Frage: Wenn wir mit einem größeren Publikum über das Thema Familie sprechen wollen, womit sollen wir dann diese Unterhaltung im Rahmen einer Einführungsvorlesung beginnen?
Antwort: Man sollte diese Konversation mit der Erklärung über die Natur des Mannes und die Natur der Frau beginnen, denn dies ist eine Art Grundlage. Es ist ein sehr ernstzunehmendes Thema. Zunächst muss man erklären, dass die Familie sich nicht auf die Liebe gründet sondern auf gegenseitigem Respekt. Auf Ergänzung des anderen, Freundschaft und gegenseitiger Hilfe. Man sehnt sich danach, den anderen zu verstehen und das wichtigste, auf dem sich die Familie gründet, sind gegenseitige Zugeständnisse.
Eine wahre Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau gründet sich auf gegenseitigen Zugeständnissen. In keinster Weise korrigieren wir den Partner, wir versuchen nicht, über seine Fehler zu sprechen, viel mehr akzeptieren wir ihn, wie er ist und versuchen jemand zu werden, der den anderen ergänzt. Jeder Mensch ist eine egoistische Einheit, der selbstverständlich in Richtung des eigenen Vorteils strebt. Wenn jemand neben ihm ist, den er nicht ausbeuten und zu seinem eigenen Vorteil nutzen kann, ist es so, als würde er elektrische Ladungen ansammeln, die dann in ihm zu funken beginnen. Denn der andere ist auch ein Egoist.
Können wir gemeinsam in Frieden in einer solchen Situation leben? Für eine gewisse Zeit, wenn die Liebe uns treibt, reicht das; wir sind glücklich und zu allem bereit. Doch wenn die Zeit vergeht und der Schleier der Liebe sich von unseren Augen löst, bemerkt man, dass man neben einem Egoisten lebt, der gleich wie man selbst ist, obwohl man gedacht hat, dass alles zum eigenen Vorteil sein würde. Genau das Gegenteil ist jedoch der Fall. Daher ist es notwendig, nicht länger unter dem Einfluss des „Wahnsinns der Liebe“ zu bleiben, der uns vernebelt, sondern dass wir uns dem Wissen nähern.
Wie können wir in Frieden koexistieren? Wir beginnen also langsam, untereinander die komplizierten Beziehungen neutral zu bearbeiten und sie als physiologisches Thema zu betrachten. Wir müssen dazu keine spezielle Familie betrachten, doch herausfinden, was eine Familie ist und was ein menschliches Wesen ist; das wird uns weg von uns selbst bringen. Es wird uns aus uns herausführen, da, wenn es ein Problem für jeden ist, man eigentlich über ein allgemeines Problem sprechen kann. Dies senkt die inneren Spannung zwischen den Paaren und bewegt uns zur Philosophie, wo man allgemeiner spricht und die Natur des Mannes und der Frau entdeckt.
Sie sind sich auf gewisse Weise ähnlich aber doch wieder unterschiedlich. Sie sind sich ähnlich in dem, dass sie beide Egoisten sind. Und sie unterscheiden sich darin, dass das Ego sich in unterschiedlicher Weise in jedem von ihnen ausdrückt, entsprechend dem hormonellen und physiologischen System, indem sie sich befinden.
Danach können wir uns dem nächsten Problem widmen: Dem Problem der Ehe. Die Ehe ist ein Bund, sie ist ein sich ergänzendes Bündnis: ich brauche sie und sie braucht mich. Wenn wir das verstehen, wird uns klar, dass die Essenz unserer Natur das Empfangen ist.. man möchte immer vom Partner empfangen. So beginnen wir, die Menschen die Grundlagen der Kabbala zu lehren. Es gibt hier keinerlei Provokation! Ich möchte saubere Kleider, dass das Abendessen fertig ist und eine saubere Umgebung. Und meine Partnerin möchte einen Mann im Haus sehen, einen Ehemann und einen Vater, mit allem, das damit verbunden ist. Ist es möglich, die Verlangen des Partners zu befriedigen? Wollen wir das überhaupt?
Da im Allgemeinen beide von uns arbeiten, wir Kinder haben und Verpflichtungen nach der Arbeit (Bank, einkaufen und so weiter), ist es objektiv überhaupt möglich, von unserem Partner die Erfüllung all unsere Verlangen zu verlangen? Wenn wir die Liste der gegenseitigen Bedürfnisse betrachten, verstehen wir, dass wir tatsächlich den anderen gar nie kannten. Ich verstand nie, was sie von mir wollte, denn letztendlich ist es nicht meine Natur. Sie erzählte mir nie etwas, sondern erwartete vielmehr, dass ich es von selbst erraten würde.
So zeigen wir den Menschen, dass die Probleme einer Familie deswegen entstehen, weil wir Egoisten sind; jeder von uns sitzt und wartet darauf, dass der andere ihn erfüllt. Selbst wenn der andere gar nicht sagt. Daher ist jeder stets in seiner Erwartung verletzt, wann sein Partner ihn endlich verstehen würde. Dieser Weg ist völlig falsch. Wir sollten einander nicht aus einer Distanz nähern, entsprechend der Liste unserer Erwartungen. Ich tue dies, sie tut das… Selbst wenn wir die Liste des anderen kennen, können wir sie nicht erfüllen.
Lass uns das etwas einfacher betrachten: Wir fangen an, Zugeständnisse zu machen und einander gefallen zu wollen, wir transformieren uns zu Freunden, dir einander helfen. Ich denke darüber nach, was ich für sie tun kann, und sie überlegt, was sie für mich tun kann. Wir fangen an, dasselbe Spiel zu spielen, das „Spiel der gegenseitigen Zugeständnisse“. Das ist zwar ein Spiel, aber wir können es beginnen. Jeder denkt darüber nach, wie er dem Partner das geben kann, was dieser gerade von einem braucht.
Wenn wir so miteinander kommunizieren, fangen wir an, uns zu erziehen und in uns eine Gewohnheit der gegenseitigen Verbindung zu verinnerlichen. Und als Ergebnis davon entsteht zwischen uns etwas, das wir „gegenseitige Liebe“ nennen. Das ist nicht die gleiche Liebe, bei der wir uns unter dem Sternenhimmel küssen, sondern eine Liebe, die auf der Basis gegenseitiger Zugeständnisse gründet. Wir erbauen sie in uns selbst und dann erschaffen wir etwas gemeinsames, nicht „er“ oder „sie“, sondern etwas, das man Familie oder ein Paar nennt. Das Wichtigste hier ist es, dem Partner zu zeigen, dass man, obwohl man selbst vor Wut kocht und nicht mit ihm übereinstimmt, sich dennoch anstrengt, sich dem anderen ruhig zu nähern, so als wäre nichts passiert.
Diese Zugeständnisse werden gemacht, während das Ego in einem wächst. Und man versteckt das nicht – damit kann man den anderen lehren und ihm ein Vorbild sein. Und wenn einer der Partner noch nicht bereit dazu ist, über sich selbst aufzusteigen, dann muss der andere dem einen helfen. Der Mensch muss sich in etwas verwandeln, das in sich selbst zumindest zwei Bilder erschafft. Im einen Bild hasse ich meine zweite Hälfte. Doch andererseits verhalte ich mich zu ihr/ihm korrekt, ja sogar nett und dann sieht sie/er, dass ich mich über mich selbst erhebe.
Wir müssen damit spielen. Wir haben keine andere Wahl, um die Familie zu retten. Das Ego ist gewachsen, wenn wir das jetzt nicht tun, werden die Menschen bald nicht mehr in der Lage sein, miteinander zu leben. Sie müssen in dieses Bild eintreten und es erfahren, damit sich ein Abdruck davon in ihnen abbildet. Danach geben wir ihnen die Aufgabe: „Bis morgen sagt zueinander kein schlechtes Wort, sondern lächelt und erfahrt Freude aus eurem inneren Aufstieg und dem Kampf gegen euch selbst.“ Danach werden die Menschen zur Freude gelangen, zunächst dadurch, dass sie sich von sich selbst lösen; im weiteren verbinden sie sich dadurch mit den anderen, was ihnen zusätzliche Freude beschert, die sie zu vorher nicht kannten. In anderen Worten entsteht hier eine spirituelle Komponente.
Eine Familie ist ein Maß, welches sich aus gegenseitigen Zugeständnissen formt und als Ergebnis daraus erzeugen die Menschen eine Verbindung, die sich „Liebe“ nennt. Diese Liebe entsteht nur, wenn wir verstehen, dass es an uns liegt, den anderen zu ergänzen und das zu versuchen.
Was bedeutet es „und du solltest deinen Freund wie dich selbst lieben?“ Ich nehme ihre Verlangen und versuche, sie zu erfüllen. Sie nimmt meine Verlangen auf und versucht, diese zu erfüllen. Doch wir sprechen nicht darüber; viel mehr bringen wir einander zu gegenseitigen Zugeständnissen, zu Handlungen entsprechend der Weisheit der Kabbala im Rahmenwerk der Familie. Und langsam verschwindet unsere vorherige Natur irgendwo in uns und darauf bildet sich eine Ebene einer neuen Beziehung zum anderen, was unsere gemeinsame Erreichung sein wird – ein Besitz – ein Familienschatz. Daraus entsteht Liebe. Sie wird wahre Liebe genannt: „Und du sollst deinen Freund lieben wie dich selbst.“
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From A Talk on “Family” 5/28/14
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