Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Frage unseres Blog-Lesers über die Kinderlosigkeit 05.08.2012

Frage: Schon länger als ein Jahr beunruhigt mich die Unmöglichkeit meiner Frau, schwanger zu werden. Wir beide sind schon längst über dreißig, sind aber immer noch kinderlos. Wir haben nicht rechtzeitig an die Kinder gedacht, und müssen jetzt dafür büßen. Meine Frau ist ständig krank, sie hat gynäkologische Probleme. Jeden Monat warten wir mit der Hoffnung auf die Schwangerschaft, aber sie tritt nicht ein. Wir sind so traurig und nervös geworden. Ich studiere schon ca. ein halbes Jahr an der Kabbala-Akademie. Ich bitte Sie, sagen Sie mir, was ich tun muss, welche Veränderungen ich verwirklichen muss, um endlich Vater zu werden.

Meine Antwort: Lassen Sie sich nicht in die Ecke treiben. Solche Beunruhigung, besonders bei den Frauen, verhindert vollkommen ihre Möglichkeit der Empfängnis.

Deshalb ist es Ihre Pflicht, vor allem zu lernen, sich über die Familie, über die Frau zu freuen, unabhängig von Ihrem unerfüllten Verlangen. Die Freude – wie wir lernen – ist ein Zeichen des Lebens, eine wichtige Bedingung.

Weiterhin sollen Sie ab diesem Moment und weiterhin Ihr Zusammenleben so führen, dass Sie Ihrer Frau ununterbrochen die Zeichen der Aufmerksamkeit schenken, und ihr ständig andeuten, dass Sie nur sie mögen, und nicht „ihr Gerät“ für die Geburt der Kinder.

Wir lernen diese tiefen Grundlagen der notwendigen Korrekturen in der Kabbala: Erstens existieren das natürliche Verlangen, Kinder zu haben, sowie alle Vorbedingungen dafür nur im weiblichen Teil der Schöpfung, innerhalb der Frau, deshalb sollen diese nicht durch die psychologischen Störungen, durch die Beunruhigung oder Vorurteile, wie sie in der gegenwärtigen Gesellschaft üblich sind, beansprucht werden. Zweitens ist für das Geschöpf jede Erscheinungsform des Schöpfers, „das Zeichen der Aufmerksamkeit“ von seiner Seite eine Quelle des Lebens. Ebenso erfolgt es in den Beziehungen zwischen dem Mann und der Frau: sie (die Schöpfung) wartet auf das Licht, deshalb nimmt sie jedes beliebige Wort und die Handlung des Mannes als das Zeichen der Aufmerksamkeit oder der Unaufmerksamkeit wahr. Seine Beziehung ihr gegenüber erhöht oder vermindert ihre Lebenskraft und alle ihre natürlichen Möglichkeiten und die Vorbedingungen.

Unterschiede in der Familie überwinden

Integrale Familie – das ist in erster Linie eine Familie, in der beide verstehen, dass sie eine Einheit bilden müssen. Sie müssen sich über ihre natürlichen Unterschiede erheben.

Wir sind untereinander alle völlig unterschiedlich und können uns nicht einmal vorstellen inwiefern. Denn wenn unser Egoismus ausbricht und wir entweder im Affektzustand (Angst oder Reizung) sind oder in einem Zustand des Glücks und der Euphorie, dann kommen in uns solche Neigungen zum Vorschein, von welchen wir nicht einmal ahnen konnten, dass wir sie haben.

Das bedeutet, dass wir trotz unserer Unterschiede zu einer gewissen Art der integralen Zusammenarbeit kommen müssen. Was folgt daraus? Wir brechen den Menschen auf gar keinen Fall und versuchen nicht, ihn zu ändern. Wir treiben ihn zu einer Zusammenarbeit mit Anderen an, wie beim Puzzle, wo die Rundungen und Höhlungen der unterschiedlichen Teile des Bildes eine Verbindung zwischen ihnen erlauben, so dass ein Gesamtbild entsteht. Natürlich werden hier einige Grundlagen der Psychologie gebraucht, die Arbeit mit sich selbst, die Zusammenarbeit mit den Anderen, um gleichzeitig sich selbst und die Anderen zu verstehen. Wenn wir das alles dem Menschen geben, werden sie mit großer Sicherheit anders werden.

Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung, 08.07.2012

Um nicht beim zerbrochenen Trog zu landen

Frage: Wenn ich in der Familie zustimmen und einräumen soll, dann genügt es jedes Mal, einfach einen Kompromiss einzugehen?

Meine Antwort: Nein, der Kompromiss nützt nichts. Den Kompromiss erlangt man unter dem Druck der äußeren Kraft: Es bleibt ihnen nichts übrig, sie haben keine Wahl, weshalb sie schon notgedrungen diese Handlung ausführen. Diese falsche Lösung basiert auf der Existenz der egoistischen Zustände, die zwischen den Menschen entstehen.

Sie sollen darüber nach dem Prinzip „zeige mir alle deine Verlangen, und ich werde sie allmählich erfüllen“ hinaufsteigen. „Und wenn du willst, dann kann ich dir von meinen Wünschen erzählen“.

Frage: An der Stelle erinnere ich mich an das Märchen „Über den goldenen Fisch“ – an die Alte, die nur an die Erfüllung der eigenen egoistischen Verlangen gedacht hat.

Meine Antwort: Lasst uns in der Familie etwas anderes vereinbaren. Die Familie ist im Prinzip etwas sehr Nahes, Intimes, Geschlossenes, und nicht die riesige Gesellschaft, in der wir unter dem Druck der Natur die guten Beziehungen mit allen Übrigen schaffen sollen. Lasst uns wenigstens in der Familie diese Einstellung umzusetzen. Wir könnten einach die Gegenseitigkeit vorspielen: Ich fülle deine Verlangen aus, du füllst meine Wünsche aus, wir machen es so, dass jeder mit dem anderen zufrieden ist.

Sie werden erkennen, inwiefern dabei ihre gegenseitigen Forderungen sinken werden: Sie werden plötzlich fühlen, dass sie auf Vieles verzichten können, da es dafür keine Notwendigkeit gibt; sie werden sogar bereit sein, allem zuzustimmen, wobei es ihnen dennoch gut und komfortabel gehen wird.

Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung, 08.07.2012

Der musterhafte Familienvater

Frage: Viele Familienangehörige unserer Freunde, die sich aktiv an dem Aufbau des Integralsystems beteiligen, beginnen unseren Freunden vorzuwerfen, dass diese fauler geworden sind und irgendwelche notwendigen Sachen nicht mehr erledigen.

Wie soll man sich hier richtig verhalten? Der Mensch soll sich doch für die Familie engagieren und seine Aufgaben erfüllen?

Meine Antwort: Jeder soll seine erforderliche Teilnahme am Familienleben realisieren, wobei er seine Bemühung im Hinblick auf den spirituellen Aufstieg erkennen muss. Du sollst dich um die Familie kümmern. Es geht um die Arbeit mit der selben Selbstsucht, sie ist aber nicht mehr persönlich, sondern eher familiär. Dann kommst du voran.

Frage: Das heißt, ein solcher Mensch soll in den Augen der Nachbarn absolut normal sein, als ob er sich um die Familie sorgen, das Geld verdienen und die materiellen Probleme usw… lösen würde?

Meine Antwort: In einem bestimmten Rahmen. Er soll nicht danach streben, möglichst viel zu verdienen. Seine Sorge gilt den Mitteln, die für die normale Existenz notwendig sind. Er sollte so handeln: Alles über das Notwendige hinaus soll er für die Vereinigung der Welt oder für anstehende Veranstaltungen und für die Verbreitung sparen.

Auszug aus dem Gespräch über die Integrale Erziehung, 30.05.2012

Wie ist eine glückliche Ehe zu führen

Ratschlag (Journal of Social Psychology): Ehepaare sollten öfters einander die Worte der Dankbarkeit aussprechen. Die Dauer und der Charakter der Beziehung hängen von der Bedeutsamkeit des eigenen Gefühls dem Partner gegenüber ab. Bemühen Sie sich, die Aufmerksamkeit auf die positiven Momente in Ihren Beziehungen zu konzentrieren. Dankend rufen Sie die Dankbarkeit des Partners hervor. Die Unstimmigkeit in der Beziehung fängt dann an, wenn die Nähe des Partners für selbstverständlich gehalten wird.

Je mehr Verständnis, Sorge und Unterstützung in den Handlungen eines Partners geäußert werden, desto öfter empfinden beide Partner das Gefühl der Freude. Die Annäherung zum Partner während des Gespräches, die Blicke, die leichten Berührungen sind äußerliche Erscheinungsformen der Dankbarkeit.

Mein Kommentar: Es gibt nichts Neues in diesen Ratschlägen. Wie ist aber der Stolz zu überwinden, um auf die Gefühle des anderen einzugehen, wie kann man nicht an die eigene Erfüllung denken, sondern an die Füllung des Verlangens des Partners? Wie kann die egoistische Liebe altruistisch werden? Dies sollte in einem kurzen Kurs der Kabbala unterrichtet werden; denn gerade sie ist die Methode der Korrektur unserer Natur, sie ermöglicht es uns,vom Empfangen zum Geben überzugehen!

Eine kurze Übersicht des Kurses über die integrale Erziehung. Die familiären Beziehungen

Heute existieren keine familiären Beziehungen als solche.

Selbst wenn eine Familie gegründet wird, fühlt sich jeder innerhalb der Familie als das abgesonderte Element, das von seinem Partner unabhängig ist. Außerdem fühlen die Kinder sich absolut unabhängig von den Eltern oder wollen sehr unabhängig zu sein. Und die Eltern wollen auch nicht, dass die Kinder sie beschweren. Wir haben unter dem Einfluss des Egoismus die familiären Beziehungen zerstört.

Deshalb müssen wir für unsere Zukunft etwas tun. Wenn heutzutage bis zu 70 % der jungen Menschen sich keine Ehe und keine Kinder wünschen, so erwartet uns bei weitem keine fröhliche Perspektive. Ich spreche nicht mal darüber, dass es niemanden geben wird, um die alternde Bevölkerung zu ernähren – heute ist diese Tendenz besonders in Europa sichtbar.

Wir sollen den Menschen den „Zauber des Familienlebens“ zurückgeben, denn dieser ist heute absolut nicht vorhanden! Alles erfolgt notgedrungen – während die Frauen noch die Kinder haben wollen, sind die Männer passiv und wollen überhaupt nichts.

Die integrale Erziehung erklärt dem Menschen die Verbindung zwischen den Menschen, führt ihn zur Verbindung mit den anderen hin. Er beginnt plötzlich, die Feinheit, die Liebe, irgendwelche Gefühle gegenüber den anderen Menschen zu empfinden, er beginnt, alle mehr als früher zu fühlen. Heute hören die Menschen ganz auf, einander zu fühlen, ihnen genügt die Kommunikation mittels der SMS-Mitteilungen.

Die integrale Erziehung ruft im Menschen die guten Gefühle bezüglich den anderen hervor, regt in ihm den besonderen Sensor an: er wird empfindlicher gegenüber dem, wie sich die Menschen zu ihm verhalten, wie er sich zur Annäherung bzw. zur Entfernung verhält. Er beginnt, darauf sinnlicher zu reagieren, und so wacht in seinem Inneren die wegen der Selbstsucht verlorene Notwendigkeit der Empfindung zu anderen Menschen auf. Er wird fühlen, dass sich darin die Quelle der Wärme, der Freude, des Erfolges, der Überzeugung befindet, statt sich in der Wohnung wie in einer Muschel abzuschließen.

Das Bedürfnis der Wärme, der Anteilnahme, der gegenseitigen Kommunikation, das die integrale Erziehung kultiviert, wird den Menschen motivieren, eine Familie gründen zu wollen.

Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung, 22.05.2012

Heirat gemäß spiritueller Berechnungen

Wenn ich aus meinem kleinen Umschlag herausgucken könnte und sähe, wo in dieser globalen Welt ich bin, wie ich die ganze Menschheit behandle, die als eine Seele unterschiedliche Veränderungen durchlebt, sich ihrem perfekten Zustand nähernd – dann würde ich mein Leben ein bisschen anders wahrnehmen. Ich würde nicht mehr mein persönliches Leben betrachten, ein Leben so klein wie das einer Ameise, das gar nicht berücksichtigt werden sollte.

Wenn ihr eingeschlossen seid in den großartigen, weltweiten Prozess, zusammen mit anderen, werdet ihr fühlen, dass ihr im unbegrenzten Fluss des Lebens dabei seid. Einstweilen sollten wir lernen, was zu tun ist, um die Ewigkeit der Natur zu empfinden und darin eingeschlossen zu sein. Dann, von dieser Höhe aus, werdet ihr in der Lage sein, all eure persönlichen Probleme zu lösen.

Wenn wir jedoch versuchen, sie auf der gewöhnlichen, körperlichen Ebene zu lösen, werden wir gar nichts klären können. Der Beweis sind all die vergeblichen Versuche der Regierungen, die derzeitige Situation zu verbessern. Es gibt kein anderes Mittel, unseren persönlichen Zustand zu korrigieren, als die integrale Bildung und Erziehung.

Eine Frau, die sich heute schlecht fühlt, weil sie keinen Partner finden konnte, mit dem sie eine Familie aufbaut und Kinder hat, sollte daher verstehen, dass die Natur sie auf diese Weise dazu verpflichten will, in die ganze Welt einbezogen zu sein als eine Frau.

Infolge des Einbezogenseins in die Welt, das aus integraler Erziehung resultiert, fängt sie an, die Beziehungen zu verstehen, die sie mit anderen haben sollte. Sie beginnt zu fühlen, wie gut diese Verbindung auf Gegenseitigkeit mit der ganzen Welt ist.

Dann wird sie den richtigen Mann treffen , und sie werden anfangen, zu lernen, wie sie einander wechselseitig unterstützen können, um auf die spirituelle Ebene aufzusteigen und eins zu werden, obwohl sie immer noch verschieden sein und jeder in seinem eigenen Ego verbleiben können.

In dem Moment, in dem sich die persönliche Wahrnehmung ändert, wird alles innerhalb kürzester Zeit gut laufen. Sie werden sich wünschen, stärker verbunden zu sein und Kinder zu haben, so dass die wechselseitige Verbindung spirituell umgesetzt werden kann. Diese Stimmung wird sie zwingen, eine Familie zu gründen.

Auszug aus dem 19. Gespräch über das neue Leben, 02.02.2012

Ohne Einheit der Familie gibt es keine Einheit der Menschheit

Frage: Wie wichtig ist die Familie für den Aufbau der Integralgesellschaft? Wie soll sie in der neuen Welt aussehen?

Meine Antwort: Die Familie wird sich verändern. Heute werden viele Familien zerstört, und sie werden weiterhin auseinander fallen. Aber wenn wir über die Selbstsucht aufsteigen werden, um uns mit anderen in einer integralen Beziehung zu verbinden, dann werden wir erkennen, dass man über unserem Egoismus ein System normaler, richtiger, guter Kommunikation aufbauen kann: man kann entweder unten als Einzelgänger-Egoist auftreten, oder oben ein ganz anderes System der gegenseitigen Verbindung und der Vereinigung aufbauen.

Dann werden und wir uns gegenüber der Familie anders verhalten. Das heißt, auch wenn ich die anderen Menschen gar nicht brauche, werde ich erkennen, dass ich in der Familie unbedingt die Verbindung, die Einigkeit mit allen Übrigen realisieren kann. Ohne Vereinigung in der Familie ist es unmöglich, die Vereinigung innerhalb des Volkes, innerhalb des Landes, innerhalb der Menschheit zu erreichen. Das alles sind Elemente einer und derselben Konstruktion eines Systems.

Auszug aus dem virtuellen Unterricht, 05.02.2012

Die Wiedergeburt der Familie

Frage: Sie reden die ganze Zeit über die Familie, aber heute befindet sich das System „der Familie“ im Wandel und verliert allmählich seine ursprüngliche Bedeutung. Was veranlasst Sie zu glauben, dass wir zum alten Modell der Familie zurückkehren werden?

Meine Antwort: Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir nach einer riesigen Krise zwangsläufig zum alten Modell der Familie zurückkehren werden. Die moderne egoistische Familie wird nicht mehr existieren.

Das Entstehen der neuen Familie wird zur Bedingung unserer Bewegung zum Ziel, zur “ Wurzel“. Wir werden begreifen, dass wir das Ziel nur dann erreichen können, wenn wir in allen Dimensionen unseres Lebens mit anderen in absoluter Verbundenheit existieren: mit dem Partner, den Kindern, der Familie – mit anderen Familien, mit der Gesellschaft und mit der Welt. Das heißt, wir werden zum Modell einer gewöhnlichen Familie zurückkehren, welches dem Menschen ermöglichen wird, den Schöpfer über unserer materiellen Existenz zu offenbaren.

Wir werden uns nicht genieren, wenn wir in der Familie einfach Tiere sind, aber unabhängig von der physischen Anziehungskraft zwischen Mann und Frau entsteht eine besondere Beziehung, die als „wahre Liebe“ bezeichnet werden kann. In dieser Beziehung enthüllen wir den Schöpfer und erreichen das wahre Ziel der Schöpfung.

Für dieses höhere Ziel werden die Menschen Familien gründen, d.h. in physischen und spirituellen Kontakt mit ihrem Partner treten. So wird die Familie sowohl auf dem spirituellen, als auch auf dem physischen Niveau wieder aufleben. Dabei geht die spirituelle Stufe der physischen voraus.

Auszug aus der virtuellen Lektion, 12.02.2012

Die Verbindung der Generationen ist zerfallen

Einst schien es uns so zu sein, dass die Entwicklung des Menschen in seiner Selbstsucht grenzenlos werden kann. Wir träumten davon, die neuen wunderbaren Maschinen zu erfinden, damit jeder sein eigenes Flugzeug und unglaubliche Kommunikationsgeräte bekommen kann. Aber im Endeffekt hat ein Mensch, der diese Sachen konsumiert, begriffen, wie sinnlos sie sind. Dann stellte er sich die Frage: Wozu? Und er empfindet die Leere und die Abwesenheit der Erfüllung.

Warum brachte der technische Fortschritt keine Befriedigung? Die ständig wachsenden Wünsche der Menschen treiben den Entwicklungsprozess voran. Das Verlangen zu empfangen hat nun seine Endform erreicht! Wir empfinden in vielen Wünschen eine rückläufige Entwicklung.

Einst wollte der Mensch eine Familie, viele Kinder, sogar viele Frauen. Später reichte ihm nur eine Frau und zwei Kinder, dann sogar nur ein Kind. Und heute wollen Paare gar keine Kinder. Das Leben wird so schwer und kompliziert, dass in den entwickelten Ländern die Menschen das Elternhaus bis zum Alter von 30-40 Jahren nicht verlassen wollen.

Der Mensch arbeitet und verbraucht sein ganzes Geld nur für sich: warum soll er eine Frau und Kinder wollen? Er kann reisen, sich vergnügen, sich frei von jeglicher Verantwortung fühlen. Seine Mama sorgt für ihn und ihm geht es gut.

Wir haben eine Gesellschaft mit solcher Infrastruktur aufgebaut, dass man im Supermarkt ein Fertiggericht kaufen kann, es in der Mikrowelle aufwärmen kann und das Abendessen ist fertig. Es gibt keine Notwendigkeit die Wohnung mit noch jemandem zu teilen, man kann eine eigene haben und der Mensch fühlt sich frei. Für das Altwerden habe ich auch vorgesorgt, ich bekomme die Rente, die medizinische Versorgung, die Fürsorge im Krankenhaus und eine Stelle auf dem Friedhof – und was erwartet mich sonst? Ob es sich lohnt, das ganze Leben dafür zu schuften?

Unser Ego ist so riesig geworden, dass wir uns unfähig fühlen, uns mit anderen zu verbinden oder für sie zu sorgen, damit sie für uns sorgen. Ich fühle mich nicht in der Lage, mit jemandem eine wahre Verbindung aufzubauen.

Wenn wir uns vereinigen, dann nur unter günstigen Bedingungen. Wir leben wie zwei Freunde, zwei Partner in einem gemeinsamen Unternehmen. Unser Zusammenleben ähnelt nicht einer wahren Familie, welche sie einst war. Es ist eher eine Kooperationsgemeinschaft. Ich arbeite und sie arbeitet. Sie macht etwas im Haushalt, und ich mache etwas. Sie zahlt und ich zahle.

Als ob wir uns bei allen Aufgaben gleichmäßig einbringen würden. Es ist nicht mehr die Familie, in der der Mann einst Familienoberhaupt war und den Lebensunterhalt verdiente, wodurch er seiner Frau ermöglichte das Haus zu hüten und die Kinder großzuziehen. Heutzutage gehen sie beide morgens aus dem Haus hinaus, bringen ihre Kinder in die Krippen oder in den Kindergarten, kehren am Abend heim, holen die Kinder ab. Was bleibt ihnen zu Hause vom Tag übrig? Sie sehen sich fast nicht. Er sitzt vor dem Fernseher oder vor dem Computer, sie wird schnell etwas aufräumen, das Geschirr spülen, die Waschmaschine mit Wäsche beladen und das wars, der Tag ist vergangen.

Sie sind gleichberechtigt und nicht so wie früher, als der Mann Familienoberhaupt war. Das heißt, die Familie hat ihre ursprüngliche Bedeutung verloren und wurde einfach zur Partnerschaft. Wenn es nur ein Partnervertrag ist, dann werde ich es immer im Hinblick darauf sehen wollen, ob ich im Vorteil bin oder nicht? Wenn unser Zusammenleben die Vorteile bringt, dann bin ich dabei, wenn es nun die Nachteile bringt, dann bin ich raus. Deshalb lassen sich die Menschen scheiden und wollen gar nicht derartige Beziehungen eingehen.

Das ist leider eine Tatsache. Und wir studieren ein wenig ihre Gründe. Unser Ego ist so gewachsen, dass wir solche Partnerbeziehungen, die Ehe genannt werden, nicht eingehen wollen.

Wegen des Egos hört der Mensch auf, seine Kinder so nah, wie die Teile seiner Seele zu empfinden. Die Kinder haben ihr eigenes Leben und ihre Lebenswelt ist von unserer sehr fern. Der Unterschied zwischen den Generationen ist so riesig geworden, dass die Kinder von den Eltern ganz abgetrennt sind. Sie haben eine andere Bildung, andere Interessen, so dass ich nur mit Mühe verstehe, worüber sie sprechen, womit sie sich beschäftigen und womit sie ihr Leben ausfüllen.

Die Verbindung zwischen den Generationen wurde unterbrochen. Deshalb ist mir unverständlich, warum ich überhaupt Kinder brauche? Welches Vergnügen bereiten sie mir? Später wollen sie von mir, dass ich ihnen Geld gebe und schweige. Die Kinder bereiten uns Freude, wenn sie noch klein sind. Wenn sie aber zwölf Jahre und älter werden, dann verlieren wir jede Verbindung zu ihnen.

In früheren Zeiten, nachdem eigene Kinder großgezogen wurden, beschäftigten sich die Großeltern mit den Enkeln. Das war ihre Lebensaufgabe, die ihnen viel Freude bereitete. Aber heute wollen unsere erwachsenen Kinder nicht heiraten und unsere Enkel werden nicht geboren.

Der Mensch macht keine dieser Berechnungen bewusst, aber es kommt zum Vorschein aus unserer entwickelten Selbstsucht, dass man die Familie nicht zu gründen braucht.

Die demografische Situation entwickelte sich einst sehr stürmisch, exponential, und plötzlich fing sie an, sich zu verlangsamen. Die Fachkräfte, die sich mit der Demographie beschäftigen und die Prognosen der Entwicklung der Menschheit machen, sagen voraus, dass die Bevölkerungszahl in der allernächsten Zeit beginnen wird, sehr heftig zu sinken. Die Zunahme wurde bis jetzt dank einiger Regionen gesichert – hauptsächlich, dank den arabischen Ländern mit ihren starken Traditionen und religiösen Geboten.

Aber jetzt gibt es selbst in den entwickelten arabischen Ländern anstelle der 10-15 Kinder heute nur noch 2-3. Das heißt, dass auch sie sich darin der ganzen Welt sehr schnell angleichen werden.

Aus dem ersten Gespräch über das „neue“ Leben, 27.12.2011