Das Virus hat Probleme in der Familie offenbart
Frage: Das Virus hat die Menschen in ihre Familien getrieben, dabei haben viele entdeckt, wie weit sie voneinander entfernt sind. Könnte es uns zum Nachdenken anregen wie es zu diesen Tragödien in den Beziehungen zwischen den Angehörigen kommt?
Antwort: Natürlich. Menschen, die kaum ein oder zwei Stunden am Tag miteinander verbrachten mussten plötzlich rund um die Uhr kommunizieren. Das ist furchtbar! Wir sind nicht daran gewöhnt, wir werden nicht so erzogen.
Auf der anderen Seite haben wir alles durchgestanden, haben uns irgendwie zusammengerauft und gegenseitig kennengelernt. Vielleicht kannten wir uns jahrelang nicht so, wie wir uns jetzt kennen. Betrachten wir es also positiv.
Der Coronavirus hat es uns ermöglicht, unsere Familie kennen zu lernen. Jetzt müssen wir einen richtigen Vergleich zwischen dem, was wir vorher hatten, und dem, was wir jetzt haben, anstellen. Wenn ich nach der Arbeit zurück zu meiner Familie komme – sehe ich das Gleiche wie früher oder nicht?
Es war notwendig, dass wir irgendwie eine Beziehung zueinander aufbauen, die uns vor dem Virus fehlte, jetzt können wir uns das vorstellen. Ich meine man kann nicht von seiner Familie weglaufen. Deshalb hat uns das Virus ein sehr großes Geschenk gemacht – es zwang uns zusammen in die gleiche Wohnung.
Hier brauchen wir etwas, was wir noch nie hatten – vor allem psychologische, soziale Arbeit mit der Bevölkerung. Wir haben die Menschen nicht auf das Familienleben vorbereitet – nehmen wir zum Beispiel einen Mann in der Rolle des Vaters und Ehemannes.
Ich weiß es von mir selbst. Ich habe viele Fehler im Familienleben gemacht, auch meine Frau. Die Kinder erhielten keine richtige Erziehung. Es handelt sich also um ein komplexes Problem, das gelöst werden muss.
Aus dem Unterricht, 03.05.2020.
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