Die Krise der Familie
Meinung (M. Sandomirski, Psychotherapeut): Als Grund für die meisten Scheidungen gelten die Krise der Familie, der sozialen Institution, die westliche Lebensweise und der Infantilismus der Jugend. Kurz andauernde Ehen sind modern; viele Eheleute trennen sich bereits nach 2–3 Jahren Ehe, um sich später einmal wieder zu verheiraten. Alternative Formen des Zusammenlebens nehmen zu; auch Scheinehen. Eine Frau, die sich in einer solchen Ehe befindet, hält sich für verheiratet, wohingegen die Mehrheit der Männer denkt, sie wären frei. Eine andere Erscheinungsform der Krise ist die zunehmende Vereinsamung der überzeugten Alleinstehenden, die jede Form der Ehe verneinen und nur für sich selbst leben wollen; sie sind nicht bereit, sich mit einem Partner zu arrangieren; es erscheint ihnen leichter und anstrebenswerter, in der heutigen Gesellschaft als Single zu leben.
Die Menschen benehmen sich im Erwachsenenalter noch immer wie Kinder und wollen die Last der Elternschaft gar nicht erst erproben. Es gibt außerdem kaum mehr gegenseitige Unterstützung der Ehepartner. Selbstsucht und Verweigerung des Opferbringens für einen anderen gehen dabei Hand in Hand.
Je mehr der Mensch nur an sich selbst denkt, umso anspruchsvoller wird er gegenüber seiner Umgebung – ähnlich wie ein launisches Kind. Er verliert dadurch die Fähigkeit, mit anderen zusammenzuleben, Konflikte zu lösen, dem Partner entgegenzukommen, friedlich mit ihm zusammen zu sein und bei dessen Mängeln ein Auge zuzudrücken.
Im Westen braucht man die Familie für das Überleben nicht. Je höher der Lebensstandard, desto kurzlebiger die Familie. Die Konsumgesellschaft braucht die Familie auch nicht, denn sie ist für die Wirtschaft der Gesellschaft nicht lukrativ genug, da die Alleinstehenden weniger sparen und mehr konsumieren; ihr Konsum ist „kindisch“. Das Wichtigste im Leben ist das Vergnügen und der Konsum. Der infantile Mensch ist für Gehirnwäschen empfänglicher und leichter manipulierbar, er regiert besser auf Werbung, ist politisch leichter lenkbar und legt kaum Wert auf ethisch moralische Tradition.
Ein Kind prägt sich durch Beobachtung Verhaltensweisen der Eltern ein und wendet sie später an. Kinder aus Familien ohne Zusammenhaltsgefühl haben Schwierigkeiten dabei, erwachsen zu werden und Familien zu gründen, da ihnen entsprechende Rollenmodelle fehlen.
Die Familie ist somit nicht nur die kleinste Gesellschaftseinheit, sondern auch die grundlegende Struktur für eine Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit. Sie ist in durch unsere Gene und Instinkte von Geburt in den Abläufen des Gehirns an vorprogrammiert.
Die Nichtübereinstimmung der natürlichen Gehirnstruktur mit der modernen Lebensweise bewirkt Widersprüche zwischen biologischen und sozialem Verhalten, der Mensch leidet an chronischen körperlichen Leiden, Stress, Aggressivität und Depression – letzter ist laut WHO mittlerweile zur häufigsten Erkrankung in der westlichen Welt avanciert. Richtiges Familienleben muss von Beginn an vermittelt werden; dabei ist eine psychologische Hilfe für die Gesellschaft unabdingbar.
Mein Kommentar: Dazu hat uns die Entwicklung der Selbstsucht gebracht und nur durch ihre Korrektur ist einer Verbesserung der Gesellschaft bzw. der Menschheit möglich. Je früher die Psychotherapeuten das verstehen und zu unseren Partnern werden, desto schneller werden wir zur Heilung gelangen. [117582]
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