Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Gebet'

Kongress: der glücklichste Augenblick

Frage: Wir machen uns oft Gedanken darüber, wie wir den Zustand des Gebets erreichen können. Doch andererseits ist der Kongress ein so freudvolles Ereignis…

Meine Antwort: Das Gebet muss aber auch nicht traurig sein. Gebet bedeutet das Erwarten der Korrektur. Soll ich etwa weinen, auf den Knien liegen und mit der Stirn gegen die Wand schlagen? So etwas gibt es nicht!

Gebet ist ein Gefühl im Herzen. Ich möchte, dass mein Herz korrigiert wird. Ich bereite es darauf vor, dass es Änderungen durchläuft, dass es aufhört, egoistisch zu sein, an sich selbst zu denken.

Sobald das Herz aufgehört hat, an sich selbst zu denken, beginne ich sofort, die Höhere Welt wahrzunehmen. Das ist das, was ich will! Und das nennt sich Gebet! Nichts anderes.

Frage: Wir sprechen aber davon, dass wir zu dem Zustand der Verzweiflung, der Machtlosigkeit, zu einer sehr schwierigen Empfindung kommen müssen, und ein Kongress symbolisiert den Zustand der Freude, der Vereinigung. Wie kann das miteinander verbunden werden?

Meine Antwort: Das ist ebenfalls sehr einfach.

Die Verzweiflung muss Freude bereiten. Das bedeutet, dass ich an meinen eigenen Kräften verzweifelt habe – schaut, was ich erreicht habe! Ich baue nicht mehr auf mich selbst.

Baal HaSulam schreibt, dass es keinen glücklicheren Augenblick im Leben eines Menschen gibt, als wenn er spürt, dass er nicht sich selbst helfen kann und dass ihm nichts helfen wird, es sei denn, es geschieht ein Wunder von oben – und genau dann geschieht es auch. Es gibt keinen glücklicheren Augenblick als das Gefühl, dass nur das ihn retten wird. Was kann es Besseres geben?..

Auszug aus dem virtuellen Unterricht, 25.11.2012

Allgemeines Gebet

Kongress in Georgien. Seminar 2

Frage: Welche Bedingungen sind für die Erhebung des МaN in der Gruppe notwendig? Wie ist ein gemeinsames Gebet zu erreichen?

Meine Antwort: МaN (mey nukwin) bedeutet in der Übersetzung „die Gewässer Bina„, die Malchut, die in Bina hinaufsteigt. Malchut ist die Eigenschaft des Empfangens, Bina – die Eigenschaft des Gebens.

Ein Gebet ist der Zustand, in welchem sich die Malchut vollständig verneint, die Beschränkung (Zimzum) durchführt, in Bina hinaufsteigt und sich darin vollständig einreiht. Wenn wir einen solchen Zustand erreichen, wenn wir also bereit sind, uns von unserer Selbstsucht loszulösen und uns wünschen, nur in der Eigenschaft der Gebens zu existieren, dann heißt unser einheitlicher allgemeiner Wunsch das Gebet.

Auszug aus dem 2. Seminar des Kongresses in Georgien, 05.11.2012

Wie bittet man, damit die Bitte in Erfüllung geht?

Frage: Was ist ein Gebet?

Meine Antwort: Als Gebet wird die Arbeit im Herzen bezeichnet. Doch warum ist es Arbeit? Weiß ich etwa nicht, was ich will? Nein. Ich weiß weder, was ich will, noch was ich wollen muss. Darin besteht unsere ganze Arbeit – uns richtig zu entwickeln.

Doch wenn es ein Verlangen ist, was kann ich tun? Ein Neugeborenes schreit, ohne den Grund zu kennen, es fühlt sich einfach nicht wohl. Doch der Mensch, der durch die Enthüllung verschiedener Reshimot (Informationsgene) gegangen ist, Geschmäcke (Taamim) des Empfangens und des Gebens gekostet hat, weiß bereits, was ihm gut tut und was nicht. Deshalb kann er auf ein konkretes Verlangen hinweisen. Es ist nicht einfach ein formloses Verlangen, ein Bedürfnis in seiner reinen Form, sondern ein Verlangen, in dem es bereits alle möglichen Formen und innere Unterschiede gibt.

Was wird also von uns verlangt? Nicht einfach wie ein Neugeborenes zu schreien, sondern genau zu klären, was wir wollen. Nehmen wir an, ich möchte einen Freund, der mir unangenehm ist, liebgewinnen. Dann muss ist ein Bedürfnis danach haben. Es steht geschrieben: „Mache dein Verlangen genauso wie seins“. Wie soll ich es aber tun, wenn ich keine Lust dazu habe?

Vollziehe Handlungen – daraus wirst du sehen, wie wenig du es willst. Doch indem du Handlungen vollziehst, investierst du Kraft, und diese Kraft löst in dir Bedauern aus, dass du das, was du eigentlich wollen müsstest, nicht willst.

Sagen wir mal, ich möchte ein Haus kaufen, doch dafür muss ich Anstrengungen unternehmen und schwer arbeiten. Ich habe dafür weder Kraft noch Lust, ich habe nur den Wunsch, ein Haus zu kaufen. Das ist nicht richtig. Der Mensch muss sein Verlangen auf eine Art und Weise bearbeiten, dass es mit dem Ziel verbunden ist.

Was bedeutet also Gebet? Gebet bedeutet nicht die Bitte an sich, die ich gerade ausspreche. Gebet ist eine Abfolge meiner Handlungen, in denen ich die Bitte formuliere, mit der ich dann lebe. Und jedes Mal bearbeite und korrigiere ich mein Verlangen, damit mein Gebet eine immer korrektere Form annimmt, immer schärfer und präziser wird.

Als Gebet wird Malchut, das Verlangen, bezeichnet, und darum muss ich mich ständig kümmern. Ich muss mir um nichts anderes Gedanken machen, außer um das richtige Verlangen. Darum steht geschrieben: „Gebe Gott, dass wir den ganzen Tag beten“. Es ist kein Gebet, bei dem der Mensch sich auf den Boden wirft oder aus dem Gebetsbuch vorliest. Nein. Gebet bedeutet, dass ich in meinem Inneren Klärungen durchführe, wie geschrieben steht: „Ich bin das Gebet“. Das heißt, der Mensch sagt: „ Das ist mein Gebet, mein Verlangen!“ und nichts, was irgendwo geschrieben, gelernt oder gehört wurde.

Sich von jeglichen Außeneinflüssen zu befreien und in seinem Inneren sein wahres Verlangen, sein wahres Ich zu klären – genau das bedeutet „Ich bin das Gebet“. Genau das ist Malchut. Auf ein solches Gebet erhält der Mensch eine Antwort von Oben, weil das ein geklärtes Verlangen ist.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 19.11.2012

Gebet um die Korrektur

Der Egoismus tut uns Gewalt an, indem er uns in der Knechtschaft hält und uns keine Ruhe lässt. Keinen einzigen Augenblick hören wir auf, egoistische Berechnungen zu seinen Gunsten zu machen, deshalb ist kein Ende in Sicht. Wie können wir uns also aus der Knechtschaft retten und uns mit allen Mitteln in der Forderung festigen, dass wir uns in der Gruppe befinden, studieren, an den Aktivitäten, der Verbreitung, den Workshops, den Freundesversammlungen und Mahlzeiten teilnehmen, nur um die Kraft des Gebens zu erlangen? Das nennt sich Glaube.

Der Mensch empfindet Hiobs Leiden, die unerträgliche menschliche Leiden symbolisieren, und enthüllt seine ganze egoistische Natur bis zur letzten und tiefsten Stufe, um festzustellen, dass er nichts dagegen tun kann. Wie oft er sich auch prüfen mag, findet er kein einziges Korn, aus dem etwas Gutes wachsen könnte.

Das wird als Hiobs Leiden bezeichnet, die nicht überwunden oder geheilt werden können. Denn in Wirklichkeit kann innerhalb unserer Natur kein Ansatzpunkt gefunden werden, mit dem die Korrektur begonnen werden könnte. Das heißt, in uns selbst gibt es keine Kraft, mit deren Hilfe Handlungen des Gebens vollzogen werden könnten.

Es steht jedoch geschrieben, dass der Schöpfer den bösen Trieb und die Tora als Mittel zu dessen Korrektur erschuf. Es gibt also ein Mittel: die höhere Kraft, das umgebende Licht, das zur Quelle zurückführt und zum Menschen unter der Bedingung kommt, dass er nach der Korrektur verlangt. Alles, was wir brauchen, ist, unsere Bitte zu enthüllen, dann wird das Licht auf uns einwirken.

Die Bitte bedeutet das Verlangen, das Bedürfnis nach der Korrektur. Es ist nicht einfach nur das egoistische Verlagen zu genießen, sondern das Bedauern, als Egoist geboren zu sein. Dafür bedarf es der Vorbereitungsarbeit, die von Generation zu Generation geführt wird, den Einfluss der Umgebung, des umgebenden Lichts, welches bis zum Menschen selbst ohne sein Wissen vordringt.

Selbst ohne die Kabbala zu studieren, beginnt der Mensch bereits seinen bösen Trieb kennenzulernen, wie es jetzt, in den Zeiten der Krise, der gesamten Menschheit bevorsteht, um festzustellen, dass wir alle Egoisten sind und es daraus keinen Ausweg gibt. Alles läuft darauf hinaus, dass wir einfach einander auffressen werden. Sieht so etwa das Ende der menschlichen Zivilisation aus? Was sollen wir tun?

Es existiert eine allgemeine und eine persönliche Vorbereitungszeit, die dem Menschen seine böse Natur ein wenig offenbart. Er spürt, dass es keinen Ausweg gibt und er die Natur irgendwie korrigieren muss. Und wenn der Punkt im Herzen in ihm erwacht, beginnt er seine Korrektur. Doch diejenigen, in denen der Punkt im Herzen sich noch nicht enthüllt hat, empfinden wahrhaft Hiobs Leiden, ohne jegliche Hoffnung, sich irgendwie ändern zu können. Denn selbst jegliche Handlungen, die ihnen altruistisch vorkommen, jede Wohltätigkeit und ehrenhafte Regungen entpuppen sich letztendlich als  egoistisch.

Während der Mensch klüger wird, beginnt er zu begreifen, dass aus all dem der gleiche Egoismus spricht, der zu seinen eigenen Gunsten handelt. Wie schön die wohltätigen Organisationen und Handlungen auch aussehen mögen, bringen sie keine Korrektur.

Die Welt ist so erschaffen worden, dass wenn wir nach dem Gesetz der Korrektur der Natur mithilfe des Lichts, das zur Quelle zurückführt, handeln, korrigieren wir sie. Und wenn wir dieses Gesetz nicht befolgen, verwandeln sich unsere besten Handlungen in schlechte. Gerade durch unsere besten Absichten verursachen wir den größten Schaden, ohne auch nur irgendeinen Nutzen zu bringen.

Deshalb schreibt Rabash, dass wenn er sich die ganzen Leiden, die die Welt ertragen musst, anschaut, kann er durch nichts anderes helfen, als um ihre Korrektur zu beten.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Vorwort zum TES, 18.11.2012

Was erweckt mich?

Manchmal erlebt der Mensch Zustände, in denen er lustlos ist. Nichts Bestimmtes zieht ihn an: weder die Einheit der Freunde noch das Verständnis der kabbalistischen Texte, noch das Empfinden oder die Verbindung mit etwas Wichtigem. Er denkt nicht an jene inneren Schritte, die er im Laufe des Tages – in der Gruppe oder auf der Arbeit – tun muss. Er ist wie tot. Es ist nicht so, als würde er es spüren – er spürt gar nichts, er schläft.

Worum kann der Mensch in einem solchen Fall bitten? Um zwei Dinge:

  • Mehr Nähe zu der Gruppe. Dann werden „Strömungen“, die durch seine Freunde hindurch fließen, auch durch ihn fließen, ihn aufrütteln und in Bewegung setzen.
  • Das anfängliche Verlangen, sich selbst dem Licht zu überlassen – es soll seine Einwirkung auf ihn ausüben und ihn zum Leben zurückbringen.

Wenn ich also keine bestimmte Forderung habe, die durch Verlangen oder Begeisterung hervorgerufen wird, dann brauche ich diese beiden Faktoren. Der eine wirkt von der Seite des Gefäßes, der andere von der Seite des Lichts.

Erstens möchte ich mich den Freunden zugehörig fühlen, damit durch mich alles hindurch fließt, was auch durch sie hindurch fließt. Hier ist das Wichtigste, dabei zu sein. Ich komme, setze mich hin und höre zu – doch ich höre auf der spirituellen Ebene zu, ich öffne meine inneren „Schleusen“ für die Strömungen, die durch die Gruppe hindurch fließen.

Und zweitens lasse ich das Licht auf mich einwirken, durch mich strömen, mich erfüllen und zum Leben erwecken.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 23.10.2012

Der Aufstieg zur Absicht

Baal HaSulam, Shamati, Artikel 42 „Elul“: Daher wird einem von Oben die Form der Schwärze gegeben, und dann sieht man, ob die eigene Arbeit in Reinheit geschieht. Das heißt, wenn er auch im Zustand der Schwärze in Freude sein kann, ist dies ein Zeichen, dass seine Arbeit in Reinheit geschieht. Denn der Mensch muss sich freuen und glauben, dass man ihm von Oben eine Gelegenheit gegeben hat, damit er zum Zwecke des Gebens arbeiten kann.

Wenn der Mensch sich über allen Gemütszuständen in Freude befindet, ist das ein Zeichen dafür, dass er sich bereits von seinem empfangenden Verlangen losgelöst hat und voranschreiten kann. Darin besteht immer unsere Überprüfung: Sind wir in unserem egoistischen Verlangen versunken oder können wir uns ein klein wenig über dieses erheben? Der Mensch bittet nicht um gute Stimmung, um die Arbeit fortsetzen zu können, – im Gegenteil, er ist gerade mit der Schwärze, mit schlechter Laune und dem Durcheinander zufrieden. Über all dem ist er zu einer kleinen Anstrengung fähig.

In welchem Zustand wir uns auch immer befinden, wir messen ihm keine entscheidende Bedeutung bei, sondern erheben uns darüber. Wenn die Lage in der Wahrnehmung der empfangenden Gefäße miserabel erscheint, ich aber über ihnen in der Lage bin, im Geben, in der Einheit und der Liebe zu den Freunden zu arbeiten, dann ist es ein sicheres Anzeichen dafür, dass ich auf dem richtigen Kurs bin. Die Finsternis in den empfangenden Gefäßen zu spüren und darüber, selbst durch die kleinste Anstrengung, der Verbindung, dem Geben entgegenzustreben, darin besteht unsere ganze Arbeit.

Aus diesem Grund müssen wir entsprechende Übungen machen, Lernspiele spielen. Natürlich hat es ein Anfänger in den ersten Jahren nicht leicht, doch dann beginnt er einen Bruch zwischen seiner Empfindung und der Absicht, d.h. zwischen zwei unterschiedlichen Systemen, zu spüren. Es geht ihm mal gut, mal schlecht, und er versteht, dass es unwichtig ist, dass er nur über diesen Empfindungen arbeiten muss, und sie werden ihm jedes Mal verschiedene Einzelheiten der Wahrnehmung eröffnen, die auf dem Weg zum Kennenlernen der Formen der Lenkung des Schöpfers notwendig sind. Alle Empfindungen – ob gut oder schlecht – nimmt er als Güte an, um sich über sie zu erheben und ständig die Ausrichtung auf das Ziel zu halten.

Diese Anstrengungen müssen wir permanent unternehmen und versuchen, dass die Energie des Aufstiegs, die es uns erlaubt, die Zeit und die Mittel rational zu nutzen, auch beim Abstieg erhalten bleibt. Ja, es ist sehr schwer, doch wir sollten das zumindest versuchen. Auf diese Weise schalten wir nach und nach von den empfangenden Gefäßen ab und gehen zu einer anderen Arbeit über, während wir bereits in der Absicht und nicht in der Empfindung leben.

Auszug aus der Vorbereitung auf den Unterricht, 11.10.2012

Fünf Sekunden Leben am Tag

Die Freunde müssen dafür sorgen, dass ich nicht abstürze und ständig an mich denken. Ich muss sie dafür bezahlen, denn sie brauchen die gleiche Unterstützung. Nur wenn wir uns gegenseitig Sorgen umeinander machen, wird keiner von uns abstürzen und das Ziel aus den Augen verlieren. Wir werden einander halten.

Wir haben keine Chance, etwas zu erreichen, wenn nicht jeder alle anderen unterstützt. Anderenfalls werden wir nicht dem Egoismus entkommen können. Genau darin besteht die gegenseitige Bürgschaft.

Wenn ich nicht in der Lage bin, an die andren zu denken, dann bedeutet das, dass sie nicht an mich denken. Das ist sowohl die Ursache als auch die Wirkung, die in der Bedingung unseres gemeinsamen Bundes zusammen existieren – und dann befindet sich der Schöpfer in ihm und erfüllt diesen Vertrag. Und ohne das vergessen wir ihn ganz bestimmt und beginnen, andere Berechnungen zu führen, während wir glauben, voranzukommen, und so vergehen Jahre.

Der Mensch ist nicht dazu in der Lage, sich selbst auf dem rechten Weg zu halten. Wisst ihr, wie viele Augenblicke wir an einem Tag zählen können, in denen wir wirklich vorankommen? Höchstens drei bis fünf Sekunden! Es sind so wenige, weil nicht jeder die Unterstützung von außen hat.

Mein Gefäß des Verlangens befindet sich außerhalb von mir, und ich muss dafür sorgen, dass ich es an mich anschließe. Wenn nicht jeder in Bezug auf die anderen auf diese Weise handelt, dann arbeitet er nicht richtig und zieht deshalb kein Licht, das zur Quelle zurückführt, an. Denn das Licht wirkt nur innerhalb unserer gegenseitigen Fürsorge. Es kommt auf dieser Grundlage, als Antwort auf solche Bestrebungen.

Und wenn es solche Bestrebungen nicht gibt, dann befindet sich das Licht um uns herum im Zustand des passiven Wartens. Mit dessen Größe ist die ganze Welt erfüllt, doch wir müssen es selbst aktivieren. Wir müssen für diese wichtigsten Bedingungen sorgen: Die Bürgschaft besteht in unserer allumfassenden Abhängigkeit voneinander und der Verpflichtung allen gegenüber. Und ohne das erlangt keiner von uns Erfolg, selbst wenn wir das vom egoistischen Standpunkt her betrachten, geschweige denn, wenn es um hohe Absichten geht.

Auszug aus dem Gespräch über die innere Arbeit, 30.09.2012

Schluss mit Verschweigen

Was auch immer sich in meinem Leben ereignen mag, ich muss verstehen, dass es von der Höheren Kraft kommt, die zweifelsohne über alles herrscht. Doch noch zeigt sie sich mir nicht als solche, sondern verhüllt, und deshalb empfinde ich Leiden.

Der Schöpfer ist gut und tut Gutes, doch mir gegenüber zeigt Er sich durch einen „Filter“, der alles Gute in etwas Unangenehmes und Hässliches verwandelt. Die Dicke dieses „Filters“ bezeichne ich als „einfache Verhüllung“. Mehr noch: der Schöpfer kann einen weiteren „Filter“ einbauen und mich in die doppelte Verhüllung schicken – und das wird viel schlimmer sein.

Wie kann ich also nun den Vorhang, der das Gute des Schöpfers ins Böse verwandelt, wegmachen? Dafür bitte ich: „Korrigiere mich! Jedoch nicht, damit ich mich von den negativen Empfindungen befreie. Im Gegenteil, sie helfen mir, treiben mich voran. Ohne sie hätte ich überhaupt an etwas ganz anderes gedacht. Sie richten mich zu Dir aus – zu der Quelle dessen, was mir als Böse erscheint. Aus diesem Grund bitte ich um Hilfe – um nicht zu spüren, dass etwas Schlimmes von Dir kommt.

Ich möchte mich nicht hinter dem „Filter“, sondern davor befinden, im direkten Kontakt zu Dir. Nicht um der guten Empfindungen willen, sondern um Dich als gut zu erkennen. Ich möchte Dich preisen, und im Moment verfluche ich Dich wider Willen. Mein Fleisch schreit darum: Mir geht es schlecht und ich verfluche die Quelle dieses Übels. Aber Du hast mir doch das Gefühl gegeben, dass das Böse von Dir kommt. Du verschweigst mir etwas, halb enthüllt und halb verhüllt. Doch ich will Dich nicht mehr verfluchen“.

Frage: Wo ist hier der Platz der Gruppe? Ich kann auch ohne sie um all das bitten.

Meine Antwort: Versuch es. Wenn du damit anfängst, kommst du durcheinander und erkennst, dass die wahre Bitte nur in der Gruppe möglich ist. Dort bist du sicher vor den Fehlern, dort bittest du wirklich den Schöpfer um die Korrektur, entgegen deinen Verlangen, ob gut oder böse. Letztendlich gibt dir die Gruppe Klarheit: worum genau bittest du, was genau willst du, an wen genau wendest du dich. Das ist der Sinn der Sache.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Verhüllung und Enthüllung des Angesichts des Schöpfers“, 02.10.2012

Eine Bitte um die Wiederbelebung der Toten

Gerade ist ein sehr starker Kongress zu Ende gegangen, und wir fühlen uns müde, gleichgültig, schläfrig, als würde uns eine schwere Wolke umhüllen und zu schwermütigen Greisen machen.

Der Schöpfer nimmt uns das egoistische Verlangen – den Treibstoff, der uns vorangetrieben hat – weg. Davor brannte dieses Verlangen in uns, wir strebten nach der spirituellen Belohnung und sehnten uns nach dem Kampf, um die spirituelle Welt zu erobern. Jeder kam sich selbst wie ein Held vor. Doch er war ein Held, weil in ihm der Egoismus brannte, der ihn zu Errungenschaften vorantrieb.

Der Schöpfer möchte dir helfen und nimmt dir diesen Egoismus weg, damit du an dessen Stelle eine andere Kraft betätigst. Nun musst du, anstatt von hinten angetrieben zu werden, dich selbst von der Größe des Ziels begeistern lassen, damit es dich nach vorne zieht.

Jetzt hast du eine solche Gelegenheit, doch du sagst, dass du keine Kraft und keine Lust hast. Du erinnerst dich, dass du einst vor Verlangen branntest – doch dieses Verlangen war nicht deins, sondern von oben geschenkt. Du wurdest von oben getrieben und in die Gruppe und zu der Kabbala geführt.

Jetzt ist das Verlangen verschwunden und du denkst, dass es besser wäre, die Gruppe zu verlassen und mit der Kabbala aufzuhören, denn sie zieht nicht mehr an. Und wenn es so ist, dann ist an ihr offensichtlich etwas falsch. Jeder urteilt nach seiner eigenen Verdorbenheit.

Und es ist klar, dass, wenn du keine Motivation hast, du nicht in der Lage bist, voranzukommen. Keine einzige Maschine kann ohne Treibstoff funktionieren. Doch wende dich an die Gruppe, an die Bücher, an das Studium – verlange Hilfe von ihnen! Wende dich an den Schöpfer!

Wenn du keine Kraft zu einer solchen Bitte hast, dann fehlt hier die gemeinsame Kraft, die gegenseitige Bürgschaft. Und wenn du um dich herum Freunde siehst, aus denen der Lebensgeist entwichen ist, dann weine wenigstens wie auf einer Beerdigung, dass du solche Freunde verloren hast! Schau, was für ein steinernes Herz – auf jedem liegt ein schwerer Grabstein, der nicht wegzuschieben ist.

Einst brannten sie vor Verlangen und jetzt können sie nur beweint werden. Bald wirst auch du in diese Grube fallen. Doch wenn wir uns im Vorhinein vorbereiten, um einander zu helfen, dann können wir uns aus allen Abstiegen erheben. Und nicht nur aus einer solchen Gleichgültigkeit wie jetzt, sondern auch, wenn wahrer Hass zwischen uns entbrennt. Heute wurde uns nur ein Bonbon weggenommen, wir aber sind es gewohnt, hinter etwas Süßem, etwas Glänzendem und Anziehendem herzulaufen.

Nur die Kraft der Gruppe kann in uns Verlangen aus dem Nichts entbrennen lassen. Im Moment haben wir dieses Verlangen nicht und es kann von nirgendwoher kommen. Doch wir müssen es künstlich entfachen, als würden wir ein Geschäft auf die Beine stellen wollen und Werbung für unsere Ware machen. Das muss zu unserem gemeinsamen spirituellen Geschäft werden und letztendlich ein solches Bedürfnis in uns hervorrufen, dass wir vor Verlangen verbrennen. Doch diesem muss nicht unbedingt etwas zu Grunde liegen.

Manche harren nächtelang vor den Geschäften aus, um sich ein neues iPhone 5 zu kaufen. Lernt daraus, wie Werbung für etwas gemacht wird, indem völlig künstliche Bedürfnisse erweckt werden. Denn genauso künstlich erscheint das spirituelle Ziel für unseren Egoismus.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Talmud Esser HaSefirot, 24.09.2012

Ein Gebet um das Unmögliche

Unity Kongress. Vorgespräch

Der Unterschied zwischen allen Handlungen besteht nur darin, ob sie zum Schöpfer führen oder nicht. Der Schöpfer kann nicht enthüllt werden, wenn davor keine Verbindung unter allen stattgefunden hat, ohne jegliche Unterschiede, zum allgemeinen Wohl von allen, so dass ich selbst nicht mehr existiere – ich führe nur diese Handlungen aus und denke nicht mehr an mich selbst. Und ich sehe und weiß noch nicht einmal, was genau ich gemacht habe. Ich brauche das nicht, anderenfalls könnte ich womöglich damit beginnen, einen Genuss aus meinen Verdiensten zu ziehen.

Das spiegelt ein wenig wider, was Geben bedeutet. Und natürlich ist es nicht möglich, solche Eigenschaften zu erlangen. Indem wir es immer mehr für uns klären, vergewissern wir uns dessen Unmöglichkeit und beginnen allmählich zu verstehen, dass es zu uns von irgendwo außerhalb kommen muss.

Je mehr wir uns anstrengen und sehen, dass wir dazu nicht in der Lage sind, desto offensichtlicher wird es für uns, dass hier nur die höhere Kraft, etwas Unreales, helfen kann. Und dann verlangen wir, dass es geschieht. Das ist bereits ein Gebet.

Auszug aus dem Gespräch vor dem Kongress, 20.09.2012