tag gehen ganze Bereiche von Unternehmen verloren.

Die Märkte haben keine Vorstellung, was getan werden soll. Die Führer sind in den Rahmen der modernen Wirtschaftswissenschaft eingeschlossen.

Die Wahlen werden nichts ändern. Politiker haben kein Platz zum Manöver. Das Einzige, womit sie sich beschäftigen, ist vorzugeben, dass sich die Hebel der Lenkung in ihren Händen befinden. Lasst uns auf niemanden verlassen: lasst uns selbst das wahre Projekt entwickeln.

Mein Kommentar: Das Projekt existiert bereits und steht zur Umsetzung bereit. (Siehe auch die Materialien der Internetseite Arvut und die Kapitel zur Bewegung „Gegenseitige Bürgschaft“)



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Er stößt nicht ab, sondern zwingt uns, nach vorne zu gehen

Frage: Warum wird ein Mensch, der wirklich tut, was er kann, die ganze Zeit zurückgestoßen?

Meine Antwort: Aber das ist doch bemerkenswert! Dadurch wird ihm gezeigt, inwiefern er in seinem Glauben noch gefestigt werden muss. So lernt das Kind zu laufen, die Erwachsenen entfernen sich von ihm und warten auf seine Schritte. Als ob sie das Kind abstoßen würden!

Es fühlt sich, als ob es von ihnen nicht unterstützt würde. Auf diese Weise nimmt es die Handlungen der Erwachsenen wahr. Diese Hände, die es normalerweise immer unterstützten, entfernen sich immer wieder, sodass sich das Kind als verlassen und kraftlos empfindet.

Wie können wir so grausam mit dem Kind umgehen, es versteht doch nicht, was wir mit ihm machen? Es steht und weint, und wir rufen es zu uns und gehen noch einen Schritt rückwärts, statt es zu unterstützen und festzuhalten. Wir zwingen das Kind, nach vorne zu gehen.

Das Gleiche macht der Schöpfer mit uns .

Auszug aus dem Unterricht nach „dem Vorwort zur Lehre der Zehn Sefirot“ „, 01.01.2012



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Unfreiwilliger „Freie Wille“

Frage: Worin besteht die Freiheit des Willens?

Meine Antwort: Der Mensch in unserer Welt hat keinen freien Willen. Er wird in einem geformten Zustand geboren und entwickelt unter dem Einfluss der Umgebung die in ihm angelegten Fähigkeiten. Auf die Zusammensetzung der Fähigkeiten hat er keinen Einfluss. Weder seine äußeren noch seine inneren Charakteristika können von ihm gewählt werden. Darin gibt es keine Freiheit.

Die Freiheit besteht nur in der Auswahl einer richtigen Umgebung, damit ich mich durch ihren Einfluss in die gewünschte Richtung entwickeln kann. Entsprechend dem, wie ich mich entwickeln will, wähle ich die passende Umgebung dazu aus.

Hier gibt es ein weiteres Problem: weshalb denke ich, dass gerade diese Umgebung und nicht eine andere passen wird? Im Allgemeinen sind hier noch sehr viele innere Klärungen nötig, bis der Mensch ausreifen und verstehen wird, was für seine Entwicklung notwendig ist. Im Prinzip ist dieses Verständnis sinnlich und erfolgt im Herzen: Wo befindet sich in Wirklichkeit meine Freiheit des Willens? Und es ist nicht einfach. Aber wir sollen tatsächlich jeden an diesen Zustand heranführen.

Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung, 12.12.2011



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Das langerwartete Eigentor

Frage: Warum schaffen wir es nicht uns zu verbinden?

Meine Antwort: Ihr schafft es nicht euch zu verbinden, weil nicht ausreichend Verlangen vorhanden ist. Hierfür ist die gegenseitige Bürgschaft notwendig, das heißt etwas gemeinsames, womit ihr einander unterstützt.

Es gibt den Zustand, und seine folgende Stufe, eine höhere Stufe. Wenn die getrennten Verlangen sich um eine gemeinschaftliche Kraft vereinigen, wie es in der Armee, in einer Fußballmannschaft oder in einer Bande von Banditen geschieht, dann kommt ein gemeinsames Verlangen der Gruppe heraus. Allerdings genügt es nicht.

Infolge der Vereinigung steigen wir noch nicht auf, sondern vereinigen lediglich unsere Kräfte, wie die anderen Gruppen oder ein Truppenteil. Wir müssen auf eine höhere Stufe hinaufsteigen, damit unsere Verlangen gegenseitig werden und wir bereit sind, uns gegenseitig zu stützen.

Aber wie sollen wir einander unterstützen? In einer gewöhnlichen Gruppe, gibt es keine Probleme einande zu unterstützen. In einer Fußballmannschaft arbeiten Psychologen, sie bereiten die Mannschaftsspieler auf das Spiel vor, so das die Spieler die gegenseitige Unterstützung und Verbindung empfinden.

Wir dagegen müssen ein gegenseitiges Geben, die Liebe erreichen, die Eigenschaften, welche es in uns nicht gibt und welche uns keine Belohnung versprechen. Ich rechne nicht damit, ein Tor zu schießen und dafür eine Million Dollar zu verdienen und ich setze mein Leben nicht dem Risiko aus, wie es in der Armee üblich ist. Es ist ein Ziel, das keine Resonanz hat: weder eine gute, noch eine schlechte, das Geben, zu dem ich nichts innerlich empfinde: weder ein Gewinn, noch ein Verlust.

Im besten Falle empfinde ich nur einen Verlust, indem ich dafür meine Kräfte aufwende. Und im schlimmsten Fall verstehe ich gar nicht, wozu ich mich damit auseinandersetze und an wen ich geben soll. Es stellt sich heraus, dass wir in der Gruppe miteinander arbeiten, um füreinander die innere Stütze zu schaffen, eine Kraft, die an der Stelle des Schöpfers wäre, welche jeden mit der Kraft des Gebens versorgen würde. Und wenn wir beharrlich daran arbeiten, so fangen wir an, zwischen uns zu enthüllen, dass uns noch die Lebenskraft zur Umsetzung des Ziels fehlt.

Vielleicht haben wir die Absicht und ein abstraktes Verlangen, aber dies ist einem Motor ohne Treibstoff ähnlich. Es fehlt an Treibstoff, es mangelt an der Kraft in unserem inneren Verlangen! Wir wissen nicht, was dieses Verlangen des Gebens bedeutet, und darum offenbaren wir, dass wir eine Kraft benötigen, die Kraft die sich in unserem Inneren befindet und uns helfen kann.

Es existiert die verborgene Kraft, die im Inneren unserer Verbindung eingeschlossen ist, die wir im Maße unserer Enttäuschung enthüllen. Aber wir sollen von dieser konkreten Arbeit enttäuscht werden, von dem Versuch die Kraft des Gebens mit einem Freund zu teilen. Und dann wird in uns die Bitte an den Schöpfer formuliert.

Aber davor, bleiben uns einfach nur die Worte: wir sagen es nur, dass wir es tun, um Ihn zu enthüllen und Ihm zu geben. Das Gute ist, das wir uns manchmal daran erinnern oder darüber im Buch lesen. Aber die Tatsache ist, dass niemand darin eine Notwendigkeit verspürt.

Aber wenn wir uns daran orientieren, was unseren Kräften obliegt, dann gelangen wir auf die nächste Stufe. Bis wir tatsächlich den Schöpfer darum bitten, dass Er Zeuge unseres Bundes wird und mit seiner Macht garantiert, dass zwischen uns die Kraft des Gebens und der Liebe regiert. Damit Er sie nutzen kann, und wir seine Kraft nutzen können, um Ihm gleich zu werden. All das kommt stufenweise, eines nach dem anderen.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 30.12.2011



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Die Freiheit liegt zwischen dem Hammer und dem Amboss

Alles in unserer Welt basiert auf dem Kampf zweier entgegengesetzter Kräfte. Jede beliebige Interaktion zwischen uns ist auf das Vorherrschen eines Faktors über den anderen ausgerichtet, jeder beliebige Erfolg wird aufgrund einer Niederlage erreicht.

Wie kann dann die richtige Beziehung zwischen uns eingestellt werden? Heute haben wir nur eine Lösung, die Abtretung. Ich wollte mich der ganzen Welt bemächtigen, werde aber darin beschränkt: „Nimm nur das, was sich nicht weiter als zehn Zentimeter von dir entfernt befindet“. Jeder ist durch ein vergleichbares Wahrnehmungsbild begrenzt, aber wir sind nicht fähig, diese Normen zu beachten, und führen deshalb seit Ewigkeiten Kriege, oder verwenden andere Methoden, um einander zu besiegen. Jedes Mal treiben uns Neid, Leidenschaften und Ehrgeiz dazu an, vom derzeitigen Zustand aus einen komfortableren zu erreichen.

Heute sind wir jedoch alle miteinander verbunden. Niemand kann sich von den anderen auf Dauer lossagen oder zur Selbstversorgung übergehen. Die gegenwärtigen Bedingungen lassen nicht zu, selbst einen minimalen Grad an Erfüllung zu erreichen. Ich hänge in so starkem Ausmaß von den anderen Menschen ab, dass sie in meinen Verstand und zu meinem Gefühl durchdringen. Unsere Bande existieren überall und bestimmen mein ganzes Leben.

Früher fühlte sich der Mensch nach der Arbeit frei und wurde vom umfassenden Netz wechselseitiger Einwirkung aufeinander nicht belästigt. Aber heute sind wir miteinander verbunden, wie auch die zwei entgegen gesetzten Kräfte, die auf jeden Menschen einwirken, auf globalem Niveau verbunden sind. Ich würde ja mit meinen eigenen Problemen zurechtkommen oder könnte sie akzeptieren – aber in unserem Jahrhundert ist selbst das unmöglich: ich hänge von anderen so stark ab, dass ihre Einwirkung mich zerreißt und beeinträchtigt.

Deshalb brauchen wir eine neue Methodik, die jedem Menschen ermöglicht, ein ruhiges Leben zu führen, und auf neue Weise, diesmal richtig, vereinigt zu werden.

Andernfalls wird es dem Menschen immer so vorkommen, als ob er von den anderen ausgenutzt würde. Ob zu seinem Besten oder nicht, er hat darin sowieso keine Freiheit.

Und andererseits ist dies ein Naturgesetz: in uns wirken zwei entgegengesetzte Kräfte – die heranziehende und die abstoßende Kraft; und heute sehen wir schon, dass sie einen einheitlichen Mechanismus bilden. Wir müssen nur lernen, ihn zu bedienen.

Und deshalb entsteht zum ersten Mal in unserer Geschichte die Frage nach der Freiheit des Individuums: Wie soll sie unter den heutigen Bedingungen ausgeprägt sein?

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Freiheit des Willens“, 01.01.2012



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Europas sieben Sünden

Meinung („Die Zeit“): Ein Katalog der sträflichen Egoismen, die der Gemeinschaft Schaden zufügen

Hehlerei: Der Fall Schweiz

Allein in der Schweiz haben ausländische Privatpersonen, die meisten davon EU-Bürger, 1560 Milliarden Euro liegen, in Großbritannien sind es 1400 Milliarden, in Luxemburg 440 Milliarden, in Liechtenstein 78 Milliarden. All diese Staaten leisten Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Sie saugen fremdes Volksvermögen ab und leben von den Zinsen.

Sie alle predigen so gerne europäische Solidarität.

Arroganz: Der Fall Frankreich

Die staatliche Bremse gegen den Aufbau von Produktionsstätten in Schwellenländern. Um einer Schrumpfung des Exports entgegenzuwirken, verstärkt die Regierung den Protektionismus. Der Elysée missbraucht seine Macht über die Konzerne als politische Waffe. Frankreichs Politiker sind überzeugte Europäer, wenn sie allein nicht weiterkommen.

Faulheit: Der Fall Griechenland

Was einen in Athen verstört, ist die unglaubliche Selbstschonung. In Europa läge genügend Geld für Hellas. Zünfte, die sich an ihre Privilegien klammern. Staatliche Bahnarbeiter, die im Lohnchaos exorbitante Gehälter kassierten. Hinterbliebene, die Renten für Tote einstrichen. Politiker, die Neffen und Nichten ihrer Wähler einstellten. Was aber fehlt, ist die kathartische griechische Wut auf diese Griechen.

Der Athener Populist redet hart über Merkel, aber milde über die Verantwortlichen im eigenen Land. Diese Schwäche, diese mangelnde Fähigkeit zur Selbstkritik, ist die eigentliche Krise Griechenlands.

Selbstsucht: Der Fall Irland

Die Steuersätze, die Irland bietet, sind ein Gründchen, warum die Atlantikinsel internationale Unternehmen anzieht wie ein Hebemagnet. Nur 12,5 Prozent beträgt die irische Unternehmenssteuer. Das ist klares europäisches Untermaß. Der Großteil der EU-Länder verlangt von Firmen Staatsabgaben um die 30 Prozent. In einem Binnenmarkt, in dem jeder die gleichen Wettbewerbschancen haben soll, wie, bitte schön, kann es da ein solches Gefälle geben?

Bigotterie: Der Fall Deutschland

Kann es ein Europa geben, in dem einer exportiert und Gewinne macht, während die anderen konsumieren und Schulden machen?

Die Deutschen sind stolz auf ihre Exportstärke, gilt sie doch als Beleg für die Leistungskraft der hiesigen Wirtschaft. Doch wenn ein Land dauerhaft mehr Waren an das Ausland verkauft, als es von dort bezieht, dann ist das für alle Beteiligten eher unangenehm. In diesem Jahr beläuft sich der deutsche Exportüberschuss mit den Ländern der EU auf 62 Milliarden Euro. Das bedeutet nichts anderes, als dass die in Deutschland produzierten Waren nicht gegen ausländische Waren getauscht, sondern praktisch auf Kredit ausgeliefert werden. Die Südeuropäer verschulden sich also bei den Deutschen, um deren Waren zu kaufen. Sprich: Der Reichtum der Deutschen beruht auf den Schulden der anderen. Bloß, wer beschwert sich am lautesten über diese Schulden? Genau. Deutschland.

Völlerei: Der Fall Spanien

Subventionen für die Landwirtschaft in verschiedenen EU-Ländern, die dadurch konkurrenzfähig bleiben. Ein erheblicher Teil von billigen Fleisch-, Milch- und Gemüseprodukten aus Spanien, Italien, Frankreich oder Deutschland landet inzwischen auf afrikanischen Märkten. Die lokale Nahrungsmittelproduktion von Ländern wie Ghana, Kamerun oder der Elfenbeinküste bricht ein. Und im Fall eines Anstiegs von Agrarrohstoffpreisen können sich diese den Import von Milchpulver, Geflügelresten oder Getreide aus der EU nicht mehr leisten. Kommt es dann zur Nahrungsmittel- oder gar Hungerkrise, ist Europa allerdings wieder zur Stelle: Die EU ist der Welt größter Geldgeber in Sachen Nothilfe.

Gier: Der Fall Großbritannien

Die Briten glauben weiterhin, den Verlust ihrer Industrie durch die Spekulation mit fremdem Geld wettmachen zu können. Des einen Verlust soll weiterhin ihr Gewinn bleiben. Stur und unbelehrbar halten sie daran fest, dass die Märkte in ihrer vermeintlichen Logik so unverwundbar seien, dass Politik und Gesellschaft sich ihr letztlich zu unterwerfen hätten.

2008 wurden Milliarden Euro aus den Spareinlagen und Rentenkassen einfacher Bankkunden verzockt, und die Londoner Banker hielten sich schadlos. Die Staatsschuldenkrise nahm ihren Anfang, als Regierungen die Banken auffangen mussten. Trotzdem kommt aus London nur Gezeter auf den Vorschlag, die Anleger am Risiko zu beteiligen.



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