Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Keine Polizei, keine Gerechtigkeit, kein Frieden

In NewsMax am 11. Juni 2020 veröffentlicht. 
Der Tod von George Floyd und die Demonstrationen, die dagegen protestierten, hätten viele plausible Ideen zur Eindämmung von Polizeibrutalität und Rassismus auslösen können. Die vollständige Auflösung der Polizei gehörte nicht dazu. Wie kann eine Gesellschaft ohne Polizei Recht und Ordnung aufrechterhalten? Wer wird ehrliche Kaufleute vor Plünderern, wie wir sie in den vergangenen zwei Wochen gesehen haben, schützen? 

Laut Webster’s Dictionary ist die Polizei „die Regierungsbehörde, die sich in erster Linie mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Sicherheit, Gesundheit und der Durchsetzung von Gesetzen befasst und über exekutive, gerichtliche und legislative Befugnisse verfügt“. Die Polizei ist auch „mit der Verhütung, Aufdeckung und Verfolgung von öffentlichen Ärgernissen und Verbrechen beauftragt“. Es liegt auf der Hand, dass wir uns ohne Polizeiarbeit in einem gesetzlosen Land befinden, und wer möchte diesen Weg schon gehen?

Doch genau das ist es, was der Stadtrat von Minneapolis beschlossen hat – die Polizei aufzulösen. Besonders nach den Unruhen nach Floyds ungerechtfertigtem Tod erscheint diese Entscheidung kapriziös, unverantwortlich und widerspricht jedem gesunden Menschenverstand. Wenn sie umgesetzt wird, wird es keine Gerechtigkeit und keinen Frieden geben, sondern nur Blutvergießen und Anarchie. Es wird die Hölle auf Erden sein.

Es gibt viele Probleme mit den heutigen Polizeikräften in Amerika, aber sie spiegeln nur die hasserfüllte Gesellschaft wider, deren Bausteine einstürzen. Unangemessene Gewalt ist nicht das ausschließliche Merkmal der Polizei; Amerika hat die gewalttätigste und am stärksten bewaffnete Zivilgesellschaft der Welt, die man sich vorstellen kann, viel mehr als jedes rückständigste Regime.

Wenn die Dinge sich ändern sollen, müssen sie bei der Wurzel angepackt werden, bei den Menschen, den Bürgern und Einwohnern. Ohne anderen die Schuld zu geben, ohne Selbstgerechtigkeit und mit viel Aufrichtigkeit und Mut müssen die Menschen die Werte und Gefühle, die sie in der Gesellschaft haben entstehen lassen, von innen betrachten.

Es steht außer Frage, dass wir alle egozentrisch sind und nur unsere eigenen Interessen sehen. Doch heutzutage gebietet es unser Eigeninteresse, dass wir dafür sorgen, dass jeder seinen gerechten Anteil erhält. Wir können es uns nicht leisten, irgendeinen Teil der Gesellschaft zu vernachlässigen, da dieser Teil mit Sicherheit rebellieren und mit sich selbst die gesamte Gesellschaft in Flammen setzen wird. Mit anderen Worten, die Sicherheit eines jeden Menschen ist vollständig von der Sicherheit aller anderen Menschen in der Gesellschaft abhängig geworden. Heute ist es zwingend erforderlich, nach dieser Prämisse zu handeln, da die Folgen andernfalls Anarchie, Zerstörung und Tod sind.

In einer Gesellschaft, deren Mitglieder sich alle voneinander abhängig fühlen, kann die Polizeiarbeit wirklich überflüssig werden. Wenn Menschen sich um andere genauso kümmern wie um sich selbst, werden sie niemanden verletzen, und alle werden sich gegenseitig helfen. Deshalb muss es heute das vorrangige Ziel jeder Gemeinschaft, jeder Stadt, jedes Staates und jedes Landes sein, dass jeder Mensch die Gesetze der voneinander abhängigen Gesellschaft kennen lernt, allmählich nach ihnen lebt und auf diese Weise Liebe zu anderen Menschen in der Gemeinschaft entwickelt.

Dieses Lernen ist kein gewöhnlicher Kurs; es ist ein kontinuierliches Lernen, das jeden Menschen in der Gesellschaft begleitet und sich an die sich verändernde Gesellschaft anpasst. In der heutigen Gesellschaft wissen zu wenige Menschen über das Regierungssystem Bescheid, dass so viele wesentliche Entscheidungen über ihr Leben trifft. Gebildete Menschen werden sich in aufgeklärter Weise verhalten. Das Lernen muss also sowohl aus Theorie als auch aus Praxis bestehen. Im theoretischen Teil werden die Menschen mit den Institutionen und Vorschriften vertraut gemacht, die das Funktionieren einer modernen Gesellschaft ermöglichen, sowie mit einer umfassenderen Sicht auf die vernetzte Natur der heutigen Gesellschaft. Der praktische Teil wird aus Übungen bestehen, die das Gefühl der gegenseitigen Verbundenheit unter den Menschen stärken. Dies ist jener Teil, der es ihnen ermöglichen wird, ihr Leben von einem Leben voller Misstrauen und Spannung in ein Leben der Offenheit und Freude zu verwandeln.

Um diese Transformation zu erreichen, konzentriert sich der praktische Teil darauf, Solidarität mit der eigenen Gemeinschaft, der eigenen Stadt, dem eigenen Staat und dem eigenen Land, ein Gefühl gegenseitiger Verantwortung und das Vertrauen aufzubauen, dass es möglich ist, sein Leben zu verändern, indem man gemeinsam auf diese Ziele hinarbeitet.

Während der theoretische Teil Einzelpersonen gelehrt werden kann, erfordert der praktische Teil das Lernen in Gruppen. Das können entweder physische oder Online-Gruppen sein, wobei die Gruppen zusammenarbeiten und eine Gruppendynamik entwickeln muss. Im Prozess der Überwindung von Ego Kollisionen und anderen sozialen Spannungen werden die Menschen lernen, welche Vorteile es hat, sich um die Gesellschaft zu kümmern, und was zu tun ist, wenn ein Konflikt zu heftig wird, um ihn zu entschärfen. Wenn es überall guten Willen gibt, wird es immer eine Lösung geben.

Erst dann, wenn eine Gemeinschaft ein erhebliches Maß an gegenseitiger Verantwortung erreicht, ist es möglich, das Polizeiaufkommen zu verringern. Anstelle von Strafverfolgung wird das gegenseitige Interesse der Mitglieder der Gemeinschaft Straftaten innerhalb der Gemeinschaft fast vollständig beseitigen und effizient mit solchen Fällen umgehen, wenn sie auftreten. Aber bis es soweit ist – keine Polizei? Keine Gerechtigkeit, kein Frieden.


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