Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Aus dem egozentrischen Weltbild herausgerissen werden

Frage: Was sind die ersten Schritte unserer Annäherung an den Schöpfer, die das eigentliche Ziel der Wissenschaft der Kabbala ist?

Meine Antwort: Die Annäherung in der Spiritualität bemisst sich weder anhand der Zeit, noch anhand des Raums, noch entsprechend der mechanischen Bewegung, sondern infolge der Veränderung der Eigenschaften, anhand der Qualität. Ich soll in mir eine zusätzliche Empfindung, ein allgemeines neues Gefühl entwickeln, das als Geben bezeichnet wird. Bislang nehme ich das ganze Universum durch den Filter einer egoistischen Eigenschaft wahr, in meinem Bedürfnis, ständig eine Füllung zu empfangen und zu genießen, wobei ich mich in Richtung auf das Gute ausrichte und das Böse abstoße.

Nur anhand solcher Kategorien wie das Gute und das Böse nehme ich die Welt wahr. Ich gleiche darin einem Hund, der die ganze Welt nur mit Hilfe von Gerüchen wahrnimmt und eine Sache von der anderen nur dadurch unterscheidet, wie sie riecht. Er sieht fast nichts, sondern empfängt 99 % seiner Informationen aus dem Geruch. Auch wir unterscheiden heute alles nur entsprechend unserem egoistischen Verlangen: Wir erkennen schwarz und weiß, verschiedene Farben, hoch und niedrig, ferne und nah, angenehm und unangenehm, das sind einige Eigenschaften, die von mir in dieser Welt wahrgenommen werden.

Ich bin mir nicht einmal bewusst, dass ich alles nur danach beurteile, inwiefern es mir persönlich gut tut oder nicht. Es gibt ein Netzwerk in meinem Inneren, das alle Eindrücke entsprechend ihrem Nutzen oder Schaden für mich wahrnimmt, und auf diese Weise klassifiziere ich alle Farben, Entfernungen, Zeiten, die Bewegung, verschiedene Objekte und ihr Verhalten – aller laut eines egoistischen Prinzips.

Ich erkenne das nicht einmal, weil diese egoistische Empfindung das einzige ist, was ich besitze, so dass ich mir ihrer Anwesenheit in mir nicht bewusst bin, weil ich bereits damit geboren wurde. Alles wird auf dem Netz des Radars meines Verlangens zu Genießen wahrgenommen. Wie bei einer Lichtbildaufnahme, für die eine lichtempfindliche Platte oder ein Film benötigt wird, existiert auch in unserem Inneren eine Art Schirm, der für eine mögliche Erfüllung oder einen potentiellen Schaden empfindlich ist.

Entsprechend seiner Möglichkeiten unterscheide ich allerlei Formen und Objekte, sogar unbelebte Gegenstände: das Glas mit Wasser auf dem Tisch, verschiedene Farben, die Menschen, Kälte und Wärme, Entfernungen. Ich bewerte alles im Hinblick darauf, was mir gut tut, oder was mir schadet. Diese feinen Unterschiede schattieren mir die Bilder dieser Welt, die ich vor mir sehe. Aber sie existiert nur in der Wahrnehmung meines egoistischen Verlangens, zu genießen.

Um von ihm nicht vollkommen abzuhängen, führt uns die Wissenschaft der Kabbala an das Verlangen zu Geben heran. Und darin beginne ich „eine verwandelte Welt“ – die ganze Realität mit den Augen des Gebens zu sehen – das heißt, ich gewichte nun danach, inwiefern jede Handlung und jedes Bestreben für mein Geben an die anderen gut ist.

Es ist gesagt: „Das Eine und sein Gegenteil hat der Schöpfer geschaffen“; nachdem ich diese beiden Paradigmen offenbare, kann ich über diese zwei Prinzipien der Wahrnehmung hinaufsteigen. Dank dieser inneren Arbeit werde ich mich über die gesamte Schöpfung erheben können.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel aus dem Buch „Schamati“, 12.04.2012

Die Kraft zur Kontrolle über das Schicksal spüren

Europäischer Kongress. Lektion 3

Unsere gesamte Arbeit besteht darin, es zu erreichen, die Macht zu spüren, welche die Welt erfüllt, welche die Welt und unser Schicksal steuert, welche uns durch das Leben führt, und alle Ereignisse dieses Lebens definiert: was mit jedem von uns in jeder Minute passiert.

Dazu müssen wir ständig tief in uns selbst eintauchen. In der mechanischen Welt um uns herum werden wir nichts finden. Nur infolge der Abstimmung unserer eigenen Emotionen, durch die Steigerung der inneren Empfindlichkeit, werden wir damit beginnen, die sensiblen Schichten der Natur zu spüren und ihre Informationebene, die uns das gesamte Programm der Schöpfung offenbart: alles was mit uns zukünftig geschehen wird, was schon passiert ist, was uns über die Wahrnehmung der Zeit, des Raums und der mechanischen Bewegung hinaus in eine ganz andere Dimension erheben wird.

Deshalb müssen wir uns ständig in uns hinein vertiefen und versuchen, diese Informationschicht zu empfinden, diese Kraft, die alles steuert.

Diese Kraft kann man als grundlegende Kraft der Natur bezeichnen, als die höhere Kraft oder als den Schöpfer, weil sie alles erschafft und das gesamte Programm der Schöpfung beinhaltet. Deshalb versammeln wir uns, um unseren Einfluss aufeinander zu erhöhen und jedem von uns zu helfen, sich zu verbinden.

In der allgemeinen Wahrnehmung beginnen wir, ein neues Sinnesorgan zu erschaffen, welches uns diese alles erfüllende, uns umgebende, in alles durchdringende Kraft enthüllt. Genau infolge dieser richtigen Verbindung zwischen mir und den anderen erhebe ich mich über mich selbst, komme aus mir heraus, fange an, die Einheit zwischen uns zu empfinden. Das wird zur Hauptsache.

Und alles andere bleibt mein eigenes Gefühl, mein tierischer Körper. Wenn ich mir wünsche, völlig aus mir herauszutreten, um zu fühlen, was außerhalb von mir ist, dann finde ich diese höhere Kraft der Natur.
Die Verbindung mit ihr ist der Sinn und Zweck unserer Existenz. Und wir alle versuchen, das vollständig zu erreichen.

Auszug aus der dritten Lektion des europäischen Kongresses, 24.03.2012

Ein mehrdimensionales System

Kongress in Vilnius. Lektion 1

Wir müssen dem Schöpfer ähnlich werden, um an seine Stelle zu treten. Wir müssen uns selbst organisieren und durch uns auch all die anderen Teile der Natur. Wir fühlen in unserem körperlichen Leben ein derartiges Unbehagen, das heute unsere gesamte Existenz bedroht, so dass wir eine Stufe von Erwachsenwerden, Wissen und Bewußtheit erreichen, von der aus wir die Leitung auf uns nehmen und dem Schöpfer ähneln: Indem wir die gesamte Natur als Teil von uns empfinden.

Alles in allem, gibt es nichts außer dem Menschen. Alles, das in der Außenwelt zu existieren scheint: Menschen, die verschiedenen physikalischen Körper und der Kosmos, das alles existiert in unserem Bewußtsein; es ist alles in uns enthalten und wird von uns wahrgenommen, obwohl es in der Tat nur ein Teil von uns ist.

Das bedeutet, dass unser Verlangen im Inneren unterteilt ist. Es ist aufgeteilt, so dass ein Teil des Verlangens als unser eigenes wahrgenommen wird, und einen anderen Teil des Verlangens stellen wir uns als außerhalb von uns vor. Das Verlangen besteht aus fünf Teilen, die als Shoresh, Neshama, Guf, Levush und Eichal bezeichnet werden – das sind unsere innere Essenz, die Seele, der Körper, die Kleidung (Kleidung ist das, was nahe bei uns ist und uns berührt), und dann alles Übrige. Diese fünf Bestandteile des Verlangens sind in Wirklichkeit alle innerhalb von uns, aber in unserem Bewußtsein werden sie unterschieden in innerlich und äußerlich .

Wenn jemand sich mit anderen verbindet, beginnt er, diese Illusion auf die richtige Weise wahrzunehmen. Er spürt, dass alles in ihm enthalten ist und sich nicht draußen befindet, und dass alles ein Teil von ihm ist.

Das kommt einem seltsam vor, aber dann erkennt er, wie alles zusammenwirkt und abhängig von ihm selbst in Bewegung kommt. Es ist, als würde er zu dem Teil werden, der alles andere bestimmt. Plötzlich erkenne ich, dass die ganze Welt von meinen Gedanken und Gefühlen abhängt. Alle anderen Leute mit irgendeiner Beziehung zu mir werden plötzlich von mir angezogen – je nachdem, wie ich mit ihnen umgehe – und sind unter meinem Einfluß, unterliegen meinem Willen, in dem Maß, in dem ich sie korrekt behandle.

Interessant ist, dass es sich um ein multidimensionales System handelt und jeder von uns es auf dieselbe Weise sieht. Das heißt, ausgehend vom Anfangspunkt seiner Seele beginnt jeder zu verstehen, dass er das Zentrum ist, das alles regelt. Und niemand bringt irgend jemand anderen durcheinander, jeder hat seinen eigenen Ausgangspunkt.

Wenn wir all diese Punkte zu einem gemeinsamen Ziel verknüpfen: Sie mit der höheren Kraft zu vereinigen, mit der Natur, dann vervollständigt das mannigfaltige Arrangement unserer individuellen Eigenarten das Gesamtbild bis hin zu der Stufe, welche die Welt der Unendlichkeit genannt wird. Dementsprechend hat unsere Einheit große Auswirkungen, und in der Tat führt sie uns auf die nächste Stufe, in die nächste Dimension.

Wir gehen in eine andere Dimension über

Frage: Wie ist es zu verstehen, dass wir ohne unseren Körper, oder außerhalb unseres Körpers existieren können?

Meine Antwort: Es gibt die Information an sich, es gibt einen Informationsträger und es gibt jemanden, der diese Informationen empfindet. Und sie alle können sich ändern. Information kann nicht nur auf der Basis ihres Eiweiß- (Gehirn), Kiesel- oder anderen Trägers existieren. Sie kann außerhalb der Materie existieren.

Information an sich ist nicht materiell. Aber wir nehmen sie nur durch den materiellen Träger wahr. Heutzutage sind wir schon in der Lage, Informationen von einem lebendigen Eiweißträger (dem Gehirn) auf einen unbelebten Träger (eine Festplatte) zu verlegen. Unsere gesamte Evolution führte uns durch eine allmähliche Veränderung des Informationsträgers, von der mündlichen Sprache zur Schriftsprache auf verschiedenen Trägern, zum Programmieren und Einlagern von Informationen im virtuellen Raum.

Und heute stehen wir an der Schwelle unseres Übergangs in einen anderen Zustand, wobei der Körper an Bedeutung verlieren wird und die Empfindungen in eine neue Dimension (die Eigenschaft des Gebens) übergehen werden. Dabei wird die Information von ihrem jetzigen Träger, dem Gehirn – d.h. von dem Verlangen nach Genuss – auf die Eigenschaft des Gebens übertragen.

Wo befindet sich die Unsterblichkeit?

Wir existieren in einer einheitlichen Realität, in der Welt der Unendlichkeit. Aber wir nehmen nur jenen Teil wahr, den wir begreifen können, und jenes Fragment, das unsere Eigenschaften aus der ganzen Welt der Unendlichkeit schafft. Aber auf jeden Fall sind wir immer an die Welt der Unendlichkeit angeschlossen. Daraus bekommen wir unsere Kräfte. Alle Veränderungen in uns geschehen nur, wenn wir uns an die Welt der Unendlichkeit anschließen.

So erkennen wir im Studium, dass jede beliebige Veränderung nur infolge des Erhebens von „MaN“ und durch alle Welten bis zur Welt der Unendlichkeit erfolgt. Als Reaktion darauf empfangen wir das Licht von der Welt der Unendlichkeit, welches „MaD“ genannt wird. Jede beliebige Veränderung enthüllt einen neuen Parzuf – einen neuen spirituellen Zustand. Die Verbindung zwischen den Parzufim erfolgt auch durch die Welt der Unendlichkeit, sowie nach der Regel „Die Malchut des Höheren wird zum Keter des Unteren“. Ein Aufstieg ist möglich nur unter der Bedingung, dass Malchut die Eigenschaften der Welt der Unendlichkeit erwirbt und sich in Keter umwandelt.

Dieser Sprung in der Veränderung der Eigenschaften der Materie unserer Welt wird als Quantenveränderung bezeichnet – heftig, streng, diskret, dosiert.

Genauso wechselt das Elektron, der sich um den Kern eines Atomes bewegt, seine Umlaufbahn in einem Sprung, und geht aus einem stationären Zustand in einen anderen über. Dabei wird seine Umlaufbahn blitzschnell getauscht: das Elektron verschwindet von der alten Umlaufbahn und erscheint im selben Augenblick auf einer neuen Umlaufbahn, wo seine Bewegung fortgesetzt wird, so als ob es den Sprung gar nicht gegeben hätte.

Den Physikern misslingt es, den Weg des Übergangs und die Zeit des Übergangs von einer Umlaufbahn auf die andere zu messen, denn er geschieht augenblicklich. Denn diese Handlung erfolgt nach dem Aufstieg einer Kraft in die Welt der Unendlichkeit, und über der Materie existieren weder Zeit, Raum noch Bewegung. Deshalb misslingt uns, das Geschehen während des Sprunges festzuhalten. Das heißt, während des Übergangs, der für uns eine Lücke (Quantenlücke) darstellt, ereignet sich die Vereinigung beider Welten, der unseren und der höheren Welt.

Außerdem existiert die ganze Materie nur dank ähnlicher Quantensprünge. Mittels dieser Sprünge bekommt unsere Welt die Energie des höheren Lichtes (die Eigenschaft des Gebens) aus der Welt der Unendlichkeit.

Sogar ein beliebiger Mensch fällt in jedem Moment seiner Existenz aus der Realität unserer Welt heraus, um seinen Zustand zu erneuern. Er wird an die Welt der Unendlichkeit angeschlossen und kehrt wieder zurück. Obwohl während diesem Sprung die Realität von uns ununterbrochen wahrgenommen wird, erlangen wir dadurch bereits einen neuen Zustand innerhalb unserer Welt. Durch diese Aufstiege zur Welt der Unendlichkeit geschehen alle Veränderungen in der ganzen Natur, auf allen ihren Niveaus, angefangen vom Niveau unserer Realität bis hinauf in alle fünf höheren Welten.

Die Aufstiege bis zur Welt der Unendlichkeit und die Rückkehr daraus sind für den Wechsel der Reshimot notwendig, die unsere konkreten Zustände bestimmen. Diese konkreten Zustände sollen sich ununterbrochen verändern, indem sie aus der Welt der Unendlichkeit die Kraft zur Erneuerung und alle neuen Reshimot schöpfen. Dieser Prozess dauert so lange, bis die volle Realisierung, die vollkommene Korrektur der ganzen Natur erreicht ist.

Das ist dann erreicht, wenn alle Realitäten in eine einzige verschmelzen. Es ist die vollkommene Offenbarung des Lichtes, die Enthüllung jener Kraft, von der alle Teile des Universums alle neuen Reshimot, neue Energie sowie ihre neuen Eigenschaften bekamen. Dabei ist unbedeutend, wie diese Veränderungen in der Materie genannt werden: der Abstand zwischen den Weltbildern, die Quantenlücke (der Quantensprung), die Abwesenheit der Realität, der Wechsel der Reshimot oder die minimale Veränderung des Zustandes.

Unsere Zukunft liegt in der Beherrschung dieses Zustandes außerhalb der Zeit, dem Anschließen ans Licht, an die Eigenschaft des Gebens, außerhalb des Egoismus, denn dieser ist unser Tod. In der Abwesenheit der Zeit innerhalb des Quantensprungs liegt eben unsere Unsterblichkeit.

Blicke bis in die Wurzel hinein

Frage: Was bedeutet die Aussage: „dem Schöpfer Genuss bereiten“? Wie kann ich dem Schöpfer etwas geben, wenn Er doch selbst die Eigenschaft des Gebens ist? Wem bereite ich den Genuss?

Meine Antwort: Auf diese Art und Weise stellst du dir die Welt vor: in Form von Gestalten, mit denen du in Interaktion treten kannst, um von ihnen Antworten zu bekommen. Du fühlst nicht, dass hinter all diesen Figuren der Schöpfer steht. Sie alle, seien es die Gestalten oder die handelnden Personen, welche dir in Milliarden von Bildern erscheinen, werden von Ihm belebt.

Die Eigenschaft des Gebens zeichnet den „Gebenden“ aus. Du baust eine Beziehung zu einem Menschen nicht entsprechend seinem Äußeren, sondern gemäß der Eigenschaft seines inneren Wesens auf. Dieses Wesen besteht in deinen Augen aus vielen Details, aber wie genau wird dieses Bild wahrgenommen: in Form des äußeren Körpers, des Fleisches oder in Form einer gewissen Erscheinung? Versuche, dir das Wesen des Menschen „in der Luft“ und nicht im Körper vorzustellen. Extrahiere aus ihm alle spirituellen Verlangen, Leidenschaften und Gedanken, denn sie befinden sich sowieso nicht in seinem physischen Körper. Abstrahiere von seinem Körper und betrachte nur das Wesen des Menschen.

Später betrachte ebenso das Wesen des Schöpfers. Der Unterschied zwischen ihnen besteht darin, dass das Wesen des Schöpfers allumfassend und vollkommen ist. Es lenkt alles. Es ist die universelle Kraft der Natur, das allgemeine Naturgesetz, die allgemeine Vernunft, die vollkommen gut und das Gute schaffend ist. Die Vernunft ist gut, und eine von ihr abgeleitete Kraft schafft nur das Gute.

Man darf nicht durch das, was unserem Blick erscheint, verwirrt werden. Es ist die höchste Zeit, zum Wesen der Dinge überzugehen. Denn es gibt keine Körper. In einem Menschen ist nur sein inneres Wesen ewig, mit ihm will ich eine Verbindung herstellen. Möglicherweise stelle ich mir dieses Wesen als ein Gespenst vor, aber tatsächlich ist es unendlich, grenzenlos. All unsere Wesen sind verschiedene Facetten von Malchut der Welt der Unendlichkeit. Vereinigt bilden sie das korrigierte Gefäß, so dass die Grenzen zwischen ihnen verschwinden.

Vergiss nicht: die Gruppe sollte man mit einem auf das Innere gerichteten Blick betrachten.

Auszug aus dem Unterricht nach dem „Vorwort zur Lehre der zehn Sefirot“, 14.02.2012

Die Sorge um die Welt in sich erwecken

Frage: Wie kann ich die Sorge um die ganze Welt in meinem Herzen erwecken?

Meine Antwort: Wir alle existieren in einem gemeinsamen spirituellen Gefäß, in einem Verlangen. Der Schöpfer hat eine einzige Seele erschaffen, und es ist unmöglich, sich wahlweise um einen ihrer Teile zu kümmern, sondern nur um das gesamte Gefäß. In der Spiritualität gibt es kein „teilweise“.

Wenn es um das Geben geht, sollte man dafür sorgen, zur Kerze für den Schöpfer zu werden, und das bedeutet, das ganze Gefäß zu korrigieren. Wenn der Schöpfer ein gemeinsames Verlangen erschaffen hat, kann das Geben nur in dem gesamten Verlangen erweckt werden. Und wie Baal HaSulam in dem Artikel „Die Bürgschaft“ erklärt, existieren wir nur dafür.

Darum sorgt sich derjenige, der sich keine Gedanken um das gemeinsame Gefäß macht, auch nicht um sich selbst. Man muss nur die Augen öffnen und erkennen, dass es ein und dasselbe ist. Die Welt ist der Abdruck dessen, was sich in uns befindet, und scheint nur außerhalb von uns zu existieren.

Deshalb besteht meine Aufgabe nicht darin, „mich um die Welt zu sorgen“, sondern darin, wie ich mir selbst die Augen öffnen kann, um die Wahrheit zu sehen und zu verstehen, dass die Sorge um die Welt und die Sorge um mich selbst ein und dieselbe Sorge ist, damit sich diese Lüge verflüchtigt und es klar wird, dass es eine Seele ist!

Anstatt „die Sorge um die Welt in sich zu erwecken“, muss ich mir Sorgen um mich selbst machen warum ich nicht erkenne, dass die ganze Welt mein spirituelles Gefäß, meine Seele ist.

Daraus wird klar, dass ich auf keinen Fall aufhören kann, mich um die Welt zu sorgen – denn das ist mein wichtigster Teil. Alles, was ich in mir jetzt spüre, ist lediglich mein Körper, und diese Empfindung, die als „Körper“ bezeichnet wird, wird eines Tages sterben und aus meinem Bewusstsein verschwinden. Und nur die Sorge um meinen äußeren „Körper“, die ich erlange, wird sich mir als meine Seele enthüllen und mit mir für immer bleiben. In ihr werde ich mein wahres, ewiges Leben erlangen.

Genau diese innere Revolution müssen wir durchlaufen – im Grunde genommen, besteht genau darin das Überqueren des Machsom (der Grenze, die die höhere Welt trennt). Wenn der Mensch beginnt, sich mit dem, was außen ist, zu verbinden und zu identifizieren, anstelle des Egos, das er vorher für sich selbst gehalten hat, bedeutet es die Überquerung des Machsom.

Baal HaSulam schreibt, dass dafür lediglich ein psychologischer Umschwung nötig ist. Genau in dieser Blindheit und in dieser Lüge verbirgt sich der Grund allen Übels, das wir im Moment wahrnehmen.

Auszug aus der Vorbereitung auf den Unterricht, 08.01.2011

Die Welt durch das Prisma der Verlangen

Wenn wir infolge verschiedener lebenswichtiger Umstände zur Wissenschaft der Kabbala kommen, dann denken wir, dass die spirituelle Welt, gleich dieser Welt, eine äußerliche Form hat, dass es darin Objekte gibt, die einen gewissen Raum einnehmen und es darin Zeit und Bewegung gibt.

Auf diese Weise stellt sich der Mensch die spirituelle Welt vor, er geht von den Eindrücken unserer Welt aus, an die er sich gewöhnt hat, und er denkt, dass er die Spiritualität genauso empfinden und sehen kann.

Im Artikel „Die Wahrnehmung der Wirklichkeit“ studieren wir, dass die gesamte Realität in unseren Verlangen offenbart wird, dass all unsere Muster, alle Empfindungen von Raum, Zeit und Bewegung einfach nur die Eigenschaften der Wahrnehmung des Verlangens sind.

Das Verlangen gibt uns einerseits die Empfindung der Zeit, der Wunsch andererseits gibt uns die Empfindung von Bewegung, die Verlangen der dritten Art geben die Empfindung von Raum und so weiter: allerlei Farben, Töne, Höhen und Breiten. Das alles sind verschiedene Wünsche (die Vektoren), die kombiniert werden und uns sowohl unsere als auch die spirituelle Welt zeichnen.

Der Unterschied liegt nur darin, dass wir uns in unserer Welt vorstellen, dass wir uns inmitten der Formen befinden, die angeblich außerhalb von uns existieren, und in der spirituellen Welt empfinden wir und verstehen, dass unsere inneren Kräfte uns die Wirklichkeit aufzeigen.

Wir empfinden und begreifen das Maß unserer Macht über diese Kräfte/Verlangen. Wenn ich all die Kräfte meines allgemeinen Verlangens nicht beherrsche, dann kommen mir diese Kräfte als äußerlich vor, die ich nicht beeinflussen kann. Und wenn ich beginne, mit Hilfe der Kontraktion und der Schirme, mittels meines Verlangens diese Kräfte zu beherrschen, dann offenbare ich ihre Lenkung in Form einer inneren Kraft, die mir untergeordnet ist.

Auf diese Weise beginnen wir, das Weltbild in einer wahrhaftigeren Art wahrzunehmen: sogar diese scheinbar äußere Welt wird immer mehr als die innere empfunden.

Folglich begreifen wir, wie die Realität von den Autoren des Buches Sohar wahrgenommen wurde, wie sie die Wirklichkeit empfanden und diese an uns, mit Hilfe der Worte dieser Welt, der kabbalistischen Begriffe, in Form von Metaphern oder ethischen Normen (Mussar) beschrieben haben.

Aber in Wirklichkeit meinten sie nur die inneren Kräfte des Verlangens im Menschen, in welche das Licht alle Formen der Eindrücke hineinlegt. Es handelt sich also nur darum, wie der Wunsch vom Licht beeinflusst wird.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 05.01.2012

Die Besonderheit der integralen Realität

Frage: In der Verhaltenspsychologie gibt es den Begriff „das Dreieck des gegenseitigen Verständnisses“.

Die Kommunikation und die Sympathie stellen zwei Ecken eines Dreiecks dar und seine dritte Ecke ist die allgemeine Realität. Bei der integralen Erziehung vollzieht sich die Kommunikation im Kreis. Aus der Sicht der Verhaltenspsychologie wird gefolgert , dass durch das Anwachsen des gegenseitigen Verständnisses die Sympathie steigt. Nun stellt sich die Frage nach der allgemeinen Realität. Ist die allgemeine Realität zugleich die Integrität?

Meine Antwort: Wir sollen darin existieren. Nicht in uns, sondern außerhalb von uns, in dieser allgemeinen Realität, die wir schaffen, weil genau sie die objektive Realität ist. Alles, was in mir existiert, ist subjektiv und ist vollkommen erlogen. Die Lüge ist, dass ich mich selbst korrigieren kann. Es ist eine absolut unrealistische, von mir erfundene Welt.

Manchmal spreche ich mit jemandem und staune darüber, wie verschieden wir die Welt wahrnehmen. Ich spreche einen Aspekt an, aber er sieht ein völlig anderes Bild und spricht über etwas ganz anderes. Und er ist absolut ehrlich, genauso wie ich, weil sich jeder von uns auf sein eigenes Empfinden stützt.

Deshalb ist es erforderlich, höher hinauf, zum gemeinsamen Verlangen, zum gemeinsamen Verstand, zu einem gemeinsamen Herzen hinaufzusteigen und zu dieser allgemeinen Form des Menschen, welche die Gesamtheit aller Menschen, die Welt zu betrachten, darstellt. Dann werden wir sie völlig anders sehen: nicht individuell, nicht durch die Brille unserer verzerrten, ursprünglichen inneren Eigenschaften.

Wenn sich immer mehr Menschen an ein gemeinsames System „Mensch“ anschließen, ist es natürlich, dass wir ein völlig anderes Bild von der Welt, vom Planeten und von uns sehen werden. Und dieses Bild wird sich sehr stark von dem unterscheiden, was wir heute sehen.

Denn das Weltbild hängt von der subjektiven Wahrnehmung ab, das ist den Psychologen gut bekannt.

Wir brauchen nur zu zeigen, wie man tatsächlich beginnt, eine veränderte Welt zu beobachten, wenn man seine eigenen Verlangen und Eigenschaften nimmt, und sie den anderen, den Eigenschaften des kollektiven Bildes des Menschen, gegenüber stellt.

Hier erhebst du dich über dich selbst und entfernst dich vom Körper, von deinen eigenen Eigenschaften, du siehst sie als etwas Unwichtiges an. Es ist durchaus möglich, dass dein Körper als etwas Fremdes wahrgenommen wird, wie ein Tier, das neben dir existiert. Wenn du dich in diese allgemeine Form des Menschen einkleidest, dann betrachtest du deinen Körper als auf der tierischen Ebene existierend. Und das kollektive Bild des Menschen gehört schon zur Stufe des Menschen.

Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung. 12.12.2011

Wofür ist unsere Welt geschaffen?

Am Ende unserer Entwicklung müssen wir den Zustand des unendlichen Empfangens, der unendlichen Offenbarung des Guten, der Ewigkeit, der Vollkommenheit, der Macht und der absoluten Erfüllung erreichen. Es ist das, was uns in der Zukunft erwartet, wenn wir zwecks des Ausdrucks unserer Absichten in Bezug auf den Schöpfer empfangen werden. Unsere Absichten müssen also den Absichten des Schöpfers adäquat werden. Darin besteht unsere ganze Arbeit.

Dafür ist unsere Welt, das heißt die Verhüllung des Schöpfers erschaffen worden, damit wir unter diesen Bedingungen, sowie mit der Hilfe der Umgebung versuchen, solche Verbindung zwischen uns aufzubauen, die uns erlauben würde, vom Empfangen – vom Diebstahl, von den schlechten Absichten, von Konkurrenz, vom Neid und vom Hass – zum Gefühl des Gebens, der Liebe, zum Aufstieg über sich selbst überzugehen.

Wenn der Mensch tatsächlich über sich selbst hinaufsteigt, dann beginnt er das Licht, das die Welt um ihn herum ausfüllt, den Schöpfer, der sich in dieser Welt befindet, das allgemeine Licht, die allgemeine Eigenschaft der Liebe und des Gebens zu empfinden. Folglich wird er von seinem tierischen Körper abgeschalten und „schwimmt“ einfach in dieser riesigen, unendlichen Atmosphäre der Liebe und des Guten.

Es ist genau unser nächster Zustand, den wir erreichen sollen. Dieser Zustand zerstört keinesfalls unsere Welt. Wir gehen darin allmählich ein, empfinden ihn zusammen mit unserer Welt und transformieren uns in unseren Empfindungen auf das folgende Niveau.

Auszug aus dem virtuellen Unterricht , 06.11.2011