Auszug aus der ersten Kongresslektion in Berlin
Frage: Das Motto des Berliner Kongresses lautet „Harmonie“. Was bedeutet Harmonie für einen Kabbalisten?
Meine Antwort: Wenn ein Kabbalist über die Harmonie spricht, meint er die komplette Ähnlichkeit mit der Höheren Stufe, nämlich, mit der höheren Energie, Information, dem sogenannten Licht, das um uns herum existiert, mit dem wir zum vollständigen Kontakt kommen und in dem wir aufgehen müssen. Unser Ich verschwindet dabei nicht. Im Gegenteil, unser Ich und das Licht verschmelzen zu einem Ganzen. Eben diese Harmonie ist unser Ziel.
Die gesamte Menschheit ist von der Stufe herabgestiegen, in der alles zu einem Ganzen verbunden war, und die als „Welt der Unendlichkeit“ oder „Harmonie“ bezeichnet wird. Indem wir allmählich die Stufen der fünf Welten – Adam Kadmon, Azilut, Brija, Yezira, Assija – herabgestiegen sind, sind wir an unserem gegensätzlichsten Zustand angelangt – in „unserer Welt“. Natürlich gibt es hier keine Harmonie. Das ist die Welt des Chaos und der Finsternis.
Wir sind hier, in diesem Zustand, angekommen und haben uns im Laufe der Jahrtausende, im Laufe unserer gesamten Geschichte, auf der tierischen Ebene entwickelt. Nun beginnen wir mit dem Aufstieg zur ersten Stufe unserer spirituellen Entwicklung.
Und dieses ganze globale Durcheinander, das in der Welt existiert, dieses ganze Chaos, das wir nun beginnen wahrzunehmen, der gegenseitige Hass und die völlige gegenseitige Abhängigkeit zugleich – all das kommt von dieser ersten Stufe in uns zum Vorschein, auf der wir alle bereits zu 1/125 der vollständigen Verbindung vereint werden müssen.
Diese Stufe leuchtet uns bereits von dort; aus diesem Grund erscheint uns unsere Welt so schrecklich, zerrüttet, gegensätzlich, versunken in vollkommenem Hass, in vollkommener Unfähigkeit, zusammen zukommen und sich zu einigen. Wieder versammeln sich die Staats- und Regierungschefs in Davos, danach an irgendeinem anderen Ort – und sie können nichts erreichen. Und sie werden nichts erreichen können! Durch nichts! Keine Abkommen werden helfen! Die Menschheit wird zu einem Zustand gelangen, in dem sie sich entweder vernichtet oder vereint. Aber wie?
Eben diese Frage „Aber wie?“ wird aufkommen. Genau dann werden sie begreifen, dass es keine andere Möglichkeit gibt außer der, sich dieser Methode der Vereinigung zuzuwenden, die genau aus diesem Grund bereits im alten Babylon entstand. Dann werden sie an der Kabbala festhalten.
Doch in ihnen muss diese schreckliche Frage aufkommen. Sie entsteht entweder in den Menschen, die innerlich dazu bereit sind, von selbst zu uns zu kommen, oder in der ganzen Welt, wenn der Zustand der Welt bereits bis zum Äußersten gelangt ist.
Dieses Gefühl von Chaos, Finsternis, fehlender Harmonie wird also als Gegensatz zu jener nächsten Stufe empfunden, die wir erreichen müssen, von der uns im Gegenteil Harmonie, Einheit, Integrität leuchtet.
Diese beiden Zustände empfinden wir im Moment. Und aus diesem Grund befindet sich unsere Welt in diesem Übergangszustand auf dem Weg zur ersten spirituellen Stufe. Das ist die schwierigste Phase – der Durchbruch.
Und wenn wir, unsere weltweite kabbalistische Gruppe, Hunderttausende von Menschen, allmählich, von einem Kongress zum nächsten, eine solche Anspannung, eine solche Verbindung zwischen uns aufbauen, wenn wir die ganzen Zustände der Verzweiflung in uns durchlaufen und dennoch nach einer inneren Vereinigung verlangen, wenn wenigstens wir, ein kleiner Teil der Menschheit, es schaffen, dies umzusetzen, wird das zu einem Rettungsseil für die gesamte Menschheit. Und jene Harmonie, die in uns zu spüren sein wird, wird die ganze Menschheit wie ein Magnet zu uns hinziehen. Das müssen wir erreichen.
Deshalb ist die Harmonie, von der die Kabbala spricht, ein Zustand, in dem alle Menschen zu einem Ganzen, zu einem kollektiven Gebilde, genannt „Adam“, verbunden sind – zu einem gemeinsamen Verlangen, einer gemeinsamen Seele, in deren Innerem die nächste Stufe, unser ewiger, vollkommener Zustand, sich herausbildet. Und das ist durchaus erreichbar. Alles hängt von uns ab.
Auszug aus der ersten Kongresslektion in Berlin, 28.01.2011
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