Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Verlangen'

Was ist der Unterschied zwischen einem Kabbalisten und einem Wissenschaftler?

Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Wissenschaftler unserer Welt und einem Wissenschaftler bei den Kabbalisten?

Antwort: Der Kabbalist ist ebenso ein Forscher wie der Wissenschaftler unserer Welt, er hat einfach universellere Werkzeuge der Erkenntnis in seinen Händen. Er steigt über seine tierische Natur auf und erforscht die sogenannte spirituelle Natur.
Die Wissenschaftler unserer Welt beschäftigen sich hingegen damit, was sie von Geburt an besitzen, und deshalb nehmen sie alles in den Grenzen unserer Welt wahr. Der Unterschied zwischen einem Kabbalisten und einem Wissenschaftler unserer Welt liegt ausschließlich im Bereich ihrer Erkenntnis. Daher ist der Kabbalist  derselbe Wissenschaftler, der sich hingegen mit der nächsten, der Höheren Welt beschäftigt.
Der Wissenschaftler in unserer Welt muss seine irdische Wahrnehmungen und den Verstand qualitativ sowie quantitativ entwickeln. Der Kabbalist muss dagegen in sich selbst absolut neue Verlangen, neue Gedanken und einen neuen Verstand entwickeln, die nicht im geringsten etwas mit der Materie zu tun haben. Ausschließlich in ihnen wird die Höhere Welt wahrgenommen und erforscht, und dementsprechend erscheint die Wissenschaft der Kabbala.

Frage: Um diese Welt zu studieren, werden verschiedene Werkzeuge, Mikroskope, Teleskope usw. gebaut. Welche Werkzeuge hat ein Kabbalist?

Antwort: Das Werkzeug der Erkenntnis für den Kabbalisten ist er selbst. Einzig und allein! Die Erweiterung seiner inneren Wahrnehmung ist nämlich sein Werkzeug.

 

Aus dem Unterricht in Russisch, 11/03/2018
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Wohin geht die Seele des Menschen nach dem Tod?

Frage vom Facebook an Dr. Laitman: Wenn ein Mensch stirbt, wohin geht dann seine Seele?

Meine Antwort: Die Seele geht nirgendwohin, weil es sie nie gab. Die Seele ist die Ähnlichkeit mit dem Schöpfer. Also die Verlangen in mir, die ich so formen kann, dass sie in einem gewissen Ausmaß dem Schöpfer ähnlich werden, nennt man die Seele. Das ist die Eigenschaft des Geben und der Liebe zu allem, was sich außerhalb von mir befindet.
Mit anderen Worten: wenn du aus dem Rahmen deines Egoismus hin zum Geben und zur Liebe austrittst und hin zur Anteilnahme gegenüber denjenigen, die in dein Ego überhaupt nicht eingraviert sind, dann nennen sich deine Eigenschaften, die sich in diesem besonderen Moment zusammen organisiert haben (weil sie sich ständig verändern), „die Seele“.

Bemerkung: Wenn man das hört, dann werden die Menschen, die sich der Existenz ihrer Seele sicher sind und die meinen, solch ein Verhältnis zu ihrer Umgebung zu haben, betrübt sein. 

Meine Antwort: Bei dem einfachen Menschen gibt es keine Seele. Der Mensch an sich ist einfach ein Tier. Er hat einen vitalen Bestandteil, der zusammen mit den Zellen seines tierischen Körpers stirbt.
Die Seele aber muss man innerhalb eines Lebens erlangen. Uns wird dieses Leben oder andere Zustände (also die nächsten Leben) dazu gegeben, damit wir unsere Seele erlangen.

Frage: Ist das der Sinn des Lebens eines Menschen?

Meine Antwort: Der Sinn des Lebens eines Menschen besteht nur darin, aus seinen egoistischen Verlangen altruistischen Verlangen zu erschaffen, die sich dann die Seele nennen werden.

 

Aus dem TV Programm “Neuigkeiten von Dr. Michael Laitman” 4/17/18

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Von der Hilflosigkeit zum Schrei zum Schöpfer

Es gibt ein paar Übungen, um ein Gebet zum Schöpfer zu erreichen. Zuallererst ist es notwendig zu erkennen, dass wir wirklich eine Verbindung mit der höheren Kraft haben, und wir uns im Bereich ihrer Wirkung befinden. Ansonsten sind wir wie Kinder, die aus Naivität nicht einmal vermuten, dass die Mutter sie ständig beobachtet und denken, dass sie sich selbst überlassen sind. Die Gruppe muss uns immer das Gefühl geben, dass wir uns im Kraftfeld des Schöpfers befinden.
In Wirklichkeit füllt der Schöpfer die ganze Welt aus, aber dieses Gefühl ist vor uns verborgen. Dennoch sind Freunde und die Gruppe fähig, uns ein solches Gefühl zu geben. Und obwohl ich selbst meine Abhängigkeit vom Schöpfer nicht fühle, seine ununterbrochene Wirkung, wodurch er meine Existenz sichert, die mich lenkt und führt, kann die Gruppe diese Empfindungen in mir erwecken.
Wir müssen dem Freund zeigen, dass er eine Verbindung zum Schöpfer hat – und das ist das Wichtigste, alles andere ist lediglich ein Hilfsmittel. Dies führt zum Gefühl der eigenen Abhängigkeit von der höheren Kraft, zunächst noch egoistisch, für sich selbst, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Danach fange ich an zu denken, um für „uns“ etwas besser zu machen, denn allein ist es unmöglich, den Schöpfer zu erwecken, sondern nur im Zehner.
Je mehr Zehner daran arbeiten, desto größer ist unsere Wirkung, unsere Chancen, die höhere Kraft zu erwecken. Wir fühlen, wie der Schöpfer sich uns nähert. So entwickeln wir nach und nach unsere Empfindungen, darin ist unser ganzes Leben, ganze spirituelle Entwicklung.

Aus der Morgenlektion 06/26/2018

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Sehnsucht nach dem Schöpfer

Frage: Wird meine Sehnsucht nach der Wahrnehmung des Spirituellen, des Schöpfers, mit der Zeit ab- oder zunehmen?

Antwort: Die Sehnsucht nach dem Schöpfer wächst. Bis ich die Spiritualität erreicht habe, befinde ich mich ständig in einem zunehmenden Verlangen danach, in Verwirrung und in Missverständnissen.

Frage: Wenn die Sehnsucht wächst, nehme ich das mit Freude wahr?

Antwort: Hier gibt es verschiedene Nuancen, von denen du keine Notiz mehr nehmen wirst, du wirst aufhören, darauf zu achten.
Natürlich gibt es in der Gruppe alle möglichen Momente: traurige, lustige, nervige usw. aber Freunde müssen verstehen, dass sie sich in einem angespannten inneren Zustand befinden, sie müssen all dies durchmachen, und auf sie kommt noch vieles zu.

 

Aus dem Unterricht in Russisch, 18.02.2018

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Zusammen die Morgendämmerung erwecken

Wir bringen uns absichtlich selbst aus dem Gleichgewicht, damit wir spüren können, wie sehr wir den Schöpfer brauchen. Es steht geschrieben: „Israel beschleunigt die Zeit“. Deshalb können wir nicht da sitzen und darauf warten, dass etwas von allein geschieht. Wir müssen selbst handeln.

Wenn sich derselbe Zustand immer wieder wiederholt, nennt man das Tod. Das muss ich versuchen zu ändern. Es liegt in meiner Macht, mich Tag und Nacht zu verändern. All dies dient nur dazu, ein Bedürfnis nach dem Schöpfer aufzubauen. Wir wollen uns mit Kraft in Zustände versetzen, in denen wir ohne die Hilfe des Schöpfers nicht zurechtkommen.

Es geht nicht darum, Leid über uns selbst zu bringen. Dies sind aber keine schlechten Zustände. Das Böse ist das, was ohne unsere vorausgegangene Vorbereitung kommt, das, was vom Weg des Leidens kommt. Aber ich gehe auf dem Weg der Beschleunigung des Lichtes –Achishena – und erwecke mich selbst: „Ich wecke die Morgendämmerung.“ Ich möchte selber die Dunkelheit und die Dämmerung fühlen, weil ich dadurch einen Geschmack dafür entwickle. Und ohnedem habe ich keinen Geschmack, wie geschmackloses Essen ohne Salz und Pfeffer.

Das ist ein positiver Zustand, kein negativer, wo es sich anfühlt, als würde der Boden unter deinen Füßen verschwinden, Angst ergreift dich, dein Kopf ist vernebelt und deine ganze Grundlage ist weg. Zusammen mit diesem Zustand verstehe ich, irgendwo in einer weit entfernten Ecke des Geistes, dass dies nur geschieht, um mich voranzubringen, und deshalb freue ich mich. Das ist nicht der Weg des Leidens – zusammen erwecken wir die Morgendämmerung. Wir müssen den Raum frei machen, den der Schöpfer füllen wird. Und im nächsten Moment verschlingt mich wieder die Angst.

Wenn die Angst vor der Zukunft in mir erwacht und ich gleichzeitig verstehe, dass all dies vom Schöpfer so eingerichtet wird, um mich näher zu Ihm zu bringen, und ich an Ihm festhalte, dann rechtfertige ich meinen Zustand und meine Angst, wie kurz der Augenblick auch sein mag. Die Hauptsache ist, dass ich die Verbindung mit dem Schöpfer erreicht habe, und ich sehe, dass der Ausgangspunkt von allem, was passierte, in Ihm lag.

Ich verliere schnell wieder die Verbindung mit dem Schöpfer, und wieder bin ich ein Neugeborenes, das seine Mutter verloren hat, das sich umschaut und sie nirgendwo sieht. Dies ist ein egoistischer Ansatz, aber es ist bereits das richtige Verlangen nach dem Schöpfer.

 

Aus dem 1. Teil der täglichen Kabbala-Lektion am 24.6.18
Vorbereitung auf den Kongress in Italien 2018

Mann und Frau aus Sicht der Kabbala

Frage: Kann sich der Schöpfer zwischen einem Mann und einer Frau enthüllen – zwei gegensätzlichen Eigenschaften?

Antwort: Es gibt keine Männer und Frauen in der Kabbala. In der Kabbala hat jeder von uns sowohl eine männliche als auch eine weibliche Wurzel.

Frage: Wer sind „Männer“ und „Frauen“ aus Sicht der Kabbala?

Antwort: Der Mann symbolisiert die Eigenschaft des Gebens, ohne jegliche Verbindung mit dem Geschlecht, und die Frau die Eigenschaft des Empfangens, ohne irgendeine Verbindung mit dem Geschlecht.
Zwei beliebige Objekte – Schöpfung und Schöpfer oder verschiedene Teile innerhalb der Schöpfung – können immer als männliche und weibliche Komponenten verglichen werden. Dabei kann jedes Objekt in Bezug auf eine Sache ein männlicher, und in Bezug auf eine andere Sache ein weiblicher Teil sein. Alles wird nur durch das Handeln bestimmt, denn jedes Objekt ist ein Verlangen zu genießen. In dem Maße, in dem sich der Wunsch im Empfangen oder im Geben äußert, wird er „männlicher“ oder „weiblicher“ Teil genannt. Vom spirituellen Standpunkt aus kann ich einmal eine Frau sein, ein anderes Mal ein Mann.

Frage: Aber in dieser Welt wird jemand als Mann und jemand als Frau geboren. Warum ist das so?

Antwort: Weil auf Basis der höheren Wurzeln die gleiche Verteilung auf der tierischer Ebene erfolgt. Aber diese Geschlechterunterschiede bedeuten praktisch nichts. Wir treten in eine Ära vollkommener spiritueller Gleichheit ein. Frauen werden ihre spirituellen Bestrebungen genauso ausdrücken wie die Männer.

Aus dem Unterricht in russischer Sprache, 10.12.2017

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Blitz Antworten vom Kabbalisten

Frage: Nach einem Tag ohne Kabbala bin ich unglücklich. Wieso beeinflusst mich die Kabbala wie eine Droge, die mir ein Glücksgefühl verleiht?

Meine Antwort: Weil ihr euch ansonsten nicht in das System, das euch erfüllen kann, einschaltet.

Frage: Wenn die Welt vollkommen ist, und ich willentlich verdorben bin, sind Konflikte wie zwischen “Plus” und “Minus“ unausweichlich. Wie gleicht man das Gute mit dem Bösen in sich aus?

Meine Antwort: Beurteilt auf keinen Fall, weder das Gute noch das Böse. Hebt keines von beiden auf, sondern versucht ihre Verbindung, Verschmelzung, Ergänzung zu erreichen. Die Vollkommenheit befindet sich zwischen den beiden, in der mittleren Linie.

Frage: Sind die egoistischen Altruisten in unserer Welt glücklicher als die einfachen Egoisten?

Meine Antwort: Die egoistischen Altruisten sind noch weniger eingeschränkt. Damit man aber zu einem Altruisten in unserer Welt wird, muss man als Altruist geboren werden oder in so eine Klicke kommen, wo du einer “Gehirnwäsche” unterzogen wirst. Und dann kannst du ein Altruist sein und glücklich darüber sein. Das ist aber eine Art von Suggestion und keine innere Suche des Menschen.

Frage: Was bedeutet es die Eigenschaft des Gebens zu erlangen? Erklären Sie das bitte so gefühlsmäßig wie möglich.

Meine Antwort: Fragen Sie eine Mutter, die sich um ihr Kind sorgt, wie glücklich sie ist, ihm zu geben, etwas für es zu tun. Seht wie sie sich um es kümmert, achtet, es ständig berühren will, ihm etwas zurecht macht. Das ist eine tierische Eigenschaft des Gebens, die uns zeigt, dass dies auf der materiellen Ebene möglich ist. Zum Teil ist das zeitlich begrenzt, aber es ist möglich. 

Frage: Was wünschen Sie ihren Schülern?

Meine Antwort: Ihr solltet zur mittleren Linie streben und in ihr alles entscheiden: die Hausaufgaben, die Aufgaben in der Gruppe, in der Küche, auf der Arbeit, eure Einstellung zum Leben. Das Wichtigste aber ist die Beziehung zwischen euch. Alles muss in der mittleren Linie sein: es gibt nichts Schlechtes und nichts Gutes, es gibt alles nur zum Wohl der spirituellen Entwicklung.

 

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Die kochende Lava der Einheit

Zur  Vereinigung kann man nur durch eine Attacke kommen. Wir haben nämlich eine Kraft, die sich auf jede mögliche Weise der Vereinigung widersetzt. Aber in den Grenzen von dieser Welt hindert uns diese Kraft in nichts. Der Egoismus eines Menschen behindert ihn nicht in dieser Welt, sondern trägt allein zur Entwicklung bei.
Deshalb ist es nicht schlimm, dass es in uns den Egoismus gibt. Ganz im Gegenteil, wenn ein Kind nichts möchte, nicht danach strebt, die ganze Welt zu erobern, dann ist es unterentwickelt, und das ist alarmierend.
Je größer der Egoismus in einem Menschen dieser Welt ist, desto größer sind seine Möglichkeiten im Leben voranzukommen. Es ist aber notwendig, sein Ego in die richtige Richtung zu lenken, damit es nicht destruktiv wird und der Gesellschaft nicht schadet. Aber wenn er, dank dem Egoismus, eine große Arbeit leistet und viel erreicht, ist es zum Vorteil für ihn und für die Welt.
Genauer gesagt ist das nicht einmal „Egoismus“, sondern die Entwicklungskraft, die im Evolutionsprogramm, in der ganzen Natur, in jedem Menschen eingebettet ist. Der wahre Egoismus, von dem gesagt wird: „Ich erschuf den bösen Trieb und dazu die Tora als ein Mittel zu seiner Korrektur“, kommt erst dann zum Vorschein,  wenn wir nach Vereinigung streben. Innerhalb dieser Verbindung offenbaren wir die Kraft, die ihn hemmt.

Das Verlangen, uns zu vereinen ist unser Streben, das System der gemeinsamen Seele, das System vom ersten Menschen, Adam, der zerbrochen wurde, zu korrigieren. Es ist unsere Pflicht, dies zu korrigieren, denn der Schöpfer hat uns das Zerbrechen als einen Ort der Arbeit vorbereitet, damit wir alle zerbrochenen Teile verbinden können.
Indem wir versuchen, sie zu vereinen, enthüllen wir die Kraft, welche die Vereinigung verhindert. Genau diese Kraft ist der Egoismus. Gegen sie gibt es eine Kraft namens Tora, das Licht, welches zur Quelle zurückführt. Man muss wissen, wie man diesen bösen Anfang in sich aufdeckt, diese Schlange, die uns daran hindert, uns zu vereinigen.
Es ist notwendig, diese Kraft zu schätzen, die sich der Verbindung widersetzt und man darf sie auf keinen Fall zerstören. Wir müssen diese Kräfte von jedem einzelnen einsammeln und versuchen, sie zu überwinden. Dann werden wir herausfinden, dass wir sie aus eigener Kraft nicht zähmen können, weil dies eine vom Schöpfer geschaffene Kraft ist,  deswegen wird hier die Tora, das Licht der Korrektur benötigt.
Nur jene Menschen, die das Bedürfnis nach Einheit erkannt haben, benötigen die Tora und das Höhere Licht, welches uns zur Einheit und Korrektur führt.
Trotz der enormen Widerstandskraft des Egoismus vereint die Kraft der Tora unsere steinernen Herzen miteinander, wärmt sie auf, schmilzt sie und verwandelt sie in eine kochende Lava, in eine geeinte Kraft. Dann kommen wir zu einem spirituellen Gefäß (Kli) aus den zehn Sefirot, zum Parzuf, zum Teil von Adam HaRishon, welchen der Schöpfer erschuf und zerbrach.
So schreiten wir voran und alles beginnt mit unserem Wunsch nach Vereinigung. Du kannst nirgendwo sonst nach dem bösen Anfang suchen, sondern nur innerhalb der Vereinigung. In diesem Fall wird er sich offenbaren. Wir suchen nicht das Böse, sondern das Gute, die Verbindung, die Einheit, dann aber offenbaren wir das Böse.
Wir folgen immer der rechten Linie, und wenn sich in ihr die linke Linie offenbart, dann muss sie parallel zur Rechten existieren und ist für uns notwendig. Dann arbeiten wir an der mittleren Linie, um die linke und die rechte Linie als ein Ganzes richtig zu verwenden.

 

Aus der Lektion zum Thema „Attacke auf die Vereinigung“, 08.06.2018

[#227991]

Doppelte Staatsbürgerschaft

Nachdem er sich selbst in der spirituellen Welt etabliert hat, überträgt ein Mensch kleine Teile der Schatzkammer des Königs, von einem alten in einen neuen Zustand, bis er alles übertragen hat. Obwohl er die Früchte seiner Arbeit nicht sieht, versucht er daran zu glauben, dass er richtig arbeitet.

Der alte, bekannte Zustand ist in mir und in jedem von uns. Ich kümmerte mich sehr darum  und sammelte dort viel Eigentum –das ist alles mein Besitz, alles von mir; dies gibt mir ein Gefühl von Leben, von Selbstvertrauen. Es gehört alles mir und niemand darf es berühren!

Plötzlich beschließe ich, dass das Wichtigste für mich genau das ist, was sich außerhalb meines Körpers befindet. Es sind die anderen Menschen und ich möchte ihnen das vermitteln. Ich fange an, das Verlangen zusammen mit den Füllungen aus mir herauszuziehen und an alle anderen weiterzugeben. Ich hoffe, dass dies mein zweiter Zustand ist.

Indem ich diese Arbeit ausführe, beginne ich zu verstehen, dass tatsächlich nur die Haltung, die ich in mir selbst mit Hilfe der höheren Kraft geschaffen habe, und Handlungen zum Wohle dessen, was außerhalb von mir ist, die einzig richtige Form des Verhaltens ist.

Das gibt mir die Freiheit und erlaubt mir, nicht an meinem Wunsch zu genießen zu hängen und darin zu leben, sondern mich nach dem Verlangen zu Geben, auf die Stufe von Bina zu erheben. Auf diese Weise bewegen wir uns von dieser Welt zur höheren Welt.

 

Aus dem ersten Teil des täglichen Kabbalaunterrichts 11.6.18

Das System der Ehrfurcht

Um die Stufe des Menschen zu verstehen, geben wir eine Deutung unserer Weisen bezüglich des Verses: ”Das Endergebnis des Ganzen lasst uns hören: Fürchte Gott und halte Seine Gebote! Denn das soll jeder Mensch tun.” (Prediger 12:13). Die Weisen sagten über die Strophe: “denn dies ist der ganze Mensch”, dass die Ursache des Geschöpfes “die Ehrfurcht vor dem Schöpfer” sei.

Im Buch “Matan Tora” heißt es: der Grund, warum die Geschöpfe weder Genuss noch Freude erhalten, auch wenn dies das Ziel der Schöpfung war, liegt im Unterschied der Eigenschaften zwischen dem Schöpfer und den Geschöpfen. Der Schöpfer ist derjenige, der gibt, und die Geschöpfe sind diejenigen, die empfangen. Es existiert jedoch ein Gesetz, nach welchem die Zweige den Wurzeln gleichen, von welchen sie abstammen. (Rabash, “Das Ziel der Gemeinschaft 1”)

Das Endziel unserer Entwicklung besteht darin, dass wir mit dem Schöpfer verschmelzen. Dafür müssen wir Ihm ähnlich sein. Um dabei Geschöpfe zu bleiben, müssen wir Ihm entgegengesetzt sein. Dies bedeutet, dass in uns gleichzeitig der absolute Gegensatz und die absolute Gleichheit existieren müssen.

Wie kann man in einem Menschen diese zwei Eigenschaften, die sich gegenseitig vernichten, vereinbaren? Mit diesem Ziel wurden wir dem Schöpfer entgegengesetzt erschaffen. Sowohl der Wunsch (weil wir genießen wollen und der Schöpfer uns den Genuss geben will) als auch die Absicht sind dem Schöpfer entgegengesetzt. Wir müssen über unser Verlangen so eine Absicht erschaffen, um zu genießen, damit wir Ihm Freude bereiten.

Die Lenkung der beiden entgegengesetzten Eigenschaften ist ein System, das große Behutsamkeit verlangt: wie kann ich für mich selber nicht empfangen und dem Schöpfer genug geben. So eine präzise Balance wie auf einem Seil heißt Ehrfurcht.

Diese Rolle übernimmt der Schirm, der sich zwischen dem egoistischen Verlangen und der altruistischen Absicht befindet. Die Ehrfurcht hängt einerseits von der Größe des egoistischen Verlangens des Menschen, andererseits von der Wahrnehmung der Erhabenheit des Schöpfers ab.

Der Mensch, der sich zwischen diesen entgegengesetzten Parametern bewegt wie auf einem Seil, muss sie in sich einschließen und so balancieren, dass sie sich gegenseitig ausbalancieren, aber sich nicht neutralisieren. Sie sollen nämlich das gesamte System des Verhaltens zeigen: das maximale Empfangen und das maximale Geben. Das richtig funktionierende System heißt “das System der Ehrfurcht”.

Frage: In welchem Moment beginnt es ausgeprägt wie ein Mechanismus zu arbeiten?

Antwort: Es beginnt erst dann zu arbeiten, wenn wir in der Gruppe eine besondere Atmosphäre schaffen, die jedem von uns und uns zusammen zeigt, wie man zwischen uns dieses System erschafft und sich richtig auf seine Resonanz einstellt.

Heute ist unsere Weltgruppe in einem großen Zustand angekommen. Sie steht am Eingang der höheren Lenkung.

Frage: Bedeutet das, dass sich die Ehrfurcht jetzt unserem Herzen annähern soll?

Meine Antwort: Nein. Das geschieht stufenweise, weil die Ehrfurcht erst viel später hervortritt. Jetzt sollen wir lernen uns zu annullieren, zu einem Embryo zu werden. Und erst danach, mit dem Wachstum des Embryos in uns, können wir ihn größer und größer machen, dann wird sich in uns eine größere Ehrfurcht bilden.

 

Aus dem Fernsehprogramm „Die Letzte Generation“, 26.12.2017

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