Frage: Um wessen Korrektur sollen wir während der Naturkatastrophen beten?
Meine Antwort: Um unsere eigene Korrektur. Wir beten darum, dass die Welt in ihrer Bewegung zum Ziel vom Weg der Leiden zum guten Weg wechselt und mit Hilfe des Lichts, welches sie nach vorne zieht, vorankommt.
Denn das Ziel ist unanfechtbar, und deshalb ist die aktuelle Krise keineswegs eine temporäre Erscheinung, obwohl wir die Geschehnisse noch nicht begriffen haben. Das ist kein vorübergehender Zustand, sondern von Tag zu Tag wachsender Druck verschiedener Probleme und Katastrophen – natürlicher, ökologischer, sozialer, anthropogener Art usw. Die Statistik zeigt bereits heute, dass die Katastrophen an Kraft gewinnen. Jetzt ist beispielsweise die weltweite Hungersnot von 2013 an der Reihe. Und das ist nicht das einzige Unglück. Nach den Wahlen in den USA werden wir sehen, wie all jene Probleme, die heute künstlich im Schatten gehalten werden, ans Licht kommen.
Die Situation ist im Moment so, dass die Welt letztendlich die allgemeine Tendenz verdauen und begreifen muss. Aus diesem Grund sollten alle unsere Gebete darum kreisen: „Gib uns Verstand, gib uns Verständnis“. Einschließlich uns alle – denn gerade wir hinken damit hinterher, die Botschaft über die Notwendigkeit der Korrektur in der Welt zu verbreiten und die Methodik umzusetzen. Und wenn wir schon nicht genug Verständnis, Gefühl und Geschick dafür haben, müssen wir die Welt auch darum bitten.
Natürlich freuen wir uns nicht für jemandes Unglück, denn das ist der böse Weg, und dem Schöpfer gefällt er nicht. Der Gute und Gutes Vollbringende möchte sich auf diese Weise in jedem Zustand zeigen. Wenn der Schöpfer eine böse Kraft schickt, sprich: die Enthüllung des bösen Triebes in dem Menschen, sagen wir mal, um ein weiteres Prozent erhöht, muss der Mensch es sofort verstehen, an sich arbeiten und den bösen Trieb in den guten verwandeln. Er ermittelt, was gut und was schlecht in der jetzigen Situation ist, und wendet sich dem Licht zu, das zur Quelle zurückführt. Im Idealfall verwandelt sich der böse Trieb genau so nach und nach in den guten Trieb, und im gleichen Maße steigt der Mensch immer höher.
Doch die Kabbalisten erklären uns, dass das Ideal unerreichbar ist, andererseits ist der Weg der Leiden auch unerträglich und wird uns so oder so zwingen, wenn auch zum Teil den guten Weg zu gehen. Denn die Leiden werden einen solchen Grad erreichen, dass die Menschen um den Tod betteln werden, weil sie es nicht mehr ertragen können. Deshalb gehen wir in der Mitte zwischen dem guten Weg und den Leiden.
Doch dafür müssen wir mit aller Kraft das Verständnis dessen, was passiert und wie wir vorgehen müssen, an die Welt herantragen. Und das ist unsere Arbeit. Wenn wir sie aber nicht erfüllen, kehrt das Unheil wie ein Bumerang zu uns zurück.
Wir müssen versuchen, unsere innere Stärke, unsere Einheit, Verständnis, Erkenntnis immer mehr zu stärken, und zugleich müssen wir uns nach außen ausbreiten.
Diese beiden Richtungen sind einander entgegengesetzt. Überhaupt sind in jedem spirituellen Detail immer zwei entgegengesetzte Vektoren, zwei Kräfte, zwei Ideen, zwei Gedanken, enthalten – und zwischen ihnen finden wir die mittlere Linie.
Genauso ist es in der laufenden Arbeit: wir müssen unsere „Zentrumgerichtetheit“, das Verlangen, uns zu verschleißen und uns nur mit dem spirituellen Aufstieg durch die Verbindung zu beschäftigen, kompensieren. Deswegen gehen wir nicht nur mit der Botschaft über die Kabbala, sondern auch über die Bürgschaft in die Welt hinaus.
Wir zerreißen uns zwischen diesen Gegensätzlichkeiten – doch da ist nichts zu machen, es ist schwer, hier die goldene Mitte zu finden. Wir legen abwechselnd den Akzent auf das Innere und auf das Äußere, auf den Zusammenschluss und auf die Verbreitung, wir suchen, wie wir diese Herangehensweisen kombinieren können. Ja, es fällt uns schwer, doch es gibt keinen anderen Ausweg. Mehr noch: eine Seite darf nicht die andere überschatten. Sie müssen immer beide im Blickfeld sein. Denn gerade zwischen beiden kommen wir auf dem richtigen Weg dem Ziel näher.
Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 30.10.2012
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