In der Welt herrscht ein Missverständnis darüber vor, was es bedeutet, dem Schöpfer zu danken. Wir fallen auf die Knie, schmeicheln dem Schöpfer, sind bereit Ihm jedes Opfer zu bringen, wie es in alten Kulturen üblich ist, usw.
Das ist absolut falsch. Man muss wissen, was es tatsächlich bedeutet.
Die Erhebung der Eigenschaften des Gebens und der Liebe erweitern unsere Verlangen und unseren Verstand, denn wenn wir dies tun, ziehen wir das Höhere Umgebene Licht (Or Makif) an und öffnen uns seiner Wirkung, auch wenn wir überhaupt nicht verstehen, was wir da tun. Selbst auf der niedrigsten Stufe zeigen sich dann Ergebnisse.
Die Erhebung der Eigenschaft des Gebens und der Liebe in der Gruppe, unter den Freunden, zum Schöpfer – diese Höhere Kraft, die so genannt wird, weil sie in ihrer Qualität höher steht – , sie erst schafft die Möglichkeit, Ihn zu offenbaren. All die schönen Sätze über die Liebe zum Schöpfer – über die Wichtigkeit, die Größe, die Offenbarung – nähern uns dem Schöpfer an. Die meisten von uns verstehen jedoch noch nicht, welche Form diese Eigenschaft hat, weil sie sich in der rein materiellen Welt befinden.
Aber wenn wir anfangen zu sehen, dass es in Wirklichkeit keine Materie ist, sondern Kräfte sind, die uns das Gefühl für die Materie geben, beginnen wir zu verstehen, dass sie die einzigen in der Natur vorhandenen Eigenschaften sind, durch die der Schöpfer wirkt, nämlich die Eigenschaft des Gebens und die der Liebe. Daher ist es notwendig, in der Gruppe die Wichtigkeit, die Dankbarkeit, die Größe und die Besonderheit unserer Arbeit im Bewusstsein zu halten und diese zu erheben. Dadurch erheben wir nicht nur unsere Freunde, was auch sehr wichtig ist, vor allem aber ziehen wir das Umgebene Licht (Or Makif) an, das uns korrigiert.
Man könnte sogar eine Art Gruppendienst einführen, bei dem ein paar Freunde jeden Tag für die Wichtigkeit des Schöpfers, des Ziels, der Gruppe und des Studiums zuständig sind. Solche Dienste wurden schon im 17. Jahrhundert in der kabbalistischen Gruppe von Ramchal praktiziert.
Künstliche Erhöhung des Gebens und der Liebe – das ist es, was wir tun, auch wenn wir nicht begreifen, was das ist. Wir sind müde von der spirituellen Arbeit, weil sie unserer Natur zuwider läuft und wir nicht immer in der Lage sind, uns damit zu beschäftigen. Wenn wir uns über solche Zustände – ein bisschen wenigstens – erheben, ziehen wir das Höhere Licht an, weil wir danach streben.
Wir müssen erkennen, dass gerade solche Zustände, bei denen wir uns nicht in der Freude befinden, auch die Größe der Freunde nicht wahrnehmen, keine Verbindung spüren, uns im Abstieg fühlen – alle Hindernisse sind, während der spirituelle Zustand kontinuierlich und ewig ist.
Und wenn sich unsere Zustände ändern, dann nur deswegen, damit wir unsere eigene Messlatte höher legen. Wir müssen uns künstlich darüber erheben, sonst ist es keine Anstrengung, denn unsere Anstrengungen sind gegen unseren Egoismus gerichtet, der sich ständig zur Wehr setzt.
Und selbst wenn ich plötzlich den Zustand der Freude empfinde, die Verbindung zwischen den Freunden spüre, Liebe und Einheit fühle, muss ich verstehen, dass dies von Oben kommt, damit ich mich erheben kann, denn dieser Zustand ist nicht mein eigener. Und ich muss wie ein alter Mann suchen und mich fragen: „Wo habe ich etwas verloren? Wo finde ich einen höheren Zustand?“. Nicht in diesem Zustand bleiben, sondern sich erheben. In keinem Zustand darf man sich entspannen. Das wäre purer Egoismus. Sonst verfallen wir der Klipa, und es ist schwer, da wieder herauszukommen. Es ist wie Abfall, der sich immer mehr ansammelt, vergleichbar dem, wie wir unsere Erde und Ozeane verschmutzen, wogegen wir etwas unternehmen müssen. Sonst werden wir uns spirituell nicht entwickeln können.
In diesem Zustand ist es sehr wichtig, nicht zu genießen, was uns in dem Moment gegeben wird, sondern nach dem Genuss in der Anstrengung zu suchen. Daran müssen wir uns gewöhnen. Deswegen befinden sich alle unsere Anstrengungen – unser spirituelles Leben – über der ersten Einschränkung (Zimzum Alef), dem Machsom. Diese Einschränkung ist der Zustand, in dem wir keine persönlichen Berechnungen anstellen, für uns selbst zu empfangen, sondern für andere – und dabei Genuss empfinden.
Dies ist kein Masochismus, keine Selbstverstümmelung oder Selbstgeißelung, sondern Erlangung des altruistischen Aufstiegs durch große Anstrengungen, welche das Höhere Licht in sich tragen. Hoffentlich beginnen wir es nach und nach zu fühlen. Bereiten wir uns darauf vor. [129732]
Auszug aus dem Unterricht, 07/02/14
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