Die vertrockneten Körner beleben
Unsere Freiheit der Wahl besteht darin, sich in die Gruppe einzugliedern und in der Lage zu sein, gegen den natürlichen Egoismus zu arbeiten. Aus der Gruppe bekomme ich das Streben zur Spiritualität und zum Geben sowie zur Bitte (Man) um den Schirm (Massach) und um das Licht (Or Choser) – in dem Maß, in dem ich es wirklich will.
Aber wenn ich das alles nicht wirklich will, wie kann ich dann den Wunsch bekommen?! Wir sind deshalb auf eine solche Stufe gestellt worden, die keine Verbindung zur Spiritualität hat und völlig materiell ist! Sie bleibt mir erhalten, selbst wenn ich zur letzten Stufe vor dem „Gmar Tikun“ aufsteigen werde; ich werde also diese Stufe immer wahrnehmen, welche „diese Welt“ heißt. Und ich kann mich hier mechanisch, ohne jedes Verlangen, verpflichten, mich innerhalb der Gruppe aufzuhalten und von ihr den Einfluss, ohne jegliches Bedürfnis meinerseits, bekommen.
Auf diese Weise wird die richtige Umgebung in mir das Bedürfnis zum Geben wecken, das mich zwingen wird, zu lernen und an allen Gruppenaktivitäten teilzunehmen. Und im Endeffekt wird sie mich an den Schirm und an das reflektierende Licht bringen.
Deshalb baut der Mensch die Umgebung und die Rahmenbedingungen um sich auf, welche ihm zeigen, inwiefern er sich spirituell entwickeln will. Dann kann er ohne jedes Verlangen, ohne jedes Bedürfnis und selbst bei der Abneigung weiterarbeiten. Aber wenn ihm irgendwelches Anfangsstreben zur Spiritualität gegeben ist, dann ist er verpflichtet, sich in die richtige Gruppe zu integrieren, welche im Menschen das Bedürfnis zum Spirituellen bilden wird.
Wie im Buch Sohar geschrieben ist, haben sogar die Schüler der Gruppe von Rabbi Schimon am Anfang des Studiums in sich den großen gegenseitigen Hass empfunden. Niemand hatte das Verlangen zur Nächstenliebe und jeder fühlte, dass er die Gruppe und die Freunde hasste. Auch wir kommen in Wirklichkeit in einem solchen Zustand zum Unterricht – wie die vertrockneten, toten Körner. Wir kommen rein mechanisch, ohne Herz und Vernunft.
Dann setzen wir uns und beginnen zu lernen, zuerst mechanisch, ohne eine Forderung im Herz. Wir beginnen zu sprechen, aber wir lügen dabei, denn keiner will die Vereinigung. Wir beginnen von weitem und ziehen allmählich mittels des Studiums das Licht heran, das zur Quelle zurückführt und uns dadurch verändert.
Dieses ferne, umgebende Licht beleuchtet unseren egoistischen und zerbrochenen Wunsch und verändert ihn allmählich. In seinem Inneren beginnt der Punkt im Herzen immer mehr aufzuwachen. So steht der Mensch von den Toten auf.
So beschreibt der Sohar diese großen Kabbalisten, die sich auf den Stufen GA“R der Welt Azilut befanden und deshalb für uns ein solches Buch schreiben konnten. Aber in Wirklichkeit hat jeder vor dem Unterricht ein riesiges Fallen. Kurz vor dem Korrekturende hat sich Rabbi Schimon als Schimon vom Markt empfunden, der das ganze spirituelle Begreifen verloren hat.
Sie konnten sich jedoch umarmen und verbinden, weil sie sich in dieser Welt befanden und ihre materiellen Verlangen (die physischen Körper) empfanden. So konnten sie sich einander mittels des einfachen Gesprächs „aus dem Mund ins Ohr“ inspirieren lassen, und das auf der Stufe, auf welcher kein spirituelles Geben möglich ist.
Aber darin ist eine besondere, große Kraft enthalten, welche dir zulässt, ständig den neuen Anfang zu nehmen, die Verbindung mit der Spiritualität mittels der Verbindung unserer Verlangen aufzubauen, welche dir heute als die materiellen Körper erscheinen. Auf diesem Wege wachen wir auf, um das Ziel der Schöpfung zu erreichen und um immer höher aufzusteigen, bis wir am Ende der Korrektur ankommen.
Und nur, wenn wir die endgültige Korrektur, alle vorhergehenden Stufen, einschließlich die Stufe dieser Welt, erreichen, werden sie alle, wie ein Teppich zusammengerollt, sich an Malchut der Welt der Unendlichkeit anschließen. Diese Schlusshandlung wird als „Sivug rav paalim u-mekabziel“ – die große Verschmelzung beschrieben. Und danach kehrt die ganze Realität in die Unendlichkeit zurück.
Aber bis dahin werden wir in der Empfindung dieser Welt auf der untersten Stufe der spirituellen Treppe existieren, weil wir ohne sie niemals die geistige Handlung selbständig ausführen werden. Deshalb bestimmt der Mensch selbst, inwiefern er zur Heiligkeit aufsteigen will, aus der Stufe dieser Welt, welche vom Spirituellen ganz abgetrennt ist. Somit bietet diese Stufe immer die Freiheit der Wahl für den Eingang in die spirituelle Welt.
Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel aus dem Buch „Shamati“, 29.07.2011
Diesen Beitrag drucken