Nur die Höhere Kraft kann den Krieg gegen unser Ego gewinnen
Gestern hatte ich ein Gespräch mit der Jugendgruppe. Eine junge Frau, ungefähr 20 Jahre alt, stand auf, um eine Frage zu stellen. Man konnte ihr ansehen, dass sie sich in einem Zustand der Verzweiflung befand und es ihr schwer ums Herz war. Sie fragte: „Was mache ich mit alledem? Kann es wirklich sein, dass jeder Mensch, der auf diesem Weg voranschreitet, sich so fühlt?“ Ich erwiderte: „Ja, und noch schlimmer…“
Ein Mensch muss den Zustand völliger Verzweiflung durchleben, um seine Unfähigkeit zu erkennen, durch seinen eigenen Egoismus voranzuschreiten, wie er es bis jetzt sein ganzes Leben lang gemacht hat. Schließlich muss ein Mensch, um die Spiritualität zu erlangen, sein Verlangen zu genießen, indem er die Verlangen und Vergnügen der Vergangenheit gebraucht, zurückweisen. Er muss die Entscheidung treffen, dass ihn das egoistische Verlangen niemals spirituelle Erfüllung erreichen lässt – das Gegenteil zu dem, was er vorher dachte.
Als sein Punkt im Herzen zum ersten Mal erwachte, war es nur eine Fortsetzung seiner vorherigen materiellen Verlangen: Er wollte in gleicher Weise Genuss von der Spiritualität erhalten, wie von der körperlichen Beschaffenheit. Der Mensch dachte: „Wow, jetzt habe ich ein neues Verlangen! Wen kümmert es, wenn ich es mit irdischen Dingen erfülle? Ich werde mich zum Himmel aufschwingen und dort meine Erfüllung finden!“ Er fuhr fort, sich auf dem Weg der Kabbala in gleicher Weise zu verhalten, indem er die gleichen Mittel verwendet. Er erwartete, alles selbst zu erlangen, gebrauchte seine eigene Kraft und seinen Stolz, sein eigenes „Ich“.
Als aber die Zeit verging, erkennt er, dass nichts gelingt. Und deshalb versinkt er in Verzweiflung, genau wie jeder Mensch, dessen Pläne nicht ausgeführt werden. Jeder muss auf dem spirituellen Weg dadurch gehen. Ein Mensch muss seine Ziele, Absichten, Wahrnehmungen und am wichtigsten, die Werte in seinem Leben bestimmen. Es hängt alles von den Bemühungen ab, die ein Mensch in Richtung Erlangung einbringt: Wie schnell will er diese Liste der Einsichten ausschöpfen?
Während er durch all die neuen Wahrnehmungen in der Liste des neuen „Ich“ geht, beginnt er zu verstehen, dass er nicht sein eigener Herr ist und er diesen Krieg durch die eigene Kraft nicht gewinnen wird. Nur der Schöpfer kann dies tun, denn der Mensch ist in der Hand des Schöpfers, in der Hand der Höheren Kraft. Es ist diese Kraft, die alles tut, die ihn dazu bringt, sich zu bewegen, stellt ihm alle diese Hindernisse in seinen Weg und gibt ihm die Kraft, sie zu überwinden. Die Höhere Kraft schaukelt ihn rauf und runter, immer und immer wieder, um ihn zu einem wahren Gebet zu bringen: Ein neues Verlangen in ihm zu erschaffen, ohne das er niemals die spirituelle Welt spüren kann.
Ich verlasse mich auf den Schöpfer und arbeite mit Ihm zusammen. Ich bitte und der Schöpfer tut es. Sobald wir zu gemeinsamen Bewegungen unter uns finden, werden wir gemeinsames Glück erlangen, wo meine Bitte und Sein Verlangen sich zu einem Ganzen verbinden und wir werden Einheit erlangen.
Der Schöpfer schleudert einem Menschen das Seilende zu und der Mensch muss es fangen, um damit zu beginnen, voranzuschreiten.
(Aus der Vorbereitung zum täglichen Kabbala Unterricht)
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