Bemerkung: Rumi, der große Sufi-Dichter des 13. Jahrhunderts setzte Emotionen wie Wut, Depression und Niederträchtigkeit mit ungebetenen Gästen gleich und riet, ihnen ins Gesicht zu lachen. Aber für gewöhnlich verhalten wir uns anders und versuchen, sie zu verdrängen.
Psychologische Studien haben jedoch gezeigt, dass die Akzeptanz negativer Emotionen ein zuverlässigerer Weg zur Wiederherstellung und Aufrechterhaltung des spirituellen Gleichgewichts ist.
Antwort: Der Mensch ist so erschaffen, dass er negative Emotionen durch positive ausgleichen muss, sonst hat er keinen Anreiz zur Existenz.
Frage: Wie kann man zum Beispiel „Ärger“ akzeptieren?
Antwort: Indem man nach positiven Dingen sucht. Es gibt Schläge, aber zwischen den Schlägen kann man durchatmen.
Frage: Das ist paradox. Und wie verhält es sich mit schlimmeren Dingen wie Katastrophen?
Antwort: Nach Katastrophen gibt es Überlebende.
Frage: Soll man allen Tragödien auf diese Weise begegnen?
Antwort: Eine Tragödie kommt, und es gibt nichts, was man dagegen tun kann. Aber der Selbsterhaltungsinstinkt zwingt uns dennoch dazu, unter allen Umständen nach etwas Positivem zu suchen. Ansonsten hat man keinen Anreiz zum Leben. Und der Trieb nach Leben ist immer noch der grundlegendste.
Frage: Und wenn ein Mensch Selbstmord begeht?
Antwort: Selbstmord wird oft von Menschen begangen, denen es nicht an Materiellem mangelt. Andererseits gibt es Menschen, die kaum etwas besitzen oder schrecklich krank sind, und die trotzdem glücklich sind. Es klingt paradox.
Frage: Das ist wirklich paradox. Es gibt viele Selbstmorde in Europa, aber fast keine in Afrika. Welchen Rat geben Sie einem Mensch, wenn er mit Problemen oder negativen Zuständen hadert?
Antwort: Üben Sie sich in Demut, reduzieren Sie Ihre Forderungen und suchen Sie eine Verbindung zu Gleichgesinnten. Dann werden Sie spüren, dass Ihnen die Verbindung zwischen den Menschen Erfüllung und Ruhe bringt und Sie darin sogar den Sinn des Lebens finden können. Sie werden verstehen, woher dieses Unglück kam und im Zustand der Niedergeschlagenheit die Höhere Führung erkennen. Sie erreichen allmählich einen anderen, höheren Zustand, der das Irdische weit hinter sich lässt, aber auch gleichzeitig viel erhabener und spiritueller ist.
Frage: Sie haben gesagt, dass man in diesem Zustand anfängt, Verbindungen zu anderen Menschen zu suchen.
Antwort: Ja, das sollte man tun. Aber es hängt auch vom Ursprung der Seele ab. Entweder muss sie solche Zustände durch die Verbindung mit den anderen oder auf individueller Ebene erreichen.
Frage: Und was versteht ein Mensch dadurch? Den Grund für seine Probleme?
Antwort: Er beginnt, die höhere Lenkung zu verstehen. Dadurch gewinnt er eine ganz andere Einstellung zum Leben, zu sich selbst und zu den anderen. Er entdeckt Zustände, die außerhalb des irdischen Körpers liegen.
Frage: Meinen Sie damit also, dass ein Mensch nur durch Schmerz das Höhere – den Schöpfer – erfassen kann?
Antwort: Ja. Es hängt davon ab, wie Sie diesen Schmerz wahrnehmen. Dieser Schmerz kann gleichzeitig angenehm und erfüllend sein, weil Sie verstehen, dass er Sie wachrüttelt und Sie damit einfach aus dieser Welt herauszieht. Damit haben Sie die Chance, der spirituellen Welt etwas näher zu kommen.
Aus der TV-Sendung „Nachrichten mit Michael Laitman“ von 16.12.2019
[#260372]
Abgelegt unter: Leiden, Seele, Spirituelle Arbeit, Verbindung - Kommentare deaktiviert für Der Schmerz als Wegweiser