Frage: Was außer dem Gebet hilft dem Menschen, auf seinem Weg jedes Mal die Selbstsucht „zu zerstören“?
Meine Antwort: Die Fragestellung ist falsch. Es gibt kein anderes Mittel außer dem Gebet. Ein Gebet ist eine Vollendung aller richtigen Etappen der Analyse, wenn sich herausstellt, dass ich mich auf nichts mehr verlassen kann, da ich ein Geschöpf bin, die Folge höherer Gründe. Und das einzige, was mir übrig bleibt, ist die Bitte an jene Quelle zu richten, aus der alles niedersteigt, an die Quelle, die mich hundertprozentig lenkt.
Die Systemgesetze haben eine unveränderliche Geltung. Und wenn ich “die Ableitung” darstelle – was kann ich dann tun? Meine Vernunft erkennt nur, dass ich von der Kraft gelenkt werde. Und von hier aus kann sie mir den guten Rat geben: „Wende dich an den Lenkenden“.
Das ist alles. Welche Varianten kann es noch geben? Der Streit und die Reibungen zwischen uns werden uns nicht helfen, sondern den allgemeinen Mechanismus brechen – wobei sogar dieser Bruch nur in unseren Augen geschieht. Denn in Wirklichkeit fügen wir weder etwas hinzu noch vermindern wir etwas: wir führen einfach jene einzige Handlung, die uns in dieser materiellen Welt gegeben ist, nicht aus.
So lasst uns aufhören, uns wie die mit Hörnern ineinander verhakten Stiere zu benehmen und lasst uns darüber nachdenken, was wir tatsächlich tun können. Anderenfalls wird nichts gutes passieren. Es bleibt uns nur das Gebet.
Wie ist allerdings ein Gebet zu formulieren? Wie ist diese Bitte um Korrektur von Malchut, die die Eigenschaften von Bina erlangen will, zu erheben? Gerade daran sollen wir arbeiten. Wenn es schon eine Kraft gibt, die im gesteuerten System wirkt, dann soll man sie in Betrieb setzen. Und ich muss hier unten so eine Möglichkeit schaffen, die diese Kraft im Maß meines Verlangens, die menschlichen Stufe zu erreichen, hervorruft.
Und umgekehrt, wenn ich sie nicht hervorrufe, dann bin ich mit ihr nicht verbunden und bleibe auf dem “tierischen“ Niveau. In diesem Fall wirkt sie auf mich unmittelbar ein, und zwar von oben nach unten, ohne eine Teilnahme meinerseits.
Damit ich zur richtigen Frage kommen und die Bitte erheben kann, ist mir der Punkt im Herzen gegeben. Aber zuerst soll ich die Analyse durchführen und alles Notwendige vorbereiten, indem ich kläre, was von mir abhängig ist, wo ich mich gerade befinde, wie ich meine Bitte formuliere, damit sie ankommt und ihren Einfluss wahrnimmt.
Denn die lenkende Kraft stellt das System der unerschütterlichen Gesetze dar, denen das Gefühl und die Vernunft entzogen wurden. Somit soll ich die Struktur HaWaYa von unten nach oben richtig aufbauen, und zwar innerhalb der zehn Sefirot des reflektierten Lichtes. Auch wenn ich hinaufschreie ohne alle Mechanismen zu verstehen, soll dennoch in meinem Schrei alles richtig angeordnet sein.
Deshalb gibt mir der Höhere die Umgebung, die mir hilft, meinen Schrei richtig zu “formatieren”. Wenn ich die Gruppe als das fertige Gefäß betrachte und durch sie das undeutliche Wehklagen leite, das noch ein formloses, „kindliches“ Verlangen darstellt, dann nimmt dieses Wehklagen die richtige Form an, die zulässt bis zur Wurzel durchzudringen – bis zu der Kraft, die im Geschöpf liegt.
Und als Antwort steigt diese Kraft herunter und kommt zu mir wiederum durch die Umgebung. Denn anderenfalls werde ich nicht in der Lage sein, dieses Licht zu empfangen, und es wird mich einfach „verbrennen“. Das höhere Licht wirkt gerade auf meine Wechselbeziehung mit den Freunden ein – und zwar in dem Maß, in dem ich ihnen ergeben bin. Es wirkt am Ort der Verbindung ein, weil ich ihm gerade dort entspreche.
Somit ist meinerseits eine durch die Umgebung geleitete Bitte nötig, die es zulässt, gehört zu werden; und seitens des Schöpfers geht das Licht durch die Umgebung durch und passt sich an mich an, damit ich es empfangen, empfinden und verstehen kann.
Somit erweist sich die Umgebung als ein zweiseitiger, gegenseitiger „Puffer“, „Adapter“ zwischen mir und dem Schöpfer. Alles geschieht innerhalb dieses Systems, das „die Gruppe“, „das Volk“ genannt wird, und eine einheitliche Seele darstellt.
Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „die Bürgschaft“, 22.04.2013
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