Beide zusammen an einem Steuerrad
Frage: Angenommen, ich strenge mich für eine Annäherung mit meiner Frau an, aber ich finde keine Gegenseitigkeit. Gibt es hier eine Grenze, wo ich sagen kann, dass ich nach der Reaktion des Partners ein wenig bremsen und abwarten soll?
Meine Antwort: Ich soll dem Partner helfen und nicht einfach die Annäherungsversuche einstellen, bis ich entschieden habe, dass ich mich genug bemüht habe und deshalb zur Ruhe kommen kann. Ich erkenne einfach, dass ich durch meine gute Beziehung meine Ehefrau verwöhnen und schwächen werde. Sie kann eine so gute Beziehung meinerseits nicht ertragen und dabei im Punkt des Gleichgewichtes bleiben.
Sogar dann, wenn ich mich von übermäßiger Barmherzigkeit und Liebe abhalte, tue ich das aus Liebe. Ich handele genauso wie man in Bezug auf Kinder handelt, denen gegenüber man nicht zu gut sein darf, um sie nicht zu verwöhnen.
Man muss sich daran orientieren, dass wir alle Tiere sind und an uns arbeiten sollen, um zu Menschen zu werden. Und das ist nur durch die gegenseitige Arbeit innerhalb der Familie und später in der ganzen Gesellschaft möglich.
Frage: Welches Ergebnis gilt hier als wünschenswert?
Meine Antwort: Man kann mit den Ergebnissen dann zufrieden sein, wenn wir beginnen, einander zu fühlen. Ich nähere mich meiner Frau nicht mehr so an, als ob ich mit dem Auto zu einem fernen Ziel fahren würde, sondern wir befinden uns neben einander und drehen zusammen am Steuerrad. Wir sollen fühlen, dass wir gemeinsame Verlangen haben: ihre und meine, und diese zu zweit lenken. Unsere beiden Selbstsüchte sind unten geblieben, und unser gemeinsames Verlangen, einander zu geben, befindet sich oben. Wir arbeiten gemeinsam wie zwei Wissenschaftler, wie zwei Menschen an unserem Tier.
Auszug aus dem 46. Gespräch über das neue Leben, 01.08.2012
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