Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Wirklichkeit'

Genug gekuckt durch löchrige Vorhänge!

Frage: Welchen Satz sollte ich für mich in Großbuchstaben aufschreiben, damit ich jedes Mal, wenn ich mich in Gedanken ablenke, zu diesem Satz zurückkehren und mich wieder konzentrieren kann?

Meine Antwort: Stell dir einen Zustand vor, der ständig angestrebt werden sollte, und beschreibe ihn mit einem Satz, der dir sofort vor Augen führen würde, dass du nur in deinem Egoismus die Realität als getrennt, zersplittert in gegensätzliche Teile siehst.

Sobald du diese Betrachtungsweise durch dein Ego hindurch abgestreift hast, wird alles zu einem Ganzen. Es ist so, als würdest du die Realität durch einen mit kleinen Löchern übersäten Vorhang betrachten – und sie scheint für dich aus einzelnen Teilen zu bestehen. Du nimmst diesen Vorhang weg – und die gesamte Realität präsentiert sich dir als ein Ganzes.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 28.07.2011

Liebe in die Welt ausstrahlen

Frage: Wenn wir an der inneren Einheit und Verbindung miteinander weiterarbeiten, werden wir einander auch äußerlich mehr lieben?

Meine Antwort: Nicht nur wir, sondern die ganze Welt. Denn es handelt sich um ein gemeinsames System. Und wenn wir auf unserer Stufe – die höher ist, als die restliche Welt – versuchen, unsere spirituellen Teile der Vereinigung näherzubringen, werden wir dadurch die materiellen Teile, sprich Menschen, ebenfalls der Vereinigung näherbringen.

Denn es gibt keine Menschen wie es auch keine Verbindung oder Trennung zwischen ihnen gibt. Es sind die gleichen Seelen, nur werden sie und die Verbindung zwischen ihnen in einer Sichtweise dargestellt, die als „diese Welt“ bezeichnet wird. Alles, was du siehst, sind die gleichen Seelen, die gleichen Netze, nur nehmen sie sich selbst und das Verbindungsnetz zwischen ihnen auf eine solche Art und Weise wahr – und zwar als unsere imaginäre Welt.

Und deshalb, wenn wir versuchen, diese Verbindung aufzubauen, während wir uns in einem gemeinsamen System mit ihnen befinden, jedoch auf einer höheren Ebene der Erkenntnis und des Verständnisses, hat das selbstverständlich auch Auswirkungen auf alle anderen Menschen.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 14.07.2011

Es gibt keine Fehler, nur Enthüllungen!

Frage: Ist es möglich, keine Fehler auf dem spirituellen Weg zu machen?

Meine  Antwort: Offen gesagt, machen wir keine Fehler. Wir enthüllen einen unkorrigierten Wunsch, der in Wirklichkeit auch nicht fehlerhaft ist, der uns aber den Kontrast, den Unterschied zwischen zwei gegensätzlichen Zuständen aufzeigen soll. Ansonsten werden wir unfähig sein, den Zustand an sich wahrzunehmen.

Darum passieren uns niemals Fehler, es gibt keine Pannen. Aber der entgegengesetzte Zustand soll enthüllt werden. Wir sind Geschöpfe und sind deshalb unfähig, die Erscheinung an sich wahrzunehmen. Wir können sie nur wahrnehmen, wenn wir sie messen, bewerten und sie im Vergleich zu etwas anderem betrachten. Es muss mein „Ich“ und „das von mir Wahrzunehmende“ geben, ein Objekt verglichen mit einem anderen.

Die Erscheinung an sich lässt sich nicht wahrnehmen – es ist der Schöpfer vor der Erschaffung der Schöpfung, wenn über Ihn noch nicht einmal gesagt werden kann, dass Er gut ist und Gutes vollbringt. Für wen ist Er gut? Für wen vollbringt Er Gutes? Denn die Güte kann man nur einschätzen, wenn man sie mit dem bereits existierenden Bösen vergleicht.

Deswegen können wir auch nicht vom Wesen des Schöpfers sprechen, wie es die Philosophen versuchen. Denn wir können es weder wahrnehmen noch in Worte fassen.

Die Schöpfung beginnt damit, dass sie dem Schöpfer entgegengesetzt, wenigstens ein wenig von Ihm entfernt ist, und dieses „ein wenig“ verleiht der Schöpfung den eigenen Status, die Empfindung eines gegenüber dem anderen – schwarz gegenüber weiß, „Vorzug des Lichts aus der Dunkelheit“, und dann lässt sich auch darüber sprechen.

Wir wissen noch nicht einmal, wie eine Erscheinung für sich allein existieren kann. Ist es etwa möglich, irgendeine Form zu erbauen, die keine Unterscheidungen, keine Grenzen, keine charakteristischen Besonderheiten und Farbenschattierungen, also nichts, hat? Wir können so etwas nicht wahrnehmen. Dies ist etwas, wozu wir nicht im Stande sind zu empfinden. Wenn es keine Schattierungen, keine Unterscheidungen gibt, dann nehmen wir es nicht wahr. Weil alle unsere Wahrnehmungsorgane, wie die fünf irdischen Sinnesorgane, darauf aufgebaut sind, dass eine bestimmte Einwirkung auf meine Nervenenden einschlägt, und daraufhin bekomme ich einen bestimmten Eindruck: einen optischen, akustischen, taktilen, geschmacklichen oder auf dem Geruchssinn basierenden.

Ich brauche Nervenenden; es muss einen Zusammenstoß, ein einschlagendes Zusammenwirken zweier Gegensätze geben, und dann beginne ich, wahrzunehmen. Kein Schlag – keine Wahrnehmung. Und wann beginne ich den Schöpfer wahrzunehmen? – Aus dem Schlag (Hakaa), aus dem Zusammenstoß zwischen dem Verlangen und dem Licht heraus.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 24.06.2011

Ein Mensch, eine Seele, eine Schöpfung

Frage: Erzählt der Sohar über unsere gemeinsame Seele oder über einzelne Seelen?

Meine Antwort: Der Sohar erzählt über die Seele eines einzelnen Menschen. Denn in der gesamten Realität gibt es nichts anderes: einen Menschen, eine Seele, eine Schöpfung, Malchut – egal, wie man das nennt.

Und wenn wir glauben, dass es viele Menschen, viele Verlangen, einzeln und fremd, gibt, dann geht es aus dem Fehlen der richtigen Wahrnehmung der Realität hervor.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 15.05.2011

Ein Gebet für die Gemeinschaft ist ein Gebet für sich selbst

Frage: Ist ein Gebet für die Gemeinschaft immer eine Bitte darum, dass ich sie bis zur Vollkommenheit vervollständige?

Meine Antwort: Ja. Du musst sie aber nur in deinen Augen vervollständigen. Der Gemeinschaft mangelt es an nichts. Außer dir ist alles korrigiert. Jeder urteilt in dem Maße seiner Verdorbenheit. Der Mensch betrachtet die Welt durch das Prisma seiner eigenen Mängel. Wenn du bereits korrigiert wärest, würdest du sehen, dass die ganze Welt korrigiert ist.

Deshalb bedeutet ein Gebet für die Gemeinschaft ein Gebet für deine Gemeinschaft, die sich in dir befindet, für den Ort deiner Shechina – den „Ort“, an dem du den Schöpfer enthüllst. Genau das ist deine Gemeinschaft. Denn du siehst niemals etwas außerhalb von dir, du siehst innerhalb deines Verlangens dein zerbrochenes Gefäß, dein Verlangen.

„Ich bete für die Gemeinschaft!“ – Außer dir braucht niemand dein Gebet und all die schönen Worte, die deine Lippen verlassen: „Ich arbeite für die Gemeinschaft!“ Das ist alles nur Scheinarbeit.

Du weißt noch nicht einmal, wie verschlossen in dir selbst du bist, und nur dein inneres Verlangen musst du korrigieren. Das nennt sich „Gemeinschaft“, „Welt“ – alles ist in dir drin, wie geschrieben steht: „Der Mensch ist eine kleine Welt“.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 10.05.2011

Der größte Fernseher der Welt

Frage: Was bedeutet, an die Vereinigung der Welt zu denken? Ist das die Vereinigung von Verlangen, von den „Punkten im Herzen“ oder überhaupt von allen Menschen?

Meine Antwort: „Der Mensch ist eine kleine Welt“. Die ganze Welt, alles, was ich sehe und fühle, ist eine gemeinsame Realität, die vereint ist. Das Unbelebte, das Pflanzliche, das Tierische, die Menschen, die ich sehe – all das sind meine inneren Verlangen und Eigenschaften, die ich in mir beobachte.

Du musst versuchen, wenigstens ein bisschen tiefer ins Innere zu gehen, und dann beginnst du zu sehen, wie es in dir erschaffen ist und dass es wirklich so ist. Denn das ist dein inneres System.

Es ist so, als ob ich auf den Computerbildschirm schauen und einfach eine Vorführung, eine Spiegelung, eine kleine Erscheinung von dem, was im Inneren geschieht, sehen würde. Genauso ist der Mensch konzipiert.

Deshalb müssen wir aus „dieser Welt“ hinausgehen, uns von diesem Superfernseher mit einem riesigen Bildschirm, der wahnsinnig viele Zoll und ein 3D-Stereobild hat, lösen und ins Innere unseres Systems eindringen – ins Innere des „Speichers“ und des „Prozessors“, aller unseren Programme, von allem, was es in uns gibt. Und dann wirst du die Spiritualität, die höhere Welt erlangen – denn alles geht von dort aus.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Vorwort zu Panim Meirot“, 27.02.2011

125 Erkenntnisse der Vollkommenheit

Wir existieren in einer einzigen Realität, die vom Schöpfer erschaffen wurde, doch sie offenbart sich nur in dem Ausmaß, in welchem wir ihr in unseren Eigenschaften entsprechen und uns angleichen können. Die Realität selber ist gleichbleibend und unveränderbar, sie heißt die Welt der Unendlichkeit.

Und wir befinden uns im Verlangen zu Genießen, in der zur der Welt der Unendlichkeit entgegengesetzten Eigenschaft, in der Аbsicht zu empfangen, anstatt zu geben. Wir können uns korrigieren, wenn wir immer wieder die nachfolgenden Korrekturen ausführen, und so 125 mal. Jede von uns ausgeführte Korrektur formt in uns eine neue Erkenntnis, und so schreiten wir voran.

Das ist eine stufenweise Erkenntnis nach dem Gesetz der Gleichheit der Eigenschaften, und hier gibt es keine Kompromisse, denn wir befinden uns in einem System, welches selbst wie ein lebender Organismus handelt. Im Ausmaß deiner Übereinstimmung mit dem System, kannst du von ihm empfangen, und wenn du dich nicht in einer Übereinstimmung mit dem befindest, empfängst du entsprechend dieser mangelnden Übereinstimmung. Jedes Mal wirkst du zusammen mit der Natur, gemäß deiner Gleichheit und der Kraft der Eigenschaften, welche du ihr gegenüber einsetzt.

Wenn sich in unserem Inneren nichts ändern würde, würden wir uns die ganze Zeit in ein und demselben Zustand befinden. Aber da sich in uns unsere ständig wachsenden Eigenschaften, Informationsgene (Reshimot), die ganze Zeit verändern, werden wir der Natur gegenüber immer mehr entgegengesetzt. Gerade das empfinden wir, wie eine Ansammlung und Offenbarung von allen möglichen nicht befriedigten Verlangen und Problemen.

So empfinden wir die Kräfte, die von der Seite des Bösen immer Druck ausüben. Diese Kräfte werden uns unvermeidlich zwingen, uns dem Guten zu nähern, d. h. danach zu suchen, wie wir uns der Natur angleichen können.

Auszug aus einem Unterricht über den Artikel „Charakter der Wissenschaft der Kabbala“, 20.01.2011

Die Weisheit des Lebens: Jeden Augenblick zu genießen

Wenn das Leben vorbeigeht und es darin die guten und schlechten Zustände gibt, dann besteht die ganze Weisheit des Lebens darin, die schlechten Zustände auch zu genießen.

Das wird die Weisheit des Lebens genannt: Wie man sich zum Schlechten verhalten soll, um darin entweder die Einstellung, oder die Vorbereitung, oder ein Teil des guten Zustandes zu sehen.

Denn es ist wirklich so, – wie der Hunger vor der Sättigung, die Müdigkeit vor dem Genuss in der Erholung. Das kann nicht anders sein. Es soll immer „die Finsternis“ vor „„der Morgendämmerung“ geben, wie es geschrieben steht: „Und es ward Abend und es ward Morgen“ (Ex. 1:5).

Zum Beispiel, genieße ich jetzt die Tatsache, dass ich bald in den Urlaub fahre. Dann empfinde ich einen Teil dieses Urlaubes schon jetzt, obwohl er tatsächlich für mich noch nicht eingetreten ist.

Und später überlege ich: „Brauche ich den Urlaub in Wirklicht? Oder kann ich ihn schon jetzt mehr genießen, als zum Zeitpunkt seines Eintritts?“. Und tatsächlich, wenn wir in den Urlaub fahren, dann bekommen wir schon kein besonderes Vergnügen mehr, weil wir seine Erwartung, Vorbereitung, und Vorwegnahme genießen.

Das ist die Weisheit des Lebens. Wenn wir uns in den schönen Illusionen lebenslang aufhalten und jeden Augenblick genießen. Es ist das wahrhafte Herangehen, denn wir bekommen die Füllung niemals innerhalb des Wunsches.

Auszug aus dem Gespräch mit Rachel Laitman, vor einer Sendung, 19.01.2011

Hinter den Wörtern des Sohar…

Frage: Wenn der Sohar über den Menschen spricht, sind damit seine Verlangen gemeint?
Meine Antwort: Nach dem Buch Sohar ist „der Mensch“ eine gleichende Eigenschaft des Schöpfers. Selbstverständlich geht es hier um die Verlangen. Denn die Umrisse eines Menschen, die vor unserm Auge erscheinen, existieren in der Wirklichkeit gar nicht. Das ist ein Spiel unserer Einbildung.
Angenommen, du siehst ein Bild auf dem Bildschirm des Computers. Existiert es in der Realität? Es existiert etwas im Gedächtsnis des Computers, und dort geschehen alle Handlungen.

Doch damit du dieses Bild sehen kannst, existiert nur für dein Wissen und deine Verbindung der Bildschirm vor dir, auf welchem du eine Aufführung, was sich hinter dem Gedächtnis des Bildschirmes verbirgt, sehen kannst. Aber das wirkliche Bild befindet sich im Inneren, in einer Art elektronischer Signale, einer Art von Kräften, die sich in verschiedenen Zusammensetzungen zwischeneinander befinden.
Du siehst die äußeren Symbole dieser Zusammensetzungen, die sehr beschränkt, streng bestimmt sind, weil du nicht in der Lage bist, sie sonst wahrzunehmen. Denn du kannst nicht im Gedächnis des Computers leben, es verstehen und sehen, was dort geschieht.

Das gleiche gilt für das Buch Sohar. Seine Autoren geben uns einen gewissen spirituellen Eindruck, welchen wir jetzt in der Lage sind nur Äußerlich zu hören, und uns in unserer eingeschränkten, nicht korrigierten Wahrnehmung vorzustellen.

Doch diese Vorstellung hat nichts mit dem wahren spirituellen Bild zu tun, welches sich im Inneren, hinter der äußeren Form von Buchstaben, Wörter oder Umrissen verbirgt, die in deiner Einbildung zum Vorschein kommen. Die Autoren des Sohar meinen damit etwas ganz Anderes.

Auszug aus einem Unterrich über das Buch Sohar. Das Vorwort, 20.11.2011

Der Ort, an dem sich der Schöpfer offenbart

Eine Frage, die ich erhielt: Wie kann man an sich die Wünsche der Anderen anschließen, um ein allgemeines Gebet zu erreichen?

Meine Antwort: Man muss verstehen, dass alle Korrekturen innerhalb unseres allgemeinen Gebietes geschehen, das als der „Ort“ bezeichnet wird.

Und wenn meine Gedanken sich irgendwo außerhalb dieses Gemeinplatzes befinden, dann befinde ich mich außerhalb Malchut der Welt Azilut, außerhalb Malchut der Welt der Unendlichkeit, außerhalb der Gruppe, außerhalb jenes „Ortes“, wo sich der Schöpfer öffnet  (den Schöpfer bezeichnet man auch als den „Ort“) – das heißt außerhalb der Realität.

Denn der Ort Seiner Offenbarung ist die einzige Realität. Und diese Welt, worin der Schöpfer vor uns verborgen ist, existiert in Wirklichkeit nicht. Die ganze spirituelle Realität wird innerhalb unseres allgemeinen Kli – Gefäßes – Wunsches geöffnet.

Aus dem Unterricht nach „Bejt Schaar ha-Kawanot“, 08.12.2010
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