Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Verlangen'

Spiel mit Empfindungen

Frage: Du sagst oft, dass die Weisheit der Kabbala eine Wissenschaft ist, die mit den Sinnen begriffen wird. Aber eine Wissenschaft kann doch nicht ohne den Intellekt studiert werden und ohne zu denken?

Meine Antwort: Natürlich ist das unmöglich. Die Weisheit der Kabbala wird nicht mit den Sinnen begriffen, sondern wir fühlen die Emotionen. Dann überprüfen wir diese Emotionen: wir teilen auf, wir stellen Vergleiche unter ihnen an, wir geben ihnen abgestufte Nummerierungen, als würden wir sie abwägen. In der Tat spielt die Kabbala mit Empfindungen. Aber sie ordnet sie systematisch an, und wir beginnen die Interaktionen der Wünsche zu sehen und erkennen, welches Gefühl in jedem von ihnen aufsteigt.

In der Kabbala messen wir sehr genau all diese Empfindungen und geben ihnen einen numerischen Namen, bestimmen ihre Kraft, ihre Richtung, ihre Eigenschaften usw. Deshalb handelt es sich um eine Wissenschaft der Empfindungen. Die Weisheit der Kabbala wird als die Wissenschaft der Empfindungen beschrieben, weil der einzige Stoff in unserer Welt der Wunsch ist; und was man in dem Wunsch fühlt, wird Empfindung genannt, die sich anfühlt wie das Licht, das auf den Wunsch einwirkt und ihn beeinflusst. Das bedeutet, dass wir beim Messen der Veränderungen im Wunsch das Licht messen, das auf ihn einwirkt und ihn beeinflusst.

Frage: Was kommt zuerst, der menschliche Verstand oder der Wunsch?

Meine Antwort: Zuerst kommt der Wunsch und der Verstand folgt, so entwickeln wir uns. Woher kommt der Verstand eines Kindes? Er ist nur das Ergebnis der Entwicklung des Wunsches. Je größer der Wunsch eines Menschen ist, umso mehr braucht er den Verstand, um all seine Wünsche zu erfassen und sie zu kontrollieren.

Aus der Kabbalalektion in Russisch 1/17/16

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Erleuchtung durch Leid

Frage: Ist es möglich, Gott zu offenbaren, ohne dass man etwas über ihn liest, hört, oder an irgendwelche Erzählungen und Andeutungen glaubt?

Meine Antwort: Es ist möglich, aber schwierig. In der Geschichte gab es Kabbalisten, die sehr hohe spirituelle Stufen erlangt haben, ohne zu studieren. Ich weiß von einem Menschen, der in einem sowjetischen Konzentrationslager war und die Höhere Welt offenbart hatte. Dort begann er auf Hebräisch zu schreiben, ohne einen einzigen Buchstaben der Sprache zu kennen.

In Jahre 1980 zog er nach Israel und gab mir das Buch, das er im Lager schrieb und welches hier veröffentlicht wurde. Dieses Buch wurde auf Hebräisch geschrieben. Ich zeigte das Buch meinem Lehrer Rabash, und er sagte, dass dies eine sehr hohe spirituelle Errungenschaft sei. Aber es sei so individuell wie z. B. die Psalmen König Davids.

Ich fragte Rabash: „Wie konnte jemand, der die Sprache nicht kennt, so etwas schreiben?“. Er antwortete: „Es spielt keine Rolle. Gerade durch das große Leid, das er spürte, wurde ihm die Höhere Welt offenbart. Und seine Gefühle schrieb er auf Papier nieder“. So geschaht es. Wir existieren in der Höheren Welt, aber wir haben nicht das Verlangen danach! Doch dieser Mann erzielte den Durchbruch.

Das gleiche geschah mit einem Menschen Namens Vudka. Er war ebenfalls Insasse in einem Konzentrationslager und erlitt große Angst und Leiden. Er begann die Höhere Welt zu spüren, wenn auch nicht explizit, als würde er von einer Wolke umhüllt und gehalten. In der Tat ist es die erste Wahrnehmung der Höheren Welt, was er in seinem Buch beschrieb.

Ein paar Jahre später, als er nach Israel kam, trafen wir uns, aber zu dem Zeitpunkt verlor er jeglichen Bezug zur Spiritualität. Wenn er in der Haft geblieben wäre, hätte er vielleicht mehr erlangt. Er hatte die Erleuchtung und die Möglichkeit, gerade durch das Leid die Höhere Welt zu offenbaren.

Meinung: Viele Menschen leiden und kommen nicht zu solchen Offenbarungen.

Meine Antwort: Es hängt davon ab, woran sie leiden! Wenn ein Mensch leidet, weil er nach dem Sinn des Lebens sucht, und nicht, weil er eine Revolution, oder etwas anderes machen will, dann ist es möglich, zur Offenbarung zu gelangen. Schließlich befinden wir uns im Ozean des Höheren Lichts. Aber wir haben nicht das richtige Verlangen. Doch wenn das Verlangen wächst und die richtige Form annimmt, wird es auch mit Licht erfüllt. Es gibt keinen Gott, der oben sitzt und das Licht „verteilt“. Wir sind ja umgeben von dem Höheren Licht. Und wenn man ein starkes Verlangen nach dem Licht hat, spürt man es auch.

Frage: Wenn man die Erleuchtung durch Leid bekommt, bedeutet dies, wir werden geboren, um zu leiden?

Meine Antwort: Nein, wir werden geboren, um zur Ewigkeit, Vollkommenheit, Liebe und Harmonie zu gelangen. Leid ist der falsche Weg, um die Spiritualität zu erreichen. Außerdem birgt es nur einen vorübergehenden Kontakt mit der Höheren Welt. Dieser Zustand  dauert nicht lange, weil derjenige kein dauerhaftes Verlangen nach der Spiritualität hat, deswegen verschwindet so ein Zustand wieder.

Ich rate Ihnen, sich kein Beispiel daran zu nehmen. Zu so einer vorübergehenden Erleuchtung kommt man im Zustand vollkommener Frustration, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit – absoluter Dunkelheit! Die so genannte „leuchtende Malchut“ ist dann der Abgrund! Es ist ein Zustand, in welchem die ganze Materie einfriert. Das heißt, man kehrt zur Quelle der Schöpfung zurück. Immerhin bewegen wir uns alle wie auf einer Skala aufwärts.

Also man braucht nicht auf solche Zustände neidisch zu sein. Wenn man den richtigen und schnelleren Weg gehen möchte, um zur Spiritualität zu gelangen, ist es nur durch die Verbindung in einer kabbalistischen Gruppe möglich. Alles andere wäre nicht richtig.

In den Augenblicken großen Leides kann ein Mensch eine gewisse Trennung vom Egoismus erleben, weil die Qualen des Körpers ihn dazu zwingen. Sein ganzes Wesen leidet und er möchte einfach aus seinem Körper fliehen. In so einem Zustand kann man ein wenig diese Trennung fühlen. Und obwohl dies ein nicht materieller Zustand ist, ist es bei weitem kein spiritueller Zustand.

Aus der Lektion inrussischer Sprache, 20.12.2015

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Die Tür zur Wissenschaft Kabbala

Frage: Wo überschneidet sich die Kabbala mit dem einfachen Leben?

Meine Antwort: Sie überschneidet sich nicht. Das einfache Leben fließt in der Kabbala. Wie zum Beispiel die Atmosphäre die Erde umgibt, so ist die Kabbala auch einer Atmosphäre vergleichbar, die unser Leben umgibt. Die Kabbala ist ein System, in dem wir existieren und es hängt nicht davon ab, ob wir davon wissen oder nicht, oder irgendwelche Vorstellung darüber haben oder nicht. Die Kabbala ist ein Steuersystem unserer Welt.

Frage: Jede Wissenschaft muss das Leben des Menschen erleichtern. Kann man das auch über Kabbala sagen?

Meine Antwort: Es gibt Leute, die sich mit Kabbala beschäftigen, weil sie etwas verstehen und erkennen wollen – das sind Philosophen. Die Kabbala wird auf 1800 Fakultäten der Welt studiert, jedoch nur aus der Sicht der Philosophie, ohne praktische Anwendung. Aber es gibt auch Menschen, die Kabbala studieren, um sie praktisch anzuwenden. Sie heißen Kabbalisten. Im Prinzip beschäftigt sich Kabbala damit, dass sie uns die Lenkung unserer Welt enthüllt. Und deshalb beginnt der Mensch zu sehen, zu verstehen, zu spüren und prüft sich selbst, die Umgebung und die Umwelt, ob es so wirklich ist. Der Mensch, der die Kabbala studiert, wird zum „Naturforscher“.

Frage: Wie kann man in die Kabbala eindringen? Wo ist diese Tür, an die man klopfen kann? Muss man eine Adresse kennen und kann man allein kommen?

Meine Antwort: Als ich ein Teenager war, war ich von Physik und Elektronik begeistert. Dann erschienen Computer, und ich interessierte mich für sie und studierte diesen Beruf an einer Hochschule. Dann fand ich, dass nicht die Computer, sondern ihre biologischen Modelle interessant sind, und ich begann mich mit der Biokybernetik zu beschäftigen. Der innere Wunsch führt den Menschen durch das Leben. So ist es auch in der Kabbala. Die Menschen kommen von weitem, sie verstehen nicht wie und warum; sie haben einfach etwas über die Kabbala gehört, interessant gefunden, ein Buch gelesen oder die Bekannten haben davon erzählt und so weiter. Zur Kabbala kommen unbewusst jene, die nach dem Sinn des Lebens suchen.

Frage: Aber es ist die Frage, auf die es keine Antwort gibt. Und wenn die Kabbala diese Antwort gibt, dann wahrscheinlich, auch nicht sofort?

Meine Antwort: Man kann sofort hören, aber nicht sofort begreifen. Um den Sinn des Lebens zu begreifen, muss man „das Salz schmecken“.

Aus dem Webinar auf zahav.ru, 10.02.2016

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Tu biShewat – Das jüdische Neujahrsfest der Bäume

Der Mensch durchbricht die Grenzen seines Kreises

Der Mensch ist nicht der physische Körper, sondern der Wunsch, die Grenzen dieser Welt zu überschreiten bzw. sich von den materiellen Grenzen zu lösen. Tiere, Pflanzen (oder Bäume) oder Steine sind unbelebte, pflanzliche und belebte Stufen in Bezug auf den spirituellen Menschen. Wir sehen, dass der Unterschied zwischen dem Stein, der Pflanze, dem Tier und dem Menschen in dieser Welt durch die Kraft des Verlangens, das in jedem Geschöpf innewohnt, bestimmt wird. Und das Wichtigste ist nicht die Größe dieses Verlangens, sondern ihre Qualität.

Obwohl der Mensch nicht das stärkste Geschöpf auf der Erde ist, ist er im Vergleich zu den anderen Stufen fortgeschritten. Das Geheimnis seines Erfolges verbirgt sich darin, dass er alles Nützliche an sich zieht und alles Schädliche von sich entfernt. Der Mensch kann in die Zukunft planen. Er ist im Stande, die Geschehnisse, die in seiner gewöhnlichen Umgebung geschehen, zu verstehen. Der Mensch bricht im Gegensatz zum Tier alle Grenzen und will alles erobern. Und er kann richtig handeln und sich vor Gefahren schützen.

Das menschliche Streben ist nicht instinktiv wie beim Tier, sondern wächst und kann sich entwickeln. Aufgrund des Wunsches des Menschen zu leben und mehr und mehr Erfolg, Komfort, Gemütlichkeit und Sicherheit zu erzielen, kann man diese Eigenschaft als egoistischen Fortschritt bezeichnen. Diese Gabe ist nur dem Menschen gegeben. In unserer Welt schließt der Mensch das ganze Universum in sich ein und beeinflusst es; auf der anderen Seite befindet er sich selbst unter dem Einfluss der Realität. Letztendlich gelangt der Mensch jedoch zur Erkenntnis, dass solch eine egoistische Betrachtungsweise ihm kein Glück bringt. Er sieht plötzlich, dass die ganze Realität begrenzt ist und niemand glücklich machen kann. Im Menschen, der sich den vollen materiellen Überfluss leistet, erwacht plötzlich ein neues Verlangen, das nicht zur tierischen Ebene gehört und sich nicht auf weltliche Güter bezieht: Essen, Familie, Geld, Ehre und Wissen. Er will von diesem Leben fliehen, um ewiges Leben zu erlangen.

Frage: Ein Baum erhält Nährstoffe von der Erde und von der Sonne. Und was speist den Menschen, der sich innerlich entwickeln will? Wonach sucht er?

Meine Antwort: Der Mensch sucht nach der Ewigkeit. Der Unterschied zwischen unbelebt, pflanzlich, belebt und menschlich besteht darin, dass der Mensch die Lebensgrenze durchbricht. Er will nicht mehr von den Beschränkungen der Zeit, des Raums und der Bewegung abhängig sein und träumt davon, diese Grenzen zu überschreiten, um zu der ewigen und vollkommenen Dimension zu gelangen. Solch ein Verlangen im Menschen bringt ihm enorme Entwicklungsmöglichkeiten auf der nächsten Ebene. Nachdem er alles erlangt hat, entsteht in ihm ein Gefühl der Leere – er fühlt das Verlangen der neuen Stufe, die dem spirituellen Menschen entspricht, der hinter die Grenzen seines Körpers gelangen will. Der Mensch will nicht mehr altern und sterben, sondern will mehr und mehr verstehen. Das führt ihn zu Offenbarung der neuen Welt und der nächsten Stufe seiner Entwicklung.

Aus den Gesprächen über das neue Leben, 14.01.2016

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Leben und Genuss, Teil 2

Das spirituelle Gegen-Mittel

Frage: Was ist so schlecht daran, wenn man sich nach dem ultimativen Vergnügen sehnt und warum gibt es so viele Probleme und Leiden in dieser Welt?

Antwort: Das Problem ist, dass jeder auf Kosten eines anderen Freude empfängt. Bekomme ich Genuss für mich, nehme ich die Freude einem anderen weg, ich stehle sie und begrenze sie auf irgendeine Art.

Dies ruft Krieg zwischen den Menschen hervor. Außerdem sind wir mit dem Übel der egoistischen Natur geschaffen; wir möchten mehr Vergnügen haben, speziell mehr als die anderen. Genuss auf Kosten der anderen zu erhalten ist weitaus größer. Denken Sie daran, wie wir uns auf der Straße verhalten. Wir nehmen uns gegenseitig die Vorfahrt weg und lassen den anderen nicht vor. Kann eine Minute schneller zu sein so lebenswichtig erscheinen? Mitnichten, wir freuen uns nur, wenn wir dem anderen voraus sind. Das ist unsere böse Neigung. Es ist nichts Schlechtes daran, für sich selbst zu genießen, es ist typisch für jedes Tier. Wie auch immer, eine Person hat besondere Freude daran, sich auf Kosten anderer zu erheben und sie zu unterdrücken; doch dies zerstört unsere Gesellschaft und deshalb hat unsere Welt solche Krisen.

Frage: Es gibt doch aber viele Menschen, die sich für eine gute Gesellschaft selbst aufopfern.

Antwort: Sie schauspielern für ihr Verlangen zu empfangen, für nichts anderes. Sie verstehen nur die wahre Motivation ihrer Handlungen nicht. Wenn wir den Menschen die Freude wegnähmen, die sie empfinden, wenn sie anderen helfen, könnten sie nicht die kleinste Handlung ausführen. Wenn eine Mutter auf einmal keine Freude mehr an ihrem Baby hätte, würde es verhungern.

Alle Angelegenheiten folgen nur diesem einfachen Prinzip. Es gibt vieles, das „spirituell“ genannt wird, aber nicht von uns gefühlt wird. Es folgt einem anderen Prinzip: Vergnügen und Genuss zu geben anstelle zu empfangen. Die Spiritualität basiert darauf, Freude zu geben und nicht Freude zu empfangen. Das ist Antimaterie und die umgekehrte Welt. Die spirituelle Welt existiert; sogar die gewöhnliche Wissenschaft entdeckt einige Grenzphänomene, die wir mit unseren Werkzeugen noch nicht „messen“ können. Eine Person kann insbesondere durch die Wissenschaft der Kabbala das Gefühl für die Höhere Welt oder die Antimaterie erreichen. Durch spezielle Übungen können wir unsere alten Angelegenheiten zu neuen Angelegenheiten umwandeln, indem wir ein Verlangen zu geben anstatt ein Verlangen zu nehmen entwickeln; dann können wir das Geben genießen anstatt das Nehmen.

Vom Israelischem Radioprogramm 103FM, 11/29/15

Hirnforschung

Kommentar: An der Universität von Tel Aviv wird eine Studie geleitet, die zu dem Schluss gelangte, dass es keinen Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblichen Gehirn gibt.

Antwort: Sicher, da das Gehirn einer Maschine, einem Computer gleicht. Es gibt keine Unterschiede zwischen den Strukturen vom männlichen und weiblichen Gehirn. Alles hängt von dem Verlangen, oder wie sie sagen, vom Herz ab. Das Herz ist nur ein Motor, eine Pumpe. Das Verlangen einer Person findet man nicht in einer physikalischen Formel.

Es gibt in unserem Körper keinen Urheber für Verlangen, dies wird außerhalb von uns gefunden, der Körper ist der Empfänger, welcher das Verlangen aufnimmt, den Prozess einleitet und auf eine spezielle Art reagiert. Männer erhalten eine eigene Art des Empfangens und Frauen eine andere, in dieser Weise werden ihre Hirne aktiviert. In sich selbst haben ihre Gehirne keine Unterschiede.

Verlangen entsteht durch ein Netzwerk zwischen uns, wir fühlen es jedoch nicht. Alle unsere Aktionen funktionieren so:  mentale, physische, moralische, ethische usw.. Alle unsere Reaktionen, auf allen Ebenen gehen auf dieses Netzwerk zurück. Ich bekomme Stimuli von diesem Netzwerk, reagiere darauf und diese Reaktionen gehen wieder zum Netzwerk. Das Problem ist es, wie wir die Signale die uns erreichen, akzeptieren und begreifen können, wie wir auf sie richtig reagieren und sie korrekt weiterleiten können.

Wenn ich das schaffe, kann ich das Netzwerk als eine neue Welt empfinden, eine höhere Welt enthüllen. Die Wissenschaft der Kabbala spricht sehr präzise darüber, wie man dieses System korrekt benützen und regeln kann. Die Kybernetik der Zukunft ist die Weisheit der Kabbala.

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Das Gebot Parzufim Aba we Ima zu respektieren

Frage: Was bedeutet konkret jedes einzelne der zehn Gebote aus der kabbalistischen Sichtweise: „du sollst nicht stehlen, nicht töten“ usw.?

Antwort: Die wahre Bedeutung der zehn Gebotet, die uns als einfache moralische Befehle dargestellt werden, verstehen wir nicht.

Das Gebot „achte deinen Vater und deine Mutter“ symbolisiert eigentlich die Verbindung Parzufim SoN (Seir Anpin und Nukwa) und Aba we Ima (Höherer Vater und höhere Mutter).

Das Gebot „du sollst nicht stehlen“ ist das Verbot, die  Verlangen zu genießen eigennützig zu verwenden, was als Diebstahl bezeichnet wird. Wen beraubst du? Das Licht, den Schöpfer.

Alle zehn Gebote betreffen den richtigen Einsatz des Verlangens zu genießen. Es handelt sich um die Beschränkungen, die man in Malchut begehen muss. Diese Beschränkungen heißen: Schirm und das reflektierte Licht. Infolge dieser Beschränkungen von Malchut können sie ein Gewand für die Sefirot werden, weshalb sie auch als zehn Reden bezeichnet werden.

Die Rede ist das, was im Mund von Parzuf (in pe de Rosch) aufkommt. Diese Handlungen werden in der Welt Azilut erzeugt.

Erst wenn wir zu einem Menschen mit einem Herzen werden, bekommen wir diese Gebote. Vorher können wir sie nicht hören. Man muss sich auf der Stufe Bina befinden, um über das Gehör zu verfügen, das fähig ist, zehn Gebote vom Berg Sinai zu empfangen.

Zuerst muss man in der Periode der Vorbereitung die Vereinigung zu einem Menschen mit einem Herz erreichen und dann die Gebote studieren. Ohne dies besitzen wir keine Instrumente, um sie zu verstehen.

Während des Studiums gibt es jeden Tag neue Verwirrung und ein neues Verständnis. Du stellst die Frage und danach wirst du hundert Mal verwirrt, um dich in den Zustand zu bringen, den du befragtst. Alles hängt von den Gefäßen ab.

Frage: Aber diese Gebote gelten doch in der materiellen Welt auch: „du sollst nicht töten, nicht stehlen“?

Antwort: In unserer Welt muss man dasselbe machen, was im spirituellen Sinn geschrieben ist. Aber die Korrektur der Seele erfolgt in der Spiritualität. Jedoch sind wir verpflichtet, die richtige Umgebung in der materiellen Welt zu finden, um darin die spirituelle Korrektur zu erreichen.

Vor allem muss man verstehen, dass „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“  das Hauptgebot der Tora und die Grundlage aller Korrekturen ist. Das heißt alle Korrekturen, alle in der Tora beschriebenen Details sind nur eine Erklärung dessen, wie man den Zustand der Nächstenliebe einhalten kann.

Meine Beziehungen zu den Freunden, zur Außenwelt und allen spirituellen Welten sollten nur die Liebe widerspiegeln – und zwar in dem Maße, in welchem ich mich selbst liebe. Das ist alles! Jede meiner Handlungen soll dieser Gedanke begleiten, dass ich alles für die Nächstenliebe tue. Und diese Liebe ist in Wirklichkeit mein Verlangen, das mich verpflichtet so zu handeln – anderenfalls ist das kein Gebot. [136546]

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel aus dem Buch „Shamati“, 03/06/14

Frage und Antwort zu den verschiedenen Seiten des Machsoms

Es ist wichtig zu verstehen, aus welchem Blickwinkel heraus die Frage gestellt ist. Sie verweist auf die Situation, in der du selbst stehst und gibt auch einen Hinweis darauf, ob du in der Lage bist, ihre Quelle zu verstehen. Ich denke nicht, dass es in deinem Zustand möglich ist, die richtige Antwort auf deine Frage zu finden. Unterhalb des Machsoms ist es unmöglich.

Die ganze Realität steigt von oben herab nach unten, alles befindet sich oberhalb des Machsoms. Unterhalb des Machsoms befindet sich die vorgestellte Welt. Wir sehen hier nur eine verzerrte Projektion der spirituellen Welt, die es unmöglich ist, zu verstehen. Du hast die gleiche Wahrnehmung, wie alle übrigen Menschen, die ihre materiellen Verlangen erfüllen wollen, sei es Ernährung, Sex, Familie, Geld, Macht oder Wissen.

Im Gegensatz dazu lernst du im Studium, dass das Geben erwünscht ist. Auf der einen Seite stellst du die Frage, auf der anderen willst eine Antwort darauf finden. Das wird uns so lange nicht gelingen, bis dieses Bild nicht zu einem einheitlich Ganzen vereint ist: entweder unterhalb des Machsoms oder oberhalb. Aber es ist nicht erlaubt, Fragen darüber zu stellen, was oben geschieht. Deshalb gibt es auch keine Möglichkeit, auf solche Fragen zu antworten. [131503]

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 31/03/14

Ein unendlich langer, gedeckter Tisch

Frage: Warum ist der Aufstieg ein Weg der unendlichen Schläge: der Mensch bemüht sich und zieht das Licht heran, welches seinen Zustand noch mehr erschwert?

Antwort: Erstens ist dieser Weg nicht unendlich. Und zweitens hängen die Schläge davon ab, wie ich sie wahrnehme. Warum ist es unmöglich, diesen Weg eigenständig zurückzulegen? Nicht, weil es mir an Unterstützung fehlt, sondern deshalb, weil ich kein Fernglas habe, in welchem ich die Zukunft sehen könnte. Somit ist immer das äußerliche Instrument notwendig.

Es sind keine Schläge! Ich sollte jeden Schlag als Möglichkeit für den Aufstieg empfinden. Wie es im Psalm Davids № 23 gesagt wird: „Du bereitest mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“ Wenn ich vor mir den gedeckten Tisch mit allerlei Gerichten sehe, dann nehme ich das Gefühl des Hungers wie einen Segen wahr. Alles hängt von der Vorbereitung, der Unterstützung, von jenen Instrumenten ab, mit deren Hilfe ich die Zukunft sehen kann.

Dies eben wird als Unendlichkeit bezeichnet.. Die unendliche Füllung tritt nicht ein, wenn ich satt bin und keinen einzigen Bissen mehr aufnehmen kann. Dieser Weg ist wirklich unendlich, aber in positivem Sinn. Unendlichkeit bedeutet, dass ich ein unendliches Gefäß und  unendliche Füllung habe.

Wenn ich solch eine Korrektur erreicht habe, dass ich jedes Mal mehr und mehr Gerichte probiere, die der Gastgeber für mich vorbereitet hat: gibt es noch einen weiteren Kilometer des gedeckten Tisches. Dementsprechend wächst mein Hunger und mein Appetit die ganze Zeit an, deshalb genieße ich die Empfindung des Hungers, und die Füllung, die zusammen kommen. Das wird eben als Welt der Unendlichkeit bezeichnet.

Das heißt, alles hängt von der Grundlage ab, die ich mir vorbereite. Ich kann mich so vorbereiten, dass ich mich über das Gefühl des Hungers freuen werde. Ich weiß, dass ich jetzt hungrig bin, aber in einer Stunde das Mittagessen bekommen werde, das ich mit Appetit aufesse. Ich muss  mir selbst so eine Impression vorbereiten, dass der Hunger notwendig ist, weil ich mich bald an den Tisch setzen werde, und zwar zusammen mit den Freunden. Und deshalb leide ich nicht unter dem Gefühl des Mangels, weil er ein Bestandteil der Füllung ist. Innerhalb dieses Hungers beginne ich schon die neuen Details herauszufinden, wie ich später genießen werde.

Wenn der Mensch alles sofort bekommt, ohne Mangel zu empfinden, dann wird er keine Empfindung der Füllung haben. Wir sind die Schöpfung, und wir brauchen diese Dunkelheit damit aus dem Kontrast das Licht unterschieden wird. Aber die Dunkelheit kann sehr kurzfristig empfunden sein, um alles andere aus der Liebe aufzuklären. Angenommen, ich würde das Treffen mit dem einstigen Freund erwarten, und erfahren, dass es jetzt unmöglich ist. Und ich beginne, mich an alle unsere Treffen zu erinnern, ich stelle  mir unsere Gespräche vor.

Ich vergrößere diesen winzigen Punkt, den minimalen Wunsch, den leichten Hunger – entwickle alles selbst. Deshalb sind die Schläge nicht nötig. In mir wird sogar die Empfindung des Mangels positiv, erwünscht sein. Ich genieße schon den Vorgeschmack der Zukunft, genieße diese Erwartung. Mein Mangel verwandelt sich in einen Genuss, worin ich das umgebende Licht empfinde, das von weitem leuchtet.

Deshalb schreibt Baal HaSulam, dass er sich über die offenbarten Sünder freut, weil er seine Erwartung mit den schönen Hoffnungen ausfüllt. Wenn es heißt, dass „das Licht die Finsternis schafft“, wird nicht gemeint, dass es in uns eine schlechte Empfindung schafft. Wir segnen die linke Linie: unreine, dunkle, schlechte Linie  – küssen den uns schlagenden Stab. Vor uns können die schrecklichsten Gefahren entstehen, aber wie gesagt wird: „Wende deinen Blick, und sie werden sich in einen Haufen Knochen verwandeln“. Auf dem ganzen spirituellen Weg begleitet uns die Vollkommenheit. [124428]

Auszug aus der Vorbereitung zum Kongress, 31/12/13

Kannst du für jemanden anderen zu Abend essen?

Frage: Ich verstehe nicht, wie ich die Absicht im Bezug zu körperlichen Verlangen verändern kann. Wie kann ich für jemand anderen zu Abend essen? Sollte ich das zuerst verändern? Ich höre so oft, dass wir unsere körperlichen Verlangen nicht anrühren sollten….

Antwort: Deine Verlangen sollst du keineswegs verändern, sondern deine Absichten. Warum nicht? Weil ich mein ganzes Leben der Erlangung des höheren Zustandes widme und in weltliche Umstände verwickelt zu sein, dient einzig und allein der Korrektur meiner Absichten.

Die Reshimot (Erinnerungen) steigen ab in unsere Welt, damit wir in ihnen arbeiten können. Zur selben Zeit sind unsere Absichten ein Minus, während eine Handlung immer eine Kombination aus Minus und Plus sein muss.

Du sagst: „Ich liebe es zu essen, ich liebe ein Mädchen, ich liebe es mit Freunden in einer Bar zu sitzen oder ein Fußballspiel anzusehen, etc.“

Es stimmt, du liebst all das. Das sind deine Verlangen, also warum kannst du sie nicht in der richtigen Absicht benutzen um dem Ziel näher zu kommen? Zurückzukehren in diese Welt, aber nicht auf dem selben Niveau wie du in die Reshimot gefallen bist, sondern um zur Welt von Ejn Sof (Unendlichkeit) hinaufzusteigen auf der spirituellen Leiter.

Warum denkst du, dass du das nicht tun kannst? Durch deinen Aufstieg von einem Level der Reshimo zu einem anderen vervollständigst du bereits eine gute Reinkarnation und lebst dadurch nicht umsonst.

Du kannst das Ende der Korrektur in diesem Leben erreichen, das ist  in unserer Zeit möglich.

Selbst wenn du noch eine “Runde machen” musst, wirst du das nächste Mal bereits in einem anderen Zustand sein, auf einem anderen Niveau. In unserer Zeit sind wir in Zuständen die uns das Ende der Korrektur ermöglichen. Das ist das Ziel!

Wir sollten daher nicht denken, dass „ tausende einen Raum betreten und nur einer zum Licht gelangt.“ Das ist nicht mehr wahr. Du solltest dir keine Sorgen darüber machen, dass du gewisse negative Bedrängnisse erfährst, wie es dir scheint. Wenn du dich darauf konzentrierst deine Absichten zu korrigieren, solltest du dir gleichzeitig um nichts Sorgen machen. Setze einfach fort dich selbst zu fragen, ob du die Handlungen die du machst für dich selbst oder für jene mit denen du handelst machst. Ist es gegenseitige Kooperation mit den Freunden, mit einer Frau, etc. Wenn es gegenseitig und verbunden ist, ist es gut. [123410]

Auszug aus der ersten Lektion des Virtuellen Kongresses in Moskau „ Einheit ohne Grenzen“, 13/12/13