Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Ein vielschichtiges Filter vor dem Eingang

Frage: Warum wird Kabbala mit Hilfe von sehr unaufdringlichen Methoden verbreitet, indem sie sich nur an diejenigen richtet, die zuhören wollen, während die religiöse Propaganda mit einem solchen Nachdruck betrieben wird? Wenn das Wissen der Kabbala für die Menschen so wichtig ist, warum hat sie eine so passive Herangehensweise?

Meine Antwort: Die Religionen gehen so aufdringlich vor, weil sie nicht das Verlangen korrigieren, den Menschen zur Erkenntnis bringen, die Freiheit des Willens und die Erkenntnis des Bösen in ihm entwickeln müssen. Er muss keine Entscheidung nach seinem freien Willen treffen.

Die Religion verhüllt den Menschen mir ihrer religiösen Bedeckung, verschließt seine Augen, besticht ihn mit allen möglichen Versprechungen und materiellen Vergünstigungen, schüchtert ihn mit Bestrafungen in dieser und in der zukünftigen Welt ein, verspricht eine Belohnung usw. Alle diese Methoden und Glaubensrichtungen wirken im Rahmen dieser Welt mit Hilfe von „Zuckerbrot und Peitsche“. Denn so war es in unserer Welt üblich, gegen das egoistische Verlangen des Menschen vorzugehen.

Doch die Wissenschaft der Kabbala möchte neben dem Egoismus des Menschen seinen Punkt im Herzen entwickeln, damit er sich zwischen diesen beiden Kräften – dem „guten Trieb“ und dem „bösen Trieb“ – befindet. Und dann, wenn er sich in der Mitte zwischen dem Ego und dem Punkt im Herzen wiederfindet, wird er frei sein und wird selbst entscheiden können, mit wem er gehen will. Er wird seinen Egoismus, den bösen Trieb, zum Wohl des guten Triebes verwenden und auf diese Weise immer vorankommen können.

Die Wahl wird immer in seinen Händen bleiben, und er wird Auf- und Abstiege durchlaufen und ständig entscheiden, was, wozu und warum er wählen soll. Kabbala lässt einen Menschen im Menschen aufwachsen – einen Menschen, der dem Schöpfer ähnlich ist, frei denkt und keine Angst davor hat, zu sagen, was er denkt. Er hat vor nichts Angst – es gibt keine Bestrafung und keine Belohnung in der zukünftigen Welt, alles hängt nur von dir selbst ab, von dem, was du jetzt tun wirst.

Kabbala enthüllt dem Menschen die ganze Wahrheit, und nun, wenn du siehst, dass es keine zukünftige Strafe gibt und du alles, was du willst, tun kannst – nun entscheide dich! Und wenn du dich entscheidest, dann bewegst du dich in dem Glauben über dem Verstand, d.h. du erlangst eine völlig andere Herangehensweise an das Leben, die von deinem jetzigen, egoistischen Zustand getrennt ist.

Kabbala lässt den Menschen in seiner Persönlichkeit aufsteigen, sein neues Ich aufbauen, das als „Mensch“ (Adam), dem Schöpfer ähnlich (dome), bezeichnet wird. Diese Form muss er von dem Schöpfer erhalten.

Das ist überhaupt nicht mit Religionen zu vergleichen, die dem Menschen einreden, welche materiellen Handlungen er von früh bis spät ausführen soll: wie er essen, trinken, sprechen und denken soll. Hier ist alles umgekehrt, darum steht geschrieben, dass „die Meinung der Tora der Meinung von Massen entgegengesetzt ist“. Und das bezieht sich auf alle Religionen, Glaubensrichtungen und spirituelle Praktiken. Darin besteht deren prinzipieller Unterschied zu der Kabbala, die neben dem Egoismus eine weitere Komponente, genannt „Punkt im Herzen“, entstehen lässt.

Man muss das Ego an den Punkt im Herzen anschließen, es in dessen Innere hineinbringen und das korrigierende Licht dorthin heranziehen, dann wird diese ganze Konstruktion dem Schöpfer ähnlich, der sich in deinem Inneren enthüllt.

Doch diese Aufgabe ist nicht für jeden. Für den Menschen ist es einfacher, wenn man sich direkt an seinen Egoismus, an das Verlangen zu genießen wendet. Die Religion verspricht ihm, dass er einen Gewinn erzielen wird, wenn er deren Anweisungen folgt, und diese und die zukünftige Welt bekommt. Und sie zeigt ihm Millionen von Menschen, die sich um ihn herum genauso verhalten und mit ihrem Leben zufrieden sind. Wenn man sich auf diese Weise an den Menschen, allein an seinen Egoismus, neben dem es keinen Punkt im Herzen gibt, richtet, dann kann man ihn natürlich damit kaufen, und er wird wie ein Fisch mit einem Netz gefangen. Und es ist gut so, soll er sich in dem religiösen Rahmen befinden, wenn es für ihn ausreicht.

Doch ein Mensch mit einem Punkt im Herzen kann sich nicht damit zufrieden geben. Er kann zu der Religion kommen, prüft sich und geht weiter – er wird trotzdem zu Kabbala kommen. Und dieses ganze „vielschichtige Filter“ ist für Kabbala sehr nützlich. Wozu braucht sie Millionen, die nichts mit der Entwicklung seiner selbst nach dem Abbild des Schöpfers zu tun haben?

Aus diesem Grund verbreiten wir Kabbala auf der ganzen Welt und wollen deren Wissen an alle herantragen – aber zum Studieren kommt ein kleiner Teil (vielleicht 1%) von der ganzen Welt. Und das ist genug! Denn alle Anderen werden infolge ihrer Arbeit alles bereits fertig bekommen.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Vorwort zu Panim Meirot“, 20.02.2011


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