Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Feiertage'

Zwischen den Meeresengen

Wir sind in einer sehr besonderen Zeit angekommen, die sogenannte „Zwischen den Meeresengen“ Periode, vom 17. Tammuz, als die Gesetzestafeln zerschlagen wurden, bis zum 9. Av, als der Tempel zerstört wurde. Im Rückblick können wir sehr vieles aus dieser Zeit lernen. Wir können sehen wie schwierig die Vereinigungsmethode zu akzeptieren und auszuführen ist. Dies bezeugen die Tage „Zwischen den Meeresengen“.

Wir erhielten die Tora, die Methode der Korrektur, symbolisiert durch Moses, der für vierzig Tage auf den Berg stieg und uns die Vereinigungsmethode von der Stufe „Bina“ (Schenken) brachte. Aber das Volk war unfähig dies zu akzeptieren. Obwohl alles von oben vorbereitet und gegeben wurde, sind wir unfähig, es zu empfangen.

In Wahrheit ist dies nicht unsere Schuld. Der Grund ist einfach der, dass unsere Wünsche noch nicht ausreichend das Gute und Böse integriert haben, um uns zu ermöglichen, das Eine durch das Andere zu korrigieren. Die Integration erfolgt mit dem Bruch. Nur eine Explosion kann die Grenzen zwischen zwei Gegensätzen, die sich gegenseitig ablehnen, brechen und diese zur Integration zwingen.

Die Integration muss komplett ungeordnet, chaotisch und unter dem Druck einer explosiven Kraft stattfinden, denn es kann bei der Integration von Gut und Böse keine Ordnung geben. Nur nachdem sie integriert wurden, kann Ordnung geschaffen werden. Innerhalb dieser Integration, mit Hilfe des Oberen Lichtes, kann alles eingeordnet und aussortiert werden. Und dann kann die richtige Verbindung und Konstruktion erreicht werden.

Ein komplexer Prozess erlaubt zwei Gegensätzen, sich in Harmonie und gegenseitiger Ergänzung zu verbinden. Genau dies passiert bei dem Prozess des Erhalts der Tora.

Die Neigung des egoistischen Verlangens, korrigiert zu werden, ist kurz nach der Flucht aus Ägypten sehr schwach. Und aufgrund dessen ist eine schnellere Korrektur unmöglich. Dieses Verlangen versteht, dass es korrigiert werden muss, erkennt jedoch nicht, inwiefern es dem korrigierten Zustand entgegengesetzt ist, weil noch keine gegenseitige Integration besteht.

Solange wir unter der Macht des Pharaos, des Egoismus sind, fühlen wir nicht, dass wir seine Sklaven sind. Unser Exodus geschieht durch eine äußere Kraft, die uns von dort herauszieht und uns zeigt, dass sich dies lohnt. Allerdings wird das Verlangen nicht von dieser Kraft korrigiert.

Wir sehen, was uns passiert: Jeden Tag entscheiden wir, endlich aus unserem Egoismus auszubrechen und an die Gruppe zu denken, sodass unsere Sorge nicht für uns selber auf einer persönlichen Ebene bleibt, sondern sich an alle richtet. Doch es gelingt uns nicht.

Wir bemühen uns immer mehr, und trotzdem finden immer wieder kleine Brüche statt. Dies geschieht als Folge mehrerer Zerstörungen und Korrekturen, die bereits in unseren Wurzeln stattfanden.

Die Tora erzählt uns von der Vorbereitung auf die Korrektur. Der Weg von sechstausend Jahren, den die Menschen durchliefen, war nur Vorbereitung. Die Korrektur wird erst am Ende erreicht, am Tag des absoluten Lichts. All diese Vorbereitungszustände wurden ebenfalls als Materie realisiert: Die Zerstörung des Ersten und Zweiten Tempels, sowie die Kriege innerhalb der israelischen Nation. Dies sind die Verkörperungen spiritueller Stufen.

Nach der vollständigen Integration, die auf Kosten vieler Kriege erreicht wurde, werden die Scherben des Willens zu genießen und des Willens zu geben vollständig ineinander integriert, und fallen sogar noch tiefer, bis zum tiefsten Grund. Nach vier notwendigen Exilen und drei Erlösungen erreichen wir das Ende des letzten Exils und den Beginn der endgültigen Erlösung.

Wenn man diesen Prozess betrachtet, ist es offensichtlich, dass die Tora nicht auf einmal empfangen werden kann. Und dies wird durch den Tag des 17. von Tammuz, dem Zerbrechen der ersten Tafeln angezeigt. Erst nach dem Bruch und der gegenseitigen Integration von spirituellen und materiellen Wünschen ist es möglich aufzusteigen, um eine andere Form zu erreichen.

Die erste Tora war „unkorrekt“. Das war notwendig, nur damit die Tafeln zerbrochen und korrigiert werden konnten. Die zweite Tora war korrigiert und in der Lage, die Integration der Wünsche zu geben und zu empfangen, zu regeln. Dies ist ein einzigartiger Prozess, der bezeugt, wie entgegengesetzt unsere Qualitäten von denen der oberen Kraft sind.

Wir sollten eine ausgewogene Haltung zu diesen Tagen haben und sie nicht nur als Tage der Trauer und des Bruchs sehen, sondern als etwas Unvermeidliches, was wir durchmachen müssen. Die ganze Welt wird diese Zerstörung in der einen oder anderen Form durchmachen müssen. Wenn wir aber wissen, weshalb und für welchen Zweck wir dies tun, werden wir durch den Weg von Achishena (Beschleunigung) als Menschen alles durchmachen können.

 

Aus dem 1. Teil des täglichen Kabbala Unterrichts 7/11/17

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Der Kampf um Unabhängigkeit vom Egoismus

ravWir müssen verstehen, was Unabhängigkeit für Israel bedeutet, weil es sich radikal von dem unterscheidet, was die Unabhängigkeit auf anderen Ebenen ist: der unbelebten, vegetativen, belebten und sogar der Ebene unter anderen Nationen der Welt.

Letztendlich muss die gesamte Menschheit die Unabhängigkeit im Verständnis Israels erreichen, weil diese Gruppe das Programm der Korrektur für die ganze Welt vornimmt, sowohl auf der vorbereitenden als auch auf der praktischen Stufe.

Daher sollte die Unabhängigkeit für diese Gruppe als der zukünftige Zustand der Unabhängigkeit für die ganze Welt angesehen werden. Und heute spürt man es besonders, wie sehr die Welt dieses braucht. Um zu verstehen, was Unabhängigkeit bedeutet, brauchen wir zuerst die Erfahrung, was es heißt, ein Sklave unseres eigenen Wunsches nach Genuss zu sein. Nach und nach wird den Menschen bewusst, dass uns unsere egoistische Natur in der Knechtschaft hält und uns gnadenlos benutzt und davon abhält, zu leben oder zu sterben. Als erbärmlich zerschlagene Kreaturen verbringen wir uns ganzes Leben und versuchen einfach, Leiden zu vermeiden. Kleine Freuden werden als glückliches Leben angesehen.

Darum müssen wir verstehen, dass Unabhängigkeit in erster Linie die Unabhängigkeit von unserer Natur, unserem Egoismus, bedeutet. Dieser Typ Unabhängigkeit hat Stufen. Anstatt unter der Kontrolle des Egoismus zu sein, müssen wir unter die Kontrolle einer neuen Kraft kommen, weil es unmöglich ist, ohne eine animierende Kraft zu sein, mit der man sein Leben kontrolliert. Aber wir müssen diese Kraft selbst wählen und sie vor allen anderen Möglichkeiten vorziehen.

So hat die Unabhängigkeit eine sehr breite und erhabene Bedeutung, in sich alle Realität einschließend.  Letzten Endes ist die Unabhängigkeit nur dem Schöpfer innewohnend, und wenn wir wirklich Unabhängigkeit erreichen wollen, dann müssen wir zu Seinem Zustand, Seinem Niveau, Seiner Natur aufsteigen. Diese Art Unabhängigkeit ist nicht leicht zu erreichen. Schließlich müssen wir nicht nur zur Natur des Gebens übergehen, sondern sie auch über unserer egoistischen Natur aufbauen.

Deshalb müssen wir, wenn wir die Unabhängigkeit erreichen wollen, zu einem unaufhörlichen Kampf mit unserem Egoismus bereit sein bis zum Ende der Korrektur. Wir können unsere Unabhängigkeit nur im Gegensatz zum Egoismus erreichen, weil einer dem anderen gegenüber steht: Unabhängigkeit gegen Sklaverei. Egal, welchen Zustand eine Person erlebt, es muss sich so anfühlen wie der Auszug aus Ägypten oder vor dem Auszug stehend.

Wir müssen das sehr ernst nehmen, denn, wenn wir geistig wachsen wollen, wird es erhebliche Kämpfe in uns gegen die Kräfte der Trennung geben, wie unser Egoismus offenbart wird. Diese Kräfte werden konstant wachsen und auf verschiedenen Wegen einen Keil zwischen uns treiben, um Konflikte zwischen uns hervorzurufen. Und über all diese Phänomene hinaus werden wir uns vereinen müssen.

In erster Linie müssen wir verstehen, dass das Einzige, was uns an der Unabhängigkeit hindert, die Sklaverei ist. Daher ist es unmöglich, Freiheit zu erlangen, ohne vorher Ägypten betreten zu haben. Vor diesem Dilemma steht Israel, die der ganzen Menschheit das Beispiel der Unabhängigkeit, der Einheit und der Korrektur wird zeigen müssen. Und danach werden alle Nationen das gleiche erreichen.

Daher feiern wir den Unabhängigkeitstag noch nicht, sondern vielmehr die Gelegenheit, sie zu erreichen!

 

Aus der Lektion: „Unabhängigkeitstag“

[206120]

Kabbala Akademie

Versklavung durch den Pharaoh

Baal HaSulams „Kommentar zur Pessach Haggada“ (Aus dem Artikel „Dies ist für Juda“): „Dieses Brot, das unsere Väter im Lande Ägypten aßen“ (Die Pessach-Haggada): …daraus folgt, dass ihnen die Mizwa, eine Matza zu essen, gegeben wurde, als sie noch versklavt waren und der Zweck der Mizwa war für die Zeit der Erlösung, weil sie dann in Eile weggingen.

Dies geschieht immer, wenn wir die gegenwärtige Stufe verlassen und von einem Zustand in den nächsten überwechseln: versklavt in Ägypten, beherrscht durch unser Ego, dem Pharao, unserem störrischen „bösen Trieb“, der uns gefangen hält und uns davon abhält, uns über unseren Neid, unseren Hass, unsere Lust und Begierde zu erheben.

Wie sehr wir es auch versuchen mögen, können wir uns noch nicht über diese egoistischen Eigenschaften erheben und fesseln uns selbst, was der Stufe, die dem Exodus aus Ägypten vorausgeht, entspricht. Wir sind noch immer nicht fähig, zu „einem Mann mit einem Herzen“ zu werden und die Bürgschaft einzuhalten, so dass die integrale Kraft der Liebe und des Gebens, die wir als Schöpfer bezeichnen, enthüllt wird.

Während wir also noch immer durch den Pharao versklavt sind, müssen wir uns den nächsten Zustand vorstellen und damit spielen, wie Kinder, die erwachsen sein spielen. So müssen wir versuchen, das Leben eines „spirituell Erwachsenen“ spielen.

Aus dem 1. Teil des Täglichen Unterrichtes, 18.04.2011, „Dies ist für Juda“

Pessach

Pessach bedeutet den Übergang aus der Wahrnehmung unserer Welt, die jedem Menschen unserer Welt eigen ist, in die Wahrnehmung der höheren Welt. Das ist nur dem Kabbalisten möglich. Pessach ist wie alle jüdischen Feiertage ein kabbalistischer Feiertag. Er besagt, dass der Mensch vom Zustand der Unmöglichkeit, sich mit anderen zu verbinden, zum Zustand gelangt, wo er seinen Egoismus überwindet und es tun kann. Der Auszug des Menschen aus der Macht des Egoismus hin zur Verbindung mit ihm geistig nahestehenden Menschen heißt „Pessach“.

Frage: Wie kann er diesen Sprung zu schaffen?

Antwort: Durch das Verlangen. Weil vom Einzug in Ägypten bis zum Auszug sich das riesige egoistische Verlangen ständig entwickelt, welches dem Volk Israel nicht erlaubt, sich miteinander zu verbinden.

Das Volk Israel muss sich verbinden, damit es durch die Verbindung den Schöpfer offenbaren kann – die Eigenschaft des Gebens und der Liebe. Sobald Israel sieht, dass es sich nicht verbinden kann, fühlt es sich in der ägyptischen Finsternis. Doch nun ist das Volk bereit für alles, um da raus zu kommen! Das heißt „Auszug aus Ägypten“ oder die „Errettung aus Ägypten“.

Wenn wir das von der Seite der Ereignisse betrachten, die dem Menschen geschehen – weil in der Kabbalah wird normalerweise genau darüber gesprochen – dann sprechen wir hier vom Besitz des Menschen. Ein Mensch ist zu allem bereit, selbst dazu, ins Meer zu springen, nur um sich von seinem Ego zu befreien, sich darüber zu erheben, und die Eigenschaft des Schöpfers zu erreichen – das Geben und die Liebe.

Er stürzt sich ins Meer und das Meer teilt sich vor ihm. Er durchquert es, schneidet sich selbst von seinem Ego ab und indem er über dem Ego steht, beginnt er, damit zu arbeiten und den Egoismus in Altruismus umzuwandeln. Das ist der Auszug aus Ägypten, welchen wir zu Pessach feiern. 

Aus dem TV Programm „Neues mit M. Laitman“ 11.04.2016

[#181930]

Purim ist nicht das jüdische Halloween

Purim ist ein großartiges Fest: erst die große Furcht vor der Vernichtung, und dann die Riesenfreude nach der Erlösung, die zum Schluß erfolgt. Dieses Fest wird außergewöhnlich groß gefeiert, vor allem auch weil die Vorschriften des Feiertags uneingeschränkten Alkoholkonsum vorschreiben, damit man „nicht mehr zwischen dem bösen Haman und dem gerechten Mordechai unterscheiden“ kann.

Purim ist ein Fest der Symbole. Seine Hauptbotschaft liegt darin, dass selbst der Inbegriff des Guten, Mordechai, dem schlimmen Übel, dargestellt von Haman, hilflos gegenübersteht. Einzig und allein die Einheit kann das Böse überwinden. Als Mordechai Esther anfleht, den König um Gnade zu bitten, sagt selbst sie, dass sie sie nicht retten kann, es sei denn, Mordechai versammelt alle Juden und sie fasten und beten für sie. Dann, wenn sie wieder vereint sind, bemüht sie sich nach Kräften und hat Erfolg.

Bemerkenswert sind auch die Kostüme, ein weiteres Symbol. Purim ist nicht die jüdische Version von Halloween. Die Verkleidungen deuten auf das Verbergen der Kräfte hin, die dieses Szenario innerhalb eines jeden von uns ausspielen.

In seinem Buch Shamati, Ich hörte, erklärt Rav Jehuda Ashlag, der Autor des Sulam (Leiter) Kommentars zum Buch Sohar, dass der König Gott darstellt; Esther, die jüdische Königin, stellt den korrigierten Wunsch, uns mit Gott zu vereinen, dar. Darum erscheint sie, nachdem Königin Waschti vom rechten Weg abkommt und der König sich von ihr scheiden lässt.

Sie wird Esther (Ester, Hebr.) genannt, vom hebräischen Wort Hastarah her, Verhüllung, weil ihre jüdische Identität noch verborgen ist. Sie wird erst enthüllt, wenn sie die Juden retten muss. Daher auch das Wort Megilla (Schriftrolle, Buch) vom hebräischen Wort Gilui (enthüllen). Darum wird der Handlungsablauf im Buch Esther als „verborgenes Wunder“ bezeichnet, um sprachlich darauf hinzuweisen, was für ein Wunder diese Offenbarung von Gottes Macht im Verborgenen ist.

Mordechai steht für die Eigenschaft von Barmherzigkeit. Er ist reine Güte und will nichts für sich selbst. Wenn zwei Diener den Mord des Königs planen und Mordechai ihn durch Esther warnt, belohnt der König ihn nicht sofort, und Mordechai will auch keine Belohnung oder Anerkennung dafür.

Gottes Plan, die Eigenschaft der Barmherzigkeit – Mordechai – als Herrscher des Königreichs (sprich, der Welt) einzusetzen, ist ein weiteres wichtiges Element, das in der Geschichte verborgen ist. Würde die Welt von der Barmherzigkeit, dargestellt von Mordechai, regiert, würden Menschen glücklicher sein, als wenn sie von der Boshaftigkeit, dargestellt durch Haman, regiert werden würden. Doch Mordechai hat nicht den Wunsch, zu regieren, da er nichts für sich selbst will, und ist ganz froh darüber, anonym zu bleiben.

Um Mordechai nun endlich zur Aufgabe des Herrschers zu zwingen, muss der König eine Bedrohung ins Spiel bringen, die groß genug wäre, um Mordechai zum Handeln zu bewegen: die drohende Vernichtung, die nicht nur Mordechai, sondern auch das gesamte Volk betreffen würde. Diese Bedrohung personifiziert Haman, der das Gegenteil von Barmherzigkeit darstellt, nämlich den rücksichtslosen Wunsch, zu verbrauchen, zu besitzen, und ohne Rücksicht auf Andere zu genießen. Kurz gesagt, Haman ist reiner Egoismus.

Hamans Vorwand dafür, die Juden umzubringen, besteht darin, dass diese nicht vereint sind: „Es gibt ein gewisses Volk, verstreut und abgesondert“. Die Juden wurden zu einem Volk, als sie versprachen, „wie ein Mensch mit einem Herzen“ vereint zu sein. Haman beschuldigt sie, sich „nicht an die Gesetze des Königs zu halten“, was vollkommen Sinn macht, weil das Gesetz ihrer Gründung als Nation von ihnen Einheit verlangt. Wenn sie verstreut sind, dann halten sie sich nicht an dieses Gesetz. Wenn dieser Zustand eintrifft, werden sie überflüssig, und Haman sagt dem König, dass dieser sie loswerden soll.

Die Juden waren in Schrecken versetzt. Weder hatten sie eine Vorstellung, wie sie sich retten sollten, noch wussten sie, was sie verkehrt gemacht hatten, um den Tod zu verdienen. Dann kommt Mordechai und versammelt sie im Gebet um Esthers Erfolg, und sie folgen ihm. Dadurch vereinen sie sich wieder und werden erneut zu einer Nation, genau wie damals am Fuß von Berg Sinai.

Das macht den Vorwand von Haman ungültig, da sie nicht länger „verstreut“ sind, und somit auch nicht mehr gegen das Gesetz des Königs verstoßen. Auf selbstverständliche Weise wird an dieser Stelle das Urteil widerrufen.

Die Charaktere in diesem Stück erzählen uns über die verborgenen Kräfte, die in uns als Individuen und zwischen uns Menschen wirken. Sie sind immer vorhanden und tragen unsere spirituelle Entwicklung. So wie sie damals Haman ins Leben riefen, so bringen sie immer wieder neue Hamans zutage. Heutzutage gibt es etliche von ihnen in jedem Land und heute wie damals besteht das Gegenmittel in der Vereinigung. Wenn wir uns vereinen, sind wir gerettet; vergessen wird dies, werden wir bedroht und sogar vernichtet.

Dies führt uns nun zu der großen Freude an Purim, wo uns befohlen wird, Alkohol zu trinken, bis wir nicht mehr in der Lage sind, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Denn wenn wir uns vereinen, verbreiten wir diese Einigkeit im gesamten Königreich, womit die gesamte Schöpfung gemeint ist. Indem wir uns vereinen, werden wir zum Licht für die Völker, und verbreiten das Licht der Vereinigung.

Wenn alle Menschen sich vereinen, dann muss man nicht mehr auf der Hut sein oder einander misstrauen, da dann alle Menschen Eins sind. In diesem Zustand wird es sogar überflüssig, zwischen Haman und Mordechai zu unterscheiden, und die Betrunkenheit ist das Symbol dafür.

Die Hamantaschen oder Hamentaschen (Jiddisch für Hamans Taschen) stellen die Korrektur der egoistischen Wünsche da, die stattfindet, sobald sich alle Menschen vereint haben. Aus diesem Grund sind sie auch süß gefüllt: das symbolisiert die Freude der Einheit in nicht selbst bezogenen Wünschen.

Zum Schluss: Purim lehrt uns, dass alles Leid als Folge unserer Uneinigkeit kommt. Wenn wir uns nicht vereinen, werden wir verfolgt, so wie im Exil von Babylon, während all der Verfolgungen, die wir in der gesamten Geschichte erlitten, und die wir auch heutzutage wieder fühlen. Mit Einigkeit sind wir jedoch heil und gesund und beschwipst. Also: Wenn alles schief geht, vereinigt euch!

 

Kabbala Akademie

 

Huffington Post, 2015

Megilat Esther

Der folgende Abschnitt ist ein Auszug des Artikels von Rabash über den Feiertag von Purim, „Verhüllung und Enthüllung”:

„Dunkelheit ist das babylonische Exil, in welches sich das Volk Israel selbst gebracht hat, da der Schöpfer (Seir Anpin) schlief. Der Sünder Haman, welcher ein großer Sterndeuter war, warf das Los (Pur), um das Schicksal zu bestimmen. Haman und seine zehn Söhne sind die zehn Klipot (unreinen Kräfte), da er wusste, dass der Schöpfer schlief und somit Seine Höhere Lenkung das Volk Israel (all jene, die zum Schöpfer streben) nicht beschützte. Daher dachte Haman, dass nun die Zeit gekommen sei, um das Volk Israel zu vernichten.

Haman ist unser ganzer Wille zu empfangen, welcher im Gegensatz zum gesamten Licht von Chochma steht. Er weiß, dass das Licht sich offenbaren wird, aber was er nicht weiß, ist, dass dies nur in der mittleren Linie geschehen kann und später sogar wieder zurückgenommen wird, wenn der Übergang in den Zustand der ersten Einschränkung (Zimzum Alef) geschieht. Malchut vereinigt sich mit Seir Anpin in der mittleren Linie und sie steigen zu Bina auf, wo sie den Zustand der Endkorrektur erreichen.

Die Vernichtung des Volkes Israel bedeutet die Vernichtung der Absicht „um zu geben”, welche den Menschen daran hindert, das Licht von Chochma auf egoistische Weise zu empfangen. Mordechai ist die Absicht des Gebens, aber wenn er alleine handelt, ohne die Verlangen von Haman, so ist dies nur Geben in der Absicht um zu geben. Das heißt, dass er das Licht von Chochma zurückweist, damit dieses sich nicht enthüllt.

In anderen Worten, wenn der Mensch nicht in der mittleren Linie arbeitet, dann werden auch seine besten Handlungen des Gebens seinen Weg der Entwicklung nur blockieren. Daher braucht Mordechai die Verbindung mit Haman. Wenn sie beginnen, miteinander zu streiten (ein Streit zwischen der Absicht des Gebens und dem egoistischen Verlangen), fangen sie an zu verstehen, in welchem Ausmaß sie fähig oder nicht fähig sind, sich zu verbinden.

Die Absicht des Gebens macht es möglich, die Verlangen Hamans zu benutzen. Dennoch werden diese tatsächlichen Verlangen nicht erfüllt werden und das führt dazu, dass ein Konflikt zwischen Mordechai und Haman auftritt. Die Geschichte beschreibt, wie ein Mensch die richtige Einheit zwischen zwei streitenden Kräften oder zwei gegensätzlichen Absichten erschaffen kann. Sie beschreibt auch die Schlachten, Verwirrungen und Zweifel, welche uns auf dem Weg der Korrektur erwarten, bis wir die richtige Methode finden.

Dies ist es, worüber in „Megillat Ester” (die Rolle der Esther) erzählt wird.

Was überliefert uns die Tora?

Es ist unmöglich, den Text der Tora unmittelbar zu verstehen. Deshalb erschienen Religionen und all ihre Verdrehungen aus ihrem Missverständnis, und sie wollen uns weismachen, dass wir ihre Regeln in unserem körperlichen Leben erfüllen sollten.

Und die Tora sagt, dass die von Abraham gegründete Gruppe nach Ägypten aufbrach, d.h., sie fühlten nun einen größeren Egoismus.

Dann entschlossen sie sich, den Egoismus zu verlassen, darüber zu steigen, was der Exodus aus Ägypten genannt wird. Sie sind dazu bereit, sich untereinander zu verbinden, um sich über ihren Egoismus zu erheben, mit anderen Worten, sie akzeptieren die Bedingung der gegenseitigen Bürgschaft.

Um jedoch diese Bedingung zu erfüllen und dann den Egoismus zu korrigieren, indem man ihn in der Absicht des Gebens und der Liebe realisiert, brauchen wir noch die höhere Kraft namens Tora, was Licht bedeutet. Und sie bekommen sie. Das Licht sollte in ihre egoistischen Wünsche eintreten, und deshalb bauten sie zwangsläufig das Goldene Kalb.

Moses ist der Teil, der sie vereint, sie über den Berg Sinai erhebt, was Berg des Hasses bedeutet. Er teilte das Licht und es tritt in ihre Wünsche ein, die das Goldene Kalb genannt werden, er vermischt sie, und erhält die Mischung von sehr starken, gegenseitigen, egoistischen Wünschen, in denen das Höhere Licht existiert.

Nun können sie anfangen, mit dieser schrecklichen Mischung zu arbeiten, indem sie nach und nach die erforderlichen Teile aus ihr extrahieren und sie mit dem korrekten System verbinden.

Das geschieht, wenn Moses zum zweiten Mal mit den neuen Bundestafeln von Jom Kippur (dem Tag der Buße) vom Berg Sinai herunterkommt, zehn Tage nach Rosh HaShanah (Neujahr), das heißt, nach der Realisierung der inneren Erhebung und dem Auftreten vollkommen anderer Ziele, Gedanken und Kräfte für die Korrektur – die Existenz eines neuen Systems.

Mit anderen Worten, in zehn Tagen, d.h. in zehn Sefirot nach Keter, erreichen sie Malchut, und sie erlangen vollkommen das System, in dem sie existieren. Deshalb beurteilen sie sich an Jom Kippur selbst, sie verstehen, was sie tun müssen, und sie entscheiden, wie sie weiter leben möchten. Und die tatsächliche Korrektur beginnt nach dem Tag der Buße.

Die ersten Bundestafeln sind das unveränderliche Licht von Chochma, das stärkste Licht, welches schließlich alle Wünsche erfüllen muss und den Zustand der Welt der Unendlichkeit erreicht, unendliche Erfüllung. Sie symbolisieren Zimzum Alef (die erste Einschränkung).

Die zweiten Bundestafeln sind nach der Bedingung von Zimzum Bet (die zweite Einschränkung) gebaut, wenn wir uns vollständig, furchtlos, ohne Fehler zu machen, korrigieren können, weil das Höhere Licht nicht mit derselben Kraft wie beim ersten Mal zu uns kommt, und dann fühlen wir, welche Wünsche miteinander verbunden werden können und wie wir uns selbst richtig korrigieren.

Mit anderen Worten, die zweiten Tafeln symbolisieren den kleinen Zustand, währenddessen wir unsere Natur durch graduelle Handlungen korrigieren. Die ganze Wanderung durch die Wüste spricht genau über diesen Weg.

Aus KabTV’s “Geheimnisse des Ewigen Buches” 8/31/16

[200217]

Das Jahr der Veränderung

Einer meiner Beiträge aus huffingtonpost.de:

Jahr um Jahr versammelt sich der (für gewöhnlich erweiterte) Familienkreis am Rosh-HaShanah-Tisch, und ein lebendiges Geschwätz erfüllt die Luft. Doch oft rückt ein sehr jüdisches Narrativ in den Vordergrund, und das friedliche Geplauder wird zur Neckerei, die sich wiederum in den jüdischen Dauerfavoriten verwandelt: gegenseitige Schuldzuweisungen. Auch dieses Jahr war es nicht anders. Aber wie wäre es mit dem folgenden Vorsatz für das neue jüdische Jahr: Wenn wir uns schon streiten, dann doch wenigstens über ein wirklich heikles Thema: Einheit, und zwar die Einheit des jüdischen Volkes.

Was ist Einheit überhaupt und wer braucht sie? Einheit ist ein Gefühl der Zugehörigkeit und der gegenseitigen Fürsorge und Verantwortung. Es ist eine so innige Sorge für eine andere Person, dass ihre Verlangen zu den eigenen werden. Einheit ist, wie sich eine echte Familie anfühlt. Wer würde das nicht wollen?

Andererseits: warum sollten wir uns mit Menschen vereinen, die wir nicht mögen? Können wir nicht alles haben, was wir begehren, ohne uns mit Fremden zu vereinen? Materialistisch gesehen könnten wir vermutlich fast alles haben, was wir uns wünschen. Wenn uns allerdings materielle Güter glücklich machen würden, dann würde unsere wohlhabende westliche Gesellschaft nicht an Depression, Aggression, Realitätsflucht und Narzissmus leiden. Die fehlende Zutat zum Glück in unserem Leben ist die positive Vernetzung. Wenn wir Misstrauen, Entfremdung und Hass aus unserem Leben werfen und stattdessen Vertrauen, Nähe und Zusammenarbeit darin unterbringen würden, wären wir dann jemals unglücklich?

Wenn man tatsächlich zur Wurzel all unserer Probleme vordringt, erkennt man klar, dass die eigentliche Ursache des ganzen menschlichen Leids die menschliche Natur selbst ist. Heilen wir sie, werden wir alles geheilt haben.

Die (Ur)-Väter und Mütter wussten es als erstes

Abraham war der Erste, der erkannte, dass das Ego die Ursache all unserer Probleme ist. Der Midrash (Bereshit Rabba) erzählt uns, dass als Abraham erkannte, dass seine Landsleute egozentrisch wurden und sich voneinander entfremdeten, Sarah und er ihr Zelt für alle öffneten und Barmherzigkeit und Kameradschaft lehrten.

Nachdem Nimrod Abraham für die Verbreitung von dessen Ideen der Einheit aus Babylon vertrieben hatte, zog dieser mit seiner Gefolgschaft nach Kanaan, und auf dem Weg sammelte er diejenigen auf, die sich ebenfalls für diese Idee begeisterten. Dies war der Kern des Volkes Israel. Offenbar waren unsere Vorfahren ein einzigartiges Phänomen. Sie gründeten ein Volk, welches nicht auf einer gemeinsamen Kultur, Sprache oder biologischen Verwandtschaft, sondern auf dem gemeinsamen Grundgedanke beruhte, dass Einheit der Schlüssel zum Glück ist.

Nachdem wir aus Ägypten auszogen, brachte Moses unsere Einheit ein Stück weiter, und zwar als wir uns dazu verpflichteten, wie „ein Mensch mit einem Herzen“ zu sein. Erst als wir uns diesem Grundsatz verpflichteten, wurden wir „offiziell“ zu einem Volk.

Wie Abraham vor ihm, beabsichtigte Moses nicht, die Einheit ausschließlich für Juden zu wahren. RaMCHal schreibt (RaMCHALs Kommentar zur Tora), dass „Moses sich wünschte, die Korrektur der Welt zu jener Zeit zu vervollständigen, sein Ziel aber wegen der Verfehlungen, zu denen es auf dem Weg kam, nicht erreichte“.

Anstelle einer vollkommenen Korrektur hinterließ uns Moses daher die Aufgabe, wie „ein Licht für die Völker“ zu sein, indem wir die Einheit an alle Menschen übermitteln, die sie nicht durch Abraham oder Moses empfangen konnten.

Für Liebe Kämpfen

Es war nicht einfach, aber unsere Vorfahren gaben sich größte Mühe, um ihre Einheit aufrechtzuerhalten. Auch sie erfuhren Ausbrüche des Egoismus, aber sie lernten, ihre Bindung zu stärken, indem sie ihr Ego mit der Liebe für andere im Gleichgewicht hielten.

Das Buch Sohar (Achare Mot) beschreibt den intensiven Hass, welchen die alten Juden erlebten, und wie sie das Endziel, Einheit und Liebe für andere an die ganze Welt zu übermitteln, im Herzen behielten. „Siehe wie gut und angenehm, wenn Brüder geeint zusammensitzen.“ „Diese sind Freunde, wenn sie unzertrennbar zusammensitzen. Zuerst scheinen sie wie Krieger, die sich gegenseitig umbringen möchten. Dann kehren sie zu einem Zustand der brüderlichen Liebe zurück. …Und ihr, Freunde, die ihr hier seid, so wie ihr zuvor in Zuneigung und Liebe ward, so werdet ihr euch auch fortan nicht trennen … Und wegen eurem Verdienst wird es Frieden in der Welt geben.“

Judenhass beginnt

Vor ungefähr zwei Jahrtausenden misslang uns der Übergang vom Verlangen, einander zu töten, wie der Sohar es ausdrückt, zum Verlangen, einander wie Brüder zu lieben. Erbitterter Hass brach zwischen uns aus und verursachte unser Exil. Schlimmer noch, ohne einander zu lieben und ohne Einheit waren wir nicht in der Lage dazu, ein Licht für die Völker zu sein. Durch unseren Hass haben wir das Tor zum Glück der Welt verschlossen.

Die heutige westliche Gesellschaft besteht weitgehend aus den Nachkommen der Babylonier, die Abraham und Moses miteinander verbinden wollten. Wer wird ihnen ohne unsere Einheit den Weg zeigen?

Als wir, die als Wegführer auf dem Weg zur Verbindung angedacht waren, in unbegründeten Hass verfielen, begannen die Völker unbewusst damit, uns für ihre Schwierigkeiten zu beschuldigen. Da sie das Wesen unserer Verfehlungen nicht deutlich aussprechen können, bezichtigen sie uns aller Schwierigkeiten, denen sie gegenüberstanden. Zur gleichen Zeit haben wir, ein Volk, welches einst die Nächstenliebe als Inbegriff unseres Rechtssystems verstand, unsere Einheit nicht weiterverfolgt und unsere Aufgabe vergessen. So konnten wir auch die Wut der Völker nicht verstehen. Dadurch entstand das, was wir als Antisemitismus bezeichnen.

Je Größer das Ego, desto Größer der Hass

Mit jeder neuen Generation verstärkt sich der menschliche Egoismus und veranlasst uns dazu, eifriger und bösartiger die Vernichtung der anderen zu suchen. Ohne ein Gegenmittel gegen unsere eigene wachsende Bösartigkeit werden wir uns selbst und unseren Planeten zerstören.

Das Ego verstärkt sich wellenförmig. Diese Wellen überschwemmen die Welt und lassen dann nach, um der Menschheit Ruhe für Selbstüberprüfung und Korrektur zu geben. Die jüngste Welle trat in Form des 2. Weltkrieges auf. Nun stehen wir einer weiteren Welle gegenüber, und wie immer wird sich die Wut zuerst gegen die Juden entladen. Da unsere Egos ruchloser denn je sind – wie wir leicht erkennen können, wenn wir auf die Welt um uns herum schauen – sollten wir erwarten, dass die nächste Runde des Judenhasses verhältnismäßig schlimmer wird.

Zurück zu den Wurzeln

Trotz alldem können wir den verhängnisvollen Trend noch umkehren, wenn wir zu den Wurzeln unseres Stammes zurückkehren. Es spielt keine Rolle, dass die Völker nicht wissen, dass das, was sie von uns brauchen, die Einheit ist, oder dass wir deren Vorzüge vergessen haben. Alles was wir machen müssen, ist es, uns daran zu erinnern, dass „Hass Hader erregt, und Liebe alle Übertretungen bedeckt“ (Sprichwörter 10:12).

Die brüderliche Liebe zwischen uns wird erwachen, sobald wir sie durch unsere Anstrengungen in Bewegung setzen. Unmittelbar danach können wir abermals „ein Licht für die Völker“ sein, und dann wird die Welt ihre Einstellung uns gegenüber verändern. Aus diesem Grund steht geschrieben: „Die beste Waffe gegen Unheil ist Liebe und Einheit. Wenn es Liebe, Einheit und Freundschaft in Israel gibt, kann kein Unheil über sie kommen“ (Maor Washemesh).

In der Hoffnung, seine Brüder in Polen vor dem Holocaust zu retten, schrieb Rabbi Yehuda Ashlag: „Das israelische Volk wurde als eine Bindeglied errichtet, durch welches Funken der Reinigung an die gesamte Menschheit in der ganzen Welt weiterfließen werden.“ Damals fand sein Appell keine Beachtung. Wir dürfen so etwas aber nicht noch einmal geschehen lassen.

Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen aufhören

Lasst uns in diesem Jahr die gegenseitigen Schuldzuweisungen endgültig ad acta legen. Rosh HaShanah ist nicht nur der Anfang eines neuen Jahres; es ist auch Rosh Hashinui (der Anfang der Veränderung). Der Hass der Welt uns gegenüber veranlasst die Welt dazu, jede einzelne unserer Bewegungen zu beobachten. Lasst uns dies zu unserem Vorteil nutzen und nicht zum Vorteil der Welt. Lasst uns miteinander verbinden und zeigen, dass wir „unsere Übertretungen mit Liebe bedecken“ können. Lasst uns den Weg zum Frieden ebnen, indem wir den Frieden zwischen uns selbst herstellen. Lasst uns in diesem Jahr „ein Licht für die Völker“ sein, zum ersten Mal in der neueren Geschichte, und lasst uns dieses Jahr zum Jahr der Veränderung machen.

Chag Sameach

Frohes Neues Jahr

Die Korrektur kann nicht an einem Tag erledigt werden

Frage: Worin liegt der Unterschied zwischen der Versündigung gegenüber dem Menschen und jener gegenüber dem Schöpfer?

Antwort: Die Versündigung ist die Nutzung des eigenen Egoismus zum Schaden des Nächsten. Und „der Nächste“ – das ist alles, was außerhalb eines selbst existiert. Die Versündigung im Bezug auf den Schöpfer ist ein Verbrechen gegen die allgemeine höhere Kraft, die die ganze Welt erfüllt. Das Verbrechen besteht darin, sich nicht auf die ganze Welt so zu beziehen wie zu seinem eigenen Besitz.

Der Schöpfer will, dass wir Ihm gleich werden. Stell dir vor, dass du der  Besitzer von der ganzen Welt bist. Wie würdest du dich zu dieser Welt beziehen? Du würdest diese Welt lieben, schützen, auf sie aufpassen. Sogar die kleinste Ameise wäre für dich kostbar wie du selber. Wichtig ist aber die Beziehung zu Menschen, weil du mit ihnen eine gegenseitige Bindung aufbauen und dich mit ihnen zu einem Menschen mit einem Herzen verbinden kannst. Das heißt seine Sünde sühnen.

Mit der egoistischen Ausnutzung anderer Menschen begehe ich gegen Ihn ein Verbrechen. Und wenn ich mich zur ganzen Welt nicht wie zu mir selbst verhalte, ist das ein Verbrechen gegen die höhere Kraft. Weil ich die ganze Welt wie einen Teil von mir empfinden soll. Ich befinde mich in dieser Welt wie im Inneren eines Kuchens, wo alles miteinander zu einem Ganzen verbunden ist und ich bin verpflichtet, mich zu allem, was mich umgibt, wie zu mir selbst zu verhalten.

Alles, was wir um uns herum sehen, ist der Schöpfer, die Natur. Wenn ich mich zur ganzen Welt nicht wie zu mir selbst beziehe, kann ich an Jom Kippur nicht mein Verbrechen begreifen, bereuen und Vergebung erhalten. Weil von der nichtlebendigen, pflanzlichen und tierischen Welt keine Reaktion zu erwarten ist.

Mit anderen Menschen muss ich mich auf so eine Art verbinden, dass sie mich lieben und ich sie. Die Liebe deckt alle Sünden zu. Ich muss  die Methode der Verbindung mit meinem Freund realisieren, indem zwischen uns solche Verhältnisse aufgebaut werden, die man die Liebe nennt.

Zu lieben heißt, einander nah zu sein, dass ich alle Verlangen des anderen fühle und versuche, sie zu erfüllen und er seinerseits alle meine Verlangen erfüllt. Wir verschmelzen so, dass es zwischen uns keinen Unterschied mehr gibt. Und so sollen sich alle Bewohner dieser Welt verbinden.

Wenn wir das erreichen, erfüllen wir alles, was die höhere Kraft von uns verlangt – wir realisieren die Vorbestimmung, wofür wir erschaffen wurden.

Jom Kippur ist ein Symbol der Korrektur, die nicht an einem Tag im Jahr erledigt werden kann. Jeder ist verpflichtet, an sich zu arbeiten, bis er die Endkorrektur erreicht: sich mit der ganzen Schöpfung zu einem Herzen, einem Verlangen zu verbinden und auch mit dem Schöpfer zu verschmelzen.

Seine Versündigung zu sühnen heißt, solche Handlungen durchzuführen, die zum Verschwinden der egoistischen Verlangen führen. Sie werden durch das Verlangen zu lieben ersetzt.

Frage: Worüber soll ich am Jom Kippur nachdenken, damit er glimpflich ausgeht?

Antwort: Denke daran, dass du geboren wurdest, damit du die Liebe zu allen erreichst und durch diese allgemeine Liebe die zukünftige Welt und den Schöpfer hier und jetzt offenbarst.

Aus der TV Sendung „Neues Leben“ vom 17 September 2015

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Der Pharao ist die Quintessenz des Übels

bildFrage: Ich glaube, dass die Selbstsucht eine positive Eigenschaft ist, ohne die sich der Mensch nicht entwickeln kann. Wenn ein Kind keine Selbstsucht hat, strebt es nicht nach Lernen und nach Wachsen.

Antwort: Das Streben nach Wissen, Bildung, Kultur, die Welt zu sehen, in den Kosmos zu fliegen bedeutet nicht eine böse Selbstsucht. Der böse Trieb bedeutet schlechte Beziehungen zwischen uns, den Wunsch, den Nächsten zu benutzen, ihn zu unterdrücken.

Der Wunsch, einfach groß zu werden, ist kein Egoismus; vielleicht will ich damit der Menschheit doch etwas Gutes geben. Der Egoismus ist der Wunsch, andere zu unterdrücken , sie zu unterjochen.

Der Pharao, der Zar Ägyptens, ist eine Quintessenz des ganzen Übels. Es ist die besondere Kraft, die jeder Mensch von Natur aus hat; sie wird der böse Trieb genannt und schädigt unsere Beziehungen. Es geht nur um sie, und nicht um das Streben des Menschen nach Entwicklung.

Der Pharao ist der Zar Ägyptens; er beherrscht uns doch absolut, ohne nach unserem Wunsch zu fragen. Er befiehlt uns nur, was wir machen sollen, belastet uns mit der erschöpfenden Arbeit.

Der Pharao befiehlt uns zu bauen, das heißt, vereinigt zu werden. Aber, wenn wir nicht vereinigt werden wollen, steht er zwischen uns und verursacht Streit unter uns und hat Spaß daran.

Der heutige Mensch ist ein Sklave dieser besonderen Kraft, die Pharao heißt. In der Natur gibt es diese Kraft, die die ganze Welt durch die Evolution schiebt. Sie trägt zur allgemeinen Entwicklung der Technologie, der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung bei.

Aber innerhalb dieser Entwicklung ist eine Kraft versteckt, die uns zwingt, uns schlecht und egoistisch zueinander  zu verhalten und zu genießen, dass wir höher als andere, erfolgreicher als andere sind, und sie unterdrücken können.

Jeder will Pharao werden und andere verwalten. Wenn er eine Möglichkeit hat, andere so zu kränken, dass sie keine Möglichkeit haben, zu fliehen, hat er daran Spaß. Es heißt, dass jeder von uns in seinem Inneren einen Pharao hat.

 

Aus dem 538. Gespräch über das neue Leben, 22.03.2015

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