Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Ein erhabenes Ideal für den Frieden jenseits des Nobelpreises

Hunger könnte in diesen herausfordernden Zeiten als Waffe im Krieg und bei Konflikten eingesetzt werden. Aus diesem Grund wurde der diesjährige Friedensnobelpreis an eine Organisation verliehen, die weltweit gegen Hunger kämpft: an das UNO-Welternährungsprogramm. Als Antwort auf die Bekanntgabe erklärte die Organisation: „Bis zu jenem Tag, an dem wir einen medizinischen Impfstoff haben, ist Nahrung der beste Impfstoff gegen das Chaos”  Unabhängig davon, warum und an wen diese „Friedenspreise“ verliehen werden, sollten wir uns zunächst fragen: „Was ist Frieden?“ Das entscheidende Merkmal von Frieden ist die optimale Verbindung zwischen gegensätzlichen Dingen, Meinungen, Menschen und Bewegungen. Ich sehe weltweit jedoch keine Organisation oder Person, die sich für die Erfüllung eines solchen Zieles einsetzt.

Die Zahl der Menschen, die weltweit Hunger leiden, wird sich in diesem Jahr von 135 auf 265 Millionen verdoppeln – das ist nach Schätzungen der UNO das unmittelbare Ergebnis der Covid-19-Pandemie. Prognosen warnen vor Hungersnöten in „biblischen Ausmaßen“ als Folge der durch die Ausbreitung des Virus verursachten Wirtschafts- und Nahrungsmittelkrisen. Selbst wenn die Arbeit des Welternährungsprogramms der UNO und anderer Organisationen wichtig ist, sehe ich niemanden in der „globalen Arena“, der den Friedensnobelpreis verdient, keine Person oder Organisation, die nach echtem Frieden strebt und deren Aktionen darauf ausgerichtet sind, bei der Vereinigung von Menschen Früchte zu tragen.

Die Friedensabkommen in diesem Jahr zwischen den Arabischen Emiraten und Bahrain mit Israel unter der Schirmherrschaft der USA wurden als ein historisches Ereignis bezeichnet, das den internationalen Preis verdient. Meiner Beobachtung nach geht der jüngste Trend jedoch weg von politischen Aktionen hin zum Frieden und zur Verleihung des Preises an globale Organisationen statt an Einzelpersonen.

Warum scheitert die Menschheit trotz so vieler Bemühungen immer wieder bei ihren Versuchen, wahren Frieden zu schließen? Der Grund dafür ist, dass wir nicht wissen, wie wir uns über unsere egoistische menschliche Natur erheben können, die jede Möglichkeit, zur Beruhigung zu gelangen, verhindert. Jede Handlung, die wir unternehmen, ist zu unserem eigenen Nutzen. Wir manipulieren uns selbst und andere im Glauben, dass wir zu ihren Gunsten handeln, während tief in uns das Eigeninteresse jeden unserer Schritte lenkt. 

Die Essenz des Begriffs „Frieden“ (im Hebräischen Shalom) bedeutet „Ganzheit“ (Shalem). Ist jedoch die bloße Abwesenheit von Krieg eine ausreichende Leistung, um zu behaupten, dass wir Ganzheit erfahren? Sicherlich nicht. Eine tiefere Analyse des Begriffs „Frieden“ bringt uns zu der Notwendigkeit, die in der Realität wirkenden Kräfte zu verstehen und zu erkennen, wie sie richtig ausbalanciert werden können, um wahren Frieden zu erreichen. 

In der Natur existieren zwei Kräfte gleichzeitig: die negative Kraft des Egoismus und eine positive Kraft, die Gegenseitigkeit, Rücksichtnahme und das Denken an das Gemeinwohl fördert. Diese beiden Kräfte werden auf natürliche Weise ins Gleichgewicht gebracht, so dass sie sich gegenseitig ergänzen. Die scheinbare Konkurrenz, die wir in der Natur beobachten, erzeugt in Wirklichkeit Selbstregulation, eine harmonische Koexistenz, die Leben und Entwicklung fördert.

Beim Menschen schafft die negative Kraft eine verkrüppelte Gesellschaft, die verbindliche Beschränkungen durchsetzen muss, um zu verhindern, dass wir uns bei der ersten Gelegenheit gegenseitig zerstören. Schlimmer noch, wir sehen, wie die negative Kraft in uns immer weiter wächst und sich intensiviert. Wir nähern uns rasch einem Punkt, an dem die Spannungen unerträglich sein werden.

Die Weltbevölkerung beläuft sich heute auf 7,8 Milliarden Menschen. Jeder davon nimmt sich als vom anderen getrennt wahr und ist oft nicht einmal mit sich selbst im Einklang. Dieses mangelnde Verständnis dafür, wie wir zum Frieden kommen können, ist das zentrale Problem der Menschheit. 

Mit unserem engstirnigen Egoismus, d.h. dem Wunsch, uns selbst auf Kosten anderer zu bereichern, sind wir Menschen die einzigen, die das empfindliche Gleichgewicht der Natur auf dem Planeten verletzen. Und genau dadurch schaden wir der Menschheit, der Welt und der Natur. Deshalb werden wir der Welt nur dann Frieden bringen, wenn wir unseren Standpunkt von einer egozentrischen zu einer vernetzten und ganzheitlichen Perspektive verändern. Wie schon unsere Weisen erkannten:

„Seid nicht überrascht, wenn ich das Wohlergehen eines bestimmten Kollektivs mit dem Wohlergehen der ganzen Welt vermische, denn in der Tat haben wir bereits einen solchen Zustand erreicht, dass die ganze Welt als ein Kollektiv und eine Gesellschaft betrachtet wird.“ ( , „Frieden der Welt“)


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