Ein unerträglicher Verlust
Frage: Während eines Ausfluges in St. Petersburg erfuhr ich, dass von den dreizehn Kindern des Zaren Peters der Erste nur ein Kind das Erwachsenenalter erreichte. Dennoch kam er mit diesen Zuständen irgendwie zurecht. Heutzutage sind viele Menschen, wenn sie ein Kind verlieren, schnell bereit, sich das Leben zu nehmen. Warum kann der gegenwärtige Mensch keine gewöhnlichen, normalen Schicksalsschläge ertragen?
Meine Antwort: Das Kind stellt das riesige System der Freude, des Genusses für den Menschen dar. Es ist seine Fortsetzung, etwas, was ihm sehr naheliegt, etwas Eigenes, was er ständig in seinem Inneren trägt, etwas, was ihn erwärmt und nach vorne ausrichtet und in dem er den Sinn des Lebens erkennt. Die Sorge um das Kind verleiht dem Menschen sehr viele gute Empfindungen, sie versorgt ihn mit vielen äußerlichen und inneren Kräften. Deshalb bringt der Verlust eines Kindes großes Leiden mit sich.
Im Prinzip gibt es keinen Unterschied, ob das Kind jetzt oder mit 50 oder 60 Jahren gestorben ist. Allgemein ist uns klar, dass ein Höherer Wille gewisses Unglück gibt. Aber der Mensch kann damit niemals einverstanden sein, denn er ist nicht in der Lage, diesen Verlust zu akzeptieren.
Es gibt nur eine Lösung, nämlich den Menschen auf das äußerliche Feld, das heißt auf das Wohlwollen und das Geben, auf die breitere Palette auszurichten, die ihn unterstützen wird. Oft beginnen solche Menschen sich mit Wohltätigkeit, gegenseitiger Hilfe oder mit dem Geben zu beschäftigen. Das heißt, sie beginnen zu suchen: auf wen können sie ihre Liebe und all das übertragen, was sie den Kindern gegenüber empfunden haben?
Man sollte ihnen dabei helfen, dieses Ziel, diese Beschäftigung zu finden, damit sie sich dadurch wieder beleben können.
Auszug aus der TV-Sendung „Die Konstruktion der sozialen Umgebung“, 24.09.2012
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