Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'das Geben'

Immer mit mir – Teil 36

Es geht nur um mich

So hatte ich mich, wie RABASH, an dieses Buch als an die Quelle des Lebens angeheftet. So empfinde ich es als, “die Quelle des Lebens!”

Ich wartete, dass ich zum Buch zurück konnte. Ich verstand, dass nur dieses mich auf den Abend und Morgen Unterricht vorbereitete. Ich wachte um zwei Uhr morgens auf, fühlte es auf dem Nachttisch, lass ein paar Zeilen, stand dann auf, machte die üblichen morgendlichen  Aufgaben, und es lebte bereits in mir, beunruhigte mich und stellte Fragen, aber auch behauptete: „Es gibt niemanden außer Ihm.“ Mit dieser Aussage setzte ich mich hin, um es zu lesen.

Ich rauchte in der Küche, machte Kaffee. Es blieb noch eine Stunde bis zum Morgen Unterricht, es war „Shamati“ Stunde. Ich las darin.

„Es gibt drei Bedingungen für das Gebet:

1. Zu glauben, dass der Schöpfer einen Menschen retten       kann, obwohl er die schlimmsten Eigenschaften,     Gewohnheiten und Umstände in seiner Generation hat…

2. Alles, was ich tun konnte, tat ich, und die Erlösung kam nicht.

3. Wenn der Schöpfer nicht rettet, ist der Tod besser als dieses Leben[1].“

Es war Nacht. Das Haus ruhig. Die Uhr tickte kaum hörbar. Ich flüsterte die Zeilen aus „Shamati“ und spüre einfach, wie sie in mich eindringen: „Das Gebet kommt aus dem Gefühl des Verlustes im Herzen: Je größer das Gefühl des Mangels des erwünschten, desto stärker ist ein Gebet.

Wer den Überfluss vermisst, unterscheidet sich von dem, der zum Tode verurteilt wurde, der auf die Vollstreckung des Urteils wartet und bereits in Ketten gefesselt ist. Und jeder Moment ist für ihn ein Gebet um Erlösung. Er wird nicht einschlafen, sondern unermüdlich für die Erlösung seiner Seele beten”.

Wie viel Kraft steckt in diesen Zeilen! Wie viel Schmerz und Verlangen?! Ich wollte so sehr, dass dieses Gebet zur Rettung auch mein Gebet wird.

Ich erinnere mich, dass RABASH, als ich nach Bnei Brack zog, die Straße entlang ging und Licht in meinem Fenster sah. Er wartete, bis ich aus dem Haus kam, nahm meine Hand und fragte: „Warum stehst du so früh auf?“ Ich antwortete: „Ich mache mich bereit für den Unterricht und lese „Shamati“.“

Ich erinnere mich, wie er mich ansah. Ich erinnere mich auch wie wir schweigend durch die Nacht von Bnei-Brack gingen und er meine Hand drückte, als ob er ein Bündnis mit mir schloss.

Ich werde es nie vergessen, ich fühle immer noch seinen Segen. Von diesem Moment an wurde ein weiteres Hindernis zwischen uns beseitigt. Wir wurden durch „Shamati“ näher zusammengebracht.

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RABASH fühlte, dass diese Aufzeichnungen für mich genauso wichtig waren wie für ihn, dass meine ganze Arbeit auf ihnen basiert, dass ich kein anderes Leben brauchte, sondern nur dieses, neben ihm…

Und er fing an, mich nicht nur als Schüler zu behandeln, sondern auch als Freund, als Sohn.

Er sagte oft zu mir: „Du und ich sind Freunde. Zwei ist viel, wir sind schon eine Gruppe“.

Aber jedes Jahr lerne ich mehr und mehr, was RABASH von mir hielt…

 

[1] Shamati (das Erhörte), 2012, Artikel 209, „Drei Bedingungen des Gebets“.

 

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Fortsetzung folgt…

 

Immer mit mir – Teil 35

 

Das Zauberbuch

Ich springe  jetzt über die Jahre und beende die Geschichte von „Shamati“.

RABASH war gestorben. Das Notizbuch blieb bei mir, mit meiner Angst – wie kann dieser unschätzbare Schatz, der für die Welt so wichtig ist, ein Geheimnis blieb?!

Ich hatte meine Zweifel, bis ich entschied, dass ich es nicht verbergen kann – die Welt musste anfangen sich zu ändern!

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RABASH wollte, dass die Wissenschaft der Kabbala der Welt offenbart wird, damit die Menschen damit beginnen können, sie zu studieren, mit Hilfe der Artikel von Baal HaSulam. Also entschied ich mich, es zu drucken, ohne einen einzigen Buchstaben zu ändern.

Diese Artikel sind Licht ohne Kli[1], das sind die Offenbarungen und das Verständnis von Baal HaSulam, und der Leser betrachtet diese Artikel immer auf eine neue Weise, immer anders. Jedes Mal scheint es dem Menschen, dass dies nicht der Artikel ist, den er vorher gelesen hatte.

Es weckt ihn, verändert ihn, enthüllt plötzlich einige neue Schichten in ihm, und er beginnt zu fühlen und neu zu denken. Sowohl in seinem Geiste als auch in seinem Herzen. Er wird zu einem ganz anderen Menschen.

Es ist ein magisches Buch, dass das höhere Licht anzieht, dank dem sich ein Mensch verändert. Das Buch ändert ihn. Baut eine Seele auf, um die Spiritualität im Inneren zu enthüllen. Darin beginnt der Mensch die höhere Realität wahrzunehmen.

 

[1]  Kli („Gefäß“) – bilden die korrigierte, für das Empfangen des Lichtes geeignete Verlangen zu empfangen. das heißt die Verlangen, die einen Schirm haben (die Kraft des Widerstands gegen den Egoismus), der Egoismus in Altruismus verwandelt.

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 34

 

Das Gebet

„Und wenn es keine linke Linie gibt, kann es kein echtes Gebet geben“, sagte RABASH.

Die Mittlere Linie ist nicht aus einer einfachen Addition von linken und rechten entstanden. Hier brauchen wir das höhere Licht. Es kommt als Antwort auf das Gebet. „So stellt sich heraus, dass jeder Artikel in „Shamati“ ein Gebet ist. Deshalb hatte RABASH sein blaues Notizbuch immer bei sich. Es war auf allen Reisen immer bei uns. Es lag immer auf dem Tisch neben seinem Bett.

Oft sah ich ihn wie er es öffnete, da anzufangen wo es sich ihm öffnete, ein paar Zeilen zu lesen und inne zuhalten, als ob er zuhören würde.

Dieses Buch war ein Teil von ihm. Es war sein Herz, seine Seele. Es war eine untrennbare Verbindung mit seinem Vater und damit mit der ganzen Kette der großen Kabbalisten. Auch so, als er es mir am späten Abend des Jahres 1991 im Krankenhaus mit den Worten: „Nimm es dir und arbeite daran“ gab. Mir wurde klar, dass etwas Schreckliches bevorsteht.

Er hatte sich von diesem Buch getrennt, er übergab es mir, er ging.

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 33

 

Sie werden nicht erhören!

Ich brauchte Monate, um herauszufinden, was bedeutet „sie haben keine linke Linie“, wie RABASH sagte. Ich verstand, warum er mir, demjenigen, der an nichts glaubt, viele Fragen hat, ständig unzufrieden ist mit sich selbst und dem Schöpfer, diese Artikel gezeigt hat. Für mich erschien plötzlich mit besonderer Klarheit (ich sah es früher nicht), diese Zeilen aus dem ersten Artikel „Es gibt niemanden außer Ihm“:

„Und nur diejenigen, die dem Schöpfer wirklich näher kommen wollen, erhalten von oben Hilfe, ohne sich mit dem Kleinen zufrieden zu geben und auf dem Weg eines kleinen, unvernünftigen Kindes zu bleiben, damit er keine Chance hat zu sagen, dass er Gott sei Dank die Tora und die Gebote und die guten Taten hat – was fehlt ihm also noch? Und nur wenn ein Mensch wirklich einen wahren Wunsch hat, bekommt er Hilfe von oben und man zeigt ihm immer, wie schlecht er im gegenwärtigen Zustand ist, das heißt es werden ihm Gedanken und Argumente gesendet, die gegen der spirituellen Arbeit gerichtet sind. Und alles, damit er sieht, dass er keine vollständige Einheit mit dem Schöpfer hat”.

Ich hatte es mit jeder Zeile gelesen und mit jedem Wort die Höhe von RABASH enthüllt. Er ist der einzige!, der nach Baal HaSulam „das Gehörte“ aufgeschrieben hat.

Und niemand außer ihm hat es getan! Welche Art von Kraft musste er dabei haben, geistige, innere Kraft, um seinen Vater zu hören, alles zu fühlen, sich zu erinnern (weil er nicht erlaubt hat, im Unterricht aufzuschreiben), und dann hinauszugehen und jedes Wort ins Heft zu schreiben. Manchmal musste er nicht nur ein Dutzend Worte aufschreiben, nicht hundert, sondern tausend.

Die Tatsache, dass er Wort für Wort auswendig lernte, daran habe ich keinen Zweifel.

Denn sie standen sich nicht nur als Vater und Sohn nahe, sondern auch als zwei Stufen der spirituellen Leiter. Einer übergab dem anderen das, was keiner der anderen Schüler hörte. Sie konnten nicht hören.

Denn, wie RABASH sagte, hatten sie keine linke Linie – sie hatten keine Zweifel. Denn auf die Frage „Habe ich Liebe zum Schöpfer oder nicht?“, antworteten sie ohne Zweifel: „Natürlich haben wir das!”

RABASH sagte, dass sie zu 100% in sich selbst verliebt sind, aber immer noch über die Liebe zum Schöpfer sprechen. Deshalb gibt es für sie nichts zu beheben. Sie haben keine linke Linie. Baal HaSulam sprach nicht zu ihnen „Shamati“. Sie werden nicht erhören!

 

[# 243889]

Fortsetzung folgt…

Sinn des Lebens Teil 6.

Patent für den endlosen Genuss

Frage: Wird im materiellen Leben die Erfüllung unserer Wünsche in der Konfrontation mit dem Verschwinden des Genusses empfunden? Wenn ich zum Beispiel durstig bin, trinke ich einige Schluck Wasser und empfinde dabei Genuss, dann verschwindet er. Gibt es in der Kabbala ein Patent für den endlosen Genuss?

Antwort: Die Kabbala hat in der Tat ein Mittel das uns ermöglicht, kontinuierlich und immer mehr zu genießen.

Die Genüsse in dieser Welt werden durch unsere Verlangen auf unbelebter, pflanzlicher und tierischer Stufe neutralisiert. Es verschwindet sowohl das Verlangen als auch der Genuss – ich fühle mich doppelt leer, d.h. ich bringe mich fast um.

Nach der Kabbala muss ich den Genuss auf eine Art und Weise erhalten, dass mein Verlangen nicht ausgelöscht wird. Erst dann werde ich diesen Genuss als unendlich empfinden. Je mehr ich Genuss und Verlangen haben werde, werde ich noch mehr Genuss und Verlangen erhalten – ich werde eine stetig sich steigernde Erfüllung empfinden. Aus diesem Grund wird die Kabbala als die Wissenschaft des Empfangens bezeichnet.

Frage: Muss es also eine Art Schirm, einen Widerstand erzeugen, der das Vergnügen, das Verlangen nicht auslöscht? Was ist das?

Antwort: Es ist ein Aufstieg über unsere egoistischen Verlangen. Das heißt, dass ich mich von diesem Verlangen loslöse, es unabhängig von meinen Gefühlen für Seine Absicht benutze, um es mit Genuss zu füllen. Ich brauche den Genuss nicht für mich selbst zu empfinden, sondern dafür, dass Andere und der Schöpfer Freude daran haben.

Frage: Kann ich durch diesen Widerstand zu einem anderen Mensch werden?

Antwort: Ja, denn wenn ich das für einen anderen Menschen mache, dann isoliere ich mich. Durch diesen Menschen trenne ich mein Verlangen von der Erfüllung ab, da ich es seinetwegen mache. Dann verschwindet mein Verlangen, der Genuss wird dabei nicht neutralisiert, da sich der Genuss auf den Nächsten bezieht. In diesem Zustand kann ich den Genuss unendlich empfinden.

Frage: Dies ergibt ein Modell: Ich, ein Anderer und der Genuss. Reicht dabei ein Mensch aus, oder muss es eine Gruppe von Menschen, oder sogar die ganze Menschheit sein?

Antwort: Das spielt keine Rolle. Das Wichtigste ist, dass sich der Genuss außerhalb von mir befindet, dann kann ich ihn tatsächlich ständig und zunehmend erleben.

Frage: Was hat das mit dem Schöpfer zu tun? Wo ist hier der Schöpfer?

Antwort: Der Schöpfer ist die Ursache für all das. Er lehrt uns mit seinen immerwährenden positiven und negativen Einflüssen wie wir ein Werkzeug bauen können, um den kontinuierlich zunehmenden Genuss zu erhalten.

Frage: Warum heißt es nicht „Ich, der Schöpfer und der Genuss“, sondern „Ich, der Nächste und der Genuss“?

Antwort: Es spielt keine Rolle, ob es der Schöpfer oder ein anderer Mensch ist. Es ist so, dass der Schöpfer als eine dritte Person handelt, die absolut alle ersetzt. Indem man sich daraufhin ausrichtet, die Anderen zu füllen, um so den Schöpfer zu erfüllen, löst man sich von sich selbst vollständig los.

Frage: Wenn ich jetzt Genuss empfinden möchte, muss ich mich dann nach einem, mir unbekannten Menschen umschauen, um ihm etwas Gutes zu tun?

Antwort: Nein, so funktioniert das nicht. Auf diese Weise beginnt man diesen Menschen als sich selbst zu betrachten, dadurch wird er dir sehr nah. Hier besteht die Gefahr, dass man diesen Anderen rein egoistisch erfüllt.

Bemerkung: Wenn es zum Beispiel mein Kind ist, dann kann ich es verstehen.

Antwort: Auch wenn es sich nicht um dein Kind, sondern um einen Fremden handelt. Deshalb muss alles durch den Zehner fließen, durch die Gruppe, hin zum Schöpfer. Es muss auf eine sehr ernsthafte Stufe erhoben werden.

Frage: Wie zeigt sich hier der Schöpfer? Äußert Er sich wie der Treibstoff, der mir die Möglichkeit gibt etwas zu machen?

Antwort: Der Schöpfer zeigt sich als Ziel, als die Adresse, an die sich mein Handeln richtet. Ich mache es für ihn. Durch die Gruppe hin zum Schöpfer, dann erhalte ich die klare Absicht zu Geben.

Frage: Woher weiß ich, was der Schöpfer braucht?

Antwort: Das ist unwichtig. Wenn ich auf diese Weise meine Handlungen aufbaue, löse ich mich von meinem Egoismus. Den Schöpfer gibt es nicht. Ich brauche dieses Konstrukt, um aus mir herauszukommen, um den absoluten und konstanten Genuss zu erreichen.

Frage: Was muss ich für andere tun? Muss ich ihnen etwas geben?

Antwort: Du wirst das Bewusstsein erlangen, zu merken was ihnen fehlt und wirst die Möglichkeiten sehen, sie durch dich zu erfüllen – sie so zu behandeln, dass das höhere Licht durch dich hindurchfließt und sie erfüllt.

Bemerkung: Hier läuft man Gefahr, sich in einer Illusion zu verfangen.

Antwort: Du kannst dich nicht in einer Illusion wiederfinden, da es von deinem Ego losgelöst ist. Der Egoismus kann hier nicht mit dir spielen. Das ist sehr real, sogar so real, dass Jahre vergehen, bis wir zu diesem Zustand kommen.

Frage: Woher weiß ich, was die anderen brauchen? Angenommen, ich habe ein paar Freunde, muss ich versuchen, etwas für sie zu tun, wenn sie mich darum bitten?

Antwort: Sie brauchen dasselbe wie du, absolut dasselbe.

Bemerkung: Sagen wir, ich muss den Sinn des Lebens finden.

Antwort: Sie möchten das Gleiche, denn sie sind mit dir in derselben Gruppe.

Frage: Wenn ich ihnen helfe, den Sinn des Lebens zu finden, den Schöpfer zu offenbaren, ich mich darum kümmere, dass sie es verstehen können, gebe ich ihnen dann?

Antwort: Ja, ihr helft euch gegenseitig. Diese gemeinsame Arbeit führt euch zu einem gemeinsamen Verlangen, zu einer gemeinsamen Absicht. Ihr werdet euch als so verbunden ansehen, dass ihr nicht mehr fühlt, wo der eine und der andere ist.

Durch eure gemeinsamen Verlangen und Absichten, offenbart ihr, durch die Gruppe, den Plan des Schöpfers.

Fortsetzung folgt…

Aus der TV-Sendung „Grundlagen der Kabbala“ von 14.01.2019

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Immer mit mir – Teil 32

 

„Sie haben keine linke Linie.“

Ich hatte den ganzen Tag und fast die ganze Nacht gelesen, ich war  mit „runden Augen“, aufgeregt zum Morgen Unterricht, gekommen. RABASH wusste, was los war, aber er sagte nichts. Ich gab ihm das Notizbuch, gestand, es abfotografiert zu haben, und er schwieg. Ich verstand, dass ich es richtig gemacht hatte. Aber warum hat er es mir gegeben? Es wurde mir bald klar, warum.

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Einen Tag später wollten wir ans Meer gehen, ich saß da, wartete auf RABASH und las „Shamati“.

Ich konnte nicht mehr von diesen Schriften wegkommen. Ich nutzte jede freie Zeit, um in sie einzutauchen. Ich sah und hörte nichts, als ich in ihnen gelesen hatte – so wirkten sie auf mich.

Weil ich sofort spürte, dass alles, was geschrieben stand, über mich geschrieben wurde. Ich war mit jedem Wort, jeder Zeile, die geschrieben stand, verbunden.

Nun wartete ich auf Rav, las und merke nicht, wie Hillel sich mir näherte. Er stand hinter mir, sah die Handschrift von Rabash und bleibt stehen und seine Augen liefen durch die Linien.

Ich drehte mich erst um, als ich seine Stimme hörte. Er rief Menachem, RABASHs ältesten Schüler, der noch bei Baal HaSulam studierte, und zeigte auf das Notizbuch in meinen Händen.

Sie sprachen Jiddisch.

Hillel fragte ihn: ”Hast du diese Aufzeichnungen gesehen?”

– Nein, aber es ist RABASHs Handschrift, antwortete Menachem.

– Genau, antwortete Hillel und fragte mich: „Woher hast du das Buch?“

Ich antwortete naiv: “ Der Rabbi hat es mir gegeben.”

 „Komm schon, gib her“, Hillel nahm mein Notizbuch, und sie fingen an, es zusammen durchzusehen und tauschten kurze Bemerkungen in Jiddisch aus.

Ich wusste nicht mehr, worüber sie sprachen…

Aber sie waren aufgeregt. Hillel veränderte sogar sein Gesicht, seine Bewegungen wurden nervös…

Plötzlich bemerkte ich, wie schnell RABASH die Treppe herunterkam. Er kam sofort zu uns und direkt aus seinen Händen nahm er das Notizbuch, ohne mit ihnen zu sprechen, nahm mich an die Hand und führte mich nach draußen. Als wir raus kamen, drehte er sich zu mir um und fragte mich scharf: „Warum zeigst du ihnen das? Wer hat dich gefragt es ihnen zu zeigen?!“

Das sagt er über die Menschen, die mit ihm bei Baal HaSulam studierten!

Meine verlegen Antwort:

– Hillel nahm es selbst. Er sah Ihre Handschrift und nahm es.

“Denke daran, ich habe es nur dir gegeben und das bedeutet, behalte es für dich, verstecke es und zeige es niemandem”, sagte RABASH hart.

“ Ich wusste es nicht“, antwortete ich.

Plötzlich erhob sich ein solcher Stolz, natürlich, er hatte es nur mir gegeben! Nicht ihnen, sondern mir!

Aber ich war immer noch neugierig, und ich hielt mich nicht zurück und frage: “Warum können diese Schriften ihnen nicht gezeigt werden?”

„Weil sie keine linke Linie haben“, antwortete RABASH, „Also, diese Artikel sind nicht für sie“.

Wieder einmal war ich von seiner Antwort begeistert, weil ich logischerweise feststellte, dass diese Schriften für Leute wie mich bestimmt waren, also gab RABASH sie mir.

Das bedeutet, dass Baal HaSulam sie an Leute wie mich weiterleitete… Was ist mit uns, was ist anders?! In mir?! Was?

 

[# 243672]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 31

 

“Shamati” – ”Das Gehörte”

Also, ich fuhr RABASH mit dem Auto, ich hielt mich natürlich nicht zurück und stellte ihm oft Fragen. Er antwortete und ich sah, dass er nicht wollte, dass ich schwieg, er mochte Fragen. Und ich stellte akute Fragen: nach der Willensfreiheit, nach der Tatsache, dass, wenn der Schöpfer der Einzige ist, warum bin ich dann aus zwei Kräften zusammengesetzt und so weiter und so fort?…

So half er mir eines Tages, als ich vor Schmerzen fast platzte, weil ich nicht verstand, nicht fühlte und so nicht leben konnte, auf. Wir waren gerade erst nach Hause gekommen, er sagte: „Warte, ich gebe dir etwas.“ Er ging in sein Zimmer. Ich wartete im Auto. Er kam mit einem schäbigen Notizbuch heraus und gab es mir.

„Shamati“ („Gehörte“) stand auf dem Cover geschrieben. Er sagte: „Lies, das ist es, was ich aufgeschrieben habe“.

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Ich schaute direkt in das Notizbuch und wusste auf einmal alles. Ich sah gerade die erste Zeile – „Es gibt niemanden außer Ihm“ – und fühlte, wie mein Herz schlug. Ich hatte nur den ersten Absatz gelesen, und es schlug noch schneller.

Ich las nicht mehr. Ich „flog“ in den Laden, liess das ganze Notizbuch abfotografieren, und als ich erkannte, dass ich es in meinen Händen hielt, beruhigte ich mich ein wenig. Als ich nach Hause nach Rehovot kam, schloss mich in mein Zimmer ein, ging nicht zur Arbeit und begann zu lesen: „Es wurde am ersten Tag der Woche, Itro (6. Februar 1944), gehört“ – ich las es und verstand, dass es von RABASH gehört wurde, und von Baal HaSulam gesagt wurde. Ich hielt diese Notizen in meinen Händen. Allein das führte mich zu innerer Erschütterungen. Was geschah, als ich anfing zu lesen: „Es wurde gesagt: „Es gibt niemanden außer Ihm“ – das bedeutet, dass es keine andere Macht auf der Welt gibt, die etwas gegen den Schöpfer tun kann”. Es war, als ob sich mir die seit Jahrhunderten vor allen verborgenen Geheimnisse offenbarten, dass ich mein ganzes Leben lang genau danach gesucht hatte, dass genau das die Offenbarung des Schöpfers für den Menschen in dieser Welt ist…

Ich las weiter: „Und die Tatsache, dass der Mensch sieht, dass es Dinge und Kräfte in der Welt gibt, die die Existenz der Höheren Mächte leugnen, ist der Grund, dass dies der Wunsch des Schöpfers ist….“. Es verdreht den Verstand. Es ist also der Schöpfer, der einen Menschen verwirrt?! Es ist eine Korrektur Methode namens „Linke Hand stößt ab, und rechte Hand nähert an”. Und was die Linke Hand wegdrückt, liegt im Rahmen der Korrektur. Das bedeutet, dass es Dinge in der Welt gibt, die von Anfang an mit der Absicht kommen, einen Menschen von geradem Weg zu stoßen und ihn von der Heiligkeit zurückwerfen….“.

Für mich war das alles eine Entdeckung. Ein Durchbruch zu einem neuen, völlig unbekannten Zustand. Es war eine Klärung mit mir selbst.  Das hatte ich noch nie von RABASH gehört, geschweige denn von Hillel. Wie konnte Rebbe es vor allen anderen verbergen?!

 

[# 243657]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 18

Zum Herzen

Im Laufe der Zeit wurde mir klar, warum RABASH gegen jegliche Aufnahmen war. Ich verstand, warum er es mit leichter Verachtung behandelte. Eines Tages warf er es mir sogar zu: „Welchen Unterschied macht es, ob ich dir etwas gesagt habe oder nicht…“. Weil er eine Veränderung in dir gefordert hat. Nicht auf dem Papier, sondern man soll das Gehörte in sich hinein bringen. So dass es durch das innere Gedächtnisgitter zum Herzen selbst sickert und dort erwidert wird.

Er hat mir sein ganzes Leben lang gezeigt, wie es ist, jeden Tag neu zu sein, jeden Tag von Grund auf neu zu beginnen, ohne jede Vermischung von gestern, in dem Wissen, dass der Schöpfer einen Sinneswandel braucht und nicht einen Bericht über das, was man gelernt hat.

 

 [# 242860]

Fortsetzung folgt…

Immer mir mir – Teil 17

Überredet!

In Tel Aviv kaufte ich ein spezielles Tonbandgerät. Vor Rabash sitzend zeigte ich ihm all seine Möglichkeiten: „Dieser Knopf ist eine Pause, man kann die Aufnahme stoppen; dieser Knopf ist ein Rücklauf, man kann jedes Wort, jeden Satz finden; aber mit diesem Knopf kann man alles löschen, wenn Sie wollen…“

Er hörte aufmerksam zu, versuchte es selbst mehrmals, berührte alle Tasten, drückte, drückte. Inzwischen hatte ich ihm von mir aus hinzugefügt; “wir sind, die neue Generation von Studenten, wir schreiben alles auf, wir machen Notizen. Wenn ich nicht schreibe, höre ich es auch nicht. Wir sind äußerlich, leer, wir müssen gefüllt werden…”.

Er erkannte es. Er erkannte, dass solche neuen Schüler kommen und sie mussten irgendwo anfangen, sie brauchen Aufzeichnungen. Er stimmte zu. Weil er in allem ein Revolutionär war. Aber er stimmte nur unter einer Bedingung zu. Das Tonbandgerät musste neben ihm stehen und er bestimmte, was er aufnimmt und was nicht.

So hatte er all die Jahre das Tonbandgerät verwaltet und es wurden mehr als 2000 Stunden Unterrichts Aufnahmen gesammelt. Ja, es gibt noch viele Zeichnungen dazu.

Tatsache ist, dass ich neben ihm saß und alles aufgenommen und gezeichnet habe. Manchmal hat er meine Zeichnung korrigiert oder komplett umgestaltet.

 

[# 242850]

Fortsetzung folgt…

Das Gesetz des absoluten Gebens

Das Gesetz der Schöpfung ist es, den Nächsten wie sich selbst zu lieben. Das heißt, wir sind verpflichtet, uns um unseren „Nächsten“, um den Freund zu kümmern, mehr als um uns selbst; es ist notwendig, ihm „das letzte Hemd“ zu geben. Es ist nicht so, dass du noch ein zweites Hemd hast und du ihm dieses aus Freundlichkeit für eine Zeitlang ausleihst. Liebe ist, wenn du das, was für dich am notwendigsten ist, ihm gibst, und du selbst deswegen leidest, oder besser gesagt genießt, weil du ihm Freude bereitet hast. Das Gesetz ist in der Schöpfung verborgen. Und in dem Maße, müssen wir dieses Gesetz entsprechend unserer Entwicklung befolgen; wenn wir es uns nicht wünschen, leiden wir unter der Unterschiedlichkeit der Form.

Wir leben in einem System von Gesetzen, die den ganzen physischen Raum durchdringen und die uns nach und nach entsprechend der Stufe unserer Entwicklung offenbart werden. Vor zweihundert Jahren ahnten wir nichts von Röntgenstrahlen. Doch wir entwickeln uns allmählich und erkunden die Welt mit all ihren Gesetzen immer tiefgründiger. Es gibt Gesetze, die uns unbekannt sind, aber dennoch existieren sie. Wir entdecken sie, wenn wir auf ihre Aktionen stoßen. Wenn wir bestimmte uns bekannte Ereignisse beobachten, erforschen wir sie und enthüllen das Gesetz dahinter.

Ein Apfel ist uns auf den Kopf gefallen – so haben wir das Gesetz der Schwerkraft entdeckt. Je entwickelter die Menschheit wird, desto tiefer dringen wir in die Natur ein und erkunden ihre Gesetze. Die Kabbala erklärt uns die Gesetze, die sich uns noch nicht offenbart haben, aber in der Natur existieren. Warum tut sie das? Sie erklärt uns nämlich das Newtonsche-Gesetz nicht mit Hilfe des Apfels, der uns auf den Kopf fällt.

Tatsache ist, dass uns die Kabbalisten einen besonderen Standpunkt unserer Entwicklung zeigen wollen, der freier Wille heißt. Davor hatten wir keine freie Wahl. Wir enthüllten Gesetze und waren verpflichtet, sie auszuführen. Wenn wir sie befolgen, geht es uns gut, und wenn wir sie ignorieren, geht es uns schlecht. Was gibt es hier noch zu widersprechen? Jemand, der nicht damit  einverstanden ist, kann seine Hand ins Feuer legen und prüfen, was passiert.

Deswegen erklären uns die Kabbalisten die Gesetze, die in der Natur existieren und welche wir in der Verbindung zwischen uns befolgen sollten, noch bevor sie enthüllt werden. Erst dann können wir selbst auf unsere Entwicklung einwirken – wenn wir nämlich den Gesetzen „entgegenkommen“. Das wird als „Beschleunigung der Zeit“ bezeichnet. Das heißt, die Kabbalisten sagen es uns, damit wir den freien Willen erlangen. Tun wir es nicht, werden wir so lange warten, bis uns irgendwann Apfel uns auf den Kopf fällt, damit wir zu „gegebenen Zeit“ durch Leid reifer und entwickelter werden.

Kabbalisten offenbaren uns die Gesetze, die weder pflanzliche noch tierische Stufen beinhalten, sondern nur menschliche. Im Wesentlichen geht es um das allgemeine Gesetz der Natur auf der menschlichen Stufe, das Gesetz der absoluten Verbindung und Nächstenliebe. Führe es aus und es wird dir gut gehen. Wenn du es nicht tust, wird es dir schlecht gehen. Und wie gut oder schlecht, hängt von der Stufe deiner Entwicklung ab. Diese Gesetze offenbaren sich nicht für alle gleichzeitig, sondern allmählich. Es gibt diejenigen, die es nicht fühlen, aber schon verstehen, dass es so sein muss.

Aber die Menschheit entwickelt sich und fühlt sich immer schlechter. Uns geht es nicht deswegen schlecht, weil wir die Natur nicht ausnutzen können, sondern weil wir in unserer wechselseitigen Verbindung nicht richtig erkennen können, wo der Schlüssel für eine gute oder schreckliche Zukunft liegt.

Vor dieser Wahl stehen wir heute. Das ist der Punkt unseres freien Willens, wo dem Menschen offenbart wird, dass es zwei Wege gibt, um dasselbe Ziel zu erreichen! Es ist das Gesetz, das alles beinhaltet, das Gesetz des gegenseitigen, absoluten Gebens zwischen allen Teilen der Schöpfung,  das Gesetz „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Aus dem Unterricht, „Gabe der Tora“, 23.10.2015

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