Purim kabbalistisch betrachtet
Purim ist ein großartiges Fest: es steht für die große Furcht vor der Vernichtung und die Riesenfreude über die Erlösung danach.
Traditionell wird dieses Fest groß gefeiert, vor allem, weil es zu diesem Feiertag gehört, uneingeschränkten Alkohol zu konsumieren, damit man „nicht mehr zwischen dem bösen Haman und dem gerechten Mordechai unterscheiden“ kann.
Die Hauptbotschaft der Erzählung, die zu Purim gelesen wird, Magliat Esther (Buch Esther 1.1-10.3) liegt darin, dass Mordechai, der Inbegriff des Guten, dem schlimmsten Übel, symbolisiert durch Haman, hilflos gegenübersteht. Einzig und allein die Einheit zwischen ihnen kann das Böse überwinden.
Die Charaktere in der Erzählung beschreiben die verborgenen Kräfte, die in uns als Individuen und zwischen uns Menschen wirken. Sie sind immer vorhanden und steuern unsere spirituelle Entwicklung. Mordechai steht für die Eigenschaft von Barmherzigkeit. Er stellt die reine Güte dar und will nichts für sich selbst. Uns dagegen zeigen sich heute immer wieder neue „Hamans“, und zwar in uns und in der physischen Welt um uns. Das Gegenmittel gegen dieses Übel bleibt die Vereinigung. Sobald wir Menschen uns vereinen, sind wir gerettet; schaffen wir dies nicht, droht uns irgendwann die Vernichtung.
Der Plan der Schöpfung, die Eigenschaft der Barmherzigkeit als Herrscher der Welt einzusetzen, ist ein wichtiges Element, auf das die Erzählung hinweist. Würde die Welt von der Barmherzigkeit, von Mordechai, regiert, wären alle Menschen glücklich. Bei uns jedoch regiert Haman, die Bosheit. Weil die Eigenschaft „Mordechai“ nichts für sich selbst will, hat sie nicht den Wunsch zu regieren und bleibt uns deshalb verborgen.
Die Höhere Kraft muss „Mordechai“ als Eigenschaft der Barmherzigkeit zwingen, die Herrschaft anzunehmen. Darum setzt sie eine Bedrohung ein, die groß genug ist, um „Mordechai“ zum Handeln zu bewegen. Es ist dies die drohende Vernichtung, die nicht nur Mordechai, sondern auch das gesamte Volk Israel betreffen würde. Diese Bedrohung personifiziert Haman, der das Gegenteil von Barmherzigkeit darstellt – der rücksichtslose Wunsch, zu verbrauchen, zu besitzen und ohne Rücksicht auf andere zu genießen. Kurz gesagt, Haman symbolisiert den reinen Egoismus.
Auch die Kostüme, die an Purim getragen werden, sind symbolisch zu betrachten. Purim ist nicht die jüdische Version von „Halloween“. Die Verkleidungen stehen für die Verborgenheit der Kräfte, die dieses Szenario der großen Furcht vor der Vernichtung, und die Riesenfreude über die Erlösung innerhalb eines jeden Menschen auslösen.
Die Hamantaschen sind ein süßes, dreieckiges Gebäck, das an Purim zubereitet wird. Sie stellen die Korrektur der egoistischen Wünsche dar. Diese findet statt, sobald sich alle Menschen vereint haben. Aus diesem Grund sind diese Taschen süß gefüllt. DIe Süße symbolisiert die Freude der Einheit.
Wenn alle Menschen vereint sind, muss man nicht mehr auf der Hut sein oder einander misstrauen, da dann alle Menschen wie Eins sind. In diesem Zustand wird es überflüssig, zwischen Haman und Mordechai zu unterscheiden – das Betrunkensein symbolisiert diesen berauschenden Zustand der Einheit
Der Feiertag Purim lehrt uns, dass alles Leid als Folge unseres Getrenntseins entsteht. Wenn Menschen sich spirituell vereinen, werden sie zum Licht für die Völker der Welt, indem sie das Licht der Vereinigung verbreiten.
Durch unsere Anstrengungen, die Verbindung zu „einem Ganzen“ zu erreichen, werden wir korrigiert und an diesem Feiertag auch etwas beschwipst. Deshalb: vereinigt euch in Freude!
Geschrieben/bearbeitet von Student*innen des Kabbalisten Michael Laitman.
Diesen Beitrag drucken