Frage: Im altertümlichen Griechenland, wo sich die Grundlage der Psychologie gebildet hat, wurden vier Arten von Menschen entsprechend ihren individuellen Besonderheiten unterschieden: die Sanguiniker, die Phlegmatiker, die Melancholiker und die Choleriker.
In der modernen Psychologie ist der Teil, der sich mit der Diagnostik der individuellen Eigenschaften beschäftigt, sehr umfangreich. Der Mensch will erkennen, wer er ist sowie über welche Eigenschaften er verfügt, um das eigene Potential maximal wirkungsvoll zu realisieren.
Warum verwenden wir in der Integralmethodik nicht die sechzehn Arten der individuellen Eigenschaften, sondern nur vier?
Meine Antwort: Weil es die egoistischen Eigenschaften sind, die den vier Arten der Selbstsucht entsprechen. Aber es gibt noch eine fünfte Art, woraus sie alle stammen, und welche keine Form hat. Und in Wirklichkeit entspricht es der viergestuften Struktur der Wahrnehmung des Menschen und seiner Seele. Aber das alles verhält sich zur Selbstsucht.
Während die Selbstsucht sich noch entwickelte, konnten wir tatsächlich die Menschen auf solche Arten aufteilen und ihre Eigenschaften bezüglich der Sternzeichen analysieren. Bis heute veröffentlichen viele Zeitschriften allerlei Wahrsagen.
Aber wir erkennen allmählich, dass wir damit schon nicht mehr arbeiten können. Warum sollen wir uns mit etwas beschäftigen, was schon veraltet ist? Wir sind anders geworden. Äußerlich wird natürlich in jedem das entsprechende Temperament gezeigt, aber wir können heute mit ihm nichts tun.
Wenn wir früher einen passenden Partner nach dem Sternzeichen auswählen konnten, so ist es heute praktisch unmöglich. Sie sehen auch, dass es eben keine erfolgreichen astrologischen Ehen gibt – nein. Auch wenn Sie einige Ratschläge dem Sanguiniker und die anderen dem Choleriker geben, werden sie nicht glücklich sein.
Wozu brauchen wir dann diese alte Klassifikation?
Sie war richtig in Bezug auf die seinerzeit geltende Selbstsucht, die in uns linear, individuell und scharf auf die eigenen Bedürfnisse gerichtet war.
Und jetzt habe ich keine eigenen Bedürfnisse, ich will schon nichts haben. Wir sind auf das nächste Niveau gestiegen, auf dem ich ein Bedürfnis empfinde, aber es nicht äußern kann. Wo kann ich heute die Quelle der Füllung der Bedürfnisse finden? So „tauche“ ich in irgendwelche sexuelle Perversionen ein, um damit meine Zeit zu vertreiben und mich zu vergessen. Außerdem gibt es noch Drogen, Terror oder noch anderes, weil ich die Quelle des Genusses nicht finden kann.
Und der Genuss kann zu mir nur durch die integrale Gesellschaft kommen, wenn ich mich selbst dort einreihen werde. Deshalb soll ich in die integrale Gesellschaft eingehen, denn dort, in ihrem Zentrum, werde ich die Quelle der Füllung finden. Aber der Mensch befindet sich heute auf einer solchen Stufe, auf der er diese Vorgehensweise noch nicht versteht.
Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung, 24.05.2012
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