Sich klein fühlen
Frage: Der Mensch kommt zum Studium, wenn er erwachsen ist und bringt eine vorgefertigte Einstellung dem Leben gegenüber mit. Dementsprechend stimmt er nur teilweise mit seinem Lehrer überein und trägt dies weiter; in manchen Punkten ist er anderer Meinung. Kann er sich mit derart gespaltenen Gefühlen spirituell entwickeln?
Antwort: Es ist ganz natürlich für einen Menschen, der die spirituelle Welt noch nicht gefühlt hat. Genau aus diesem Grund kann er das alles noch nicht im Lehrer wahrnehmen. Es steht geschrieben: „Jeder urteilt anhand seiner eigenen Mängel.“ Du siehst die Verdorbenheit in dem Lehrer entsprechend deiner eigenen. Hier brauchst du die Kraft der Gruppe, die dich überzeugt und daran erinnert, dass der Lehrer groß und wichtig ist. Wenn du deine Freunde wertschätzt und respektierst und mit ihnen arbeitest, wirst du durch die Hilfe der Gruppe in der Lage sein, diese Gefühle der Respektlosigkeit sehr schnell zu überwinden.
Die Respektlosigkeit ist natürlich und ganz logisch und es kann nicht anders sein. Es wird dir mit Absicht von Oben gegeben. Gleichzeitig gibt man dir aber auch die Werkzeuge, um diese Zustände zu überwinden. Durch die Nähe zur Gruppe erlangst du die Nähe zum Schöpfer. Deshalb wurde diese Reihenfolge der Arbeit für dich vorbereitet. Aber wenn es nicht funktioniert, liegt das Problem nicht an deiner Respektlosigkeit dem Lehrer gegenüber. Es ist ein natürlicher Phase, ihn gering zu schätzen. Der Punkt ist, dass du die Gruppe nicht ausreichend respektierst! Du kannst dich nicht mit den Freunden verbinden, um die Kraft zu erlangen, die du benötigst, um alle diese Barrieren zu überwinden.
Du musst die egoistische Ablehnung den Freunden gegenüber überwinden: Versuche ihnen während der Mahlzeiten näher zu kommen, während des Singens und anderer angenehmer Momente. Beginne, dein Ego auf Distanz zu halten und fühle, wie sinnvoll es ist, sich mit den Freunden zu verbinden. Du hast eine Chance erhalten, die Kraft der Gruppe zu empfangen und eben dadurch die Anhaftung an den Lehrer zu erlangen. Durch den Lehrer erlangst du die Verbindung zum Schöpfer und dadurch allmählich das Licht der Korrektur.
Es ist ganz natürlich, dass dein Ego instinktiv gegen die Worte deines Lehrers Einwände erhebt. Nur ein Narr stellt nichts in Frage, da er keine Vorstellung davon hat, wo er sich befindet. Deine Natur lehnt den Schöpfer ab, wie geschrieben steht: „Des Menschen Neigung ist von Jugend an eine verdorbene“ – dementsprechend bist du entgegen gesetzt zur Spirituellen Arbeit und zu deinem Lehrer. Du bist der Inneren Essenz der Gruppe entgegengesetzt, aber die Gruppe hat eine äußere Form, durch die du dich an sie annähern kannst. Die größte Schwierigkeit ist, dass der Mensch die Gruppe nicht als ein Mittel wahrnimmt, das ihm ermöglicht, sich mit den Freunden zu verbinden, um dadurch die Anhaftung an den Lehrer zu erlangen. Der Lehrer wird euch alle mit dem Schöpfer verbinden.
Wir müssen uns nicht in Chassadim verwandeln, aber du musst fühlen, dass du im Vergleich zu deinem Lehrer klein bist. Auch bist du klein im Bezug zur Gruppe und noch viel kleiner im Bezug zum Schöpfer. Beginne dein Leben zu ordnen, indem du alle dir gegebenen Mittel richtig organisierst: Das bin ich, das ist die Gruppe, das ist das Studium und das ist mein Lehrer. Alles andere ist unbekannt, weil es vom Schöpfer kommt, aber genau dort befindet sich dein Eingang in die Heiligkeit, wo du plötzlich eine Türe wahrnimmst, die zu einer Öffnung wird und du trittst ein.
Wenn du diese Konditionen nicht erfüllst, wird nichts funktionieren. Der Mensch muss sich das alles vorstellen, sogar zeichnen und schreiben, um es jeden Tag fortzusetzen und zu korrigieren. Du solltest diese Fragen täglich, Schritt für Schritt in Klärung bringen, bis du in der Lage bist, alle Voraussetzungen zu erfüllen. Du solltest verstehen, dass es sich hier um klare und angemessene Gesetze handelt. Wenn du diese nicht einhältst, wirst du nicht nur dieses Leben benötigen, sondern noch viele weitere Inkarnationen. Egal wie oft du in diese Welt zurückkehrst, die Voraussetzungen werden immer die gleichen sein. Die spirituellen Reshimot (Erinnerungen) werden nicht in allen Ebenen erfüllt, solange sie nicht durch diese speziellen Konditionen laufen!
Alles arbeitet nach diesen speziellen Gesetzen der Natur. Es mangelt uns an Verständnis, wenn wir glauben, das es diese Gesetze nicht gibt; aber wo auch immer wir sie erkennen, offenbart sich: „Er hat uns Gesetze gegeben, die nicht gebrochen werden können.“ Wir müssen dies verinnerlichen, um diese Gesetze zu verstehen und einzuhalten. Unser Ego stimmt nicht zu, aber darüber können wir uns erheben.
Warum sollten wir auf die Leiden warten, die uns zwingen, uns vom Ego zu distanzieren? Es ist ratsam, dies aus unserem eigenen freien Willen heraus zu machen, mit unserem Verstand, durch die Werte, die uns die Gruppe ermöglicht und sichtbar macht. Die Gruppe wird uns helfen uns von unserem Ego zu distanzieren. Die Gruppe wird helfen das korrigierende Licht anzuziehen, welches in uns eine neue Skala von Prioritäten und Denkwegen ermöglicht. [123150]
Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Baal HaSulam, 13/12/13