Dr. Laitmans persönlicher Blog beinhaltet Beiträge aus TV-Programmen, Kabbala Unterrichten, Sohar Unterrichten und Artikel zu aktuellen Themen. Für weitere Informationen zum Thema Kabbala besuchen Sie die Kabbala Akademie
Dr. Laitmans Artikel erscheinen u.a. in der Jerusalem Post, Ha’aretz, Huffington Post, Times of Israel, Ynet und in den Jewish Business News.
Die Welt versucht eifrig, wieder auf die Beine zu kommen. Natürlich müssen die Menschen ihren Lebensunterhalt sichern, Essen auf den Tisch stellen und sich wieder an die Arbeit machen, aber ich frage mich, haben wir die Lektionen gelernt, die uns die Coronavirus-Krise zu lehren versuchte? Was, wenn die Pandemie ihr Ziel, uns zur Schaffung einer ausgewogeneren Gesellschaft anzuspornen, noch nicht erreicht hat?
Schrittweise werden in den Vereinigten Staaten und in der ganzen Welt einige Geschäfte und Dienstleister wieder geöffnet. Eine scheinbare Normalität wird allmählich wiederhergestellt, und jedermann scheint damit zufrieden zu sein, dass wir wieder zu unserer gewohnten egoistischen Herangehensweise zur Selbstbereicherung und Ausbeutung des Ökosystems zurückkehren wollen, die uns ursprünglich in diese Gefahr gebracht hat. Oder vielleicht auch nicht? Es wird also interessant sein zu sehen, ob wir aus dieser erzwungenen Pause klüger hervorgehen, uns des Systems, in dem wir leben, bewusster wurden und bereit sind, etwas zu tun, um das verlorene Gleichgewicht in unseren Beziehungen zu anderen und der uns umgebenden Umwelt wiederherzustellen.
Wir glauben, dass wir mit der Natur im Krieg sind, dass wir gegen sie kämpfen und sie unterwerfen müssen. Wir vergessen, dass wir selbst die Schöpfung der Natur sind. All unsere Gedanken, Pläne, Worte und Taten sind in der Natur entstanden, bevor sie sich in uns manifestieren. Das gilt selbst für das Streben, die Natur zu unterwerfen. Aber der Versuch, genau das zu erobern, was den Gedanken der Eroberung in unseren Verstand eingepflanzt hat, gleicht einer Katze, die ihrem eigenen Schwanz hinterherjagt.
So wie wir nicht verstehen, warum die Natur uns die Gedanken eingibt, die sie uns schickt, so verstehen wir auch nicht, warum sie uns das Coronavirus geschickt hat. Doch auch dieses unterlag einem Prozess, der zu seiner Entstehung führte. Wenn wir das Virus überwinden wollen, müssen wir wissen, wo es herkam und warum. Wenn wir den Prozess identifizieren, der das Virus hervorgebracht hat, werden wir sehen, was wir tun müssen, um es einzudämmen, und warum es dort, wo dieser kleine Fehler entstand, noch viel mehr und viel schlimmere Ursachen gibt.
Frage: Was sollte ein Mensch in der neuen Welt wissen, in der wir uns plötzlich befinden?
Antwort: Dass es nur eine gute Handlung – sich einander anzunähern, und nur eine böse Handlung – Ablehnung und Distanzierung voneinander gibt.
Frage: Wenn ich den Zweck meiner Existenz kenne und mir die Ursachen des Coronavirus erklären kann, wird dies helfen?
Antwort: Es ist sehr einfach. Schließlich sind das Coronavirus oder andere Probleme, die sich zwischen uns manifestieren werden, nur das Ergebnis unserer inkorrekten Verbindungen. Deshalb besteht keine Notwendigkeit, klug zu sein und etwas Besonderes zu lernen. Es genügt eine einzige Demonstration unserer schlechten Verbindungen untereinander.
Frage: Nehmen wir an, jemand hörte sich unser Programm an, was dann? Sollte er sagen: „Das war’s, jetzt fange ich an, alle gut zu behandeln“?
Antwort: Das wird ihm nicht helfen, denn er kann sein Wesen nicht ändern. Menschen können ihr Wesen nur ändern, indem sie sich ständig unter positiven Einfluss begeben. Dazu ist es notwendig, regelmäßig unseren Sender zu hören und dadurch Gedanken und Gefühle reinigen zu lassen.
Frage: Wollen Sie damit sagen, dass wir lernen müssen, in der richtigen Verbindung zu sein?
Antwort: Ja, natürlich.
Frage: Könnte es sein, dass wir nicht mehr in die alte Welt, in der wir gelebt haben, zurückkehren werden und dass dieser Virus nicht enden wird?
Antwort: Selbstverständlich
Frage: Es gibt jedoch die Meinung, dass es in einigen Wochen wärmer wird und alles in Ordnung sein wird. Wer weiß das schon? Die Menschheit hat schon viele solcher Katastrophen durchgemacht..
Antwort: Dann wird es einen anderen Virus geben. Die Natur wird uns nicht in Ruhe lassen. Es wird aus heiterem Himmel passieren, so wie beim jetzigen Virus. Wer hätte gedacht, dass es auftreten würde? Es taucht so plötzlich und unerwartet auf. Als wir Ende Februar mit dem Welt-Kabbala-Kongress in Israel begannen, gab es praktisch nichts. Und als wir ihn eine Woche später beendeten, gab es bereits eine Panik in Israel und weltweit.
[262141]
Abgelegt unter: Allgemein, COVID-19, Gesellschaft - Kommentare deaktiviert für Das Coronavirus verändert die Realität, Teil 6
Frage:Ist die Isolation bis heute das einzige Mittel gegen das Coronavirus?
Antwort: Wir standen schon früher in solchen Beziehungen zueinander, auch wenn es nicht so offensichtlich war. Wir hatten einfach nichts, woran wir uns festhalten konnten. Wenn ich ein Gerät hätte, mit dem ich auf jemanden zeigen und mich entscheiden würde, mit diesem und nicht mit jenem zu kommunizieren, dann würde ich das tun. Im Prinzip betrachten wir einander auch ohne das Virus unser ganzes Leben lang: ob man mit diesem oder jenem kommunizieren will oder nicht, und aus welcher Distanz.
Frage: Welche Fragen sollte sich ein Mensch, der derzeit isoliert zu Hause sitzt, stellen? Es gibt mittlerweile schon Hunderttausende oder sogar Millionen.
Antwort:Dieses Virus zeigt, wie schlecht wir uns gegenseitig behandeln. Wir müssen notwendigerweise unsere Beziehungen ändern, und dann wird sofort alles Gute und Freundliche in der Welt wieder hergestellt sein.
Frage: Sind Sie sicher, dass ein Mensch sich solche Fragen stellen und zu dem Schluss kommen kann, dass wir uns gegenseitig schlecht behandeln? Kann ein Virus solche Gedanken verursachen?
Antwort: In der Kabbala, insbesondere im Buch der „Propheten“, wird beschrieben, dass die Menschheit in schreckliche Zustände kommen kann, in denen sich Menschen buchstäblich gegenseitig verschlingen. Deshalb müssen wir auch darüber nachdenken. Heute befinden wir uns immer noch in einem wunderbaren, großzügigen Zustand, in dem wir uns verändern können und so ein Geschehen nicht zulassen.
[262091]
Abgelegt unter: Allgemein, COVID-19, Gesellschaft - Kommentare deaktiviert für Das Coronavirus verändert die Realität, Teil 5
Vor kurzem interviewte The Guardian die UNO-Umwelt Chefin Inger Andersen. Dem Blatt zufolge sagte Andersen, dass die Natur uns mit der Coronavirus-Pandemie eine Botschaft schicke, da die Menschheit zu viel Druck auf die Natur mit verheerenden Folgen ausgeübt habe. Andersen warnte davor, dass unser Versagen, uns um den Planeten zu kümmern, bedeutet, sich nicht um sich selbst zu sorgen.
Es stimmt, dass wir zu viel Druck auf die Natur ausüben. Auch ist es wahr, dass diese Belastungen unsere Umwelt zerstören und uns selbst schaden. Aber meiner Ansicht nach verkörpern die Worte von Frau Andersen unseren größten Fehler: Zu sagen, dass, wenn wir uns nicht um den Planeten kümmern, bedeutet, dass wir uns nicht um uns selbst sorgen, spannt den Karren vor das Pferd. Es liegt an uns selbst, uns vorrangig um unsere Beziehungen zueinander zu kümmern. Nur wenn wir lernen, füreinander zu sorgen, werden wir lernen, für die Natur Sorge zu tragen. Erst wenn wir lernen, was soziale Verantwortung bedeutet, werden wir in der Lage sein, globale Verantwortung zu praktizieren. Solange wir uns gegenseitig ausbeuten, werden wir dies gleichermaßen mit der Natur tun.
Das Coronavirus sendet uns mehr als nur eine Botschaft. Zu Hause bleiben und einander fernbleiben ist nur der Anfang. Dies ist die erste Phase, in der die Natur zu uns spricht wie ein zurecht weisendes Elternteil: „Ihr seid schlecht zueinander gewesen, also geht in eure getrennten Zimmer“. Nun, da wir gezwungen waren, uns in sozialer Distanzierung zu üben, ist es an der Zeit, die nächste Lektion zu lernen: Sich richtig anzunähern.
Die große Säuberung
Um uns von Beschäftigungen zu „säubern“, die uns zu unseren früheren Bindungen zurückführen, wird die Natur über ihren treuen Boten COVID-19 dafür sorgen, dass wir nicht zu unseren früheren Verpflichtungen zurückkehren können. Er wird uns so lange heimsuchen, bis wir die neue Realität akzeptieren, zugeben, dass wir uns geirrt haben, und uns fragen, wie die Natur will, dass wir uns verhalten.
Wenn wir akzeptieren, dass das Problem bei uns liegt, werden wir feststellen, dass es keine Lösung bringt, fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Tatsächlich ruinieren wir den Planeten durch übertriebenen Verbrauch von fossilen Brennstoffen, Holz, Verschmutzung von Trinkwasservorkommen und Meeren, Erschöpfung der natürlichen Ressourcen, Ausrottung von Tieren und Zerstörung der Lebensräume von Wildtieren.
Wir tun all das aber nicht, weil wir uns des Schadens, den wir anrichten, nicht bewusst sind; wir tun es, weil es uns nicht kümmert. Wir müssen nicht der Natur helfen; wir müssen unsere eigene Natur verändern. Wenn wir uns nicht ändern wollen, wird die Natur uns auf ihre eigene Art und Weise dazu zwingen. COVID-19 ist nur der Auftakt – und keine fertige Oper. Wenn wir die Botschaft, die sie uns vermittelt, nicht verstehen, wird diese Oper zu einer sehr betrüblichen Tragödie werden.
Jetzt, da wir getrennt worden sind, sollten wir lernen, wie wir uns richtig verbinden können. Die erste Faustregel lautet: Wenn es mehr ist, als man wirklich braucht, ist es zu viel, und es ist ausbeuterisch für die Natur und für andere Menschen. Die zweite Faustregel ist, dass ich alles, was ich tue, ob es nun Geben oder Nehmen ist, zum Wohle der gesamten Gesellschaft tue.
So wie die Natur ein einziges, umfassendes System ist, müssen wir eine ganzheitliche Weltanschauung entwickeln, die alle Menschen berücksichtigt. Die Gesellschaft weiß, was sie benötigt und belohnt jene, die ihren Beitrag zu ihrer Erhaltung leisten, mit Respekt und Wertschätzung. Nach und nach werden diese Auszeichnungen die bisher geltenden egozentrischen Erfolgsfaktoren wie extravaganter Reichtum, Macht und ein falsches Überlegenheitsgefühl ersetzen.
Indem wir unsere Schritte in Richtung einer Welt positiver Verbindungen sorgfältig planen, werden wir eine Welt aufbauen, die in jeder Hinsicht höher ist als unsere grimmige Realität. Indem wir Bande der Freundschaft und gegenseitiger Verantwortung füreinander pflegen. So werden wir in der Lage sein, von der alten Welt Abschied zu nehmen.
Es ist in der Tat wesentlich befriedigender, die gesamte Gesellschaft und durch sie die gesamte Realität zu spüren, als die Welt auf die wahrgenommene Realität zu beschränken, wenn ich nur an mich denke.
Die Natur, auch Realität genannt, führt uns in eine Welt, in der wir wählen können, ob wir gute Schüler sind und leicht und angenehm lernen, oder ob wir rebellische Kinder sind, die gegen ihren Willen lernen, aber am Ende trotzdem ihrem Lehrer danken. Wie dem auch sei, die Natur wird nicht nachlassen, bis wir es begriffen haben.
Entwicklungsstufen der Menschheit: Hilflosigkeit und Angst
Frage: Welche Phasen in unserer Wahrnehmungsentwicklung müssen wir durchlaufen? Sind es, zuerst Gleichgültigkeit, dann Angst, dann Hilflosigkeit und so weiter?
Die Antwort: Hilflosigkeit funktioniert sehr gut. Wenn man hilflos ist und plötzlich das Gefühl hat, dass es nur einen Ausweg gibt, nämlich sich gegenseitig zu unterstützen, dann ist nichts anderes mehr nötig.
Wir sind von der umgebenden Natur völlig abhängig. Sie kann alles mit uns machen, aber eine Sache müssen wir selbst tun. Wenn wir uns einander annähern, kommen wir mit ihr in guten Kontakt. Und dann wirken wir gegenseitig aufeinander ein, die Natur auf uns und wir auf die Natur. Durch unsere positiven Verbindungen untereinander und mit der Natur, werden wir ganzheitlich verbunden sein.
Kommentar: Ich unterhalte mich mit vielen Menschen und sehe, dass die Phase der Gleichgültigkeit bereits vorbei ist. Als das Coronavirus zum ersten Mal in China auftauchte, war es jedem einfach egal. Jetzt, da viele Länder betroffen sind, befinden wir uns auf der Stufe der Angst.
Meine Antwort: Ich glaube nicht, dass das bereits die Stufe der Angst ist. Die Menschen haben immer noch Nahrung.
Angst ist, wenn die Nahrung ausgeht, die medizinische Versorgung mit so vielen Patienten nicht mehr zurechtkommt und ich einfach nicht mehr weiß, was mit mir, mit meinen Nachbarn, geschweige denn mit meiner Arbeit und allem anderen passieren wird.
Es werden uns die Mittel zur Gehaltszahlung ausgehen. Die Geschäfte werden dieses Geld nicht mehr annehmen, weil es nichts mehr zu verkaufen gibt. Es wird nichts mehr geben wofür man noch Geld verlangen kann.
Erst wenn ein Mensch diese Zustände mit angsterfüllten Augen sehen kann, dann wird er bereit sein zu sagen: „Ja, jetzt bin ich mit einem positiven Austausch mit anderen einverstanden!
[261980]
Aus KabTV „Das Coronavirus verändert die Realität“ vom 12.03.20
Abgelegt unter: Allgemein, COVID-19, Gesellschaft - Kommentare deaktiviert für Das Coronavirus verändert die Realität, Teil 4
Wir haben das Coronavirus nicht besiegt. Wir wissen zu wenig darüber, wie es funktioniert, wie es übertragen wird und welche Schritte wir unternehmen können, um die Beschränkungen zu lockern, ohne einen erneuten Ausbruch zu entfachen. Gleichzeitig müssen wir uns natürlich mit lebensnotwendigen Gütern wie Lebensmitteln und anderen Grundnahrungsmitteln versorgen und deshalb können wir die strikten Beschränkungen nicht mehr länger aufrechterhalten. Es ist ein schwieriges Dilemma: Die Regierungen versuchen, sich für das geringste Übel zu entscheiden, aber keine Option ist gut. Wenn die Beschränkungen gelockert werden, sollten wir, die Bürger, besonders vorsichtig sein, da wir diejenigen sind, die den Preis dafür bezahlen werden.
Das Problem mit dem neuartigen Coronavirus besteht darin, dass seine Auswirkungen weit über die ausgelöste medizinische Krise hinausgehen. Sie reichen sogar weit über den der ahnungslosen Welt auferlegten wirtschaftlichen Zusammenbruch hinaus.
Die Auswirkungen des Coronavirus sind in erster Linie sozialer Natur: Sie lösen das ganze gesellschaftliche Gefüge auf. Die vorgeschriebene soziale Distanzierung schafft eine emotionale Distanz. Einsamkeit und Depression nehmen zu, ebenso wie auch häusliche Spannungen, die zu Gewalt führen. COVID-19 hat unsere Körper krank gemacht, aber auch unsere emotionale Distanz zueinander offenbart.
Soziale Distanzierung ist für unsere postmoderne Gesellschaft nichts Neues. Wir beklagen seit langem die Entfremdung, die durch unser Eintauchen in die sozialen Medien über unsere Handys hervorgerufen wird, wodurch wir die soziale Kommunikation mit unseren Freunden und unserer Familie in der realen physischen Welt vernachlässigen. Doch solange wir physisch in der Nähe sein konnten, konnten wir uns einreden, dass wir nicht wirklich voneinander weit weg sind. Jetzt, da wir physisch getrennt sind, suchen wir nach der Nähe in unseren Herzen, nur um festzustellen, dass dort nichts derartiges vorhanden ist. Das ist der schmerzhafteste Teil des Virus: Die Offenbarung, dass wir ganz allein sind, dass unsere Herzen leer sind und dass die Herzen derer, von denen wir dachten, sie würden uns lieben, genauso leer sind.
Gegenwärtig versuchen Regierungen, Unternehmen und Geschäftsleute mit finanziellem Sauerstoff zu versorgen, bis die Pandemie vorüber ist. Aber sie wird nicht so schnell vorübergehen. Meiner Einschätzung nach werden ca. 12-18 Monate vergehen, bevor sie abklingt. Noch bedeutender ist jedoch, dass sich die Menschen dramatisch verändert haben werden, wenn die Pandemie vorbei ist; sie werden nicht zur alten Lebensweise zurückkehren wollen.
Auf Graffitis in Hongkong ist folgendes zu lesen: „Wir können nicht zur Normalität zurückkehren, weil sie das hauptsächliche Problem darstellt.“ Wie zutreffend. Einige Unternehmen werden zurückkehren, doch eine große Vielzahl von ihnen auch nicht, weil sie von Anfang an überflüssig waren, so dass ihre Wiederbelebung nichts anderes als eine Verschwendung von Steuergeldern ist. Anstatt zu verschwenden, sollten die Regierungen eine „Notfall Wirtschaft“ ausrufen und alles einfrieren, bis sich der ganze Wirbel gelegt hat. Nach einigen Monaten wird es leichter sein zu erkennen, was wir behalten und wovon wir uns verabschieden sollten.
Das erste, was die Regierungen daher tun müssen, ist sicherzustellen, dass alle Menschen Nahrung und Unterkunft haben. Jede Familie sollte pro Kopf das gleiche bekommen, was den Bedarf an Bargeld mindern wird. Die Gewährleistung von Nahrung und Unterkunft für jeden ist viel kostensparender, als die Überweisung von Geld auf die Konten der Menschen und garantiert, dass sie es nicht für überflüssige Ausgaben verschwenden.
In der Zwischenzeit sollten die Geschäfts- und Finanzsektoren auf Eis gelegt werden: Alle Transaktionen, die Aufnahme und Auszahlung von Darlehen – alles und jeder sollte einfach eine Pause einlegen.
Je hartnäckiger wir den Einstieg in eine neue Phase der Menschheit ablehnen, desto schmerzhafter wird sich diese Phase für uns auswirken. Stellt man sich soziale Veränderungen wie eine Bahnfahrt vor, dann ist der Zug auf dem Weg zu einer neuen Station vom Bahnsteig abgefahren, und wird nicht anhalten, bis wir dort angelangt sind.
Das Coronavirus COVID-19 ist ein strenger Lehrer. Es spricht nicht, aber seine Handlungen sprechen Bände. Seine Lektionen sind schmerzhaft, einschüchternd und anmaßend, aber sie zwingen uns zu lernen, was schon längst hätte gelernt werden müssen, wären wir eben nicht so starrköpfig: Rücksicht auf die Natur und auf unsere Mitmenschen zu nehmen.
Lektion # 1
Zuerst zwang uns das Virus, zwei Meter Abstand voneinander zu halten; sodass weder Mobbing noch körperliche Gewalt möglich sind. Dann zwang uns das Virus, Masken zu tragen, um den Mund zu halten und uns nicht mehr gegenseitig verbal zu demütigen. Schließlich sagte es uns, wir sollten ganz zu Hause bleiben, weil wir uns gegenseitig und die Erde ausgebeutet und verwüstet haben.
Als wir uns auf unser Zuhause einschränkten, ließ die Natur Tieren freien Lauf, und sie erschienen auch wieder in unseren Städten und Parks. Die Natur hat die Erde zurückbekommen. Unsere Gefangenschaft reinigte das Wasser, reinigte die Luft; die Natur hat sich verjüngt.
Ohne ein Wort zu sagen, zeigte uns das Virus, wie schädlich wir für unseren eigenen Planeten waren. Es konnte uns nicht länger ertragen, also sperrte es uns in unsere Häuser ein. Kein Umweltschützer konnte jemals so entschieden demonstrieren, wie schädlich wir waren und wie schön die Welt ist, wenn wir uns ihr nicht in den Weg stellen.
Lektion # 2
Jetzt, da uns das Kronenvirus etwas über die Erde beigebracht hat, beginnt Lektion # 2. Erstaunlicherweise hat der französische Präsident Emmanuel Macron eine Vereinbarung initiiert und unterstützt den Aufruf des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres zu einem globalen Waffenstillstand. Noch erstaunlicher ist, dass seine Initiative rasch die Unterstützung von vier der fünf ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrates erhielt: China, die USA, Großbritannien und natürlich Frankreich. Russland, so hofft Macron, soll wahrscheinlich in den kommenden Tagen seine Unterstützung zum Ausdruck bringen.
Es ist, als ob wir Teil einer Hollywood-Geschichte geworden sind und die Dinge von innen heraus betrachten. Werden wir in der Lage sein, zum Kern des Geschehens vorzudringen und das Ergebnis vorwegzunehmen?
Jetzt ist klar: Das aktuelle Coronavirus ist zu einem jener seltenen unvorhersehbaren Ereignisse mit weitreichenden Folgen geworden, die der berühmte Nassim Taleb „Schwarze Schwäne“ nannte. Später, im Nachhinein, wird alles klar und gesetzmäßig sein, aber es geschieht bereits jetzt etwas.
Wir alle haben ein paar Wochen oder Monate Zeit, um darüber nachzudenken, und wir sollten diese Gelegenheit nicht verpassen. Schließlich gibt es in der Natur keine Zufälle, und da sich die richtigen Bedingungen entwickelt haben, müssen wir sie in der Praxis nutzen und nicht auf die „Entwarnung“ warten.