Kongress in Georgien. Lektion 3
Frage: Als während des Workshops die Frage gestellt wurde: „Wie können wir uns über unsere Unterschiede erheben, um Gemeinsamkeiten zwischen uns zu finden?“, haben wir versucht, es zu klären, und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass wir keine Unterschiede zwischen uns feststellen können. Gibt es also nichts, worüber wir uns erheben können?
Meine Antwort: Wenn es keine Unterschiede zwischen euch gibt, dann ist es nicht gut. Es gibt keine Probleme?! Das heißt, alle scheinen nett, freundlich zu sein, alle stehen einander nah, alles ist gut? Dann ist das keine Gruppe.
Frage: Sollen wir nach Problemen suchen?
Meine Antwort: Nein, ihr sollt nicht nach Problemen suchen.
Es ist so, dass wenn wir richtig miteinander arbeiten und nach Einheit streben, dann decken wir Probleme auf.
Wenn wir uns einfach so treffen und in der Gruppe studieren, gemeinsam Raummiete bezahlen, in der Verbreitung arbeiten und zwischen uns alle möglichen Missverständnisse entstehen, dann sind es einfache, menschliche Missverständnisse, die es überall, in jeder Gemeinschaft gibt. Wir ärgern uns sehr über diese ganzen Probleme, wir streiten miteinander, manchmal gehen die Gruppen sogar auseinander oder werden von manchen Menschen verlassen. Das sind ganz und gar nicht die Probleme, von denen wir reden.
Echte, spirituelle Probleme entstehen dann, wenn Menschen einander entgegenstreben und nicht, wenn sie einfach die Miete zusammen zahlen, gemeinsam studieren usw. Und dieses Streben erzeugt Widerstand, alle möglichen Zusammenstöße.
Sie nehmen diese Zusammenstöße als Eifersucht, Neid, Unstimmigkeiten wahr – keine gewöhnlichen, alltäglichen, sondern innere Unstimmigkeitenauf der spirituellen Ebene. Sie empfinden sich als spirituell entgegengesetzt, spüren großen Neid in Bezug aufeinander und andere ähnliche Abstoßungen.
Solche Beziehungen entstehen dann, wenn sie versuchen, sich zu verbindenund sich eine entgegenwirkende Kraft bildet – genau diese Bewegung der Abstoßung voneinander ist der böse Trieb. Das heißt, es ist nicht einfach die egoistische Eigenschaft des Menschen und seine Natur, sondern eben das, was in einer kabbalistischen Gruppe, die der Einheit entgegenstrebt, entsteht.
Wenn wir Artikel über den bösen Trieb des Menschen lesen, dann ist in ihnen jener Egoismus gemeint, der über der spirituellen Vereinigung, über dem Bestreben, zusammen zu sein, die innere Verbindung zu finden, entsteht.
Dort entsteht bereits die spirituelle Abstoßung. Darum steht geschrieben: „Ich erschuf den bösen Trieb und ich erschuf (das Licht) die Tora zu dessen Korrektur“. Dabei steht geschrieben: „Den bösen Trieb hat der Mensch von Geburt an“. Was bedeutet „von Geburt an“? Von der Geburt des Menschen in uns.
Ab welchem Stadium beginnt die Geburt des Menschen in uns? – Wenn wir versuchen, uns zu verbinden, um zu einem gemeinsamen Menschenbild zu werden, und in uns der Widerstand erwacht. Genau das ist der böse Trieb des Menschen in uns. Und von da an soll die Korrektur zu ihm kommen.
Doch davor haben wir nichts zum Korrigieren. Alle unsere kleinen tierischen Probleme in der Familie, auf der Arbeit und untereinander, wenn wir einfach zusammenkommen, um etwas zu studieren, über etwas zu diskutieren, sagen wir mal, über den Raum oder das Programm – das alles hat nichts mit der Spiritualität zu tun, sondern geht ihr nur voraus.
Darum steht im Sohar geschrieben, dass wenn die Schüler von Rabbi Schimon (und sie waren große Kabbalisten, auf einer sehr hohen Stufe, weit über die Grenzen der Erkenntnis von gewöhnlichen Kabbalisten hinaus) zum Studieren zusammenkommen und einander entgegenstreben, entdecken sie großen Hass untereinander, und jeder von ihnen spürt, dass er bereit ist, die anderen einfach zu verbrennen.
Frage: Was ist dann das Rezept für die möglichst korrekte Vorbereitung auf diese „Verhärtung des Herzens“, wenn ich genau weiß, dass sie kommt?
Meine Antwort: Nur das Streben nach Verbindung. Wenn diese Verbindung richtig ist, werdet ihr riesigen gegenseitigen Hass, Abstoßung, Neid, Stolz und andere egoistische Eigenschaften empfinden. Ich wünsche es euch.
Frage: Wenn wir diesen Zustand überwinden, wo gehen wir dann hin?
Meine Antwort: Wenn ihr diesen Zustand überwindet, geht ihr nirgendwo hin. Denn wenn ihr ernsthaft untereinander arbeitet, stellt ihr fest, dass ihr diesen Zustand nicht überwinden könnt. Und dann entsteht das Bedürfnis nach dem Schöpfer in euch, damit Er euch miteinander verbindet.
Auszug aus der 3. Kongresslektion in Georgien, 06.11.2012
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