Immer mit mir – Teil 85
RABASH und die Angst
Bald sah ich, dass ich ihn überhaupt nicht kannte. Wir verließen Tiberias früh, wir hatten es eilig, rechtzeitig zum Unterricht zukommen, die Jungs warteten in Bnei-Brak. Und ich bin wahrscheinlich in die falsche Richtung gefahren, habe mit Rebbe geplaudert.
Ich schaue auf die Straße, sehe neue Schilder, ich bin überrascht, aber ich fahre weiter. Und plötzlich öffnet sich uns eine arabische Stadt, mit Straßen, Geschäften… und Araber.
Überall um uns herum nur Araber. Die Zeit damals war turbulent, die Intifada wurde vorbereitet. Und hier sind wir in ihrer Stadt, zwei bärtige, in schwarzen Gewändern, mit Hüten, so wie es sich gehört.
Und ich sehe, wie sie sich plötzlich zu uns wenden, anhalten und mit dem Finger auf uns zeigen.
Jemand rennt bereits hinter dem Auto her, jemand parallel zum Auto, und ich begreife, dass sie uns jetzt einfach anhalten können, uns irgendwo in die Gasse hinschleppen können und töten, oder sie steinigen uns einfach hier auf der Stelle.
Ich wusste, dass dies leicht passieren konnte, ich war im Shechem[1], als ich in der Armee war. Wir wagten es nicht, ohne Waffen da rein zugehen.
Ich höre sie schon einander anschreien, und ihre Augen sind wie… bei Tieren… Und dann dachte ich: „Rabbi ist mit mir, was soll ich tun?!“
Ich sehe ihn an und sehe, er ist ruhig. Nicht ein Hauch von Aufregung auf seinem Gesicht. Und er sagt noch dazu:
– Interessanter Ort, ich war noch nie hier. Lass dir Zeit. Fahre ruhig.
Und ich verlangsame mich, wie auf einen Befehl. Sie laufen neben dem Auto… Rebbe übermittelt mir solch eine Ruhe, als ob er sie nicht sieht. Ich sehe sie aber! Ich sehe, wie sich die Menge vor mir versammelt. Und ich verstehe, dass wir jetzt aufgehalten werden… Was ist zu tun?
Plötzlich erscheint ein Bus um die Ecke und es entpuppt sich als unser „Aged“-Bus[2]. Ich „klebe“ sofort daran. Er schlängelt sich – ich auch, er geht den Hügel hinauf – ich folge ihm… Und so verlassen wir die Stadt.
Als wir dann rausgefahren waren, hielt ich das Auto an, lehnte mich zurück auf den Sitz und rauchte. Ich zitterte, meine Hände zitterten. Und ich sagte ehrlich.
– Rabbi, ich hatte Angst!
– Und ich nicht“, sagte Rebbe.
– Wie nicht?! – frage ich.
– Ich war mir sicher, dass nichts passieren würde, sagte er.Wie kann das sein? Ich schaue Rebbe an, er ist ruhig, er lächelt sogar.
– Nun, stell dir vor, was sie dachten, als sie uns sahen? – sagt er.
– Dass sie uns fertig machen müssen! – sage ich.
– Nein, sie dachten, wenn zwei Leute wie wir zu ihnen kommen, bedeutet das, dass sie geschäftlich unterwegs sind, vielleicht um mit einem unserer Weisen zu sprechen, vielleicht wurden sie von unserem Imam [3] eingeladen, – sagt er ernsthaft, nickt mir zu, – ja, ja.
Dann wurde mir klar, dass er das nicht dachte, dass er mich so beruhigte. Er hatte einfach eine ganz andere Einstellung zur Angst.
Wenn du eine Verbindung zum Schöpfer hast, hast du keine Angst. Ich habe an RABASH gesehen, wie es funktioniert. Wie er alles sofort mit dem Schöpfer, mit sich selbst, mit der ganzen Welt verband, so dass es keinen Unterschied gab. Und alle Zweifel und Ängste vergingen in dieser Einheit. Wenn alles vom Schöpfer kommt. Wenn du erkennst, dass der Grund für all das darin besteht, dich zur Verschmelzung mit Ihm zu bringen, von welcher Angst ist dann die Rede?
Dann nahm RABASH im Auto sein blaues Notizbuch „Shamati“ heraus und öffnete es genau auf der richtigen Seite. Es war die Aufzeichnung „Wenn die Angst einen Menschen überführt.“ Und es war nicht das erste Mal, dass ich die Worte von Baal haSulam las: „Wenn Angst zu einem Menschen kommt, muss er wissen, dass der einzige Grund dafür der Schöpfer selbst ist[4]… “
So lebte RABASH. Nicht in Angst, in Ehrfurcht vor dem Schöpfer. Und ich war ständig überrascht, dass diese Verbindung dauerhaft sein kann. Ich wollte genauso leben.
[1] Stadt Shechem. Eine Stadt im Westjordanland, Palästinensische Autonomiebehörde.
[2] “Aged” Bus Cooperative (Hebräisch: אגד – das größte Busunternehmen in Israel.)
[3] Prediger des Islam
[4] „Shamati“ (ich hörte), 2012, Artikel 206.
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Fortsetzung folgt…
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