Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Integrale Bildung'

Immer mit mir – Teil 73

Die Ewigkeit in Tiberias

Also in Tiberias zogen wir in Drori’s altes einstöckiges Haus.

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Die Zugänge waren mit Gras bewachsen, und wir arbeiteten uns den Weg hinunter zum Eingang. Es gab hier zwei Zimmer. In einem schlief RABASH, das andere gehörte mir. Alles war einfach, nichts unnötiges, aber ich würde diese beiden kleinen Zimmer und die Ewigkeit, die ich dort fühlte, nicht gegen die teuersten Apartments eintauschen. Wir kamen an, packten aus und ich bereitete das Essen vor. Wir aßen und fuhren sofort zu den heißen Quellen von “Khamei Tiberias”[1]. RABASH trat in ein riesiges Bad für eine halbe Stunde ein, kam unter heißes Wasser, er liebte Wärme, erwärmte sich 40 Minuten lang.  Ich konnte nicht einmal 20 Minuten aushalten. Dann legte er sich auf die Holzliege. Ich wickelte ihn von allen Seiten schön mit einem Laken und einer Decke ein…

Er liebte es, zu schwitzen, so dass alles aus ihm herauskommt. Er trank viel. Trank und schwitzte, trank und schwitzte. Er hatte von Natur aus ein Gefühl dafür, was gut für ihn war und was nicht. Es war keine Gewalt, es war sehr natürlich, als würde er mit der Natur sprechen, und alles, was ihn in Harmonie hielt, wurde von ihm angenommen. So war es zum Beispiel die Reinigung des Körpers, wenn der ganze Schmutz durch die Poren herauskam. Auch wenn es für uns normal war, Seife zu benutzen, er benutzte sie nie – er handelte nach der Natur, wusch sich nur mit Wasser.

Ich werde nicht alles beschreiben, was danach geschah, wie wir nach Hause fuhren, was wir aßen, ich erinnere mich daran in allen Einzelheiten, aber das Wesentliche ist, dass er alles mit einem Ziel machte – all die Kraft in den Lernprozess zu setzen. Und die Erholung in „Khamei Tiberias“, und der Schlaf, und das Essen – er aß doch nie zu viel! Alles war dafür gedacht, dass keine Minute von 8 bis 10 Stunden der Lernzeit verloren ging, verpasst wurde. In der Tat war er sehr hart zum Körper. Ich beobachtete ihn die ganze Zeit. Ich hatte mit dem Körper ganz andere Berechnungen…

[1] Thermalquellen (Badehäuser) „Khamey Tiberias“ befinden sich am Ufer des Kinneret-See in der Nähe der Stadt Tiberias.

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 72

Das Ausgesprochene bleibt

Manchmal wünschte ich, ich hätte unsere Gespräche in Tiberias aufnehmen können – es war etwas Einzigartiges. Aber gleichzeitig war ich überzeugt, dass das, was er für die Aufnahme sagte, anders war als das, was er ohne es aufzuschreiben sagte. Wie er sich im ersten Fall einschränkte und im zweiten, wie frei er war.

Baal HaSulam war auch so, er ließ seine Reden nicht aufschreiben. RABASH musste rausgehen, sich an alles erinnern, was sein Vater im Unterricht sagte, damit die Großen Aufzeichnungen „Shamati“ („das Gehörte“) daraus geboren werden konnten. Die Aufnahme war perfekt und genau, denn die Annullierung von RABASH vor seinem Vater war vollständig, also wurde alles Wort für Wort aufgeschrieben.

Auf der einen Seite schrieb RABASH nach seinem Vater auf, aber auf der anderen Seite wusste er, dass das, was er einmal sagte, nicht verschwinden wird. Dass die gesamte spirituelle Information erhalten bleibt. Er sagte mehrmals etwas ungewöhnliches, sehr erhabenes, „nicht von dieser Welt“, ohne es zu erklären.

Eines Tages kam ein Schüler von RABASH, mein Kamerad Aron Brizel, nach Tiberias, und RABASH sprach Worte aus, die wir nicht zusammenfügen konnten. Brizel ist sogar von der Tatsache, dass er nichts verstanden hat, aufgesprungen. Er fragte sofort nach: „Was haben Sie gesagt, Rabbi?“ Und er antwortete: „Es ist nicht für dich, es ist dafür, um in der Welt zu bleiben.“

Er verstand, dass alle die höheren Informationen nicht verschwinden, sondern auf die Stunde warten, in der diejenigen, für die sie gesprochen wurden, kommen werden. Und sie wird ihre Herzen öffnen. Und wir werden RABASH und alle großen Kabbalisten „hören“, die für uns einen Schatz an Gedanken und Offenbarungen gesammelt haben. Wir werden keine technischen Mitteln brauchen, sondern nur das Verlangen das zu erhören.

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mir mir – Teil 71

“Hotel für zwei”

In Tiberias übernachteten wir ein paar Mal in einem heruntergekommenen Hotel von Rebbe Yitzchak Kellers Schüler. Wir waren die einzigen Gäste dort. Die leeren Gänge entlang blies der Wind, es roch nach Gewürzen und Staub. Nachts klang Rebbes Brust-Stimme, sie breitete sich durch den hallenden Flur und flog in die offene Fenster, in die Nacht hinaus. Ich saß vor Rebbe wie ein Baby mit dem Vater. Und ich musste nicht so tun als ob, er wusste alles über mich – was mich antreibt, welche Gedanken, Impulse, Wünsche mich leiten. Manchmal zwang ich ihn, mir ein wenig über mich zu erzählen, und er offenbarte mir Eigenschaften meines Charakters, die ich mir selbst nicht einmal eingestehen konnte – wer ich wirklich bin. Ja, ich würde diese Eigenschaften in mir selbst nicht erkennen, würde nicht zu einem solchen Schluss kommen wie er.

Wir kamen  seit Wochen in dieses Hotel, und dann schlug Drori vor, dass wir bei ihm bleiben. Es war sein Haus, das für immer in meinem Herz eingeprägt wird. Dort wurden Wunder vollbracht, die Gebete erhoben, die die Welt auf den Kopf gestellt haben. Hier sah ich den wahren RABASH, erfüllt von einem Traum über den Schöpfers, der einem großen Ziel gewidmet ist – Ihn der Welt zu offenbaren.

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 70

Die Ehrfurcht

Ich war sehr besorgt vor der Reise, ich hatte Angst, etwas zu verpassen, als ob wir auf eine einsame Insel gehen würden und wir alles voraussehen müssen. Ich nahm Bettwäsche, Bücher, Kaffee, holte alle möglichen Lebensmittel, wusste, dass er einfachen Hering, Schwarzbrot, bestimmten Käse liebte….. Olga hat das Hähnchen gebraten, Frikos gemacht, Gemüse geschnitten.

Als wir endlich ins Auto stiegen, ich erinnere mich, dass ich RABASH fragte, warum ich so eine Ehrfurcht vor diesen Reise habe.

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Er sagte, es sei eine gute Sache, dass nicht umsonst das erste Gebot Ehrfurcht wäre. Dass er vor seinem Vater das gleiche empfand, dass es der spirituellen Ehrfurcht ähnlich wäre.

Ich mache mir keine Sorgen um mich selbst, ich mache mir Sorgen darüber, ob ich mich wirklich über mich selbst erheben, mich annullieren, sehen kann, wie ich meinem Lehrer helfen kann…

„Ist dem nicht so?“ fragte er mich und antwortete sofort selber:“es spielt keine Rolle, dass in unserer Welt alles umgekehrt ist. Wir sollten versuchen, die ganze Zeit für andere zu leben. Es ist eine gute Ehrfurcht. Es bringt das Licht zum Vorschein.“ Ich habe versucht, ein Notizblock oder ein Tonbandgerät zu benutzen, welches ich ständig dabei hatte. Doch RABASH war auf unseren Reisen streng. Keine Aufnahmen, keine Rekorder!

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 69

Zusammen!

Es ist Monate her, ich weis nicht mehr, unter welchen Umständen, wir fingen an mit RABASH über Tiberias zu sprechen. Und plötzlich sagte er zu mir: „Lass uns zusammen fahren“. Ich war verwirrt, nervös – ich konnte mir nichts größeres wünschen. Ich erinnere mich, dass ich die Nacht vor der Reise wach blieb und dachte darüber nach, wie es sein würde, was ich tun sollte, um Rebe nicht zu enttäuschen, was ich kochen sollte…

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Das Kochen hat allerdings meine Frau übernommen. Olga spürte sofort Zuneigung zu RABASH, sobald sie ihn sah. Ihr Vater wurde zu Stalin Zeiten unterdrückt. Und jetzt erschien RABASH, und sie gab ihm all die Wärme ihres Herzens, die nicht für ihren Vater ausgegeben wurde.

Das kam am meisten in der Zubereitung von Speisen zum Ausdruck. RABASH hat schon oft gesagt, dass Olgas gekochtes Essen von allen anderen bevorzugt wird. Weil sie ihr Herz einbrachte. Besonders gut gefiel ihm die Suppe, die Olga nach seinem Rezept zubereitete. In die Suppe wurden mehrere Stücke Rindfleisch, Hühnerbein, Kartoffeln und Nudeln gelegt.

Die Suppe musste so dick sein, das der Löffel drin stecken bleibt. Ich brachte es noch heiß RABASH, weil wir in der Nähe wohnten. Er hat sie probiert, schloss die Augen, hielt inne und plötzlich gesagt: „Oh, gut!”. Dann setzte er sich hin und schrieb eine Nachricht an Olga.

Olga hat viele Notizen aufbewahrt. Er bedankte sich bei ihr auf diese Weise. Er hat  über jedes Gericht separat eine Aufzeichnung gemacht. „Hier füge bitte Salz, – schrieb er, – und hier Pfeffer hinzu, und dieses Gericht ist perfekt“.

RABASH hatte eine erstaunliche Eigenschaft, er schenkte jedem Aufmerksamkeit, er bemerkte alle und fühlte vor allem diejenigen, die Wärme ausstrahlen. Sie waren wie Engel für ihn, die Freude bringen. So eine war meine Frau Olga für ihn.

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 68

Das Mahl

Das Mahl mit RABASH muss man besonders erwähnen.

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Für ihn war es nicht nur Essen, Beisammensein mit den Freunden, sondern ein hoher spiritueller Prozess. Er hat uns die gleiche Einstellung zu dieser Handlung beigebracht. Unsere Mahlzeiten wurden in völliger Stille eingenommen. Wir durften nicht miteinander reden. Jeder musste sich innerlich konzentrieren und mit sich selbst sprechen. Es lag so viel Spannung in der Luft, dass jede Kleinigkeit zu seinem Mund mit Absicht begleitet werden musste. Wenn er sich entschieden hätte, sich nach dem Essen daran zu erinnern, was er gegessen hatte, wäre es für ihn sehr schwierig gewesen. Es war, als hätte das Essen keinen Geschmack, denn den Geschmack hat man nicht vom Essen bekommen, sondern vom Zustand selbst. So ein Mahl hatten wir damals in Tiberias gehabt. Jeder erinnert sich noch heute daran, wegen der besonderen inneren Kraft, die von Rebbe kam.

 

[# 245823]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 67

                                        Exil

Wenn es keine äußeren Störungen und keine Notwendigkeit gab, „sich aufzuspielen“, konnte RABASH in einen solchen inneren Zustand eintreten, in dem er den Körper praktisch nicht spürte, es störte ihn nicht, er war in sich gekehrt. Er konnte kaum hören, was um ihn herum geschah, er lebte alles im Innern durch. Es war keine Meditation, es gibt so etwas in der Kabbala nicht, es war eine spirituelle Vertiefung. Diesen Zustand von ihm belauerte ich in Tiberias.

Es war eine halbe Stunde her, vielleicht mehr. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Einerseits verstanden wir, dass wir ohne seiner Erlaubnis nicht kommen durften, andererseits hatte ich das Gefühl, dass ich ihn in diesem Zustand nicht lassen konnte.

Und dann erschien Rebe. Er war schon anders, „lebendig“, seine Augen sahen uns neugierig an. Er fragte: „Na, was macht ihr da?“ Wir fingen an ihm zu erklären, dass wir ihn überhaupt nicht stören wollten, dass wir beabsichtigten, in Tiberias unsere Freunde Versammlung durchzuführen, und kamen zugleich ihn zu besuchen. Wir dachten, wie ist es denn, in Tiberias zu sein, ohne vorbeizukommen?

Wir alle sahen RABASH an. Er machte eine ordentliche Pause, sah uns wieder an… und sagte: „Lasst uns das Mahl vorbereiten“.  Uns allen taute das Herz auf, wir waren so glücklich, alle lachten. Aron Brisel, ein Spezialist für Mahlzeiten, schickte jemanden auf den Markt, einer kochte bereits Wasser, ein anderer schnitt Gemüse, und wir alle hatten das Gefühl eines Festes.

 

[# 245778]

Fortsetzung folgt…

Der Tag nach dem Coronavirus – Kapitel 5. Eine neue Welt

Eine neue Welt

Unser Planet ist reich genug, um uns alle zu versorgen, warum sollten wir also diesen tragischen Krieg, der unser Leben seit Generationen verdunkelt, bis zum Tod führen? – Baal HaSulam, Die Nation.

Das Coronavirus isolierte uns in unseren Häusern und ließ uns erkennen, wie anders die Welt erscheinen kann. Wir waren auf die Pandemie nicht vorbereitet. Wir waren schockiert. Mit der Zeit fanden viele von uns jedoch einen gewissen Reiz darin, wieder in den Schoß unserer Familien zurückzukehren.

Viele erlebten neue Erfahrungen mit der Familie Familie, die in unserer Konsumkultur verloren gegangen war: Momente gemeinsamen Lachens, des entspannten Zeitvertreibs und des genauen Zuhörens, was unsere Lieben zu sagen haben. Des Einfühlens in ihre Sorgen, Hoffnungen und Schmerzen.

Die Welt vor dem Coronavirus scheint uns jedoch aus der Ferne verschlagen zuzuzwinkern und droht, mit voller Wucht zurückzukehren. An diesem Punkt bietet sich uns eine einmalige Gelegenheit für eine besondere Art der Selbstbeobachtung. Wir können nun prüfen, ob wir wirklich in das Leben zurückkehren wollen, das wir verlassen haben.

Die Welt vor dem Coronavirus war nicht nach unseren Bedürfnissen und auch nicht nach den Bedürfnissen unserer Kinder aufgebaut, sondern nach den Regeln des vom menschlichen Egoismus geprägten Wirtschaftssystems. Es war die Norm, von morgens bis abends zu arbeiten und unsere Kinder und Ehepartner erst am Ende des Tages erschöpft und lustlos zu treffen. Doch wie hätten wir sonst für alle Kosten aufkommen können, die auf uns lasteten?

Die heutige Wirtschaft basiert auf dem Konsumismus: Aggressive Produktion, Vermarktung und schließlich Konsum, mit dem Ziel, die Gewinne zu steigern, die Märkte zu erweitern und immer mehr Verbraucher mit immer größerer Raffinesse zu „melken“.

Der Konsumismus hat uns dazu verleitet, neue Autos zu kaufen, unsere Küchen und Wohnungen zu renovieren, mehr Hemden, Jacken, Kleider und Schuhe zu kaufen. Er veranlasste uns, zunehmend in andere Länder zu fliegen und in immer mehr Restaurants auszugehen. Da wir daran gewöhnt waren, diese Aktivitäten als Lebensfreude anzusehen, gaben sie uns ein gutes Gefühl, und je mehr wir unser Leben damit füllen konnten, desto mehr konnten wir uns als erfolgreich bezeichnen.

Zur Erlangung eines „respektablen materialistischen“ Status, den wir vielleicht gar nicht wirklich wollen, arbeiteten wir hart, um Geld zu verdienen und dann Spaß damit zu haben. Wir machten an den schönsten Orten der Welt Urlaub, um danach erneut in das Hamsterrad zurückzukehren. Dann erstarrte alles.

Wie eine strenge Mutter, die ihren Kindern eine Lektion erteilen will, erhob die Natur ihre strenge Hand und flüsterte uns zu: „Hört auf mit allem, was ihr tut! Geht in eure Zimmer. Setzt euch. Denkt über das nach, was ihr tut. Seht ihr nicht all den Schaden, den ihr euch selbst zufügt? Seht ihr denn nicht, dass, wenn ihr mit dem, was ihr tut, weitermacht, am Ende unglücklich sein werdet und später im Leben noch viel größere Schmerzen erleiden werdet? Ich möchte, dass ihr jetzt ernsthaft darüber nachdenkt, was ihr wirklich braucht und was nicht, und ich hoffe, dass ihr alles, was ihr nicht benötigt, loswerdet. Ich hoffe auch, dass ihr, wenn ich euch wieder rauslasse, ein viel besseres Verhältnis zueinander und zu der Welt, in der ihr euch befindet, haben werdet.

Dieses Virus verändert uns. Er traf uns wie ein Tsunami, und er hat einen großen Teil des Schmutzes, der sich in unserem Leben angesammelt hatte, weggespült. Immer mehr Menschen begannen, ernsthaft darüber nachzudenken, was im Leben wirklich wichtig ist, in was für einer Welt wir wirklich leben wollen, welche Nachteile die Jagd nach immer größeren Gewinnspannen aufweist und wie die menschliche Gesellschaft und die Wirtschaft aufgebaut sein sollten, um uns wirklich zufrieden und glücklich zu machen.

Der „hehren“ Wert unseres alten Paradigmas bestand darin, so viel wie möglich zu produzieren, zu konsumieren und dann wegzuwerfen, um die Räder der Maschinerie in Bewegung zu halten. Nun, da wir gezwungen sind, von all dem Trubel eine Verschnaufpause einzulegen, hat sich Raum für sinnvollere Beschäftigungen eröffnet.

Wir haben nun mehr Zeit in unser Verhältnis zu Familie, Freunden und Mitmenschen zu überdenken und zu verbessern. Mit mehr Wärme und Liebe. Wir können uns enger mit unseren Familienmitgliedern verbinden oder unseren Nachbarn und Freunden mehr Aufmerksamkeit schenken, indem wir mit ihnen in einen Dialog treten.

Aber wie bauen wir eine Welt auf, in der es sich gut leben lässt? Stellen wir uns für einen Moment die Medien und die Politik ohne destruktiven Wettbewerb und Privatinteressen als Ideal vor. Die Verbesserung der Qualität unserer zwischenmenschlichen Beziehungen ist eine Anforderung, die uns die Natur in ihrem Entwicklungsprozess stellt, und wir werden ihr auf die eine oder andere Weise entsprechen müssen. Wenn wir die Gesetze der Natur nicht verstehen und weiterhin gegen sie handeln, werden wir Rückschläge erhalten, die uns zum Umkehren zwingen werden, ähnlich dem Szenario des Coronavirus.

Eine grundlegend neue Welt ist eine Welt, in der die Menschen lernen, sich zueinander so zu verhalten, wie zu sich selbst. Solche Beziehungen liegen natürlich jenseits unserer angeborenen Natur. Genau aus diesem Grund ist die Weisheit der Kabbala – die Methode der Verbindung – unserer Generation offen zugänglich, worauf wir an dieser Stelle jedoch nicht näher eingehen wollen.

Wenn echte Verbindung zu unserem höchsten Gut wird, das wir anstreben, werden wir spüren, dass es in der Natur eine Kraft gibt, die die Realität in gleicher Weise beeinflusst. Wir haben unser Leben schon immer danach gesucht. Die Menschen nannten es „Gott“, „Universum“, „Natur“ und hatten keine Ahnung, was oder wo es tatsächlich war.

Jetzt können wir entdecken, dass dies eine Kraft der Verbindung und Liebe ist, die Quelle des Lebens. Diese Kraft ist weder im Himmel noch in unserer Vorstellung zu finden. Stattdessen entsteht sie in den neuen positiven Beziehungen, die wir aufbauen werden, in unserer verbesserten Einstellung zueinander.

Wir können so einen Schritt nach vorn nur gemeinsam tun, wir alle – die Menschheit als Einheit. Wir sollten nicht zurückblicken und niemals die alte Welt wiederbeleben, die uns gegeneinander aufwiegelte.

Wenn es uns gelingt, einander auf dem Weg zu einer immer positiveren Verbindung voranzubringen – und ich hoffe, das wird uns gelingen -, dann werden wir eines Tages sogar für das Coronavirus dankbar sein, denn wir werden sehen, dass es uns in eine viel bessere Welt gedrängt hat.

Ich wünsche uns allen die Kraft und den Mut, diesen herausfordernden Wandel in Richtung einer positiv verbundenen Menschheit gemeinsam zu meistern.

„Alles steht auf Liebe.“ – Das Buch Sohar, Teil VaEtchanan (Ich plädierte).

Der Tag nach dem Coronavirus – Kapitel 4. Integraler Verstand und Emotion

Integraler Verstand und Emotion

Um zu verstehen, was es bedeutet, in einem integralen System optimal zu funktionieren, werfen wir einen Blick auf den menschlichen Körper. Stellen Sie sich vor, dass plötzlich jedes Organ beschließt, das zu tun, was es will, unabhängig von seiner notwendigen Funktion zur Erhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens des Körpers. In einer solchen Situation würde der Körper keine fünf Minuten überleben. Er würde schnell sterben.

Ein optimales Funktionieren des Systems erfordert somit die bewusste Aneignung eines neuen integralen Verstandes und neuer Emotionen.

Der ultimative Impfstoff gegen eine globale Pandemie wäre daher, unsere Beziehungen in Harmonie zu bringen und sie an die Naturgesetze anzupassen. Es wäre daher klug, den Wert der persönlichen und gegenseitigen Verantwortung – die die Coronavirus-Ära von uns verlangt – zu einem Gesetz der Verbindung in unserem Alltag zu machen.

Zu verstehen, wie man gesunde Verbindungen zwischen verschiedenen und sogar widersprüchlichen Individuen webt, stellt die nächste Stufe der menschlichen Evolution dar. Die Schaffung von Beziehungen, die den Naturgesetzen entsprechen, setzt voraus, dass jeder Einzelne eine tiefe Bindung zu anderen Menschen pflegt. Wir müssen sensibel für die Bedürfnisse der anderen werden, um zu verstehen, wie wir einander helfen und ergänzen können. Das ist eine recht komplizierte Aufgabe, aber wenn wir es schaffen, werden wir erstaunt erkennen, dass gerade in diesem Übergang zu einer neuen Wahrnehmung auch noch ein persönlicher Gewinn liegt.

Sobald wir die Fähigkeit entwickeln, andere zu spüren und als Teil unserer selbst zu erkennen, wird das Glück des anderen zu unserem Glück. Es wird zu unserem Glück hinzugefügt. Und wir werden dieses Glück als unser eigenes wahrnehmen. Unser sozialer Verstand wird sich erweitern und interessiert daran sein, uns selbst und anderen als Ganzes zu nützen. Dadurch wird sich wiederum unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit ändern. Eine ganze Welt von neuen Möglichkeiten wird sich uns eröffnen, die früher weit außerhalb unserer Wahrnehmung lag.

In einem so fortgeschrittenen Zustand werden wir uns freuen, auf der Welt unseren einzigartigen Beitrag zu leisten. Jeder von uns wird seine Individualität und Einzigartigkeit für das Wohlergehen des Kollektivs anstelle für persönlichen Gewinn nutzen. Wir werden dann auch viel umfassendere Eindrücke aus unserer Umgebung aufnehmen können. Wir werden miteinander so in Verbindung treten können, sodass wir wirklich spüren, was wir alle fühlen und denken. Wir werden unsere Wahrnehmungen und Empfindungen erweitern und zu wirklich sozialen und liebenden Wesen werden. Je mehr wir andere inspirieren, ermutigen und unterstützen werden, desto mehr werden wir selbst wachsen und uns zu humanen Menschen entwickeln, und desto mehr wird unser Wert in der Gesellschaft steigen.

Das Bewusstsein unserer gegenseitigen Abhängigkeit und Verbundenheit wird jeden von uns verstehen und fühlen lassen, wie sich das Netzwerk auf uns auswirkt, wie wir das System beeinflussen und wie wir gewinnen, wenn wir an das Wohl des Ganzen denken. Wir werden uns unserer unausweichlichen Interdependenz bewusster werden, und wir werden verstehen, wie sie sich im gesundheitlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bereich manifestiert. Wir werden klar definieren können, was dem System schadet oder nützt. Die Definition von Erfolg, wie wir sie heute kennen, wird sich grundsätzlich ändern.

Dementsprechend ist zu erwarten, dass wir in Zukunft, wenn wir zu gegenseitig rücksichtsvollen und verantwortungsbewussten Wesen werden, neue Instrumente schaffen werden, die dem Übergang vom individuellen zum kollektiven Bewusstsein dienen. Solche Werkzeuge werden uns helfen, unsere neue Einstellung zu praktizieren, und uns qualifizieren und die Wünsche und Gedanken anderer immer besser zu verstehen.

Wenn die Qualität unserer Beziehungen so hoch sein wird, wird jeder Mensch ein ganz neues Gefühl der Sicherheit, des Vertrauens, des Glücks und der Vitalität gewinnen. Das Gefühl, dass die Menschen um uns herum versuchen, uns zu nützen, uns zu helfen, uns zu ermutigen und uns zu inspirieren, wird uns allmählich von der unaufhörlichen Sorge um unsere eigenen Bedürfnisse befreien. Dann werden wir in der Lage sein, umfassendere Aspekte unseres Potentials zu verwirklichen.

In der Tat klingt dieses perfekte Bild der Wirklichkeit utopisch oder naiv. Aber stellen Sie sich vor, wie verrückt es vor dem Coronavirus geklungen hätte, wenn jemand gesagt hätte, dass sehr bald fast alle Flüge eingestellt werden, die Weltwirtschaft nahezu zum Erliegen kommt und die Menschen auf der ganzen Welt in ihren Häusern eingesperrt werden.

Immer mit mir – Teil 66

Er war nicht mehr hier

 Eines Tages, als RABASH nach Tiberias aufbrach, beschloss unsere ganze Gruppe plötzlich, zu ihm zu gehen. Es war am Donnerstag, dem Tag der Freunde Versammlung. Er sollte am Freitag zurückkehren und wir haben beschlossen, den Tag mit dem Lehrer zu verbringen, ein Mahl zu bereiten. Wir dachten, dass wir ihn damit erfreuen würden.

Wir kamen an. Wir näherten uns dem Zaun des Hauses, in dem RABASH wohnte, und blieben plötzlich stehen. Wir realisierten, dass wir nicht wussten, wie wir reinkommen sollten, wir verstanden nicht, warum wir da waren, wie dieser Gedanke in uns geboren wurde. Schließlich lud uns niemand ein. Wir standen vor dem Zaun, waren still und wussten nicht, was wir tun sollten. Plötzlich sagte jemand: „Lasst Michael gehen.“ Und alle sahen mich an.

Ich erinnere mich, dass ich den zugewachsenen Garten betrat, den Weg zum Haus entlang ging, und die ganze Zeit hatte ich das Angst, dass es kein guter Zeitpunkt war, dass er uns nicht rief. Warum gehe ich, warum habe ich zugesagt? So ging ich bis zur Tür des Hauses, da gab es ein großes Moskitonetz, türhoch, ich erinnere mich an alles, bis ins kleinste Detail. Ich schaute durch es hindurch, zuerst sah ich nichts, und dann erkannte ich plötzlich einen Mann auf dem Bett sitzen. Ich wusste nicht sofort, dass es RABASH war.

Er saß da, bewegungslos, in seiner Hose und Unterhemd, und starrte vor sich hin. Ich wagte es nach langer Zeit, das Schweigen zu unterbrechen, aber ich war auch nicht glücklich über die Idee, dass ich ihn beobachtete. Also sagte ich leise: „Hallo, Rebe.“

Er reagierte nicht. Ich rief lauter: „Rebe?!“ Langsam drehte er seinen Kopf zu mir, und plötzlich verstand ich – er sieht mich doch nicht!

RABASH blickte durch mich hindurch, als wäre ich unsichtbar. Ich erinnere mich, dass mein Herz schlug, ich wusste nicht, was ich in solch einer Situation tun sollte. Plötzlich blickte er auf den Boden. Es dauerte ein oder zwei Minuten, nicht länger. Dann schaute er langsam zu mir auf und fragte: „Und wer hat dich hierher gerufen?“

Er sprach leise, als würde er mit einer völlig fremden, ungebetenen Person sprechen.Ich dachte wieder: Ich muss dringend weggehen. Und alle wegbringen…  Ich sagte: „Rebe, wir sind zusammen hierher gekommen. Die ganze Gruppe. Wir dachten…“

Er unterbrach mich: „Und wer hat euch gerufen? Er sprach und sah wieder weg. Er kehrte in denselben Zustand zurück, in welchem ich ihn auf fand. Ich sagte kein Wort mehr, ich hatte Angst seine Stille zu unterbrechen. Ich ging vorsichtig die Treppe runter, zündete eine Zigarette an. Die Jungs kamen auf mich zu, sie verstanden alles sofort, ich musste ihnen nichts erklären. Wir saßen da und rauchten, und wir wussten nicht, was wir tun sollten.

 

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Fortsetzung folgt…