In den Nachrichten (aus The New York Review of Books): „Die Krise und wie man mit ihr umgeht“
Folgendes sind Auszüge aus einem Symposium über die Wirtschaftskrise, vorgestellt von The New York Review of Books und PEN World Voices im Metropolitan Museum of Art am 30. April. Teilnehmer waren der ehemalige Senator Bill Bradley, Niall Ferguson, Paul Krugman, Nouriel Roubini, George Soros und Robin Wells mit Jeff Madrick als Moderator.
Jeff Madrick: „Wir haben ein Drei-Fronten Problem: Einen Wohnungsmarkt der durchdrehte, als die Hypothekenblase platzte; eine Kreditkrise – die schlimmste seit den frühen 1930ern; und jetzt ein scharfer Rückgang in der Nachfrage nach Gütern, Dienstleistungen und Kapitalinvestment, was zu einer ernsthaften Rezession führt.“
Bill Bradley: „Die Staatsregierung hat jetzt Garantien und Haftungen für ca. 12,7 Billionen Dollar für den US Finanzsektor ausgestellt und wir haben bereits etwas mehr als 4 Billionen für diese Krise ausgegeben … Wenn wir in den Juni, Juli vorausschauen und uns das PPIP ansehen (Öffentlich Privates Investment Programm, das vom Finanzminister Timothy Geithner geschaffen wurde) wird es keinen Erfolg geben, die Bankvermögen auf einem Niveau zu verkaufen, wie sie in den Bankbilanzen ausgewiesen wurden.“
Neal Ferguson: „Das ist das Ende des Zeitalters der Fremdkapitalaufnahme, die, wie ich vermute, in den späten 1970ern begann und einen explodierenden Anstieg der Schulden des Bruttoinlandsprodukts erlebte, nicht nur in diesem Land, sondern in vielen anderen Ländern … Das ist eine Krise der Weltwirtschaft. Ich gehe sogar so weit zu sagen, es ist eine Krise der Globalisation selbst.“
Paul Krugman: „US Haushalte sahen ihren Nettowert abrupt um 13 Billionen $ fallen, und rund um die Welt erscheinen gleiche Rückschläge. Also wollen die Leute und die privaten Haushalte wieder sparen … Das verursacht ein Problem … Wenn wir die Frage stellen „Wo werden die Spareinlagen herkommen, um die riesigen US Regierungsdefizite zu finanzieren?“ , dann ist die Antwort: „Von uns.“
Die Chinesen tragen in keiner Weise dazu bei … Die Dinge werden langsam schlimmer, aber wir haben es nicht geschafft, eine Krise abzuwenden, die sich als selbstverstärkend herausstellen und uns für viele, viele Jahre in dieser Falle belassen könnte.“
Nouriel Roubini: „Es ist mittlerweile ziemlich klar, dass dies die schlimmste Finanzkrise, Wirtschaftskrise und Rezession seit der Großen Depression ist … Aber wir schrumpfen immer noch mit einer sehr hohen Rate … Der Ausblick für Europa und Japan, sowohl für dieses und als auch für das nächste Jahr, ist sogar noch schlechter …
Die Lektion der Großen Depression ist völlig klar: Es fing mit dem Zusammenbruch des Aktienmarktes 1929 an und wir endeten mit dem Zweiten Weltkrieg. Demzufolge ist Krieg eine Konsequenz des Scheiterns, um geeignete Maßnahmen innerhalb eines geforderten Zeitrahmens zu ergreifen.
Politiker sind der Meinung, dass Selbstregulation der Weg ist, den man gehen muss, das heißt, dass es keinerlei Regulierung gibt. Das ganze Modell der Selbstregulation ist in Flammen aufgegangen.“
Georg Soros: „Es gibt zwei Eckdaten, auf die, so meine ich, hingewiesen werden sollte. Einer ist, dass das Finanzsystem, so wie wir es kennen, wirklich zusammengebrochen ist … Zur gleicher Zeit hatte der finanzielle Schock einen gewaltigen Effekt auf die reale Wirtschaft, und die reale Wirtschaft ging in den freien Fall über, und der war global …
Märkte wurden grundsätzlich als selbstkorrigierend angesehen. Dieses Paradigma hat sich als falsch herausgestellt … Wenn die Menschen diese Krise in der gleichen Weise bewerten wie die vorhergehenden Finanzkrisen, machen sie einen Fehler … Das Interessante ist, dass das, was kurzfristig getan werden sollte, fast das genaue Gegenteil von dem ist, was langfristig getan werden muss. Offenbar war das Problem exzessive Fremdkapitalaufnahme.“
Robin Wells: „In vielerlei Hinsicht sind wir beinahe feindlich dazu eingestellt, die Situation anzusprechen, in der wir uns mit den Netto-exportierenden Ländern wiederfinden … Daher denke ich, dass wir uns mit dem chronischen Welthandelsungleichgewicht befassen müssen. Wir können sehr gut eine Annäherung an mehr Protektionismus erkennen.“
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