Der erste Atemzug des Lebens [116717]
Aus einem Artikel von Baal HaSulam, „Das Geheimnis von Empfängnis und Geburt“ Teil 7, “Bewegung als Zeichen der Entwicklung“: Aus dem Aspekt des spirituellen Lebens teilen wir die Menschheit in zwei Gruppen: Unbewegt, pflanzlich, tierisch und sprechend. Das Unbewegte, das Pflanzliche und das Tierische sind absolut leblos. Das Sprechende ist der Aspekt des Lebens. Leben ist die Kraft der Bewegung. Es ist bekannt, das der Beginn des Lebens aus zwei Handlungen hervorgeht, die in Ihrer Bedeutung entgegengesetzt sind.
Auf der Stufe des Unbelebten, Pflanzlichen und Tierischen können solche Aktivitäten nicht stattfinden, ebenso wenig zwischen solchen Menschen, die sich auf den Entwicklungsstufen des Unbewegten, Pflanzlichen oder Tierischen befinden, sondern nur in einem Menschen, der die Stufe von „Adam“ in sich erreicht hat.
Auch die sprechende Stufe ist nach ihrer Geburt vollkommen leblos, bis sie durch Dringlichkeit erweckt wird.
Das spüren wir auf unserem Weg. Natürlich sprechen wir hier nicht über die Geburt des physischen Körpers, sondern über spirituelle Zustände. Selbst wenn „Adam“ geboren wird, wovon man sprechen kann, wenn sich die Merkmale der „Angleichung“ (Domeh) an den Schöpfer in uns entwickeln, so ist es dennoch ein Zustand des Leblos-Seins; der Mensch ist in diesem Zustand noch nicht in der Lage, seine Handlungen selbst zu bestimmen. Erst durch die Dringlichkeit und den Druck wird die Erweckung aktiviert.
Denn seine Kelim (Gefäße) sind bereit, Leben und Bewegung zu empfangen, während er sich noch im Bauch der Mutter befindet; er ist in diesem Zustand noch in die höhere Stufe eingebettet, bevor er unabhängig wird und ein Gefühl für sein Selbst entwickelt. Und wenn er an die Luft dieser Welt gelangt, wirkt die Luft dieser Welt auf sein Fleisch mit einer Kälte, an die er nicht gewöhnt ist, und dies ruft in ihm Kontraktionen hervor.
Und diese Kälte zwingt ihn dazu, sich zusammenzuziehen und zu stoppen. Wir sind niemals bereit für diese Kälte, die aus dem nächsten Zustand zu uns kommt, und daher ziehen wir uns zusammen. Der Mensch muss selbst merken, wie unterschiedlich sein Intellekt und seine Emotionen sich auf dieser neuen Stufe verhalten; sie schrumpfen und weichen zurück. Er ist eigentlich sehr schwach und noch nicht bereit, irgendetwas zu unternehmen; er ist ohne Kraft, ohne Verstand und ohne innere Stärke und kann weder handeln, verstehen noch fühlen. Das bedeutet, dass er sich mit dem ersten Atemzug zusammenzieht.
Nach dieser ersten Kontraktion ist er gezwungen, sich wieder zu seinem vorangegangenen Zustand zu erweitern. Der Mensch weiß aber nicht, ob dies sein vorangegangener Zustand ist oder nicht. Es ist schwierig für ihn, diese Grenzen und Tiefen zu messen, denn alles findet bereits in den neuen Kelim statt. Von dem Moment des Zusammenziehens bis zu dem Moment, in dem er den Raum mit Verständnis und Gefühl des vorangegangenen Zustandes füllen kann, hat er bereits neue Kelim in sich.
Diese beiden Prozesse – Kontraktion und Ausdehnung – sind die ersten Handlungen in Richtung Leben. Doch manchmal ist ein Neugeborenes so schwach, dass die kalte Luft der neuen Welt es davon abhält, sich zusammenzuziehen und dann wird es tot geboren.
Das ist zu vergleichen mit einem Studenten, der sich durch den Druck unwohl fühlt, ihn nicht erträgt und es nicht schafft, sich zusammenzuziehen. Somit verlässt er seinen Zustand in einem spirituellen Koma und bleibt nur im physischen, tierischen Körper zurück. Im Endeffekt hat er es verabsäumt, den Platz und den Zweck zu schaffen, die das Leben in ihn einkleiden würde und dessen Ursprung mit der Kraft der Kontraktionen begann. Von der Kontraktion konnte er sich nicht zur vorherigen Stufe erweitern.
Bis zu der Stufe, in der der Mensch bereit dazu ist, sich zu kontrahieren, zu verstehen, diesen Zustand zu erfahren und ihn mit Dankbarkeit anzunehmen, kann er sich wieder erweitern. Und er erweitert sich nicht deswegen, um seinen Zustand zu kontrollieren oder um sein Selbstbewusstsein zu stärken, geschweige denn um sich von Angst zu befreien, sondern um einen Platz für den Schöpfer zu erschaffen, dass Er ihn erfüllen möge.
Durch Zusammenziehen und Ausdehnen finden die Veränderungen auf den spirituellen Stufen statt. In jedem Moment. Man geht permanent durch diese pulsierenden Zustände und die einzige Frage ist, wie man diese verwendet bzw. wie man sich zu ihnen bezieht.
Der Mensch ist dann bereit, das Licht des Lebens zu empfangen, wenn in ihm zumindest ein Minimum an Kraft vorhanden ist, diese Kontraktionen durchzuführen, damit das Licht des Lebens zu ihm gelangt und er den ersten Atemzug macht. Dann ist der erste Schritt des Lebens vollzogen. Das Korrigierende Licht trifft dann ein und die Ausdehnung in den vorangegangenen Zustand verleiht ihm die ersten Merkmale des Gebens. Aus diesem Grund hört er nicht auf, sich zu bewegen und wird lebendig. Und daher wird die Bewegung in ihm eine nicht enden Wollende sein; und es wird eine lebende Bewegung.
Die erste Regung wird „Seele“ (Neshama) genannt; dies ist der erste Atem des Lebens, den der Schöpfer in das Geschöpf einhaucht; wie geschrieben steht (Genesis 2:7) “und blies in seine Nase den Lebensatem.“
Es ist unmöglich, den Zustand des „Lebens“ im Sinne des Gebens zu verwirklichen, wenn wir uns nicht darauf vorbereiten, in uns die Unterschiede zum Menschsein zu erzeugen, was bedeutet, die Kontraktionen zu ertragen und danach zu den Ausweitungen zu gelangen. Wenn ein Mensch im Stande ist, diese Kälte zu ertragen, wird er sich entwickeln. Wie gesagt wurde (Hosea 14:10): „Die Wege des Herrn sind richtig, und die Gerechten wandeln darin; aber die Übertreter fallen darin.“
Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Das Geheimnis von Empfängnis und Geburt“, 10.09.2013
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