Das Fundament der Weisheit der Kabbala
Frage: Ich versuche, den Widerspruch zwischen der Phrase „Glaube über dem Verstand“ und Ihrer wiederkehrenden Aussage, dass die Kabbala sich nicht auf Glauben gründet, sondern auf Empfindungen und präzises Wissen, unter einen Hut zu bringen.
Heißt „Glaube über Verstand“, dass ich, anstatt blind etwas zu glauben, das mir erzählt wurde, selbst entscheiden darf, ob ich das Erzählte für wahr oder falsch befinde?
Antwort: Der erste Mensch, der dies fühlte, war Adam (siehe auch Baal HaSulams Artikel „Das Geheimnis der Weisheit“ im Buch Früchte der Weisheit, hebr.). Der jüdische Kalender beginnt an diesem Tag – dem ersten Tag des Monats Tishrey im Jahre 0 (vor 5768 Jahren).
In den auf Adam folgenden Generationen gab es weitere, die den Schöpfer enthüllten, doch die Kabbala, wie wir sie heute kennen, entstand 20 Generationen später im alten Babylon (vor 4000 Jahren). Ein babylonischer Priester namens Abraham „entdeckte“ die kabbalistischen Prinzipien und schrieb sie im „Buch der Schöpfung“ nieder. Er versammelte auch Gleichgesinnte um sich und bildete mit ihnen die erste kabbalistische Gruppe. Seine Anhänger – physische und spirituelle Söhne (damals wurden die Menschen nach dem Anführer des Stammes genannt) entwickelten sich weiter spirituell fort. Solange bis sie durch einen spirituellen Abstieg die Empfindung des Schöpfers verloren und die Empfindung unserer Welt bekamen (als Ergebnis wurde der Zweite Tempel vor 2000 Jahren zerstört).
Danach fielen auch alle Definitionen und Namen, die vorher benutzt wurden, und die Sprache im Allgemeinen (Hebräisch) vom ehemaligen spirituellen Niveau auf das weltliche Niveau. Dieselben Worte wurden an Dingen festgemacht, die man sehen, hören und verstehen konnte. Die Worte erhielten sozusagen eine körperlich weltliche Bedeutung und verloren die Bedeutung, die sie in der Vergangenheit hatten. Seit damals werden kabbalistische Texte mit denselben Buchstaben und Worten geschrieben, doch alles hängt von der Person ab, von der sie gelesen werden – entweder handelt es sich um jemand, der sich auf einer spirituellen Stufe befindet oder eben „nur“ auf einer körperlich weltlichen.
„Glaube über Verstand“ beschreibt folgende Voraussetzung: Das Verlangen (die Eigenschaft) zu geben (Bina, Chafez Chessed, das Licht Chassadim) steht über dem Verlangen zu empfangen – auch Wissen genannte, denn darin empfängt man das Licht der Weisheit – Chochma.
Für Menschen, die die Höhere Welt nicht wahrnehmen, ist das Wort „Glaube“ gleichbedeutend mit an etwas zu „glauben“, das vielleicht existiert – vielleicht aber auch nicht, etwas, was man nicht fühlen kann. Die Kabbala spricht aber nicht von dieser Art zu „glauben“, denn sie bemüht sich ausschließlich darum, den Schöpfer für die Menschheit in dieser Welt zu enthüllen! (siehe Baal HaSulams Artikel: Das Wesen der Wissenschaft der Kabbala)
Wenn Sie also beim Lesen kabbalistischer Texte die Wahrheit verstehen wollen, müssen Sie das Gelesene von einer körperlich weltlichen auf eine spirituelle Stufe „übersetzen“. Dann werden Sie sich nicht wie all die religiösen Menschen verwirren, die kabbalistische Texte (Tora, Talmud usw.) nur auf einem „materiellen“ Niveau interpretieren. Eigentlich ist das die grundlegende Quelle aller Missinterpretationen des Schöpfers.
Im Artikel „Das Geheimnis, die Weisheit zu erreichen“ schreibt Baal HaSulam: „Die Erkenntnis des gesamten Universums in seiner ganzen Tiefe und alle Beziehungen seiner Einzelteile wurden von Adam vollständig verstanden.“ Daher nennen wir ihn den „Ersten Menschen“ – denn er war der erste, der die Stufe „Mensch“ – Adam in Hebräisch – erreicht hat. Adam bedeutet „im Bildnis des Schöpfers“.
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