Der Mensch (Adam) ist eine neue Handlung, das neue Geschöpf, das sich entsprechend dem inneren Programm entwickelt, welches damals im ursprünglichen „Tropfen des Samens enthalten war. Dieses Programm, d.h. die Form, die vom Vater gegeben ist, wird mit der Materie der Mutter ergänzt. Dann beginnt sich das Programm zu realisieren, sich zu zeigen, wonach diese Materie zum Menschen wird.
Der Mensch wird von der Mutter geboren und unterscheidet sich zunächst kaum von einem Tier. Jedoch sprechen wir über unseren inneren Aufbau, darüber, wie wir uns selbst spirituell gebären. Und hier stellt sich uns die besondere Aufgabe: wir sollen unsere Form selbst bilden.
Frage: Kann das Tier diese Aufgabe auch verwirklichen?
Meine Antwort: Das Tier bleibt das Tier. Es kann kein Mensch werden. Es ist eben jene Grundlage, über welche hinaus er sich entwickelt. Insgesamt ist die unbelebte, pflanzliche und tierische Natur eine Plattform, über welche hinaus wir die Form des Menschen aufbauen.
Frage: Wer baut sie auf?
Meine Antwort: Jener „Tropfen des Samens“, der oberhalb der tierischen Stufe liegt. Darin gibt es alles außer der Materie. Aber wenn man ihn um die Materie ergänzt, dann entsteht die nötige Form nicht automatisch, wie es in der Fauna üblich ist, sondern wir sollen sie selbst finden. In der spirituellen Welt bewirkt der Mensch alles nur mit Hilfe des Schöpfers.
Von vornherein erkenne ich meine zukünftige, spirituelle Form nicht. Ich soll sie verlangen, nach ihr suchen, versuchen, sich ihr mit dem Glauben über dem Verstand anzunähern – inwiefern es in meinen Kräften liegt. Ich handel, indem ich mich danach richte, was mir als das Geben vorgestellt wird, und diese Bemühungen führen mich plötzlich zum „Befund“ – zur neuen Form hin. Ja, ich dachte die ganze Zeit über sie nach, aber konnte sie mir in Wirklichkeit nicht vorstellen. Wenn sich die Form des Gebens in mir einkleidet, dann offenbare ich sie.
Wie habe ich sie erlangt, wenn ich nicht wusste, wohin zu gehen war? Genau deshalb heißt sie „Befund“, weil es eine Überraschung für mich ist, und nicht das erwartete Ergebnis.
Frage: Worin besteht meine freie Wahl?
Meine Antwort: In der Suche nach dieser Form mit Hilfe der Umgebung, mittels aller möglichen Mittel. Gerade die Umgebung baut meinen zukünftigen Zustand auf, gibt ihm eine neue Form nach dem Prinzip der “Patrix und der Matrix”, die von zwei Seiten eine Platte pressen, und ihr dadurch die nötige Form geben. Ich bin eben diese Platte, das Ausgangsmaterial, das zwischen zwei Teilen der Presse liegt: einerseits der Gruppe und andererseits der Lehrer und dem Studium.
Der Sinn der Sache liegt eben darin, dass ich mich selbst unter dem Druck dieser Presse unterbringe. Ich bin bereit, verschiedene Formen anzunehmen und will mich annullieren, dann bin ich einer Platte ähnlich, welche die beliebigen Umrisse annehmen kann. So nehme ich eben die Form des Menschen an.
Frage: Wo ist hier die Freiheit?
Meine Antwort: Man kann nicht einfach frei sein – sondern, frei von etwas. Und in Wirklichkeit kannst du nur vom bösen Anfang befreit werden. Deshalb hat der Schöpfer von vornherein den bösen Anfang geschaffen: den Stolz, die Einbildung und die übrigen egoistischen Eigenschaften, bezüglich welcher man sich prüfen kann, d.h. inwiefern du fähig bist, sie zu annullieren, um eine beliebige Form anzunehmen, die von dir der Lehrer, das Studium und die Gruppe verlangen? Wenn du diesen „Druck“ annimmst, dann füllt der Schöpfer diese neue Form mit dem Geist des Lebens aus. Und wenn nicht, dann eben nicht…
Wenn du aus der Gruppe weggehen wolltest, aber immerhin entschieden hast, darin zu bleiben, dann bist du auf dem Weg zur freien Wahl. Die Wahl besteht eben darin, sich über den bösen Anfang zu erheben. Du wirst dich dann tatsächlich frei fühlen.
Jetzt ist die Zeit noch nicht angebrochen: man kann dem kleinen Kind, das kaum gehen kann, keine freie Wahl gestatten; denn es wird sofort abstürzen. Es ist unmöglich, sofort die Realität der Freiheit zu schaffen. Wenn du über alle dem Schöpfer entgegenstehenden Eigenschaften verfügst, dann hast du die Möglichkeit, Ihm zuzustimmen – oder nicht.
Jedoch wird es von dir heute nicht gefordert. Allmählich begreifst du, dass du immer noch über keine Freiheit der Wahl verfügst, sondern dich unter der Gewalt eines egoistischen Verlangens befindest. Nur dieses Verlangen prägt dich, es gibt in dir keine andere Kraft, die deinem Egoismus widerstehen würde. Du musst noch vorwärts gehen, lernen und viel Licht, das zur Quelle zurückführt, finden, um die zweite Kraft zu offenbaren.
Wenn du dich im Endeffekt zwischen zwei Kräften befindest, dann wirst du eine andere Welt mit ganz neuen Werten und neuen Weltanschauungen finden. Erst dann werden wir über die freie Wahl reden können.
Nicht von ungefähr wird die Wahlfreiheit erst mit 18 Jahren gewährt und nicht früher. Stelle dir vor, die zehnjährigen Kinder könnten abstimmen, dann würden die kandidierenden Politiker von den Bildschirmen ohne jede Einschränkung schreien: „Ich werde an alle Kinder die Süßigkeiten verteilen! Ich werde die ganze Jugend bis 18 Jahren mit den Smartphonen der letzten Generation ausstatten!“
Insgesamt sehen wir, dass das gewöhnliche Leben dem Menschen nicht die Freiheit gewährt. Es gibt kein Verlangen danach. Heute scheint es dir so zu sein, dass du die freie Wahl brauchst;denn du bist in deinen Empfindungen frei. Du fühlst nicht, dass dich der Schöpfer vollständig lenkt.
Er lehrt dich, indem Er dir zuerst ein egoistisches Verlangen gibt, dann stellt Er das Hindernis auf dem Weg zu seiner Realisation, als ob jemand dich stören würde. Du verstehst noch nicht, dass alles aus einer Quelle stammt, gerade darin wirst du unterrichtet.
Frage: Wie kann man diesen Prozess beschleunigen?
Meine Antwort: Mittels des Spiels mit der richtigen Umgebung, mit der Gruppe. Ersetze die verschwommenen Wechselbeziehungen mit dem Schöpfer, mit den realen Wechselbeziehungen in der Gruppe. Du bist fähig, diese Entscheidung zu treffen. Wenn du mit Hilfe der Umgebung die Einstellung des Schöpfers dir gegenüber ändern willst, dann hast du hier eine solche Möglichkeit. Anstelle des Schöpfers kannst du die Gruppe für den Faktor der Einwirkung nehmen, und es wird dir gelingen, dein Leben frei zu lenken.
Wir hören es, aber fühlen es noch nicht. Bald wird auch das Begreifen kommen …
Auszug aus dem Unterricht nach dem Vorwort zum Buch „Frucht der Weisheit“, 11.11.2012
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