Fragen über die Folgerichtigkeit der höheren Lenkung [117318]
Gibt es einen Unterschied darin, wie die höhere Kraft jenen Teil im Menschen lenkt, der „Israel“ heißt und jenem Teil, der „die Völker der Welt“ heißt? Wie wirkt dieselbe höhere Kraft auf diese zwei Teile? Es handelt sich nicht nur um „Plus“ und „Minus“, sondern um komplizierte, vielschichtige Handlungen in ihrer direkten und indirekten Form.
Es muss nicht sein, dass ich in meiner Selbstsucht, mit der ich zu den Völkern der Welt gehöre, Schläge empfinde, und nachdem ich zu Israel werde, mich gut fühle. Genau das Gegenteil ist der Fall und gewöhnlich geschieht alles anders.
Denn dort, wo ich mich im Teil Israel befinde, muss man mich auf noch höhere Stufen erheben. Und dafür muss ich Schwierigkeiten und Probleme in meinem Teil Israel empfinden. Bekäme ich dort Unterstützung, so würde ich den Vorteil egoistisch empfinden und könnte niemals wachsen. Damit in mir der Teil Israel wächst muss ich einen größeren Druck empfinden. Gerade deshalb muss der “Krieg des Gog gegen Magog” bzw. die Anstrengung vor der Ankunft des Messias ungewöhnlich mächtig und stark sein, ohne eine Analogie in der Geschichte zu haben.
Und der Teil der Völker der Welt in mir muss im Gegenteil genießen. Er soll nicht leiden. Wenn er genießt, dann bin ich die ganze Zeit verwirrt, weil ich nicht weiß, auf wessen Seite die Wahrheit ist – wie die Stadt Shoschan, die Hauptstadt des Babylonischen Reichs, deren Bewohner nicht wussten, wer gerade Recht hat: Mordechei oder Haman?
Somit ist die Lenkung seitens des Schöpfers jeder beliebigen Logik entgegengesetzt. Und deshalb hört der Philosoph, der in uns lebt, nicht auf, ihr zu widersprechen. Sogar Rabbi Shimon setzt fort, zu fragen. Auf seinem Niveau gibt es keinen Philosophen mehr, denn dieser würde längst nicht mehr erfassen, worum es sich handelt. Solche Fragen kann nur ein Mensch formulieren, der sich in der spirituellen Arbeit befindet.
Bezüglich des Philosophen ist alles einfach: Er rechnet mit dem Vorteil in der Tasche, im Bauch, in der Vernunft – arbeitet in dem Verlangen zu empfangen. Hier entstehen jedoch andere Fragen: Wie arbeitet die höhere Lenkung am Menschen, der sich schon im Prozess der spirituellen Entwicklung befindet? Folglich erkennt man, dass die höhere Lenkung ganz entgegengesetzt in Bezug auf die Verlangen handelt: Sowohl bezüglich der empfangenden als auch der gebenden Verlangen, bezüglich der Völker der Welt im Menschen und Israel in ihm. Sie ist so „irrational“, dass uns dieses Gegenteil nicht bewusst ist. Wir wollen die ganze Zeit über diese Erscheinungen direkt richten, weil unsere Verlangen noch nicht korrigiert sind.
Ich fühle, dass ich in meinen gebenden Verlangen keine Erfolge erzielt habe und in den empfangenden Wünschen läuft alles gut. Ich empfinde so, weil ich mich auf der nicht korrigierten Stufe befinde und deshalb denke, dass die egoistischen Verlangen über die Verlangen des Gebens herrschen sollen. In den gebenden Verlangen fühle ich mich winzig und schlecht, und in den empfangenden Verlangen leuchtet der Gewinn.
So handelt der “Richter”, der in mir lebt, weil er „danach richtet, was seine Augen sehen“. Und nur wenn in mir der Punkt im Herzen erwacht, welchen ich an die Umgebung anbinde und dadurch meine Freiheit der Wahl realisiere, werde ich in den neuen Werten des Gebens gefestigt und kann mich in meine Verlangen, Absichten und Gedanken vertiefen, um diese in der richtigen Form zu klären. Solche Arbeit findet immer statt.
Auszug aus dem Unterricht „Vorwort zum Buch Sohar“, 18.08.2013
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