Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Kinder'

Stärkung der Kernfamilie

Frage: Oft entsteht ein Zustand in einer Familie, wenn einer der Ehepartner, beispielsweise die Frau, sagt: „Ich kann nicht länger bei meinem Mann bleiben, ich bin buchstäblich überdrüssig von ihm“. Ist es in diesem Fall besser, das Ehepaar mit in die integrale Erziehung hineinzunehmen, oder ist es besser, wenn sie sich scheiden lassen?

Antwort: Eine Phase der Enttäuschung ist ein natürliches Stadium, durch das die gesamte Menschheit geht.

Deswegen ist es nicht notwendig, diesem Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn wir das enttäuschte Paar jetzt zu einem neuen Ziel lenken, werden sie ihre Existenz ruhig weiterführen, mit mehr Korrektur und einiger Zusammenarbeit. Sie brauchen nicht voneinander getrennt zu werden.

Ab dem Moment, wenn einer der Partner in dem anderen sieht, was für ihn von Vorteil ist, also geistig vorteilhaft, dann wird diese Vereinigung sicherlich mit einer neuen Korrektur erneuert.

Frage: Wie erklären wir den Menschen, dass sie sich nicht trennen sollen?

Antwort: Im Allgemeinen würde ich ihnen nicht sagen, dass wir auf einen Fortbestand ihrer Verbindung überhaupt bestehen, sondern ich würde ein für alle Mal klären, ob sie miteinander kompatibel sind, ob sich eine Scheidung für sie lohnt – oder etwas anderes. So kannst du beide überprüfen, ob sie realisieren, was passiert und sie stoppen, sich gegenseitig zu quälen – die Entscheidung liegt immer in ihren Händen. Wir können nur einen Workshop durchführen, indem alles deutlich wird.

Das heißt, nach ihren vielen streitenden Monaten wird ihnen innerhalb einer Stunde alles klar, und nach dem Workshop werden sie zusammen in Frieden gehen, bereits mit ganz anderen Gedanken und Absichten, sie werden die Scheidung nicht mehr wollen. [118785]

Von Kab TV’s „Über die Zeit“ 21/09/13

Innerhalb der Familie gibt es keinen Bedarf für Heldentaten

Frage: Als Coaching Spezialist kann ich sagen, dass mehr als fünfzig Prozent der Menschen zu Kursen kommen, weil sie Beziehungsprobleme haben. Dies ist ein sehr schmerzhaftes und schwieriges Thema. Die meisten Menschen verstehen nicht, wie sie die wichtigsten Beziehungen ihres Lebens bilden und aufrechterhalten können. Manchmal sind sie verzweifelt, heben Ihre Hände zum Himmel empor, aber tief in Ihren Herzen sehnen sie sich nach dieser Nähe, obwohl sie keine Ahnung haben wie sie diese aufbauen können…

Antwort: Als allererstes müssen wir verstehen, dass wir permanente Veränderungen durchlaufen. Es ist unmöglich zeitgenössische Paare mit den altmodischen Paaren zu vergleichen, die vor einem halben Jahrhundert oder geschweige denn früher gelebt haben. Menschen konnten früher viel leichter miteinander kommunizieren, sie haben Bekannte aus der nahen Umgebung geheiratet, sie kannten alle anderen Familien und waren vertraut mit deren Charakteristika, ihrer Kultur und Bildung.

Sogesehen gab es keine Überraschungen in der Ehe und sogar die Speisefolge der neuen Familie war von Beginn an bekannt. Menschen waren abhängiger voneinander und konnten sich auch mehr aufeinander verlassen. Aufgrund von Zeitmangel konnten sie sich nicht nur um sich selbst kümmern und sie wären nicht in der Lage gewesen, ihr Leben aufzubauen, den Haushalt zu erledigen, zu kochen, alles sauber zu halten, die Wäsche zu machen und so weiter. Kurz gesagt brauchten Liebesleute einander, um zu überleben. Ein Mensch hat einfach keine Zukunft ohne die Ehe und einer gesunden Familie. Er könnte sich nicht einmal mit dem Notwendigsten versorgen. Es war genauso die Kinder betreffend. Generell war die gesamte Gesellschaft in klaren Familienstrukturen aufgebaut, die meistens aus drei Generationen bestand, die unter einem gemeinsamen Dach lebten. Die Alten und die Jungen waren abhängig voneinander und alles in allem eine untrennbare Einheit.

Auf der anderen Seite gibt es heute durch die technischen Errungenschaften und globalen Kommunikationen eine starke Vermischung und Veränderung. Ein Mensch braucht nicht mehr unbedingt eine „zweite Hälfte“; er kann ohne weiteres alleine leben und sich nur um sich selbst kümmern. Das Resultat dieser  Entwicklung ist, das wir nicht mehr von einem Partner abhängig sind und uns schon im Alter von elf oder zwölf Jahren überlegen wie wir der Obhut unserer Eltern entfliehen können. Zusätzlich fehlt es uns an Zeit um ihnen genug Aufmerksamkeit zu schenken, ganz davon abgesehen, das sie den Haushalt nicht mehr zusammen erledigen, wie zuvor.

In der Vergangenheit haben sich Paare unterstützt und heute haben sie kaum mehr etwas gemeinsam. Die moderne Familie ist sehr leicht in zwei Teile zu zerbrechen und jeder ist in der Lage alleine weiter zu machen. Moderne Rechtssprechung unterstützt das und die öffentliche Meinung hat kein Problem mit der Abwesenheit der Familie. Er hat einen Beruf, ein Hobby, ein Leben voller Ambitionen, die ihm wichtig sind, und viele Verlockungen für die ihm seine Familie wie ein Hindernis erscheint.

Wir sehen Menschen die Ihre Partner wechseln und haufenweise Familien innerhalb einer Lebensspanne gründen. Studien besagen, dass die meisten Menschen nicht länger als zehn bis fünfzehn Jahre innerhalb einer Familienstruktur leben können. Es wundert nun nicht, dass heutzutage das „wechseln“ der Familie nur eine Frage der Zeit ist.

Deshalb haben sich die Konditionen des Familienlebens drastisch verändert. Aber auf der anderen Seite bleibt das Konzept der „Familie“ stets ein inneres Bedürfnis ( ausgeprägter in den Frauen und unbewusster in den Männern). Menschen wollen es, aber haben keine Ahnung wie sie es manifestieren sollen. Ihnen wurde nie beigebracht was eine Familie ist, wie man sie aufbaut und was man daraus gewinnen kann. Es ist von komplexen Beziehungen zwischen Mann und Frau die Rede, in der die Kinder und Eltern von beiden Seiten auch eine Rolle spielen.

Dies wird nicht in Schulen beigebracht und Fernsehkanäle und Witze werden überall verstreut und erzeugen eine geringschätzige Einstellung. Jeder will wie ein Held dastehen und in unserer Zeit ist der „Held“ jemand, der mit einer gewissen Gleichgültigkeit ausgestattet ist.

Letzten Endes wissen wir nicht mehr was eine Familie ist. Wir haben eine Art Wunschtraum dazu, aber es gibt kaum Beispiele aus dem Leben. Wenn Junge ihre Eltern betrachten, finden sie nicht viel erstrebenswertes in ihrem Zusammenleben; sie leben in separaten Nischen, mit wenigen Überschneidungen und selten haben sie genug Zeit diese herzustellen. Es gibt wenig Bereitschaft zu gemeinsamen Anstrengungen. Wo ist der Haushalt? Wo gibt es Gemeinsamkeiten und gegenseitige Unterstützung, die beide verpflichtet um des Überlebens willens zu arbeiten und zusammen zu bleiben? Es gibt kein wechselseitiges Eingeständnis zwischen Ihnen.

Industrie, Technologie und das Leben im Internet haben unsere Grenzen erweitert. Früher haben Menschen in den Rahmenbedingungen von Arbeit und Familie gelebt. Alle waren stark verbunden durch die Ökonomie des Haushalts, plötzlich kommt aber die große weite Welt direkt in unser Wohnzimmer und wir befinden uns dadurch in vagen unklaren Beziehungen. Es stellt sich heraus, dass Menschen die heute über Familie nachdenken keine Richtlinien bekommen.

Sie müssen für sich ganz neu definieren was eine Familie für sie bedeutet. Der Mensch wird sich verändern müssen um das Familienleben als Bereicherung zu erleben und dies können wir nur durch spezielle Kurse erzeugen, die auf  Psychologie und dem Mitgefühl innerhalb aller familiären Beziehungen beruhen. Nichts kann hier ohne richtige Bildungsmaßnahmen erlangt werden. [119142]

Aus Kab TV´s “Das Neue Leben“ 6/09/2013

Der physische Körper ist ein Mechanismus für innere Erfüllung

Frage: Ist es im Rahmen der integralen Erziehung den Lehrern möglich, einen Kurs abzuhalten, der uns lehrt, wie wir uns richtig zu unserem Körper verhalten, so dass auf dieser Grundlage uns das richtige Verhalten weiter voranbringen kann?

Antwort: Nur wenn wir beginnen, Glückseligkeit mittels der gegenseitigen Verbindung mit anderen zu fühlen. Aber in der Zwischenzeit – auf natürliche Weise – können wir nur körperlich verbunden sein; wir haben noch keine andere virtuelle Stufe der Kommunikation außerhalb von uns gefunden, obwohl sogar die Wissenschaft bereits über Möglichkeiten wie diese spricht, vor allem die Physik und Psychologie.

Da wir auf reale Weise innerhalb des Körpers existieren, sind wir mit anderen über ihre Empfindungen verbunden und begreifen andere auf diese Weise. Wenn wir fühlen, dass unsere Körper Werkzeuge erhält, durch die wir innere Erfüllung erreichen, dann begreifen wir dies als positives Werkzeug, durch das wir zu einer Quelle der Glückseligkeit werden, die uns Erfüllung gibt. So ist es also notwendig, am Leben zu sein, gesund und fit zu sein. Wir werden dies nur durch die Beteiligung an der integralen Vereinigung erreichen – dadurch dass der Mensch sich selbst in einem anderen Licht zu sehen beginnt. [118559]

Von Kab TV’s (Über die Zeit) 10/20/13

Auf der Welle der Empfindungsschwankungen

Frage: Die Menschen, die sich mit der Integralmethode beschäftigen, empfinden nicht nur positive sondern auch negative Zustände. Müssen sie diese Zustände unbedingt durchleben, oder kann man auf sie auch verzichten?

Antwort: Ich denke, dass man die negativen Zustände nicht umgehen sondern sie richtig erforschen soll, weil es unsere Natur ist, die auf diese Weise gezeigt wird. Unsere negative Natur wird uns deshalb offenbart, dass wir erkennen: Wir müssen uns über sie erheben!

In der Empfindung der negativen Zustände soll der Mensch wie der Sportler sein Vergnügen finden, der Schmerz und Hindernisse überwindet. Die Empfindung des Erfolges bei der Überwindung ist für ihn wichtiger als die Empfindung des Schmerzes. Das heißt, die Wichtigkeit des Ziels (die eigene Veränderung) überwiegt die unangenehmen Empfindungen, die wir auf unserem Weg erproben.

Obwohl wir über solche Empfindungen im Voraus nicht sprechen sollen, müssen wir immer versuchen, sie zu verbessern (nicht auszugleichen, sondern nur zu verschönern). Wir sollen den Menschen sofort andeuten, dass wir auf diese Weise unser Wesen erforschen und später sollen wir unsere Schüler schnell ins Seminar, in die Erörterung einführen.

Danach wäre als Hausaufgabe zum Beispiel wünschenswert,  alle negativen und positiven Empfindungen aufzuschreiben, und diese zum folgenden Unterricht mitzubringen. Die wichtigsten Schlussfolgerungen des Menschen soll man wiederum während des Seminars besprechen, weil möglicherweise seine Empfindungen auch alle anderen hatten. Ihr sollt gemeinsam eure Zustände besprechen: „Was empfinde ich? Wofür? Was bringen mir solche Empfindungen im Leben? Möglicherweise wäre es besser, wenn ich etwas anderes fühlen würde? Oder ist es doch besser, diesen Zustand zu empfinden?“. Wenn die Krankheit da ist, wird sie um Vieles stärker empfunden, als während der Anfangsperiode.

Deshalb ist es notwendig, dass die Menschen alle Probleme tief empfinden und aus eigener Erfahrung zur Lösung untereinander kommen. Der Ausbilder leitet das Gespräch und gibt das Besprechungs- thema vor, die Strömung des Gespräches, sowie die Schlussfolgerungen sollen die Teilnehmer selbst machen. Dann wird es tatsächlich ihr Begreifen, ihre Offenbarung! Als ob sie selbst ein neues Naturgesetz, eine neue Wechselwirkung offenbart hätten, was früher niemand von ihnen beobachtete, und was sie jetzt gemeinsam offenbaren.

Das sind sehr ernste Dinge! Wir sollen sie aufzeichnen, bearbeiten und Aufzeichnungen aus den Gesprächen während der Seminare machen, damit andere Menschen auch solche Besprechun- gen durchführen, daraus lernen, etwas ergänzen. Folglich wird daraus die feinere, wirksamere Methode der Integralerziehung entstehen. [118312]

Auszug aus dem TV-Programm „Durch die Zeit“ №2, 17/9/13

Die Krise der Familie

Meinung (M. Sandomirski, Psychotherapeut): Als Grund für die meisten Scheidungen gelten die Krise der Familie, der sozialen Institution, die westliche Lebensweise und der Infantilismus der Jugend. Kurz andauernde Ehen sind modern; viele Eheleute trennen sich bereits nach 2–3 Jahren Ehe, um sich später einmal wieder zu verheiraten. Alternative Formen des Zusammenlebens nehmen zu; auch Scheinehen. Eine Frau, die sich in einer solchen Ehe befindet, hält sich für verheiratet, wohingegen die Mehrheit der Männer denkt, sie wären frei. Eine andere Erscheinungsform der Krise ist die zunehmende Vereinsamung der überzeugten Alleinstehenden, die jede Form der Ehe verneinen und nur für sich selbst leben wollen; sie sind nicht bereit, sich mit einem Partner zu arrangieren; es erscheint ihnen leichter und anstrebenswerter, in der heutigen Gesellschaft als Single zu leben.

Die Menschen benehmen sich im Erwachsenenalter noch immer wie Kinder und wollen die Last der Elternschaft gar nicht erst erproben. Es gibt außerdem kaum mehr gegenseitige Unterstützung der Ehepartner. Selbstsucht und Verweigerung des Opferbringens für einen anderen gehen dabei Hand in Hand.

Je mehr der Mensch nur an sich selbst denkt, umso anspruchsvoller wird er gegenüber seiner Umgebung – ähnlich wie ein launisches Kind. Er verliert dadurch die Fähigkeit, mit anderen zusammenzuleben, Konflikte zu lösen, dem Partner entgegenzukommen, friedlich mit ihm zusammen zu sein und bei dessen Mängeln ein Auge zuzudrücken.

Im Westen braucht man die Familie für das Überleben nicht. Je höher der Lebensstandard, desto kurzlebiger die Familie. Die Konsumgesellschaft braucht die Familie auch nicht, denn sie ist für die Wirtschaft der Gesellschaft nicht lukrativ genug, da die Alleinstehenden weniger sparen und mehr konsumieren; ihr Konsum ist „kindisch“. Das Wichtigste im Leben ist das Vergnügen und der Konsum. Der infantile Mensch ist für Gehirnwäschen empfänglicher und leichter manipulierbar, er regiert besser auf Werbung, ist politisch leichter lenkbar und legt kaum Wert auf ethisch moralische Tradition.

Ein Kind prägt sich durch Beobachtung Verhaltensweisen der Eltern ein und wendet sie später an. Kinder aus Familien ohne Zusammenhaltsgefühl haben Schwierigkeiten dabei, erwachsen zu werden und Familien zu gründen, da ihnen entsprechende Rollenmodelle fehlen.

Die Familie ist somit nicht nur die kleinste Gesellschaftseinheit, sondern auch die grundlegende Struktur für eine Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit. Sie ist in durch unsere Gene und Instinkte von Geburt in den Abläufen des Gehirns an vorprogrammiert.

Die Nichtübereinstimmung der natürlichen Gehirnstruktur mit der modernen Lebensweise bewirkt Widersprüche zwischen biologischen und sozialem Verhalten, der Mensch leidet an chronischen körperlichen Leiden, Stress, Aggressivität und Depression – letzter ist laut WHO mittlerweile zur häufigsten Erkrankung in der westlichen Welt avanciert. Richtiges Familienleben muss von Beginn an vermittelt werden; dabei ist eine psychologische Hilfe für die Gesellschaft unabdingbar.

Mein Kommentar: Dazu hat uns die Entwicklung der Selbstsucht gebracht und nur durch ihre Korrektur ist einer Verbesserung der Gesellschaft bzw. der Menschheit möglich. Je früher die Psychotherapeuten das verstehen und zu unseren Partnern werden, desto schneller werden wir zur Heilung gelangen. [117582]

 

Beide zusammen an einem Steuerrad

Frage: Angenommen, ich strenge mich für eine Annäherung mit meiner Frau an, aber ich finde keine Gegenseitigkeit. Gibt es hier eine Grenze, wo ich sagen kann, dass ich nach der Reaktion des Partners ein wenig bremsen und abwarten soll?

Meine Antwort: Ich soll dem Partner helfen und nicht einfach die Annäherungsversuche einstellen, bis ich entschieden habe, dass ich mich genug bemüht habe und deshalb zur Ruhe kommen kann. Ich erkenne einfach, dass ich durch meine gute Beziehung meine Ehefrau verwöhnen und schwächen werde. Sie kann eine so gute Beziehung meinerseits nicht ertragen und dabei im Punkt des Gleichgewichtes bleiben.

Sogar dann, wenn ich mich von übermäßiger Barmherzigkeit und Liebe abhalte, tue ich das aus Liebe. Ich handele genauso wie man in Bezug auf Kinder handelt, denen gegenüber man nicht zu gut sein darf, um sie nicht zu verwöhnen.

Man muss sich daran orientieren, dass wir alle Tiere sind und an uns arbeiten sollen, um zu Menschen zu werden. Und das ist nur durch die gegenseitige  Arbeit innerhalb der Familie und später in der ganzen Gesellschaft möglich.

Frage: Welches Ergebnis gilt hier als wünschenswert?

Meine Antwort: Man kann mit den Ergebnissen dann zufrieden sein, wenn wir beginnen, einander zu fühlen. Ich nähere mich meiner Frau nicht mehr so an, als ob ich mit dem Auto zu einem fernen Ziel fahren würde, sondern wir befinden uns neben einander und drehen zusammen am Steuerrad. Wir sollen fühlen, dass wir gemeinsame Verlangen haben: ihre und meine, und diese zu zweit lenken. Unsere beiden Selbstsüchte sind unten geblieben, und unser gemeinsames Verlangen, einander zu geben, befindet sich oben. Wir arbeiten gemeinsam wie zwei Wissenschaftler, wie zwei Menschen an unserem Tier.

Auszug aus dem 46. Gespräch über das neue Leben, 01.08.2012

Wünsche es und du wirst dich ändern

Frage: Wie kann ein gewöhnlicher Mensch sich ins Integralsystem einreihen? Wie geschieht der Prozess der Bildung des Integralgedankens bei ihm?

Meine Antwort: Der gewöhnliche Mensch reiht sich ins allgemeine Integralsystem genauso wie wir auch ein. Er befindet sich praktisch in ihm, aber er soll es nur selbst wünschen, sich dort   mit seinen Gedanken, Absichten, Bemühungen einzureihen. Da er in unserer Gesellschaft existiert, bedeutet es, dass er auch in der Integralgesellschaft seinen Platz hat, seine Nische, und ohne ihn wird sie auch nicht vollständig sein.

Deshalb wird von ihm das innere Einverständnis gefordert, die Notwendigkeit zu begreifen, sich in das Integralsystem einzuschliessen, zu dem wir ihn mit der Integralerziehung und Integralausbildung allmählich hinführen. Und dann erhält er die Einwirkung, die ihn zu ändern beginnt.

Auszug aus dem TV-Programm „Kollektives Wissen“ – 2, 14.05.2013

Wie können wir einander verstehen?

Frage: Nach der Methode der Integralen Erziehung sollen die Beziehungen zwischen Männern und Frauen warmherzig und gut sein. Aber in der Praxis sehen wir, dass die Frau die ganze Zeit über unzufrieden ist und dass von ihr ein kolossaler Druck ausgeht. Wie kann man richtig mit diesem Zustand arbeiten?

Meine Antwort: In den Seminaren muss man die richtige Ergänzung von Mann und Frau auf verschiedenen Niveaus besprechen. Ich denke, dass sie als Ergebnis der Integralen Erziehung solch ein gegenseitiges Verständnis erreichen sollten, dass es keine Aufteilung mehr in „dazu bist du verpflichtet” und “dazu bin ich verpflichtet“ gibt. Allmählich wird es eine solche gegenseitige Kombination und Umverteilung der Pflichten, der gegenseitigen Hilfe geben, dass jedem klar sein wird, wie leicht es ist, so zu handeln.

Hier kann man keine Ansprüche stellen. Die Ansprüche entstehen, wenn es kein Verständnis von irgendeiner Seite gibt: welchen Teil und was soll sie erfüllen?

Für mich persönlich, obwohl ich übrigens die Natur des Menschen verstehe, war es mit meiner Frau nicht ganz einfach, bis wir die täglichen 40 Minuten langen Morgenspaziergänge begonnen haben und in dieser Zeit über alle Fragen ruhig sprechen konnten. Die Gespräche während der Spaziergänge lassen uns einander besser verstehen. Dabei haben wir die Vereinbarung: nicht zu schimpfen, keine Ansprüche zu stellen. Wir bewegen uns die ganze Zeit über unseren natürlichen Eigenschaften und so kommen wir zum richtigen Verständnis beliebiger Umstände.

Aber das Problem ist, dass die Menschen keine Zeit dazu haben. Ich denke, dass man sie auf den Seminaren ausbilden muss, wie die Zeit für einen solchen Umgang miteinander zu finden ist. Wir hoffen, dass die Menschen in nächster Zukunft auch dafür genug freie Zeit haben. Aber das müssen wir ohnehin organisieren.

Sogar mein Lehrer rief alle Schüler mindestens eine Viertelstunde am Tag zusammen, um die Methodik, die Bedingung der gegenseitigen Entwicklung in Ruhe mit der Frau zu besprechen. Das ist eine sehr ernste, soziale Arbeit. Wenn wir das zusammen mit den Kindern machen würden,  wenn wir einen Runden Tisch in der Familie veranstalten würden, wäre die Welt anders.

Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung, 04.04.2013

Unendliche Entwicklung

Frage: Wie lange soll die integrale Ausbildung dauern? Oder ist das ein ständiger Prozess?

Meine Antwort: Der Mensch entwickelt sich lebenslang. Deshalb darf man den Prozess seiner Ausbildung nicht beenden. Wie kann man aufhören für ihn zu sorgen, wenn er sich weiter entwickelt?

Dieser Prozess soll lebenslang bis zu dem Moment andauern, an dem der Mensch nicht mehr physisch in der Lage sein wird, daran teilzunehmen. Denn jeder, der an diesem riesigen System teilnimmt, ist ein Teil der Menschheit. Und wenn wir auch nur einen einzigen Menschen nicht berücksichtigen, wird dieses kleine Zahnrad dem riesigen Mechanismus, dem System,  fehlen und seinen Lauf verletzen.

Deshalb bilden wir den Menschen darin aus, sich die ganze Zeit in einem solchen Zustand aufzuhalten, um ein aktiver Teil dieses riesigen Mechanismus der Zivilisation zu sein.

Auszug aus dem Gespräch über die Integrale Bildung und Erziehung, 04.04.2013

Die höchste Quelle wahrnehmen

Frage: Bei der Erziehung von Jugendlichen sehen wir, dass es jede Menge Nuancen gibt, die man systematisieren muss. Was ist das Wichtigste in der Integralerziehung der Teenager?

Meine Antwort: Das Wichtigste ist die Vermittlung der klaren inneren Überzeugung, dass alle Probleme des Lebens, der Welt, der Gesellschaft, der Persönlichkeit, nur mit Hilfe eines Teams gelöst werden können. Die richtige Gruppe ist die Quelle, die dem Menschen immer eine richtige Antwort gibt, und wenn er dementsprechend handelt, erhält er immer einen Gewinn.

Diese feste Überzeugung, die Gewohnheit, so zu handeln, zerstört nicht die Individualität des Menschen und verwandelt ihn nicht in ein Rädchen unter den Massen. Im Gegenteil, der Mensch wird hervorgebracht, weil er dank der Gruppe hinaufsteigt, er kann mit der Gruppe arbeiten

Im Endeffekt wird der Mensch auf ein solches Niveau gehoben, dass er sogar die verborgenen Kräfte der menschlichen Natur, der menschlichen Wechselwirkung zu empfinden beginnt, wovon Freud und andere Psychologen träumten. Er beginnt alle Verlangen, alles, was unsere Vernunft beeinflusst, als die höchste Kraft, die höchste Quelle zu empfinden.

Und deshalb ist unsere Aufgabe, dem Menschen den Kontakt mit der höchsten Quelle zu geben, damit er von dem ausgehend weiß, wie man im Leben handeln muss.

Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung, 04.04.2013