Das harmonische Miteinander…
Eine Frage, die ich erhielt: In welcher Arbeitsphase erreicht der Mensch die Freiheit des Willens?
Meine Antwort: Nur nach der Erlangung der Seele, nach der spirituellen Enthüllung.
Der spirituelle Parzuf ist in zwei Hälften aufgeteilt: die obere – Keter, Chochma, Bina, Chessed, Gwura, das obere Drittel von Tiferet, und die untere – das untere Drittel von Tiferet, Nezach, Hod, Jessod, Malchut, und dazwischen das mittlere Drittel von Tiferet.
Der obere Teil sind Verlangen zu geben, das untere Teil sind Verlangen zu empfangen. Was ist aber die Mitte, der mittlere Teil von Tiferet? – Er gehört weder zum Empfangen noch zum Geben, und genau hier liegt die freie Wahl: was wirst du damit tun?
Doch wie Buridans Esel kannst du dich weder für die eine Seite noch für die andere entscheiden, zerreißt dich in zwei Hälften und bist nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen, solange wir nicht enthüllt haben, dass es hier eine Möglichkeit gibt, diese zwei Hälften zu vereinen – damit die obere und die untere Hälfte in der dritten, mittleren Linie zusammenarbeiten!
Ich vereine diese zwei Kräfte: die Kraft des Gebens und die Kraft des Empfangens, und sie beginnen, mich zu lenken. Das nennt sich „Empfangen um zu geben“, wenn diese zwei Kräfte harmonisch miteinander arbeiten.
Darin besteht das ganze Wesen der Wissenschaft der Kabbala und darum heißt sie „Kabbala“ (Empfangen), denn sie lehrt, wie man diese zwei Kräfte, das Empfangen und das Geben, in welcher Form erhält, damit sie einander ergänzen. Und dadurch baust du deine Unabhängigkeit, die wahre Freiheit auf.
Du bist vom Schöpfer unabhängig und Ihm gleichzeitig ähnlich! Du nimmst ein Beispiel an Ihm, bleibst jedoch vollkommen selbständig. Du hast nichts Anderes, woran du ein Beispiel nehmen könntest, denn du erhältst diese zwei Kräfte zwingend. Doch wie du sie annimmst und dich ihnen angleichst, darin bist du vollkommen frei.
Hier, in der Mitte zwischen zwei Kräften, in dem mittleren Drittel von Tiferet ist unsere Seele enthalten, die wir aufbauen.
Die feie Wahl beginnt mit der Enthüllung des Schöpfers. Es steht geschrieben: „Wer gestorben ist, der ist frei“ – das bedeutet, dass, wenn das egoistische Verlangen stirbt, sich zwei Kräfte, das Empfangen und das Geben, gegenüber stehen und du dich zwischen ihnen befindest – und dann bist du frei. Denn du kannst mit diesen zwei Kräften gleichermaßen arbeiten.
Und obwohl du glaubst, dass du zwischen ihnen beiden stehst und nicht weißt, wohin du gehen sollst – das Verlangen zu empfangen einerseits und das Verlangen zu geben andererseits -, doch nur unter der Bedingung, dass die Eine die Andere tötet, gelangst du in einen neutralen Zustand und kannst frei sein.
Und im Moment befinden wir uns allein unter der Macht des Verlangens zu empfangen, wir haben kein Verlangen zu geben. Deshalb, solange wir das Verlangen zu geben nicht erlangt haben, sind wir wie von der Natur gesteuerte Tiere, und wenn wir es bekommen, werden wir frei – und zwar nur, um uns an den Schöpfer anzugleichen und aus uns einen Menschen (Adam) zu erschaffen, d.h. Ihm „ähnlich“ zu werden.
Aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Freiheit des Willens“ vom 08.10.2010
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